Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Ursachen, Symptome & Behandlung
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBei einem Zwerchfellbruch kommt es zur Verlagerung von Bauchorganen in den Brustraum. Was sind Symptome, Ursachen und wann muss eine OP erfolgen?
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In den meisten Fällen rutscht bei einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie) ein Teil des Magens durch eine natürliche Lücke im Zwerchfell, durch welche die Speiseröhre in den Bauchraum eintritt. Zwerchfellbrüche kommen relativ häufig vor und sind oft Zufallsbefunde beim Röntgen, die keine Beschwerden machen.
Im Überblick:
Was ist ein Zwerchfellbruch?
Dabei kommt es zu einer Erweiterung der schlitzförmigen Lücke im Zwerchfell, durch welche die Speiseröhre zieht (Hiatus oesophageus). Durch diese erweiterte Lücke können Magenanteile, der ganze Magen oder andere Bauchrauminhalte in den Brustraum rutschen.
Das Zwerchfell (Diaphragma) ist eine Gewebeplatte, die aus Muskeln und Sehnen besteht und wie eine Kuppel den Brustraum vom Bauchraum trennt. Hauptschlagader, Hohlvene, Speiseröhre, Nerven und Lymphgefäße ziehen durch das Zwerchfell und bilden dabei drei große Lücken im Zwerchfell. Während beim Aortenschlitz und der Öffnung für die Hohlvene Verwachsungen das Zwerchfell fest verschließen, ist die Muskulatur am Durchtrittspunkt der Speiseröhre vergleichsweise locker. Hier befindet sich ein Schließmuskel, der das Aufsteigen von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindern soll. Deshalb besteht dort eine anatomische Schwachstelle im Zwerchfell, sodass hier ist das Risiko für einen Eingeweidebruch (Hernie) sehr groß ist.
Man unterscheidet vier unterschiedliche Typen des Zwerchfellbruchs:
Typ1 : Axiale Hernie (Gleithernie, Gleitbruch, axiale Gleithernie): Bei dieser Form des Zwerchfellbruchs verlagert sich der Mageneingang und der obere Teil des Magens durch das Zwerchfell in den Brustraum. Oft rutschen die Magenanteile wieder von selbst durch den Zwerchfellschlitz zurück, um bei einer Druckerhöhung wieder hindurchzugleiten.
Typ 2: Paraösophageale Hernie: Der Mageneingang verbleibt an der richtigen Position unterhalb des Zwerchfells, der höchstgelegene Teil des Magens verlagert sich durch den Ösophagus-Durchtritt in den Brustraum.
Typ 3 : Mischform: Hier können Mischungen aus Typ 1 und Typ 2 auftreten. Bei der Extremform dieser Hiatushernie, dem sogenannten „Upside-down-Magen“ liegt der Magen komplett im Brustkorb.
Typ 4 : Bei der schwersten Form einer Hiatushernie ist nicht nur der Magen betroffen, sondern es können auch andere Bauchorgane wie Teile des Dickdarms oder die Milz in den Brustraum gelangen.
Es gibt sehr selten Zwerchfellbrüche, bei denen Organe des Bauchraumes durch andere Öffnungen des Zwerchfells treten. Diese werden unter dem Begriff extrahiatale (außerhalb des Speiseröhrenschlitzes liegende) Zwerchfellbrüche zusammengefasst.
Vermutlich sind 90 bis 95 Prozent aller Zwerchfellbrüche Hiatushernien vom Typ 1. Zwerchfellhernien können bei Menschen in jedem Alter vorkommen, sind aber meist angeboren oder bei älteren Menschen zu finden. Bei etwa zwei bis fünf von 10.000 Neugeborenen besteht ein angeborener Zwerchfelldefekt, bei Erwachsenen werden jährlich etwa 11.000 Hiatushernien diagnostiziert. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Wie entsteht ein Zwerchfellbruch?
Beim normalen Schluckvorgangs verkürzt sich die Speiseröhre um mehrere Zentimeter, um den Nahrungstransport zu gewährleisten. In Kombination mit erhöhtem Druck in der Bauchhöhle, wie er beim Husten, Niesen, Pressen oder bei schwerer körperlicher Arbeit entsteht, zieht die Speiseröhre den oberen Teil des Magens mit nach oben. Ein normal gefestigtes Zwerchfell lässt dort nur die Speiseröhre durch.
Angeborene Zwerchfellhernien entstehen in der Regel aufgrund einer Fehlentwicklung des Zwerchfells. In der Embryonalzeit kann eine Entwicklungsstörung in der vierten bis zwölften Schwangerschaftswoche zu einem ein Defekt im Zwerchfell führen.
Erwachsene haben einen Zwerchfellbruch meist im Laufe des Lebens erworben. Es gibt dafür verschiedene Risikofaktoren:
Erhöhtes Lebensalter: Mit zunehmendem Alter verliert das Bindegewebe an Flexibilität und die stützende Struktur wird geschwächt. Dies gilt besonders für Menschen, die von Natur aus eher schwaches Bindegewebe haben.
