Bisphosphonate: Wirkung und Nebenwirkungen des Medikaments
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBei Osteoporose wird verstärkt Knochengewebe abgebaut, zur Behandlung kommen häufig Bisphosphonate zum Einsatz. Denn der Wirkstoff hemmt den Knochenabbau und stabilisiert den Knochen. Wann das Medikament verschrieben wird, welche Nebenwirkungen möglich sind und worauf bei der Einnahme zu achten ist.
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Die Knochen befinden sich permanent im Umbau, damit sie sich (neuen) Belastungen immer entsprechend anpassen können. Um das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau von Knochengewebe zu regulieren, gibt es im Körper bestimmte Zellen, die als Gegenspieler wirken, die sogenannten Osteoblasten und Osteoklasten. Bestimmte Krankheiten stören diese Balance, wie zum Beispiel Osteoporose oder Knochenkrebs – in der Folge wird verstärkt Knochen abgebaut. Um dem entgegenzuwirken, können Bisphosphonate eingesetzt werden.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Bisphosphonate?
Bisphosphonate hemmen die Aktivität der Osteoklasten. Das sind Zellen des Körpers, die Knochensubstanz abbauen und resorbieren und als Gegenspieler zu den knochenaufbauenden Osteoblasten fungieren. Dadurch reduzieren Bisphosphonate den Abbau von Knochensubstanz und sorgen für eine bessere Knochenstabilität, weshalb die Wirkstoffe zur Behandlung von Osteoporose und tumorbedingtem Knochenabbau (Osteolyse) eingesetzt werden.
Anwendungsgebiete von Bisphosphonaten
Es gibt verschiedene Krankheiten, die sich unmittelbar auf die Knochensubstanz auswirken, bei denen das Medikament eingesetzt wird:
- Postmenopausale Osteoporose
- Osteoporose bei Männern
- Osteoporose durch Glukokortikoide
- Tumorinduzierte Hyperkalzämie
- Tumorbedingte Osteolysen
- Multiples Myelom (supportive Therapie)
- Osteodystrophia deformans (Morbus Paget)
- Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus)
- Behandlung von Knochenschmerzen durch Metastasen
Zugelassene Wirkstoffe aus der Gruppe der Bisphosphonate
Wie der Name sagt, sind Bisphosphonate chemische Verbindungen mit zwei Phosphatgruppen. Innerhalb weniger Stunden reichern sich Bisphosphonate nach der Einnahme auf der Oberfläche des Knochens an. Reste, die der Körper nicht benötigt, werden über die Nieren ausgeschieden. Eine Verstoffwechselung der Wirkstoffe findet nicht statt.
Folgende Bisphosphonate sind zugelassen:
- Alendronat
- Clodronat
- Etidronat
- Ibandronat
- Pamidronat
- Risendronat
- Tiludronat
- Zoledronat
Dosierung und Hinweise zur Einnahme
Je nach zugrundeliegender Erkrankung und gewähltem Wirkstoff wird die Dosierung ärztlich festgelegt. Neben der Dosis zählt dazu auch, ob das Medikament täglich oder wöchentlich eingenommen wird oder ob zwischen den Einnahmen immer wieder therapiefreie Zeiten liegen. Bisphosphonate gibt es als Tabletten oder Infusion – letztere kommen bei Menschen infrage, die Schwierigkeiten beim Schlucken haben, bettlägerig sind oder aufgrund ihrer Erkrankung bereits viele Medikamente einnehmen müssen.
Grundsätzlich werden Bisphosophante morgens nüchtern nach dem Aufstehen mit 250 Millilitern (ml) Leitungswasser oder mineralienarmen Mineralwasser getrunken. Zwischen der letzten Mahlzeit und der Einnahme sollten mindestens sechs Stunden liegen. Auch danach ist ein bestimmter Zeitabstand zum Frühstück wichtig. So sollten die Wirkstoffe Alendronsäure und Risedronsäure mindestens 30 Minuten, Ibandronsäure eine Stunde und Etidronsäure zwei Stunden vor dem Frühstück im Ganzen geschluckt werden. In der Zeit bis zum Frühstück soll nichts gegessen und getrunken werden, vor allem kein Kaffee, Tee, Saft oder Milch/Milchprodukte – das darin enthaltene Kalzium könnte die Wirkung der Bisphosphonate abschwächen.
Um Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden, sollten magensäurebindende Medikamente (Antazida) sowie Präparate mit Vitaminen oder Mineralstoffen erst nach zwei Stunden eingenommen werden. Da gastrointestinale Störungen als Nebenwirkung auftreten können, sollten Bisphosphonate in aufrechter Haltung geschluckt werden, erst nach mindestens 30 Minuten darf man sich wieder hinlegen.
Bisphosphonate können Nebenwirkungen haben
In den meisten Fällen werden Bisphosphonate gut vertragen, Nebenwirkungen sind jedoch möglich – wie bei allen Medikamenten. Werden die Bisphosphonate oral eingenommen, können Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auftreten, zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall, da sie die Schleimhäute reizen können. Außerdem kann es im Darm zur Komplexbildung mit Kalzium kommen, in deren Folge dem Körper zu wenig Kalzium (Hypokalzämie) zur Verfügung steht – es kann zu Störungen der Knochenmineralisation kommen, zum Beispiel Osteomalazie (Knochenerweichung). Auch ein akutes Nierenversagen kann als Nebenwirkung von Bisphosphonaten entstehen.
Werden Bisphosphonate langfristig eingenommen, kann es zu atypischen Frakturen kommen – häufig ist der Oberschenkelknochen (Femur) betroffen. Insbesondere bei intravenöser Gabe von hochdosiertem Bisphosphonat kann es zum Absterben von Gewebe (Knochennekrose) im Kiefer kommen: Durch das Medikament wird nach bisherigem Kenntnisstand das Immunsystem geschwächt, sodass Krankheitserreger leichter Entzündungen im Mundraum auslösen können. Außerdem scheinen Bisphosphonate in bestimmte Reparaturmechanismen im Kieferknochen einzugreifen, sodass selbst kleine Verletzungen schlecht abheilen. Deshalb sollten größere Zahnbehandlungen vor dem Beginn einer Therapie mit Bisphosphonaten abgeschlossen sein. Zudem sollte mindestens halbjährlich eine zahnärztliche Kontrolle stattfinden.
Wann dürfen Bisphosphonate nicht eingenommen werden?
Kontraindiziert sind Bisphosphonate in der Schwangerschaft und Stillzeit und wenn bereits eine schwere Hypokalziämie vorliegt. Insbesondere der Wirkstoff Alendronat darf nicht angewendet werden, wenn Erkrankungen der Speiseröhre (zum Beispiel Speiseröhrenentzündung) bestehen und wenn die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) unter 35 ml/min liegt. Sie gibt das pro Zeiteinheit von den Nierenglomeruli filtrierte Volumen an und ist einer der wichtigsten Parameter, um die Nierenfunktion einzuschätzen. Als Normalwert gilt eine GFR von 95-110 ml/min, mit dem Alter sinkt sie jedoch zunehmend.
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