Krankenhauskeim: Wie kann man sich schützen?
Die Mehrzahl an Infektionen mit einem Krankenhauskeim heilt komplikationslos aus. Dennoch verursachen nosokomiale Keime mehr Todesfälle in Europa als jede andere Infektionskrankheit: Denn viele Bakterien sind inzwischen resistent gegen Antibiotika. Wie gefährlich sind Krankenhauskeime?
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In Kliniken gibt es lebensgefährliche Krankenhauskeime (nosokomiale Keime), gegen die Antibiotika kaum noch helfen. Etwa drei bis fünf von 100 Patient*innen infizieren sich während eines Krankenhausaufenthalts. Manche sterben daran – wobei berücksichtigt werden muss, dass viele Betroffene an schweren Grundkrankheiten leiden, die auch ohne Krankenhausinfektion zum Tod führen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Infektion mit Krankenhauskeimen?
Immer wieder landen stationär aufgenommene Patient*innen mit einer an sich nicht schwerwiegenden Verletzung oder Erkrankung auf der Intensivstation. Denn sie infizieren sich während des Klinikaufenthaltes mit einem Krankenhauskeim. Diese können überall sein – eine hundertprozentige Sterilität gibt es so gut wie nicht. Das heißt jedoch nicht, dass die Infektion in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Tätigkeit des medizinischen Personals oder der Krankenhaushygiene zu tun hat.
Kann man sich nur im Krankenhaus anstecken?
Die Gefahr, sich mit einem Krankenhauskeim zu infizieren, besteht nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Pflegeeinrichtungen, ambulanten Praxen oder Reha-Kliniken. Auch Viren und in seltenen Fällen Pilze und Parasiten zählen können nosokomiale Infektionen auslösen. Etwa zehn Prozent von ihnen werden durch Krankenhauskeime verursacht, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Bei diesen multiresistenten Erregern wie Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) sind viele gängige Antibiotika nicht mehr wirksam. Zu den Ursachen der Multiresistenz zählt der nicht ordnungsgemäße oder übermäßige Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tierhaltung.
Was sind die Ursachen für Krankenhausinfektionen?
Die Haut und der Darm sind von 100 Billionen Mikroorganismen besiedelt. Sie bilden gemeinsam das Mikrobiom. Die meisten dieser Keime sind an sich völlig harmlos, sie unterstützen die Verdauung und bilden eine Art biologischen Schutzschild gegen krankmachende Erreger.
Problematisch wird es, wenn diese Keime in Körperbereiche gelangen, in die sie nicht gehören, zum Beispiel in Wunden, in die Blutbahn, Lunge oder Harnblase. Die Folge ist beispielsweise eine Wundinfektion, Blutvergiftung (Sepsis), Lungenentzündung oder Harnwegsinfektion. Krankenhauskeime sind nicht zwangsläufig aggressiver als andere. Richtige Probleme bereiten diese Keime erst, wenn sie eine Antibiotikaresistenz entwickeln.
Die häufigsten Krankenhauskeime:
Staphylococcus aureus: Mutierte Erreger vom Typ Staphylococcus aureus sind in Deutschland die häufigsten und gefährlichsten Verursacher von Krankenhausinfektionen. Sie sind schwer behandelbar, da sie gegen gängige Antibiotika wie Methicillin resistent sind. Deshalb heißt der Erreger auch Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA).
Clostridium difficile: Dieses Bakterium kommt weltweit vor. Er wird mit dem Stuhl ausgeschieden und ist hoch ansteckend. Über einen Händedruck oder kontaminierte Alltagsgegenstände wie Türklinken oder Lichtschalter wandern Clostridien weiter. Schon geringe Mengen des Erregers reichen für eine Ansteckung bei geschwächten Personen aus.
Escherichia coli (E. coli): Kolibakterien kommen in jedem Darm vor. Sie werden im Krankenhaus über infizierte Personen oder über kontaminierte Lebensmittel weitergegeben.
Enterococcus faecalis (auch Streptococcus faecalis): Diese Bakterien besiedeln die normale Darmflora des Menschen. Pathogene Stämme des Erregers können bei immungeschwächten Personen eine Krankenhausinfektion auslösen.
Enterococcus faecium: Enterokokken können bei immungeschwächten Personen gefährliche Blutvergiftungen, Darminfektionen, Harnwegsinfektionen oder eine Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) auslösen. Da viele Enterokokken gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind, spricht man auch von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE).
Acinetobacter baumannii: Bakterien der Gattung Acinetobacter entwickeln zunehmend Resistenzen gegen gängige Antibiotika. Bei immungeschwächten Patient*innen können sie eine Krankenhausinfektion auslösen. Häufig betroffen sind künstlich beatmete Personen auf der Intensivstation, bei denen die Keime eine Lungenentzündung auslöst.
Pseudomonas aeruginosa: Dieses Bakterium kommt vor allen in feuchten Milieus wie Leitungswasser, Waschbecken, Duschen oder Toiletten vor. Es gehört zu den am häufigsten auftretenden Krankenhauskeimen.
