Fehlgeburt: Anzeichen, Ursachen und wann wieder schwanger werden
Eben noch schwanger und dann ist auf einmal alles vorbei: Eine Fehlgeburt ist oft ein Schock für die werdenden Eltern. Jede fünfte Frühschwangerschaft endet mit einer Fehlgeburt, es gibt vielfältige Gründe dafür. Mehr zu Ursachen und Anzeichen und wann eine Frau nach einem Abort wieder schwanger werden kann.
- © iStock.com/martin-dm
Von einer Fehlgeburt spricht man, wenn die Schwangerschaft vor der 24. Schwangerschaftswoche zu Ende geht und bevor das Kind ein Gewicht von 500 Gramm erreicht hat. Dies ist in etwa ab der 22. oder 23. Schwangerschaftswoche der Fall. Das Kind stirbt entweder im Mutterleib oder kommt nicht lebensfähig zur Welt.
Medizinisch wird eine Fehlgeburt auch Abort oder Spontanabort genannt. Unterschieden wird dabei der Frühabort bei einer Fehlgeburt im ersten Schwangerschaftsdrittel (9. bis Ende 12. Schwangerschaftswoche, SSW) und Spätabort bei einer Fehlgeburt im zweiten Schwangerschaftsdrittel (13. bis Ende 23. SSW).
Artikelinhalte im Überblick:
- Ursachen
- Anzeichen der Fehlgeburt
- Behandlung
- Gibt es Mutterschutz?
- Erneute Schwangerschaft
- Häufigkeit Fehlgeburten
- Nach einer Fehlgeburt
Ursachen einer Fehlgeburt
In sehr vielen Fällen kann die Ursache für eine Fehlgeburt nicht eindeutig bestimmt werden. Häufig ist es so, dass der Embryo bereits in der frühen Schwangerschaft nicht lebensfähig ist und vom Körper abgestoßen wird. Die Entwicklung des Embryos in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft ist sehr anfällig für Störungen von außen. Der natürliche Schutzmechanismus des Körpers lässt dann nur Embryos weiterwachsen, die sich auch lebensfähig entwickeln können.
Die häufigste Ursache für eine Fehlgeburt sind Chromosomenanomalien und Fehlbildungen in den Erbanlagen, auch eine fehlerhafte Einnistung des Embryos oder Störungen in der Hormonausschüttung in der Frühphase der Schwangerschaft kommen infrage.
Genauso können kurzzeitige Einflüsse von außen eine Fehlgeburt auslösen. Dazu gehören die Einwirkung von Strahlung und Giften (wie Chemikalien, Alkohol, Substanzen aus Tabakrauch, bestimmte Medikamente und Impfungen) sowie Infektionen durch Viren und Bakterien, zum Beispiel Röteln, Toxoplasmose oder eine Listerien-Infektion.
Hat eine Frau bereits mehrere Fehlgeburten erlitten, kann die Ursache in organischen Störungen oder Vorerkrankungen der Mutter liegen, die das Risiko erhöhen. Mögliche Gründe für eine Fehlgeburt mütterlicherseits sind:
- Störungen des Hormonhaushalts
- Gebärmutterfehlbildungen, Verwachsungen, Entzündungen
- Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz)
- Aufsteigende Infektionen (Blasenentzündung, Scheidenpilz)
- Myome der Gebärmutter
- Tumore
- Anämie (Blutarmut)
- Chronische Erkrankungen (Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Autoimmunkrankheiten)
- Drogenkonsum, Alkoholsucht
- Infektionen in der Vergangenheit, zum Beispiel durch Chlamydien
- Höheres Alter der Mutter
Auch großer psychischer Stress und Traumata zählen zu den Risikofaktoren für eine Fehlgeburt.
Anzeichen einer Fehlgeburt
Das häufigste Symptom einer Fehlgeburt sind mehr oder weniger starke vaginale Blutungen. Diese können von ziehenden, möglicherweise wehenartigen Schmerzen im Unterbauch oder Rücken begleitet sein. Im Blut finden sich teilweise Gewebereste. Bei einem Spätabort nach der 12. SSW ist häufig der Abgang von Fruchtwasser zu bemerken.
Manchmal bemerkt eine Frau keinerlei Anzeichen einer Fehlgeburt. Bei diesem verhaltenen Abort (missed Abortion) ist der Embryo in der Gebärmutter abgestorben und zeigt bei einer Ultraschalluntersuchung keine Lebenszeichen mehr.
Behandlung bei Fehlgeburt
Bei einer drohenden Fehlgeburt – wenn der Embryo beziehungsweise der Fötus noch lebt und in der Gebärmutter eingenistet ist – wird versucht, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Die Schwangere muss strenge Bettruhe halten, zusätzlich werden gegebenenfalls wehenhemmende Medikamente verabreicht.
Sind keine Lebenszeichen mehr nachweisbar oder befindet sich der Embryo beziehungsweise Fötus durch die Blutung nicht mehr in der Gebärmutter, wird nach einer Fehlgeburt heute in der Regel eine Ausschabung (Kürettage) durchgeführt. Mit diesem operativen Eingriff wird sichergestellt, dass keine Reste der Plazenta (Mutterkuchen) oder von anderem Gewebe in der Gebärmutter bleiben, die Infektionen des Organs oder eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen können.
