Darmreinigung: Darm mit Hausmitteln entgiften?
Eine Darmreinigung soll den Darm von Verdauungsrückständen und Giftstoffen befreien. Um den Darm zu reinigen, werden Methoden wie Abführmittel, Einläufe oder auch Hausmittel wie Rizinusöl genutzt. Aber ist das sinnvoll? Bringt eine Darmreinigungskur tatsächlich gesundheitliche Vorteile und kann sie zu einem Gewichtsverlust führen?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Darmreinigung
Darmreinigung: Welche Hausmittel eignen sich? Dazu zählen Flohsamenschalen, Leinsamen, Heilerde, Apfelessig oder Sauerkrautsaft. Sie fördern die Verdauung und können helfen, den Darm auf natürliche Weise zu entleeren.
Hilft eine Darmreinigung bei Verdauungsproblemen? Kurzfristig kann eine Darmreinigung bei Verstopfung helfen. Wiederkehrende Verdauungsprobleme sollten jedoch ärztlich behandelt werden.
Führt eine Darmreinigung zu Gewichtsverlust? Nach einer Darmreinigung kann die Waage etwas weniger anzeigen, da Stuhl und Wasser aus dem Darm entfernt wurden. Langfristig hat sie aber keinen Effekt auf das Körpergewicht.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Darmreinigung?
Eine Darmreinigung soll das Organ von Kotresten, Giften (Toxinen) und anderen Schadstoffen befreien. Sie kann als Vorbereitung für medizinische Untersuchungen wie eine Darmspiegelung erfolgen. Vermehrt wird sie aber auch im Rahmen alternativer Gesundheitskonzepte durchgeführt.
Vertreter*innen alternativmedizinischer Verfahren sehen die Darmreinigung als eine effektive Möglichkeit, Rückstände zu entfernen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Vielfach ist in diesem Kontext von einer Entgiftung oder auch Entschlackung des Darms die Rede.
Vielfach erntet die Darmreinigung aber auch Kritik. Befürchtet wird, dass sie die natürliche Darmfunktion beeinträchtigen könnte und das Darmmikrobiom schädigen.
Darmreinigung, Darmsanierung oder Darmspülung?
Die Begriffe Darmreinigung und Darmsanierung werden oft synonym verwendet, bezeichnen jedoch unterschiedliche Konzepte:
Eine Darmreinigung soll kurzfristig den Darm von Stuhlresten und anderen Rückständen befreien.
Eine Darmsanierung zielt auf eine langfristige Wiederherstellung der gesunden Darmflora ab. Hierbei kommen oft Probiotika und Präbiotika zum Einsatz, die das Wachstum nützlicher Bakterien fördern. Sie wird mitunter nach einer längeren Behandlung mit Antibiotika empfohlen.
Eine weitere Unterscheidung ist die Darmspülung, bei der Flüssigkeit gezielt in den Darm geleitet wird, um ihn mechanisch zu reinigen. Dies geschieht beispielsweise bei der Colon-Hydro-Therapie. Dabei wird warmes Wasser unter kontrolliertem Druck in den Dickdarm geleitet und in mehreren Spülgängen wieder abgelassen.
Ziel einer Colon-Hydro-Therapie ist es, Verdauungsbeschwerden zu lindern und den Stoffwechsel sowie das Immunsystem zu stärken. Bisher gibt es zu ihrer Wirksamkeit und Unbedenklichkeit keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Medizinische Fachleute raten von der Therapieform ab.
Wie funktioniert eine Darmreinigung?
Eine Darmreinigung wird häufig zu Beginn einer Fastenkur empfohlen. Je nach Methode und Ziel kann die Darmentleerung auf verschiedene Weise erfolgen. Oft genutzte Verfahren sind:
Abführmittel: Es gibt eine Vielzahl chemischer und pflanzlicher Abführmittel (Laxanzien), welche rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind. Sie enthalten etwa Glaubersalz oder Bittersalz. Generell sorgen Abführmittel für eine Erhöhung des Wassergehalts im Stuhl, was die Entleerung kurzfristig verbessert. Gesunde Menschen benötigen normalerweise keine Abführmittel. Eine langfristige Einnahme kann zu Nebenwirkungen und einem Gewöhnungseffekt führen.
Hausmittel: Natürliche Abführmittel sind etwa Flohsamenschalen, Leinsamen, Trockenpflaumen, Rizinusöl, Apfelessig, Heilerde oder Sauerkrautsaft. Sie können die Verdauung auf sanfte Weise anregen und die Darmentleerung verbessern.
