Medikament gegen bakterielle Infektionen

Antibiotika: Einnahme, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

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Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Wann Antibiotika wirken und was man bei der Einnahme zusammen mit Alkohol oder Milch beachten sollte.

Frau nimmt Antibiotika ein
© Getty Images/Isabel Pavia

Antibiotika (Einzahl: Antibiotikum) sind Medikamente, die ausschließlich bei Erkrankungen wirken, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Viren, Pilze und andere Erreger können sie nichts ausrichten. Ist in der Medizin von einer Antibiose die Rede, meint man eine Behandlung mit einem Antibiotikum.

Artikelinhalte im Überblick:

19 natürliche Antibiotika gegen Bakterien

Wie wirken Antibiotika?

Anti-bios bedeutet wörtlich "gegen das Leben". Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren keine Lebewesen. Deshalb sind Antibiotika gegen Bakterien wirksam und können Viren nicht bekämpfen. Ein Antibiotikum wirkt in der Regel sehr schnell. Es tötet dabei entweder die Bakterien ab (bakterizide Wirkung) oder hemmt ihre Vermehrung so stark, dass der Körper die Bakterien mit dem Immunsystem selbst abwehren kann (bakteriostatische Wirkung).

Alexander Flemming entdeckte das erste Antibiotikum: Nachdem er jahrelang vergeblich nach einem körpereigenen Arzneimittel gegen Bakterien geforscht hatte, entdeckte er das Antibiotikum Penicillin zufällig. Er vergaß Petrischalen mit Versuchsbakterien im Waschbecken und bemerkte einige Wochen später, dass sich in einer Schale ein kreisrundes Feld gebildet hatte, in welchem die Bakterien abgetötet waren. Als Ursache identifizierte er Schimmelpilze, die sich angesiedelt hatten.

Bis heute haben Forschende etwa 7.000 unterschiedliche, antibiotisch wirksame Substanzen gefunden – doch nur etwa 80 Antibiotika kommen tatsächlich bei Erkrankungen therapeutisch zum Einsatz. Antibiotika gehören weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten.

Wechselwirkungen: Antibiotika und Alkohol oder Milch

Antibiotika können je nach Wirkstoff zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln führen. Manche Antibiotika hemmen den Abbau von Koffein in der Leber. Man sollte deshalb während der Einnahme auf Kaffee verzichten, da es ansonsten zu Herzklopfen und Schwindel kommen kann.

Antibiotika einnehmen und Alkohol trinken?

Die Kombination von Antibiotika und Alkohol ist nicht empfehlenswert, da beides über die Leber abgebaut wird und das Organ deshalb belastet. Darüber hinaus führt Alkohol bei manchen antibiotischen Wirkstoffen zu einer toxischen Reaktion. Diese sind alle Mittel aus der Gruppe der Cephalosporine, die häufig gegen Streptokokken und Staphylokokken eingesetzt werden, sowie Antibiotika aus der Gruppe der Nitroimidazole (Metronidazol), die unter anderem gegen eine Infektion mit Trichomonaden gegeben werden.

Antibiotika und Milch

Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline und Chinolone vertragen sich nicht mit Milch und Milchprodukten. Sie werden durch das in Milch, Joghurt oder Käse enthaltene Kalzium unwirksam und sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden. Auch zwei Stunden vor oder nach der Anwendung des antibiotischen Präparates sollten keine Milch und Milchprodukte konsumiert werden.

Antibiotika und die Pille

Antibiotika können die Wirksamkeit der Antibabypille und anderer hormoneller Verhütungsmittel herabsetzen. Durch die Abtötung der Darmbakterien wird die Aufnahme des Östrogens in den Körperkreislauf behindert und die Wirkung der Pille deshalb herabgesetzt. Dies gilt in erster Linie für

  • Penicilline,
  • Cephalosporine,
  • Doxycylin,
  • Tetrazyklin,
  • Neomycin,
  • Chloramphenicol,
  • Fusidinsäure,
  • Sulfonamide,
  • Nitrofurantoin oder
  • Metronidazol.

Wer einen dieser Wirkstoffe einnimmt, sollte zusätzlich mit Kondom verhüten.

Antibiotika: Wie lange ansteckend?

© FUNKE Digital Video

Sport trotz Antibiotika?

Verschreibt der*die Arzt*Ärztin ein Antibiotikum auf Rezept, stellen Patient*innen häufig die Frage, ob sie während der Therapie weiterhin Sport treiben können. Davon ist jedoch abzuraten: Bei einer Infektionskrankheit ist der Körper geschwächt und durch die Antibiotikatherapie wird auch die Darmflora angegriffen, die das Immunsystem unterstützt. Fachleute empfehlen deshalb, besser eine Trainingspause einzulegen und erst wieder Sport zu treiben, wenn man vollständig gesund und die Behandlung abgeschlossen ist.

Antibiotika: Was darf man nicht essen und trinken?

Neben Alkohol sowie Milch- und Milchprodukten raten Ärzt*innen während einer Antibiotikatherapie vom Verzehr von Zitrusfrüchten wie Grapefruit und Kalzium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln ab. Beide können sich negativ auf die Aufnahme und Verstoffwechslung des Arzneimittels auswirken. Weitere Informationen erhalten Betroffene in der Apotheke.

