Wie die Psyche mit Magen und Darm zusammenspielt
Die Psyche hat einen erheblichen Einfluss auf die Tätigkeit von Magen und Darm. Andersherum beeinflusst die Verdauung, ob wir uns gut oder schlecht fühlen.
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Bereits unsere Vorfahren wussten, dass Stress, Trauer oder besonders emotionale Ereignisse auf Magen und Darm schlagen können. Auch sie waren nicht davor gefeit, in besonders schwierigen und beängstigenden Situationen „Schiss“ zu bekommen. Und auch die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“ sind keine Erfindung der Neuzeit. Doch erst in den letzten Jahren gelang es Forschern, nachzuweisen, wie eng psychische Prozesse und das Verdauungssystem miteinander zusammenhängen.
Wenn Stress auf Magen und Darm schlägt
Viele Menschen reagieren auf ungewöhnlich starken Stress mit Durchfall. Andere wiederum können in entsprechenden Situationen nicht entspannen und tagelang nicht auf die Toilette. Die Psyche wirkt hier auf Magen und Darm. Empfindliche Menschen reagieren sogar häufig schon bei kleinen Abweichungen vom gewohnten Tagesrhythmus mit Störungen der Verdauung. Der Münchner Internist Dr. Peter Kramer erklärt: „Die psychosomatische Medizin kennt den Zusammenhang zwischen Stress und Stuhlgang schon lange. Da der gesamte Verdauungstrakt aufs Engste mit dem Nervensystem verbunden ist, sind Verdauungsstörungen häufig die Antwort auf seelische Anspannungen.“
Mittlerweile weiß man, dass unter großer Anspannung der Sympathikus die Steuerung der Körperprozesse übernimmt. Er ist immer dann aktiv, wenn der Körper für Kampf oder Flucht vorbereitet sein muss. Der Herzschlag beschleunigt sich, Durchblutung und Atemfrequenz nehmen zu und die Aktivität der Verdauungsorgane wird heruntergefahren. Die normalen Bewegungen des Darms, die sogenannte Peristaltik, verlangsamt sich oder setzt sogar vollständig aus. Eine Untersuchung der Universität Melbourne hat außerdem gezeigt, dass bei starken psychischen Belastungen oder Dauerstress die Zahl der Milchsäurebakterien abnehmen kann, die wesentlich für eine reibungslose Verdauung sind.
Bei Darmproblemen Stressreaktionen vermeiden
Wenn der Darm aufgrund von Stress aus dem Ruder gerät, bringen herkömmliche Methoden gegen Durchfall oder Verstopfung nur mäßige Erfolge. Am effektivsten lindert man die Beschwerden mit Techniken, die dabei helfen, Stress abzubauen und Gefühle besser zu verarbeiten. Besonders hilfreich sind dabei Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelentspannung oder Yoga. All diesen Methoden ist gemein, dass sie die Körperwahrnehmung verbessern und die Fähigkeit schulen, loszulassen und zu entspannen. Auf diesem Weg nehmen sie indirekt Einfluss auf die Darmfunktion und können eine träge Verdauung ins Lot bringen.
Der Gesundheit zuliebe heißt es auch im Alltag, auf ausreichend Ruhepausen zu achten, und das nicht nur, bei einem empfindlichen Darm. Magen und Darm freuen sich außerdem über eine Entspannungspause nach den Mahlzeiten. Ein Spaziergang, ein Plausch mit den Kindern oder den Arbeitskollegen oder eine halbe Stunde mit dem Lieblingsroman reichen aus, und neue Kraft zu schöpfen und zur Ruhe zu kommen- wichtige Voraussetzungen für eine aktive, gesunde Verdauung.
Wie der Darm die Stimmung beeinflusst
Bisher war davon die Rede, wie die Stimmung Einfluss auf die Darmtätigkeit nehmen kann. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Wechselwirkung, die auch in der umgekehrten Richtung funktioniert. Die meisten Menschen machen früher oder später die Erfahrung, dass bestimmte Nahrungsmittel als regelrechte Seelentröster wirken können. Dazu gehören etwa Geflügel, Rindfleisch und Milchprodukte. Sie enthalten den Eiweißbaustein Tryptophan, der für den Aufbau des Gehirnbotenstoffs Serotonin benötigt wird. Serotonin ist an der Steuerung des Schlafverhaltens und der Körpertemperatur beteiligt und kontrolliert außerdem die Stimmung und das Gefühlsleben. Es unterdrückt Gefühle wie Angst und Wut und wirkt außerdem antidepressiv. Das erklärt auch, wieso viele Menschen bei Kummer Verlangen nach Schokolade haben. Die süße Seelenspeise enthält Serotonin in Reinform und obendrein reichlich Fett, das zusätzlich für gute Stimmung sorgt. Die Psyche des Menschen ist also eng verwoben mit dem Magen und Darm.
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