Symptome einer Infektion mit Krankenhauskeim
Da Krankenhauskeime unterschiedliche Erkrankungen verursachen können, sind auch mögliche Symptome einer solchen Infektion vielfältig. Typische Anzeichen von Infektionen mit einem Krankenhauskeim sind:
- Entzündungen von inneren Organen, zum Beispiel Lungenentzündung (Pneumonie)
- postoperative Wundinfektionen
- Harnwegsinfektionen, zum Beispiel Blasenentzündung (Zystitis)
- Durchfallerkrankungen durch Clostridium difficile
- Blutvergiftung (Sepsis)
Wie werden Krankenhauskeime übertragen?
Die Übertragung eines Krankenhauskeims ist über verschiedene Wege möglich. Nicht immer lässt sich der Infektionsweg jedoch eindeutig nachvollziehen. Zudem tragen Behandlungen, die das Immunsystem unterdrücken, immer häufiger dazu bei, dass sich die körpereigenen Abwehrkräfte reduzieren. Dies begünstigt das Eindringen der Krankenhauserreger.
Infektion über die körpereigene Flora: Dieser Übertragungsweg ist am häufigsten. Dabei gelangen körpereigene Erreger, die auf der Haut oder im Darm siedeln, in normalerweise sterile Körperregionen (Blutbahn, Harnwege, tiefere Atemwege). Das geschieht über invasive Untersuchungen und Behandlungen: Zum Beispiel über Gefäßkatheter, Harnwegskatheter, Ernährungssonden oder durch künstliche Beatmung.
Infektionen über Körperkontakt: Ebenfalls sehr häufig ist die Infektion über die Hände. Deshalb ist die konsequente Händedesinfektion die wichtigste Hygienemaßnahme im Kampf gegen Krankenhauskeime. Häufig gelangen die Erreger durch den direkten Kontakt von einem Menschen zum nächsten. Auch das Pflegepersonal oder der*die Arzt*Ärztin kann die Erreger zum Beispiel beim Austauschen von Verbänden oder beim Legen eines Katheters weitergeben.
Übertragung durch kontaminierte Gegenstände: Oft tritt die sogenannte Umgebungs- und Kreuzkontamination, zum Beispiel über Türklinken, Kleidung oder Mobiliar auf. Um eine Ausbreitung von Krankenhauskeimen zu verhindern, ist die konsequente Reinigung mit Desinfektionsmitteln sowie die gewissenhafte Entsorgung kontaminierter Gegenstände wichtig.
Übertragung über Tröpfchen: In diesem Fall gelangen die Krankenhauskeime über die Luft durch Tröpfcheninfektion auf Oberflächen, Gegenstände oder direkt auf Personen. Die wichtigste Hygienemaßnahme ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.
Behandlung von Infektionen mit einem Krankenhauskeim
Zunächst ist es für den*die Arzt*Ärztin wichtig festzustellen, ob sich die betroffene Person im Krankenhaus oder bereits davor mit einem Erreger infiziert hat. Infektionen werden bei entsprechenden Symptomen erst dann als nosokomiale Infektionen eingestuft, wenn sie mindestens 72 Stunden nach der Aufnahme der Betroffenen in eine Einrichtung auftreten (Inkubationszeit).
Nicht alle Krankenhausinfektionen heilen problemlos ab. Denn rund zehn Prozent dieser nosokomialen Infektionen werden durch multiresistente Erreger hervorgerufen. In diesen Fällen greift die zuerst angesetzte Antibiotika-Therapie nicht. Erst mit Vorliegen des mikrobiologischen Befundes kann mit entsprechender Zeitverzögerung ein wirksameres Antibiotikum eingesetzt (Breitband- oder Reserveantibiotikum). Währenddessen kann sich die Infektion ungehindert im Körper der Betroffenen ausbreiten. Wichtige Zeit geht dabei verloren. Die möglichen Folgen sind Amputationen einzelner Gliedmaßen bis hin zum Tod durch eine Sepsis.
Krankenhauskeime – wer ist besonders gefährdet?
Ein besonders hohes Risiko haben Menschen auf der Intensivstation, denn dort führt das Fachpersonal in der Regel viele invasive diagnostische und therapeutische Maßnahmen durch. Auch Patient*innen, die eine Tumorbehandlung bekommen, sind gefährdet, da bei ihnen das körpereigene Immunsystem durch Immunsuppressiva unterdrückt wird. Zu den weiteren Risikogruppen zählen chronisch Kranke, Kinder und alte Menschen. Je länger der Aufenthalt im Krankenhaus dauert, umso höher ist das Risiko einer nosokomiale Infektion.
Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?
Der beste Schutz vor Infektionen ist, die Krankenhauskeime nicht weiterzuverbreiten. Dazu helfen einfache Hygienemaßnahmen im Krankenhaus und Alltag:
Immer auf eine sorgfältige Hygiene achten, vor allem der Hände. Dazu zählt auch das Desinfizieren der Hände vor und nach dem Besuch im Krankenhaus.
Wer Kontakt zu Personen mit MRSA hatte, sollte behandelnde Pflegekräfte und Ärzt*innen nach zusätzlichen Schutzmaßnahmen fragen.
Wunden und Hautverletzungen mit einem sauberen Verband oder Pflaster abdecken. Engen Körperkontakt mit verletzten Personen vermeiden.
Vor und nach einem Verbandswechsel gründlich die Hände mit Seife waschen.
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