Baclofen: Anwendung, Dosierung & Nebenwirkungen
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBaclofen gehört zu den Wirkstoffen der Muskelrelaxantien. Es wird zur Behandlung von Spastik im Rahmen verschiedener Erkrankungen eingesetzt und ist in unterschiedlichen Medikamenten enthalten. Alles zur Anwendung, Wirkung, Dosierung, Nebenwirkungen und ob es in der Schwangerschaft angewendet werden darf, lesen Sie hier.
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Im Überblick:
- Wirkstoff und Wirkung
- Anwendungsgebiete
- Dosierung
- Nebenwirkungen
- Wechselwirkungen
- Baclofen in der Schwangerschaft
Wirkstoff und Wirkung
Baclofen ist ein Wirkstoff, der in zahlreichen Medikamenten vorhanden ist. Er zählt zur Gruppe der Muskelrelaxantien zur Behandlung einer Spastik, die ihren Ursprung im Gehirn hat.
Im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) gibt es den Botenstoff GABA (Gammaaminobuttersäure), der für die Hemmung der Erregung von Nervenzellen zuständig ist. Baclofen verhält sich wie dieser Botenstoff und hemmt die Nervenzellen, die dafür sorgen, dass sich bei einer Spastik die Muskeln dauerhaft verkrampfen. Dadurch nimmt die Spannung der Muskeln bei einer Spastik ab.
Anwendungsgebiete von Baclofen
Baclofen ist zugelassen für die Anwendung bei Spastik, die ihren Ursprung in folgenden Erkrankungen hat:
- Multiple Sklerose
- Rückenmarkserkrankungen oder -verletzungen
- Spastizität zerebralen Ursprungs, beispielsweise nach Schlaganfall oder kindlicher Zerebralparese
Darüber hinaus gibt es einen Off-Label-Use (Verordnung eines Medikaments für Erkrankungen außerhalb seiner Zulassung) bei Alkoholabhängigkeit. Es soll dafür sorgen, dass das Verlagen nach Alkohol (Craving) nachlässt.
Baclofen darf nicht bei Epilepsie, chronischer Niereninsuffizienz, Morbus Parkinson und einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff angewendet werden.
Darreichungsformen und Dosierung
In Deutschland gibt es Baclofen als Tabletten, Sirup für Kinder, Infusions- oder Injektionslösung. Die anfänglich empfohlene Dosierung für Erwachsene liegt bei 15 mg Baclofen, die auf zwei bis vier Einzeldosen über den Tag verteilt werden. Eine Erhöhung der Tagesdosis auf 20 bis 30 mg sollte nicht vor dem dritten Tag der Einnahme erfolgen. 30 bis 75 mg ist die übliche Einnahmemenge, wobei 75 mg die Tageshöchstdosis sind. In Ausnahmefällen kann unter stationäre Überwachung die Höchstdosis bei 90 bis 120 mg liegen. Ebenso wie der Wirkstoff eingeschlichen wird, muss er beim Absetzen stufenweise ausgeschlichen werden. Das heißt, dass das Medikament nicht auf einmal abgesetzt, sondern nach und nach reduziert werden muss, da ansonsten Entzugserscheinungen auftreten können.
Ideal ist die Dosierung, wenn die Spastik spürbar nachlässt, aber aktive Bewegung gut möglich ist und dabei die Nebenwirkungen in Grenzen gehalten werden. Es kann bis zu drei Wochen dauern, bis klar ist, ob Nutzen und Nebenwirkungen in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Wenn nach acht Wochen der Einnahme von Baclofen noch keine Besserung eingetreten ist, muss mit dem Arzt abgeklärt werden, ob eine weitere Einnahme sinnvoll ist.
Ab einem Körpergewicht von 33 Kilogramm können auch Kindern Baclofen einnehmen. Die Tageshöchstdosis für Kinder unter acht Jahren liegt bei 40 mg, für Kinder über acht Jahre beträgt sie 60 mg.
Die Einnahme der Tabletten sollte zu den Mahlzeiten oder mit Milch erfolgen, da Baclofen so besser verträglich ist.
Nebenwirkungen von Baclofen
Wie stark Nebenwirkungen von Baclofen auftreten, hängt vor allem von der Dosierung ab. Häufig treten auf:
- Übelkeit und Erbrechen
- Schläfrigkeit und Muskelschwäche
- Depressionen
- Tremor (Muskelzittern) und Ataxie
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Sehstörungen
- zu niedriger Blutdruck und Puls
- Mundtrockenheit
- Hyperhidrose
- erhöhte Leberenzymwerte (SGOT, SGPT)
- Blasenentleerungsstörungen
- Halluzinationen
Wenn die Blase nicht mehr entleert werden kann oder eindeutige Halluzinationen auftreten, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Da Baclofen müde macht, sollte unter der Einnahme kein Auto gefahren oder Maschine bedient werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Bei der Anwendung von Baclofen gibt es Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten und Stoffen:
Blutdrucksenker: Die Wirkung kann verstärkt werden und es kann zu einem zu niedrigen Blutdruck kommen.
andere Muskelrelaxantien, Psychopharmaka, Opioide oder sedierende Mittel: Die Wirkung kann gegenseitig verstärkt werden.
Alkohol: Unvorhersehbare Wechselwirkungen, unbedingt vermeiden!
Medikamente, die Einfluss auf die Nierenfunktion haben: Es können Vergiftungserscheinungen auftreten, da zu wenig Wirkstoff ausgeschieden wird.
Baclofen in der Schwangerschaft
Baclofen ist nicht das Mittel der Wahl in einer Schwangerschaft. Es sollte nur in Ausnahmefällen angewendet werden. Sollte Baclofen zu Beginn der Schwangerschaft eingenommen worden sein, ist das kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Zur Sicherheit kann eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung erfolgen. Bei Einnahme von Baclofen im zweiten oder dritten Trimester sollte die Geburt in einem Perinatalzentrum erfolgen und das Kind nach der Geburt überwacht werden, da Anpassungsstörungen oder Krämpfe durch Entzugserscheinungen auftreten können.
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