Fruchtbarkeit: Einflussfaktoren und wie lässt sie sich erhöhen?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftFür Menschen mit Kinderwunsch spielt die eigene Fruchtbarkeit (Fertilität) eine wichtige Rolle: Bis wann dauert die fruchtbare Phase einer Frau durchschnittlich an und welchen Einflüssen unterliegt sie?
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Unter Fruchtbarkeit (Fertilität) versteht man bei Frauen die Fähigkeit zur Empfängnis und zum Austragen einer Schwangerschaft, beim Mann die Zeugungsfähigkeit. Mit dem Alter nimmt die Fruchtbarkeit vor allem bei Frauen ab, daneben gibt es weitere Einflussfaktoren auf die Fertilität.
Artikelinhalte im Überblick:
Ab wann nimmt die natürliche Fruchtbarkeit ab?
Die Fruchtbarkeit der Frau hängt unter anderem von der Menge der Eizellen (Follikel) ab. Sie können nicht neu gebildet werden, sondern sind bereits bei der Geburt angelegt. Jedes Mädchen kommt mit etwa ein bis zwei Millionen weiblichen Keimzellen (Primordialfollikel) zur Welt. Bis zur Pubertät reduziert sich deren Zahl auf etwa 300.000 bis 400.000. In der fruchtbaren Phase sinkt die Zahl der Eizellen (Follikelzahl) weiter ab, pro Monat mit jedem Zyklus um zirka 1.000. Etwa ab dem Alter von 37 Jahren kommt es zu einer noch deutlicheren Abnahme der Follikelzahl.
Der Zeitpunkt der letzten Menstruation (Menopause) markiert das Ende der Reserve an Eizellen. Bei den meisten Frauen tritt die Menopause mit etwa 50 Jahren ein. Davor nehmen auch die Funktionsfähigkeit der Eierstöcke und die Qualität der Eizellen mit zunehmendem Alter ab. Als Folge sind immer weniger gesunde, funktionsfähige Eizellen vorhanden, womit auch die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Schwangerschaft sinkt.
Bei Männern beginnt die Zeugungsfähigkeit und damit Fruchtbarkeit mit der Pubertät und ihrem ersten Samenerguss. Da mit dem Alter die Qualität der Spermien abnimmt, sinkt auch die männliche Fruchtbarkeit. Dieser Prozess setzt bei Männern jedoch erst mit etwa 40 Jahren ein.
Chance auf eine Schwangerschaft sinkt schon ab 30 Jahren
Während die Fruchtbarkeit bei gesunden Frauen bis zum 30. Lebensjahr relativ gleich ist, zeigen sich mit zunehmendem Alter große, individuelle Unterschiede. Bei vielen Frauen nimmt die natürliche Fruchtbarkeit ab 30 deutlich ab. Andere Frauen werden auch mit über 35 Jahren noch recht schnell schwanger.
Der Eizellenvorrat scheint sich also nicht bei allen Frauen gleich schnell zu leeren. Für die Einschätzung der Fruchtbarkeit werden deshalb von Ärzten und Ärztinnen neben dem Alter weitere Parameter wie das Anti-Müller-Hormon herangezogen. Es soll eine Aussage über den Vorrat an Eizellen ermöglichen. Ebenso kann sich eine Frau mit 45 nicht darauf verlassen, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht mehr schwanger zu werden. Frauen, die keine Kinder mehr möchten, sollten daher auch in dieser Lebensphase verhüten.
Bei Paaren, bei denen sich trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Verhütung nach zwölf Monaten keine Schwangerschaft einstellt, gehen Fachleute von einer Unfruchtbarkeit (Sterilität) aus. Diese ist in vielen Fällen jedoch behandelbar. Neben organischen Ursachen bei beiden Geschlechtern, spielt das Alter eine große Rolle.
Fruchtbarkeit in der Stillzeit
Frauen sind sich häufig unsicher, ob sie während der Stillzeit verhüten müssen, wenn sie nicht schwanger werden möchten. Auch stillende Frauen können schwanger werden. Allerdings senkt Stillen die Empfängnisbereitschaft. Denn beim Stillen produziert der Körper das Hormon Prolaktin, das auch verhindert, dass Eizellen heranreifen und ein Eisprung stattfindet. Stillpausen ab vier Stunden lassen den Prolaktinspiegel so weit sinken, dass ein Eisprung möglich und die Frau fruchtbar ist. Während der Stillzeit empfehlen Fachleute östrogenfreie Verhütungsmethoden.
Wie kann Ernährung die Fruchtbarkeit erhöhen?
