Gefahr für das Kind

Alkohol in der Schwangerschaft: Jeder Tropfen schadet

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Bereits kleine Mengen Alkohol während der Schwangerschaft können negative Folgen für das Kind haben. Bier, Wein und andere Getränke sollten daher tabu sein. Aber auch in einigen Lebensmitteln versteckt sich Alkohol. Ist das gefährlich? Und was passiert, wenn Frauen, die noch nichts von der Schwangerschaft wissen, Alkohol trinken?

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© Getty Images/gpointstudio

Der Anteil an Frauen, die während der Schwangerschaft Alkohol trinken, ist noch immer besorgniserregend hoch: Laut der Studie "Gesundheit in Deutschland Aktuell" des Robert Koch-Institutes trinken etwa 20 Prozent der Schwangeren gelegentlich Alkohol – etwa acht Prozent der Befragten hatten sogar einen riskanten Alkoholkonsum. Dabei sind alkoholbedingte Störungen bei Kindern die häufigste nicht-genetische Ursache für geistige Behinderungen.

Artikelinhalte im Überblick:

Vorsicht! Versteckter Alkohol in Lebensmitteln

Warum ist Alkohol in der Schwangerschaft schädlich?

Alkohol ist gleichermaßen wie Nikotin ein Zellgift, welches Organe und Nerven schwer schädigen kann. Babys sind besonders gefährdet. Das Ungeborene nimmt den im mütterlichen Blut enthaltenen Alkohol und dessen Abbauprodukte über die Plazenta auf. So trinkt das Kind ungewollt mit und hat binnen weniger Minuten den gleichen Alkoholspiegel im Blutkreislauf wie die Mutter.

Während Erwachsene die schädigende Wirkung des Alkohols allerdings zu einem Großteil kompensieren können, ist der Embryo dem Giftstoff schutzlos ausgeliefert. Denn die Leber von Ungeborenen ist noch nicht vollständig ausgereift und das Zellgift wird dadurch deutlich langsamer abgebaut. Expert*innen gehen davon aus, dass die schädlichen Substanzen etwa zehnmal länger im Körper des Kindes verbleiben als bei der Mutter.

Faktoren, von denen die Schädigung des Kindes abhängt

Wie stark Kinder durch Alkohol in der Schwangerschaft im jeweiligen Fall geschädigt werden, ist unter anderem abhängig von

  • der Menge,
  • dem Zeitpunkt
  • dem Alter und der Konstitution der Mutter,
  • dem sonstigen Lebensstil während der Schwangerschaft und
  • der Regelmäßigkeit des Alkoholkonsums.

Übrigens sollten Frauen auch während der Stillzeit auf Alkohol verzichten, da gesundheitliche Auswirkungen für die Säuglinge nicht ausgeschlossen werden können.

Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft für das Kind

Der Konsum von Bier, Wein oder anderen alkoholischen Getränken während der Schwangerschaft wirkt sich schädigend auf die Zellteilung aus, die Grundlage des Wachstumsprozesses ist. Die Anzahl der Zellen bleibt kleiner, wodurch auch die Organbildung beeinträchtigt werden kann – besonders empfindlich ist das Gehirn des Fötus.

Risiken durch Alkohol in der Schwangerschaft auf einen Blick:

  • Fehlgeburt und Frühgeburt
  • Angeborene Herzfehler und Organanomalien
  • Fehlbildungen, Anomalien an Gliedmaßen, dem Skelett und im Gesicht
  • Schädigung von Gewebe- und Nervenzellen
  • Störungen des zentralen Nervensystems
  • Wachstumsstörungen (geringeres Geburtsgewicht, geringere Größe bei der Geburt)
  • Allgemein zurückgebliebene Entwicklung (Mangelgeburt)

Langzeitfolgen durch Alkohol: Fetale Alkoholspektrumstörungen

Die durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft hervorgerufenen Defizite werden als Fetale Alkoholspektrumstörungen (Fetal Alcohol Spectrum Disorders, FASD) zusammengefasst. Dabei handelt es sich um angeborene, irreversible Schädigungen. Je nach Ausprägung können die betroffenen Kinder in ihrer Entwicklung stark zurückbleiben und dauerhaft beeinträchtigt sein. So zeigen sich geistige Entwicklungsverzögerungen, Lernbehinderungen und Sprachstörungen sowie körperliche Mangelentwicklungen. Die Kinder sind häufig kleiner und dünner, haben Seh- oder Hörfehler und sind schwer zu beruhigen.

Zusätzlich können Merkmale im Gesicht auf Alkoholschäden hinweisen. Bei Betroffenen ist

  • die Einkerbung, die zwischen der Oberlippe und Nase verläuft, oft abgeflacht,
  • die Lidspalte vergleichsweise klein und
  • die Oberlippe sehr schmal.