Einen positiven Effekt haben dagegen Probiotika: Sie bauen die Darmflora wieder auf, die während einer antibiotischen Therapie ebenfalls angegriffen wird. Durch ballaststoffreiche Lebensmittel werden die Darmbakterien zusätzlich unterstützt, da ihnen diese als Nahrung dienen (Präbiotika).

Antibiotika und Sonne

Die meisten Antibiotika vertragen sich schlecht mit Sonne. Es kann zu einer phototoxischen Reaktion kommen, die sich wie ein Sonnenbrand äußern kann. Ohnehin sollte man aber den Körper keiner starken Sonneneinstrahlung aussetzen, während er mit einer Infektion zu kämpfen hat.

Risiken und Nebenwirkungen von Antibiotika

Die Nebenwirkungen der einzelnen Antibiotika sind vom Wirkstoff abhängig. Nebenwirkungen können sein:

  • Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall (häufig)
  • Hautausschläge
  • allergische Reaktionen
  • Darminfektion mit Clostridien (sehr selten)
  • Pilzinfektionen mit Hefepilz Candida albicans in Darm oder Scheide

Vor allem Breitband-Antibiotika können sich negativ auf die Darmflora auswirken. Vorbeugend kann man bereits während der Antibiose Probiotika einnehmen und sollte anschließend für eine Darmsanierung, also den Wiederaufbau der Darmflora sorgen. Für Frauen kann auch ein Aufbau der Scheidenflora mit Milchsäurebakterien hilfreich sein.

Lesen Sie auch den Artikel zur Darmsanierung nach Antibiotika.

Sonderfall Penicillinallergie

Allergische Reaktionen, die meistens in Form eines Hautausschlages auftreten, sind grundsätzlich bei allen Antibiotika möglich, kommen aber ausgerechnet beim Wirkstoff Penicillin besonders häufig vor. Eine Penicillin-Allergie tritt fast immer als Typ-1-Allergie auf, das heißt, die Symptome entwickeln sich innerhalb der ersten Stunde nach der Einnahme. Dabei kann es zu verschiedenen Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen.

Indikationen: Welche Antibiotika für was?

Schmalspektrum-Antibiotika wirken nur gegen bestimmte Bakterienstämme, während Breitband-Antibiotika ein breites Spektrum von verschiedenen Erregern abdecken. Das bekannteste Antibiotikum Penicillin zählt zu beiden Arten: Bei einer Lungenentzündung kann zum Beispiel ein Schmalspektrum-Penicillin eingesetzt werden, bei einer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) dagegen ein Breitspektrum-Penicillin.

Bei folgenden Erkrankungen ist eine Antibiotikatherapie sinnvoll:

Überblick über häufige Wirkstoffe und ihre Einsatzgebiete:

  • Penicilline: Gut verträglich sofern keine Allergie vorliegt. Auch bei Kleinkindern und Schwangeren einsetzbar. Schmalspektrumpenicilline wie Penicillin V wirken vor allem auf Streptokokken, Meningokokken und Pneumokokken bei eitriger Angina, eitriger Hirnhautentzündung oder Lungenentzündung. Breitspektrumpenizilline wie Ampicillin werden häufig bei Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, eitriger Bronchitis und Harnwegsinfekten verordnet.

  • Cephalosporine: Breitband-Antibiotika gegen grampositive und gramnegative Erreger sind ebenfalls meist gut verträglich. Sie kommen vor allem bei einer Penicillinallergie zum Einsatz.

  • Makrolide: Schmales Wirkspektrum, neuere Makrolide wie Azithromycin und Roxithromycin sind teilweise etwas breiter wirksam. Erythromycin ist ein Ersatzpräparat bei Penicillinallergie. Clarithromycin wirkt gegen Helicobacter pylori, wird bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren eingesetzt.

  • Chinolone: Wirken gegen viele verschiedene Bakterien und werden vor allem bei Atem- und Harnwegsinfekten verordnet.

  • Tetrazycline: Früher häufig eingesetzt bei Akne und Borreliose, inzwischen seltener verwendet.

  • Sulfonamide: Der Wirkstoff Cotrimoxazol aus der Gruppe der Sulfonamide ist das Mittel der Wahl bei Salmonellen-Infektion.

  • Aminoglykoside: Wirksam gegen Enterobacter, Staphylococcus aureus, Klebsiella, Serratia, E. coli und Proteus. Werden vor allem bei schweren Infektionskrankheiten im Krankenhaus eingesetzt.

Antibiotika bei Superinfektion

Angezeigt ist eine Antibiotikatherapie außerdem, wenn sich auf einen anfänglich rein viralen Infekt eine Infektion mit Bakterien entwickelt. Diese sogenannte Superinfektion (auch Sekundärinfektion) entsteht zum Beispiel, wenn das Immunsystem durch eine Erkältung sehr geschwächt ist. Symptome, die auf eine Superinfektion hindeuten, sind hohes Fieber, Atemnot und starke Hals- oder Ohrenschmerzen. Das Fachpersonal testet, ob eine bakterielle Infektionskrankheit vorliegt, und entscheidet, ob ein Antibiotikum benötigt wird.

