Verstopfung: Was hilft gegen Obstipation?
Verstopfung ist ein häufiges Problem, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel oder Stress sind häufige Ursachen. Gegen sie helfen einfache Maßnahmen.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zur Verstopfung
Welche Hausmittel helfen schnell gegen Verstopfung? Hausmittel wie Pflaumen, Flohsamenschalen, warmes Wasser mit Zitrone, Leinöl oder Bauchmassagen können die Verdauung anregen.
Kann Stress Verstopfung auslösen? Ja, Stress kann durch die Beeinflussung des Nervensystems die Darmbewegung verlangsamen und so Verstopfung verursachen.
Wie oft sollte man normalerweise Stuhlgang haben? Ein normaler Stuhlgang variiert von dreimal täglich bis zu dreimal pro Woche.
Artikelinhalte im Überblick:
Was gilt als Verstopfung?
Von einer Verstopfung (medizinisch: Obstipation) sprechen Fachleute, wenn der Stuhlgang
- weniger als dreimal pro Woche erfolgt,
- der Stuhl hart und klumpig ist oder
- starkes Pressen notwendig ist.
Dieses Verdauungsproblem kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Etwa jede siebte Person in Deutschland ist betroffen – Frauen doppelt so häufig wie Männer. Zudem tritt eine Verstopfung bei älteren Menschen tendenziell häufiger auf.
Je nach Dauer wird die Verstopfung in zwei Formen unterteilt:
akute Obstipation: Sie tritt plötzlich auf und ist oft situationsbedingt, etwa während der Schwangerschaft, auf Reisen oder bei starkem Stress.
chronische Obstipation: Diese Form besteht länger als drei Monate und hat meist mehrere Ursachen. Dazu zählen eine langfristig ungesunde Ernährung, zu wenig Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel oder die Einnahme bestimmter Medikamente.
Gut zu wissen: Eine spezifische Form der Verstopfung ist die Entleerungsstörung (auch Stuhlentleerungsstörung, obstruktives Defäkationssyndrom). Sie bezieht sich auf Probleme bei der Entleerung des Darms, oft aufgrund mechanischer oder funktioneller Störungen im Bereich des Beckens oder Enddarms. |
Behandlung: Das hilft gegen Verstopfung
Eine Verstopfung kann viele Ursachen haben. Oft sind jedoch eine ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Flüssigkeit oder Bewegungsmangel der Auslöser. Mit einfachen Maßnahmen lässt sich die Verdauung häufig anregen:
mehr Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Darmtätigkeit. Im Alltag helfen beispielsweise zu Fuß einkaufen, mit dem Fahrrad fahren oder eine Haltestelle früher aussteigen. Auch Ausdauersport wie Wandern, Nordic Walking oder Schwimmen regen den Darm an.
ballaststoffreiche Ernährung: Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte liefern wertvolle Ballaststoffe. Ergänzend können Weizenkleie, Leinsamen oder Flohsamenschalen verwendet werden. Reduzieren sollten Betroffene Fleisch, Wurst und Produkte aus Weißmehl.
ausreichend trinken: Ballaststoffe benötigen Flüssigkeit zum Quellen. Daher zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser trinken. Fachleute empfehlen 1,5-2 Liter kalorienarme Getränke pro Tag.
Darmflora unterstützen: Probiotika, Präbiotika und Synbiotika können die Zusammensetzung des Mikrobioms positiv beeinflussen – vor allem bei chronischer Verstopfung.
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Medikamente wie Abführmittel gegen Verstopfung
Bei hartnäckiger Verstopfung können Abführmittel (Laxanzien) eine Option zur Behandlung sein. Sie erhöhen die Flüssigkeitsaufnahme in den Darm, machen den Stuhl weicher und vergrößern das Stuhlvolumen – was die Darmtätigkeit anregt.
Zu den Wirkstoffen gehören Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl. Auch wenn viele Laxanzien rezeptfrei erhältlich sind, sollten sie – insbesondere in der Schwangerschaft – nur nach Rücksprache mit einer*einem Ärztin*Arzt eingenommen werden.
Bei chronischer Obstipation können Medikamente wie Prokinetika eingesetzt werden, welche die Darmtätigkeit fördern. Ein Wirkstoff ist Prucaloprid, der verschreibungspflichtig ist. Vorübergehend lassen sich Einläufe (Klysmen) oder Zäpfchen zur Darmentleerung nutzen. Sie enthalten Bisacodyl oder setzen CO2 im Darm frei.
Biofeedback und Operation als Therapieoptionen
Eine Verstopfung aufgrund einer Entleerungsstörung erfordert gezielte Therapien. Bei einer Beckenboden-Dyssynergie – eine unkoordinierte Muskelaktivität im Beckenboden – kann Biofeedback angeordnet werden. Mithilfe eines Messgeräts mit Analsonde lernen Betroffene, die Beckenbodenmuskulatur bewusst anzuspannen und zu entspannen.
Bei körperlichen Ursachen wie einem Darmverschluss oder einem Rektumprolaps ist oft ein chirurgischer Eingriff notwendig.
Verstopfung: Symptome von Darmträgheit
Typische Anzeichen einer Obstipation zeigen sich vor allem beim Stuhlgang:
- klumpiger, harter Stuhl
- starkes Pressen während des Stuhlgangs
- Gefühl einer unvollständigen Entleerung nach dem Toilettengang
- Gefühl einer Blockade im Darm oder Analbereich
- Notwendigkeit, bei der Entleerung mit dem Finger nachzuhelfen
- seltene Stuhlfrequenz: weniger als drei Stuhlgänge pro Woche
Häufig treten zusätzlich folgende Beschwerden auf:
- Bauchschmerzen oder -krämpfe
- Blähungen
- Völlegefühl
- Blähbauch
- Appetitlosigkeit
- Abgeschlagenheit
Die Anzahl der Stuhlgänge allein ist jedoch nicht ausschlaggebend. Auch Menschen mit regelmäßigem Stuhlgang können unter Verstopfung leiden, wenn der Stuhl sehr hart und die Entleerung mühsam ist.