Einläufe und Klistiere: Diese wirken direkt im Enddarm und sorgen für eine mechanische Darmentleerung. Sie sollten nur erfolgen, wenn sie notwendig sind. Eine häufige Anwendung kann laut Fachleuten die Darmschleimhaut und den Elektrolythaushalt negativ beeinflussen.
Darmreinigung selbst machen: Anleitung
Wer eine Darmreinigung selbst machen möchte, sollte einiges beachten, um Risiken zu vermeiden. Eine Darmkur mit Hausmitteln oder Produkten aus der Apotheke gilt oft als harmlos, sie beeinflusst jedoch die Verdauung und das Mikrobiom.
Die richtige Methode wählen
Zur Darmreinigung gibt es verschiedene Ansätze:
- Hausmittel wie Kräuter, Flohsamenschalen oder Heilerde sollen sanft reinigen.
- Apothekenprodukte wie Glaubersalz oder Rizinusöl haben eine stärkere abführende Wirkung.
- Einläufe oder Darmspülungen wirken direkt im Enddarm.
Eine schonende Methode ist oft empfehlenswerter, um das Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm nicht unnötig zu stören.
Ernährung vor und nach der Darmreinigung
Die Vorbereitung ist ebenso wichtig wie die Reinigung selbst. Eine leichte Ernährung mit Ballaststoffen kann den Darm entlasten und die Ausscheidung erleichtern. Nach der Darmreinigung gilt die Empfehlung, besonders auf den Aufbau der Darmflora zu achten:
- probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut oder Kefir helfen, das Mikrobiom zu stabilisieren.
- Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten fördern die natürliche Verdauung.
- leichte Mahlzeiten sind besser verträglich als fettreiche oder stark verarbeitete Lebensmittel.
Darmreinigung nicht übertreiben
Obwohl eine Darmkur in manchen Fällen als entlastend empfunden wird, sollte sie nicht regelmäßig oder dauerhaft durchgeführt werden. Der Körper besitzt effektive Selbstreinigungsmechanismen, die durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeit am besten unterstützen werden.
Ärztlicher Rat bei Unsicherheiten
In bestimmten Fällen, insbesondere bei bestehenden Erkrankungen oder wiederkehrenden Verdauungsproblemen, ist es sinnvoll, vorher eine*n Arzt*Ärztin zu konsultieren. Eine unüberlegte Darmreinigung kann die natürliche Wirkung der Verdauung stören und langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen.
Welche Vorteile hat eine Darmreinigung?
Eine Darmreinigung kann in bestimmten Situationen medizinisch sinnvoll sein, zum Beispiel:
- zur Vorbereitung auf eine Darmspiegelung oder Operationen
bei hartnäckigen Verstopfungen, wenn andere Maßnahmen nicht helfen
Manche Menschen empfinden eine Darmreinigung als psychisch entlastend, da sie das Gefühl haben, "alten Ballast loszuwerden".
Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Belege für gesundheitliche Vorteile bei gesunden Menschen. Der Verdauungstrakt kann sich selbst reinigen, solange eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeit gegeben sind.
Führt eine Darmreinigung zu Gewichtsverlust?
Ein kurzfristiger Gewichtsverlust kann auftreten, weil der Darm entleert wird. Dies betrifft aber nur den Wasser- und Stuhlgehalt. Körperfett wird dadurch nicht abgebaut. Ein nachhaltiger Gewichtsverlust lässt sich nur durch ein Kaloriendefizit erreichen.
Darmreinigung: Risiken und Nebenwirkungen
Darmreinigungen werden häufig als "sanfte Entgiftung" beworben – gehen mitunter jedoch mit Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken einher:
Elektrolytstörungen durch übermäßigen Flüssigkeitsverlust
Dehydrierung bei starkem Durchfall
Schädigung der Darmflora, da nicht nur vermeintliche Schadstoffe, sondern auch nützliche Darmbakterien entfernt werden
Kreislaufbelastung, insbesondere bei intensiven Darmspülungen
Wann eine Darmreinigung ungeeignet ist
Besonders vorsichtig sollten Menschen mit folgenden Erkrankungen sein:
chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Herzerkrankungen, da Flüssigkeitsverschiebungen den Kreislauf belasten können.
Nierenprobleme, da der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Ohne medizinische Notwendigkeit wird von Darmreinigungen abgeraten, da der Körper über Leber, Nieren und Darm selbst für die Ausscheidung von Schadstoffen sorgt.
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