Die ausgeprägteste und bekannteste FASD-Form ist das Fetale Alkoholsyndrom (FAS). Ein Teil der Menschen, die an FAS leiden, sind auch im Erwachsenenalter auf fremde Hilfe angewiesen.

Je mehr Alkohol während der Schwangerschaft konsumiert wird, desto größer ist das Risiko für das ungeborene Kind, ein Fetales Alkoholsyndrom (FAS) zu entwickeln. Auch ADHS kann eine Folge von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sein.

Wann ist Alkohol in Schwangerschaft besonders schädlich?

Grundsätzlich sollte in allen Phasen der Schwangerschaft auf Alkohol verzichtet werden. Besonders kritisch ist die Zeit von der fünften bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. In dieser Phase der Schwangerschaft werden die wesentlichen Organstrukturen und das Nervensystem angelegt. Alkohol und andere Giftstoffe können diese wichtige Entwicklungsphase stören.

Unwissend schwanger und Alkohol?

Viele Frauen, die zu Beginn noch nicht wussten, dass sie schwanger sind und Alkohol getrunken haben, plagt danach ein schlechtes Gewissen. Sie haben Sorgen, dass das Glas Wein oder Sekt, dass Sie nach der Einnistung getrunken haben, das Kind schädigen könnte.

Diese Sorgen sind zum Großteil unberechtigt. Denn es wird davon ausgegangen, dass der Körper eine Eizelle, die schwer geschädigt und nicht lebensfähig ist, in den ersten Wochen nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip wieder abstößt. Die Frau merkt dies an einer – möglicherweise verspäteten – Regelblutung. Bleibt die Schwangerschaft bestehen, können geschädigte Zellen in der Regel durch andere ersetzt werden und der Embryo entwickelt sich normal weiter. Dennoch ist es empfehlenswert, den Alkoholkonsum in der Frühschwangerschaft dem*der Gynäkologen*Gynäkologin mitzuteilen.

Spätestens wenn sich erste Anzeichen einer Schwangerschaft bemerkbar machen und der Schwangerschaftstest positiv ist, sollte vollständig auf Alkohol verzichtet werden.

Versteckter Alkohol in Lebensmitteln

Vor allem Süßigkeiten wie Pralinen enthalten häufig Alkohol, beispielsweise eine Likörfüllung. Schwangere sollten daher vor dem Verzehr genau die Zutatenliste prüfen. Aber auch andere Lebensmittel beinhalten oft Alkohol. Dazu gehören beispielsweise reife Bananen oder Fruchtsäfte. Hier sorgt der natürliche Gärungsprozess für die Bildung von Alkohol. Diese Mengen sind in der Regel aber so gering, dass sie als unbedenklich eingestuft werden.

Auch beim Kochen und Backen wird manchmal Alkohol verwendet. Beispielsweise werden Soßen gerne mit Wein abgelöscht und Kuchen mit Hochprozentigem aromatisiert. Durch die hohen Temperaturen in der Pfanne oder im Backofen verflüchtigt sich der Alkohol zwar in der Regel, dennoch sollten Schwangere auch hier auf Nummer sichergehen und besser Rezepte ohne Alkohol auswählen.

Alkoholfreies Bier und Wein in der Schwangerschaft?

Alkoholfreie Biere oder Weine sind in den meisten Fällen keine Alternative für Schwangere. So können als "alkoholfrei" gekennzeichnete Biere bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. Wegen des möglicherweise bestehenden Restalkohols sind diese Getränke nicht für Schwangere geeignet. Komplett promillefrei sind Biergetränke nur dann, wenn sie auf dem Etikett mit dem Hinweis "0,0 Promille" versehen sind.

Alkohol in Mundspülungen während der Schwangerschaft

Alkoholhaltige Mundspülungen sind ungefährlich. Zwar ist die Mundschleimhaut für Alkohol durchlässig, doch die Mengen sind so gering, dass sie nicht ins Gewicht fallen. Zudem werden die Produkte nicht heruntergeschluckt. Schwangere Frauen können aber auch alkoholfreie Mundspülungen verwenden.

Tipps für den Alkoholverzicht während der Schwangerschaft

Ein Gläschen zum Anstoßen oder abends beim Fortgehen: Alkohol ist in Deutschland allgegenwärtig. Vor allem bei geselligen Anlässen kann es daher manchmal schwerfallen, alkoholische Getränke abzulehnen. Folgende Tipps können beim Verzicht helfen:

  • Angehörige sollten möglichst frühzeitig über die Schwangerschaft informiert werden. So kommen Schwangere erst gar nicht in Situationen, in denen ihnen alkoholische Getränke angeboten werden.

  • Partner*innen und Freund*innen können die werdende Mutter unterstützen, indem sie während dieser Zeit oder zumindest in Gegenwart der Schwangeren ebenfalls keinen Alkohol trinken.

  • Es muss nicht immer Alkohol sein: Auch mit alkoholfreien Säften lassen sich leckere Cocktails zubereiten.

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