Treten zudem Warnsignale wie Blut im Stuhl, starke Schmerzen oder ungeklärter Gewichtsverlust auf, sollte umgehend eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Oft harmlos: Ursachen einer Obstipation sind vielfältig
Die Ursachen für eine Verstopfung sind vielfältig. Meist handelt es sich um harmlose Gründe, die sich leicht beheben lassen. Allerdings können auch ernsthafte Krankheiten dahinterstecken. Zu den Ursachen zählen:
Ernährungsumstellung: Akute Verstopfung tritt häufig bei Änderungen der Ernährungsgewohnheiten auf, wenn zum Beispiel mehr Gemüse oder Vollkornprodukte verzehrt werden. Der Körper muss sich erst an die größere Menge Ballaststoffe gewöhnen.
geringe Flüssigkeitsaufnahme: Flüssigkeitsmangel lässt den Stuhl eindicken und erschwert den Transport durch den Darm.
ballaststoffarme Ernährung: Fehlende Ballaststoffe in der Nahrung zählen zu den häufigsten Auslösern.
Bewegungsmangel: Langes Sitzen im Alltag oder Bettlägerigkeit reduzieren die Darmaktivität.
Stress: Körperlicher und seelischer Stress können die Verdauung verlangsamen. Auch das bewusste Unterdrücken des Stuhlgangs erhöht das Risiko für Verstopfungen.
hormonelle Einflüsse: Hormone wie Progesteron beeinflussen die Darmtätigkeit. Besonders Schwangere oder Frauen in der zweiten Hälfte ihres Menstruationszyklus sind betroffen.
Reiseobstipation: Faktoren wie ungewohntes Essen, langes Sitzen, Flüssigkeitsmangel und Zeitverschiebungen begünstigen Verstopfungen während Reisen.
Medikamente: Einige Arzneimittel wie Antidepressiva, Schmerzmittel oder entwässernde Mittel (Diuretika) können Verstopfungen fördern.
neurologische Erkrankungen: Dazu gehören zum Beispiel Parkinson (Morbus Parkinson) oder Multiple Sklerose.
Hormonstörungen: Erkrankungen wie ein Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus können die Verdauung beeinträchtigen
funktionelle Darmerkrankungen: Dazu zählen etwa das Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
Tumore: Darmkrebs oder andere Tumoren können ebenfalls eine Verstopfung verursachen.
Weitere Ursachen für Verstopfung
In einigen Fällen arbeitet der Dickdarm ohne erkennbare Ursache langsamer. Dieses Phänomen wird im Fachjargon als "Slow Transit Constipation" bezeichnet.
Eine mechanische Blockade im Enddarm (Mastdarm, Rektum) kann ebenfalls die Ursache sein, etwa durch Verwachsungen oder einen Vorfall des Mastdarms (Rektumprolaps).
Auch ohne mechanisches Hindernis kann die Darmentleerung erschwert sein. Das tritt häufig auf, wenn die Beckenbodenmuskeln (Beckenboden-Dyssynergie) oder der Schließmuskel (Anismus) beim Stuhlgang verkrampfen oder nicht richtig zusammenarbeiten.
Diagnose bei Verdacht auf Verstopfung
In einem Anamnesegespräch stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu Beschwerden, Stuhlganghäufigkeit, Konsistenz des Stuhls und Anstrengung beim Toilettengang. Ein Stuhltagebuch kann hilfreich sein, um Lebensgewohnheiten und mögliche Ursachen zu analysieren.
Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der beispielsweise Darmgeräusche abgehört und der Enddarm abgetastet werden. So lassen sich Veränderungen erkennen, welche die Darmentleerung erschweren könnten. Häufig kommen zusätzlich bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall des Bauchraums und eine Blutuntersuchung zum Einsatz.
Mögliche weiterführende Untersuchungen in einer proktologischen oder gastroenterologischen Praxis sind:
Stuhluntersuchung
Darmspiegelung (Koloskopie)
Röntgenuntersuchung zur Messung der Darmpassagezeit (Kolontransitzeit)
Druckmessung am Schließmuskel (Anorektale Manometrie)
MRT-Untersuchung der Stuhlentleerung (Defäkografie)
Auch eine gynäkologische Untersuchung bei Frauen kann infrage kommen, um die genaue Ursache der Beschwerden zu finden.
Verlauf und mögliche Folgen von Verstopfung
Eine akute Verstopfung ist meist harmlos und kann durch eine angepasste Ernährung und mehr Bewegung gut behandelt werden. Chronische Verstopfungen sind selten mit schweren Komplikationen verbunden, können jedoch hartnäckig sein. Manche Betroffene benötigen dauerhaft Medikamente wie Laxanzien oder Prokinetika. Mitunter schränkt eine chronische Obstipation die Lebensqualität von Patient*innen stark ein.
In einigen Fällen führt chronische Verstopfung zu weiteren Problemen:
Divertikulose: Durch den permanent harten Stuhl und erhöhten Druck im Darm entstehen kleine Ausstülpungen (Divertikel) in der Darmwand, die sich entzünden können (Divertikulitis).
Analfissur: Starkes Pressen und harter Stuhl können die Analschleimhaut einreißen lassen.
Hämorrhoiden: Vermehrter Druck kann die Entstehung von Hämorrhoiden fördern.
Rektumprolaps: In schweren Fällen kommt es zu einem Vorfall des Mastdarms.
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