Schwangerschaftsdepression: Traurigkeit, Angst und Antriebsmangel
Nicht jede Frau erlebt eine Schwangerschaft als glückliche Zeit: Mehr als jede zehnte Frau entwickelt in dieser Phase eine Schwangerschaftsdepression. Wie äußert sich die Schwangerschaftsdepression, welche Folgen hat die psychische Krise für Mutter und Kind und wie wird sie behandelt?
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Die meisten kennen die Wochenbettdepression, die in der Regel einige Wochen nach der Geburt einsetzt: Weniger bekannt ist, dass Depressionen auch während der Schwangerschaft häufig sind. Symptome wie Lustlosigkeit, Schuldgefühle und Niedergeschlagenheit können besonders im ersten und letzten Schwangerschaftsdrittel den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen.
Artikelinhalte im Überblick:
Depressionen können in allen Abschnitten der Schwangerschaft auftreten
Peripartale Depressionen, also Depressionen, die während oder nach der Schwangerschaft auftreten, gehören zu den häufigsten Krankheiten in dieser Lebensphase. Studien zufolge leiden rund 18 Prozent der Frauen an einer Schwangerschaftsdepression.
Zu Beginn der Schwangerschaft liegt die Ursache für eine Schwangerschaftsdepression häufig darin, dass die neue Lebenssituation ganz gemischte Gefühle auslösen kann: Neben der Freude auf das Kind können auch starke Ängste auftreten. So fühlen sich manche Frauen durch die Schwangerschaft und den damit einhergehenden Veränderungen überfordert, haben Sorge, etwas falsch zu machen oder fürchten um die Gesundheit des Kindes. Auch Schwierigkeiten in der Paarbeziehung können eine zusätzliche Belastung darstellen, ebenso wie fehlende Unterstützung der Familie sowie finanzielle Probleme.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel treten Schwangerschaftsdepressionen ebenfalls häufiger auf als in der mittleren Schwangerschaftsphase. Der Grund: Die näher rückende Entbindung und die damit verbundenen Ängste und Sorgen können das seelische Befinden aus dem Gleichgewicht bringen. Auch die Zunahme der körperlichen Beschwerden kann manche Frauen belasten und das Auftreten einer Depression während der Schwangerschaft begünstigen.
Weitere Risikofaktoren einer Schwangerschaftsdepression:
Psychische Erkrankungen vor der Schwangerschaft (Depression, Psychose oder Angststörung)
Schwangerschafts- oder Wochenbettdepression in vorangegangen Schwangerschaften
Symptome: Welche Anzeichen für eine Schwangerschaftsdepression sprechen
Schwangerschaftsdepressionen sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, insbesondere weil Stimmungsschwankungen während der Schwangerschaft typisch sind und Symptome einer klassischen Depression – wie zum Beispiel ein Stimmungstief, Appetitlosigkeit, Libidoverlust und Müdigkeit – oft auch im Rahmen einer normalen Schwangerschaft auftreten.
Falls werdende Mütter allerdings über mindestens zwei Wochen Gefühle wie Lustlosigkeit und Hoffnungslosigkeit an sich feststellen, dann liegt möglicherweise eine Schwangerschaftsdepression vor.
Zu den deutlichen Hinweisen für eine Depression zählen zudem:
- massive Schuldgefühle
- Ängste
- Schlafstörungen
- Gedanken an Suizid
Darüber hinaus vernachlässigen Schwangere, die von einer Depression betroffen sind, oftmals die Schwangerschaftsvorsorge und neigen vermehrt zu Substanzmissbrauch, etwa von Alkohol, Nikotin oder illegalen Drogen. Oftmals nehmen Frauen mit Schwangerschaftsdepressionen während der Schwangerschaft zu wenig Gewicht zu.
Schwangerschaftsdepression: Risiken für das Baby
Die Besonderheit bei Depressionen in der Schwangerschaft liegt darin, dass sich die Symptome nicht nur bei der Mutter bemerkbar machen: Sie können sich auch beim ungeborenen Kind zeigen. Etwa durch eine Entwicklungsverzögerung des Kindes. Zudem erhöht eine Schwangerschaftsdepression das Risiko für Komplikationen wie eine Frühgeburt.
Darüber hinaus können länger andauernde Depressionen während und nach der Schwangerschaft die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten des Kindes beeinträchtigen.
Schwangerschaftsdepression behandeln: Hilfe ist wichtig
Die peripartale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung: Unbehandelt kann sie Mutter und Kind schaden und zudem nahtlos in eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) übergehen. Deshalb ist eine konsequente und frühzeitige Behandlung wichtig.
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche oder gynäkologische Praxis sein. Die dort geschilderten Symptome lassen Fachleute meist schnell auf eine Depression schließen. Ärzt*innen können abklären, ob lediglich eine vorübergehende Stimmungsschwankung oder eine Schwangerschaftsdepression vorliegt. Hierzu stehen zum Beispiel spezielle Fragebögen zur Verfügung, die bei der Beurteilung helfen.
Handelt es sich um eine leichte depressive Verstimmung, reicht bei vielen Schwangeren eine Beratung durch Geburtshelfer*innen, Hebammen oder Gynäkolog*innen aus. In schwereren Fällen kann eine Psychotherapie helfen. Darüber hinaus stehen auch Medikamente zur Verfügung, welche die Symptome einer Schwangerschaftsdepression lindern – die sogenannten Antidepressiva.
Dabei gilt es, Folgendes zu beachten: Bestimmte Antidepressiva dürfen während einer Schwangerschaftsdepression nicht eingenommen werden, da sie für das Ungeborene unter Umständen schädlich sein können.
Lässt sich einer Schwangerschaftsdepression vorbeugen?
Einer Schwangerschaftsdepression gezielt vorzubeugen ist schwierig. Wichtig ist es vor allem, dass Frauen mit erhöhtem Risiko sich selbst genau beobachten und bei Anzeichen einer anhaltenden depressiven Stimmung Hilfe einholen und Unterstützung einfordern. Wenn in einer vorangegangenen Schwangerschaft bereits psychische Probleme aufgetreten sind, kann eine begleitende psychotherapeutische Beratung während der nächsten Schwangerschaft unter Umständen ratsam sein.
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