PFAS: Gesundheitsrisiken durch ewige Chemikalien
Ob in Regenjacken, beschichteten Pfannen oder Zahnseide: Per– und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, sind in zahlreichen Produkten verarbeitet und in Trinkwasser und Lebensmitteln zu finden. Dabei ist schon länger bekannt, dass einige der langlebigen Stoffe für Mensch und Umwelt gefährlich sind. Wo kommen PFAS im Alltag vor und wie kann man sich schützen?
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Kurzübersicht
Was sind PFAS? Es handelt sich um eine Gruppe von Chemikalien, die etwa 10.000 verschiedene Stoffe umfasst. Einige sind nachgewiesen schädlich für Mensch und Umwelt.
Wo kommen PFAS vor? PFAS werden sowohl in Industrie als auch in sehr vielen Alltagsprodukten wie Kosmetika, Textilien sowie Papierbeschichtungen verwendet.
Was macht PFAS gefährlich? Sie sind sehr persistent. Das heißt, sie sind in der Natur und im menschlichen Körper sehr lange nachweisbar. Zudem können sie zu Gesundheitsproblemen wie Fruchtbarkeitsstörungen, Leberschäden oder Krebs führen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Beschreibung
- Wo sind PFAS enthalten?
- PFAS in Menschen & Umwelt
- Gesundheitsgefahren
- Schutzmaßnahmen
- EU-Regulationen
Was sind PFAS?
PFAS ist die Abkürzung für per– und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Chemikalien, die mehr als 10.000 verschiedene Stoffe umfasst. Zu den bekanntesten Vertretern gehören:
- PFOS (Perfluoroctansulfonsäure)
- PFOA (Perfluoroctansäure)
- PFNA (Perfluornonansäure)
- PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure)
PFAS werden seit den 1940er-Jahren industriell hergestellt, indem bei Kohlenstoffketten Wasserstoffatome vollständig oder teilweise durch Fluoratome ersetzt werden. Seitdem kommen sie auf der ganzen Welt in verschiedenen Branchen zum Einsatz. Das verdanken sie ihrer besonderen Eigenschaft: PFAS-Stoffe sind sowohl wasser- als auch fettabweisend. Zudem sind sie chemisch und thermisch sehr stabil und zersetzen sich nur bei sehr hohem Druck oder Temperaturen (bis zu 400 Grad Celsius).
Allerdings sind die chemischen Verbindungen auch extrem langlebig und lassen sich in der Umwelt nur schwer oder gar nicht abbauen. Selbst in den entlegensten Gebieten der Welt wie der Polarregion konnten die Stoffe inzwischen nachgewiesen werden.
In welchen Produkten sind PFAS enthalten?
PFAS werden in der Industrie beispielsweise bei der Verchromung oder der Herstellung von Halbleitern oder Verpackungsmaterialien verwendet. Darüber hinaus werden die Stoffe auch bei der Herstellung von Konsumgütern eingesetzt, etwa bei:
- Farben
- Kleidung (vor allem Outdoor-Bekleidung)
- Schuhen
- Teppichen
- Pizzakartons
- Coffee-to-go-Becher
- Kosmetika
- Ski-Wachs
- Zahnseide
Zudem sind PFAS auch Bestandteile von Pflanzenschutzmitteln und Feuerlöschschaum.
Wie werden PFAS vom Menschen aufgenommen?
Menschen können die schädlichen per– und polyfluorierten Alkylsubstanzen über die Luft (etwa durch Imprägnierspray) sowie die Nahrung aufnehmen. Vor allem tierische Lebensmittel wie Fisch, Fleisch und Milch sind häufig belastet. Aber auch landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Gemüse oder Obst können aufgrund kontaminierter Erde PFAS-Stoffe enthalten. Ebenso zeigen Proben von Trinkwasseruntersuchungen in einigen Regionen einen erhöhten Gehalt von PFAS.
Bedenklich ist dies, da sich die Stoffe in Organen und Blutproteinen anreichern und sehr lange im menschlichen Körper verbleiben. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass einige Bevölkerungsgruppen in Deutschland diesen Grenzwert überschreiten.
Wie gefährlich sind PFAS-Chemikalien für die Gesundheit?
PFAS-Substanzen sind nicht akut giftig. Von einigen Vertretern aus der Gruppe ist jedoch bereits bekannt, dass sie langfristig zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen können. Dazu zählen etwa:
- erhöhte Cholesterinwerte
- Leberschäden
- Schilddrüsenerkrankungen
- Fettleibigkeit
- Fruchtbarkeitsstörungen
- Krebserkrankungen (etwa der Niere)
Studien zeigen zudem, dass eine höhere Konzentration von PFAS im Körper von Schwangeren zu einem niedrigeren Geburtsgewicht der Babys führen kann. Auch das Immunsystem von Kindern kann durch die ewigen Chemikalien, die selbst in Muttermilch nachweisbar sind, geschwächt werden. Zudem sollen die Stoffe die Wirkungen von Impfungen herabsetzen.
Was kann man sich vor PFAS schützen?
Da die Chemikalien fast allgegenwärtig sind und beispielsweise Kleidung oder Verpackungsmaterialien nicht gekennzeichnet sein müssen, ist es für Verbraucher*innen schwer, PFAS-haltige Alltagsprodukte zu meiden.
Um den gefährlichen Stoffen aus dem Weg zu gehen, kann es aber hilfreich sein:
Naturkosmetik zu verwenden
den Kauf von verpackten Lebensmitteln zu reduzieren
Teflon-Pfannen durch Pfannen aus Gusseisen, Edelstahl oder mit Keramikbeschichtung ersetzen
die App "Toxfox" der Umweltschutzorganisation BUND zu verwenden: Mit dieser lassen sich durch Scannen des Strichcodes eines Produkts mögliche Schadstoffe anzeigen
Wichtig: Einige Produkte sind mittlerweile speziell mit Hinweisen wie "PFOS/PFOA-frei" gekennzeichnet, die in der EU bereits verboten sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie nicht andere fluororganische Verbindungen enthalten können.
Was plant die EU gegen die gefährlichen PFAS-Schadstoffe?
Einige Substanzen, wie die Giftstoffe PFOA und PFOS, sind in der EU bis auf wenige Ausnahmen verboten. Viele Stoffe aus der Gruppe, die noch zugelassen sind, wurden bisher allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Auswirkungen für Mensch und Umwelt sind noch nicht bekannt.
Seit 2023 gelten in der Europäischen Union zudem PFAS-Grenzwerte für Nahrungsmittel. Auch die Qualität von Trinkwasser soll laut neuer EU-Trinkwasserrichtlinie auf PFAS geprüft werden. Den neuen Regelungen zufolge soll der Höchstgehalt aller PFAS zukünftig bei 0,5 µg/L (Mikrogramm pro Liter) liegen. Die Einhaltung dieser Grenzwerte muss von den Mitgliedsstaaten spätestens ab 2026 sichergestellt werden. Allerdings existieren bisher keine geeigneten Verfahren, mit denen alle PFAS-Stoffe festgestellt werden können.
Europäische Behörden, unter anderem das Umweltbundesamt (UBA), haben Anfang 2023 einen Vorschlag zur Regulierung von PFAS-Stoffgruppen bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht. Dieser sieht vor, alle per– und polyfluorierte Alkylsubstanze innerhalb von 18 Monaten zu verbieten. Schwer ersetzbareren Stoffen soll eine Übergangsfrist von mehreren Jahren zugebilligt werden.
Die Behörden gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren rund 4,4 Millionen Tonnen PFAS in die Umwelt gelangen würden, wenn keine Einschränkungen beschlossen werden.
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