Ernährung und Fruchtbarkeit hängen eng miteinander zusammen. Wer sich ausgewogen und gesund ernährt, unterstützt den reibungslosen Ablauf aller Körperfunktionen. Das gilt auch für die Fortpflanzungsorgane und schafft die besten Voraussetzungen für die Entstehung und den Erhalt einer Schwangerschaft.
Eine zentrale Rolle bei der Ernährung spielen Vitamine und Mineralstoffe. Sie haben einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit, weil sie unter anderem an der Bildung der Sexualhormone Östrogen und Progesteron sowie FSH beteiligt sind. Sie sind wiederum bei der Entwicklung der Eizelle sehr wichtig.
Der weibliche Körper benötigt besonders:
- Vitamin B3 (Niacin)
- Vitamin B5 (Pantothensäure)
- Vitamin B6 (Pyridoxin)
- Beta-Carotin
- Vitamin C
- Vitamin E
- Folsäure
Folsäure sollten Frauen mit Kinderwunsch am besten bereits drei Monate vor Beginn der Schwangerschaft einnehmen. Dadurch können sie das Kind vor Missbildungen, wie dem offenen Rücken (Spina bifida) schützen.
Kein Testosteron ohne Vitamine
Auch Männer können mit der richtigen Ernährung etwas für ihre Fruchtbarkeit tun. Für die Reifung der Spermien benötigt der Körper beispielsweise das Hormon Testosteron. Damit die männlichen Hoden Testosteron produzieren können, brauchen sie genügend Vitamine und Mineralstoffe:
- Vitamin C
- Vitamin E
- Beta-Carotin
- Folsäure
- Vitamin B12
Darüber hinaus steigert eine ausreichende Versorgung mit den Mineralstoffen Selen und Zink die Befruchtungsfähigkeit der Spermien.
Tipps für die Ernährung
Um durch eine ausgewogene Ernährung die besten Voraussetzungen für eine gute Fruchtbarkeit zu schaffen, bietet sich die Vollwerternährung an. Dieses Ernährungskonzept bevorzugt besonders pflanzliche Lebensmittel, die möglichst frisch und natürlich sind. Wer sich vollwertig und gesund ernähren möchte, dem können folgende Empfehlungen als Orientierungshilfe dienen:
Ein Drittel der Nahrung sollte aus Obst, Gemüse, Salat und Nüssen bestehen.
Anteil an tierischen Lebensmitteln reduzieren: Nicht mehr als zweimal pro Woche Fleisch essen, ab und zu Fisch auf den Speiseplan setzen.
Vollkornprodukte statt Lebensmittel aus Weißmehl essen.
Ausreichend trinken, empfehlenswert sind Wasser und ungesüßter Kräutertee.
Für eine ausreichende Eiweißzufuhr sorgen, am besten durch pflanzliche Lebensmittel und Getreideprodukte sowie Eier und Milchprodukte.
Risikofaktoren für die Fruchtbarkeit
Übergewicht kann die Fruchtbarkeit verschlechtern. Beispielsweise neigen übergewichtige Frauen häufiger zu Zyklusstörungen, die mit einer geringeren Chance für eine Schwangerschaft einhergehen. Männer mit Übergewicht weisen eine deutlich schlechtere Spermienqualität auf. Ihre Samenzellen sind weniger in der Lage, eine Eizelle zu befruchten.
Doch auch zu wenig Gewicht wirkt sich unter Umständen ungünstig auf die Fruchtbarkeit aus. So ist beispielsweise bei magersüchtigen Frauen das Untergewicht verantwortlich für das Ausbleiben des Eisprungs. Auch bei untergewichtigen Männern kann die Hodenfunktion eingeschränkt sein.
Erkrankungen der Schilddrüse, Niere oder Leber sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus können den Hormonhaushalt ebenfalls beeinflussen. Bestimmte Medikamente können die Fruchtbarkeit reduzieren, dazu zählen Arzneimittel gegen Bluthochdruck, Depressionen oder Zytostatika bei Tumorerkrankungen.
Auf Nikotin verzichten, Alkohol in Maßen
Wer sich ein Kind wünscht, sollte auf das Rauchen ganz verzichten. Zigaretten und E-Zigaretten mit Nikotin bringen den Hormonhaushalt durcheinander und wirken sich dadurch negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Das Gleiche gilt für übermäßigen Alkoholkonsum. Zwei Gläschen Wein oder Bier pro Woche sind dabei aber in Ordnung. Starke körperliche Anstrengung, Leistungssport, Nachtschichten und Schlafmangel können den Hormonhaushalt ebenfalls belasten und die Fruchtbarkeit reduzieren.
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