Natürliche Antibiotika

Obwohl Antibiotika heute synthetisch im Labor hergestellt werden, haben sie ihren Ursprung in Pilzkulturen oder anderen natürlichen Quellen. Zu den Pflanzen, die antibiotisch wirksame Substanzen enthalten, zählen unter anderem: Ingwer, Meerrettich, verschiedene Kräuter,Cranberries, Kurkuma, Grüntee. Auch Honig und Grapefruitkernextrakt gelten als natürliche Antibiotika, da ihm antimikrobielle und antibiotische Wirkungen zugesprochen werden.

Verordnung von Antibiotika: so gezielt wie möglich

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt, vor Beginn einer Antibiotika-Therapie immer ein Antibiogramm durchzuführen. Dazu wird eine bakterielle Kultur angelegt, um herauszufinden, welcher Erreger vorliegt. Anschließend wird gegen diese Bakterien ein gezielt wirksames Antibiotikum verordnet, um der Bildung von Resistenzen entgegenzuwirken.

In der Praxis ist es jedoch oft nicht möglich, auf das Ergebnis der Kultur zu warten, da es ein paar Tage dauert und sich in dieser Zeit die Bakterien bereits stark vermehren können. Deshalb greifen Ärzt*innen zum Mittel der kalkulierten Therapie. Hierbei wird versucht, das angenommene Erregerspektrum so weit wie möglich mit einem Breitband-Antibiotikum abzudecken, ohne vorheriges Antibiogramm oder die Auswertung abzuwarten. Sobald das Ergebnis des Antibiogramms vorliegt, kann man kontrollieren, ob das richtige Antibiotikum gewählt wurde und das Mittel gegebenenfalls anpassen.

Einnahme der Medikamente: Ärztliche Empfehlung beachten

Meist wird das Antibiotikum als Tablette eingenommen oder eventuell per Spritze verabreicht. Für Kinder stehen außerdem Antibiotika-Säfte zur Verfügung. Bei schweren Infektionskrankheiten wird das Arzneimittel häufig zunächst als Infusion im Krankenhaus gegeben und die Behandlung anschließend auf Tabletten umgestellt.

Infografik wichtige Fakten zu Antibiotika
© Sascha Weingartz

Wie nimmt man Antibiotika ein?

Antibiotika sollte man stets nach Packungsbeilage und entsprechend der ärztlichen Verordnung anwenden. Einige Antibiotika nimmt man beispielsweise besser zum Essen oder nach einer Mahlzeit ein, da sie so verträglicher für den Magen sind. Andere sollten hingegen auf nüchternen Magen eingenommen werden. Am besten wird ein Antibiotikum mit einem Glas Wasser eingenommen.

Wie lange sollte man ein Antibiotikum einnehmen?

Verschriebene Antibiotika sollten so lange eingenommen werden, bis die krankmachenden Bakterien bekämpft sind und das Immunsystem die restlichen Keime bekämpfen kann. Dennoch so kurz wie nötig einnehmen, da man sonst die Bildung einer Antibiotikaresistenz sogar fördern kann. Das bedeutet für Patient*innen jedoch nicht, dass sie die Antibiotika in Eigenregie absetzen dürfen, sobald die Symptome abklingen, sondern nur nach ärztlicher Rücksprache.

Lange galt die Empfehlung, das Antibiotikum auch nach Abklingen der Symptome weiter einzunehmen, bis alle Bakterien beseitigt sind. Mittlerweile weiß man, dass es bei vielen harmloseren Infektionskrankheiten, wie beispielsweise unkomplizierten Harnwegsinfekten, besser ist, das Antibiotikum nur in Kurztherapie einzunehmen – unter Umständen sogar nur als Einmaldosis. So können sich weniger resistente Keime bilden, gleichzeitig wird die Darmflora geschont.

Antibiotika in der Schwangerschaft: Was sollte man beachten?

Viele Antibiotika sind in der Schwangerschaft kontraindiziert, das heißt, man darf sie nicht einnehmen, weil sie eventuell das ungeborene Kind schädigen könnten. Wer während der Anwendung von Antibiotika schwanger wird, sollte Rücksprache mit dem*der Gynäkologen*Gynäkologin halten. Dennoch besteht normalerweise kein Risiko für die Gesundheit des Babys.

Antibiotikaresistenzen: Wenn Antibiotika nicht mehr wirken

Antibiotika sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Seit Jahrzehnten werden sie jedoch unnötigerweise gegen Viren und in unkontrollierten Mengen bei Mensch und Tier eingesetzt. Die Konsequenz ist, dass immer mehr Bakterien eine Antibiotikaresistenz entwickelt haben: Die Erreger haben sich so weiterentwickelt, dass ihnen das Antibiotikum nichts mehr anhaben kann. Ein besonders großes Problem ist die Entstehung von multiresistenten Keimen wie MRSA, die häufig in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorkommen und vor allem für Personen mit geschwächtem Immunsystem lebensbedrohlich sein können.

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