Ausschabung oder Abwarten?
Auch ohne eine Ausschabung kann der Körper den toten Fötus auf natürlichem Wege abstoßen. Wenn die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist, sinkt der hCG-Wert und es werden Mechanismen in Gang gesetzt, um die Gebärmutter frei zu machen. Das Warten auf die einsetzende Wehentätigkeit kann bis zu zwei Wochen dauern. Die Frau hat in der Zeit bis zur "kleinen Geburt" Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme. Der Ausstoß des Fötus kann durch das Einleiten der Geburt beschleunigt werden. Dafür werden wehenfördernde Medikamente verabreicht.
Entscheidet sich die Frau für eine natürliche Ausstoßung des Fötus, sollte sie vor und nach der "kleinen Geburt" genau auf mögliche Krankheitsanzeichen wie Fieber, Schmerzen, eitrigen Ausfluss und Blutungen achten. Diese Symptome können Hinweise auf Komplikationen und Entzündungen sein, die behandelt werden müssen.
Mutterschutz nach Fehlgeburt?
Anders als bei einer Totgeburt (Geburtsgewicht ab 500 Gramm), endet der Mutterschutz nach der Fehlgeburt. Jedoch kann sich die betroffene Frau natürlich krankschreiben lassen. Zudem gilt bei Frauen, die nach der zwölften Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleiden, der gleiche besondere Kündigungsschutz wie bei Müttern, die regulär entbunden haben. Sie dürfen bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Fehlgeburt nicht gekündigt werden.
Wann wieder schwanger nach Fehlgeburt?
Wurde nach der Fehlgeburt eine Ausschabung gemacht, wird immer noch geraten, mehrere Monate zu warten, bis man einen neuen Zeugungsversuch startet. Denn nach dem Eingriff benötigt die Gebärmutter Zeit, um sich zu regenerieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Wartezeit von sechs bis zwölf Monaten bis zu einer erneuten Empfängnis.
Eine große Sorge nach einer Fehlgeburt ist, ob es nun schwerer wird, schwanger zu werden. Dies ist in der Regel nicht der Fall. Eine Fehlgeburt ist nicht zwangsweise Ausdruck einer Fruchtbarkeitsstörung. Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu drei Viertel der Frauen mit drei oder mehr Fehlgeburten später gesunde Kinder zur Welt bringen, ohne besondere medizinische Hilfe zu benötigen. Bei mehreren Fehlgeburten kann jedoch eine genetische Beratung sinnvoll sein, um versteckte Ursachen aufzuspüren. Betroffene Frauen sollten dies mit dem*der behandelnden Gynäkolog*in besprechen.
Wie häufig sind Fehlgeburten?
Eine Fehlgeburt kann jede Frau treffen. Man geht davon aus, dass in den ersten Schwangerschaftswochen (1. bis 9. SSW) bis zu 50 Prozent der befruchteten Eizellen wieder vom Körper abgestoßen werden, viele davon in den allerersten Wochen, bevor erste Schwangerschaftszeichen auftreten und die Schwangerschaft sicher festgestellt wurde. Das Ende der Frühschwangerschaft ist dann oft nur durch eine möglicherweise verstärkte Regelblutung zu bemerken.
Rein statistisch sind die Fehlgeburten relevant, vor denen bereits eine Schwangerschaft und Lebenszeichen des Embryos festgestellt wurden. Ungefähr 15 bis 20 Prozent dieser Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt, bei einer Kinderwunschbehandlung ist der Prozentsatz noch höher.
Nach einer Fehlgeburt: Zeit zum Trauern nehmen
Schock, Verzweiflung, Trauer, Schuld oder Wut – eine Fehlgeburt steckt keine Frau und kein Paar ohne Weiteres weg. Manche brauchen Wochen oder sogar Monate, um eine Fehlgeburt zu verkraften. In jedem Fall bewältigen Partner*innen den Verlust zusammen besser, als wenn sich jede*r mit seinem Schmerz zurück zieht und zusätzlich die Beziehung in eine Krise gerät. Psychologische Fachleute raten Paaren, bewusst miteinander zu sprechen und sich dabei den aufkommenden Gefühlen zu stellen. Dazu gehört nicht selten der Gedanke, etwas falsch gemacht oder versagt zu haben, aber auch Mutlosigkeit oder Einsamkeit.
Vor allem Frauen werden leichter mit der Situation nach einer Fehlgeburt fertig, wenn sie ihre Gefühle durchleben und so verarbeiten können. Männer reagieren meist nicht so emotional auf eine Fehlgeburt wie Frauen. Das heißt aber nicht, dass sie weniger traurig sind. Für seine Trauer sollte sich jede*r alle Zeit nehmen, die er oder sie braucht.
Professionellen Beistand suchen
Wer befürchtet, seinen Kummer nicht allein oder mit dem*der Partner*in bewältigen zu können, sollte sich nicht scheuen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Nach einer Fehlgeburt steht der Frau Hebammenhilfe zu. Die Kosten tragen die gesetzlichen Krankenkassen. Viele Hebammen haben zudem eine spezielle Fortbildung zur Trauerbegleiterin absolviert. Hebammen und Ärzt*innen wissen in der Regel, welche Gruppen es in Wohnortnähe gibt. Bei der Trauerbewältigung kann auch eine psychologische Therapie helfen.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!