Erhöhung des Drucks im Bauchraum: Ein erhöhter Druck in der Bauchhöhle begünstigt die Entstehung einer Zwerchfellhernie. Gründe dafür sind beispielsweise eine Schwangerschaft, starkes Pressen bei Verstopfung, Prostatabeschwerden und der Geburt sowie eine übermäßige Menge an Fettgewebe im Bauchraum bei starkem Übergewicht.
Zwerchfelloperationen: Eine vorausgegangene Operation am Zwerchfell erhöht die Gefahr der Bruchbildung.
Männliches Geschlecht: Die Häufigkeit für einen Zwerchfellbruch ist bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen.
Welche Symptome verursacht eine Hiatushernie?
Man geht davon aus, dass Hiatushernien in neun von zehn Fällen keine Beschwerden verursachen und die Betroffen nichts von ihrem Zwerchfellbruch wissen, besonders bei Typ 1. Die Diagnose wird dann nur durch Zufall, beispielsweise als Nebenbefund einer Magenspiegelung oder einer Röntgenuntersuchung, gestellt. Bestehen nur leichte Symptome, die im Alltag gar nicht wahrgenommen werden, können diese beim Vornüberbeugen, bei starker körperlicher Anstrengung wie dem Heben schwerer Lasten und in Situationen, die den Druck in der Bauchhöhle erhöhen, spürbar werden.
Bei Neugeborenen führt ein großer Zwerchfellbruch zur Verdrängung und Einengung von Herz und Lungen im Brustraum und ist dadurch eine lebensbedrohliche Situation. Auch bei Erwachsenen führt die Verlagerung großer Anteile der Bauchorgane in den Brustraum zur Verdrängung von Herz und Lungen, mit Kreislaufbeschwerden und Atemnot.
Symptome der Hernien vom Typ 1
Zwerchfellbrüche vom Typ 1 verursachen meist kaum direkte Beschwerden, führen aber zur sogenannten Refluxkrankheit. Dabei fließt saurer Magensaft in die Speiseröhre und verursacht dort Symptome wie Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Oberbauch. Auch ein stiller Reflux lässt sich auf einen Zwerchfelldurchbruch zurückführen.
Symptome, die sich direkt auf die Zwerchfellhernie zurückführen lassen:
- Luftaufstoßen
- Schluckbeschwerden
- Steakhouse Syndrom (große Nahrungsbrocken, insbesondere Fleischstücke bleiben hängen und verstopfen die Speiseröhre)
- Wiederaufstoßen von Nahrungsresten
- krampfartige Schmerzen im Oberbauch, wenn der Bruchsack eingeklemmt wird
- Rückenschmerzen durch Organverlagerung
Symptome der Hernien vom Typ 2
Die Symptome dieser Hernien zeigen sich meist erst, wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist. Folgende Stadien, mit zunehmenden Beschwerden, werden durchlaufen:
asymptomatisches Stadium: Es besteht ein Zwerchfellbruch, aber keine Symptome.
unkompliziertes Stadium: Es kommt zu ersten Beschwerden wie Aufstoßen, Schluckbeschwerden, Druckgefühl im Brustkorb (insbesondere in der Herzgegend) nach dem Essen und einer leichten Refluxkrankheit.
Stadium der Komplikationen: In fortgeschrittenen Fällen können Zwerchfellbrüche vom Typ 2 starke Komplikationen verursachen. Ist der durchgetretene Magenabschnitt längerfristig stark eingeklemmt, kann es zu Magengeschwüren kommen. Verdreht sich der Bruchsack noch zusätzlich, ist die Blutzufuhr gestört und die enthaltenen Abschnitte des Magens können absterben. Man nennt dies Inkarzeration, und es handelt sich dann um eine lebensbedrohliche Situation, die mit starken Schmerzen einhergeht. Durch die Gewebsschädigung in der Magenwand kann es auch zu unbemerkten chronischen Blutungen kommen. Diese führen zu Symptomen einer chronischen Blutarmut (Anämie) wie Leistungsschwäche, Blässe und Herzklopfen. Etwa in einem Drittel der Fälle führt die Blutarmut zur Diagnose der Zwerchfellhernie. Durch das Einatmen von Magensaft in die Lunge (Aspiration) kann es zu Lungenschäden und Atemproblemen kommen.
Wie stellt man einen Zwerchfellbruch fest?
Da ein Zwerchfellbruch in vielen Fällen keine Beschwerden verursacht, erfolgt die Diagnose oft zufällig. Bestehen jedoch Symptome, erfolgt zuerst eine ausführliche Anamnese. Der richtige Ansprechpartner dafür ist der Hausarzt, der Betroffene gegebenenfalls zur weiteren Diagnostik und Therapie an einen Internisten oder Chirurgen überweisen wird.
Um einem entstandenen Verdacht nachzugehen, reicht es nicht, einen Ultraschall zu machen. Es stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
Röntgen
Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Breischluck)
Magenspiegelung (Ösophagogastroskopie)
Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie)
Behandlung von Zwerchfellhernien
Sind die Symptome einer Refluxkrankheit die einzigen Zeichen der Hiatushernie, beschränkt sich die Therapie meist darauf, diese Beschwerden zu lindern. Dadurch bleibt allerdings die Zwerchfellhernie unverändert vorhanden. Ziel der Behandlung des Reflux ist es, Schleimhautschäden und Blutungen der Speiseröhre zu verhindern, die durch den Rückfluss des Magensaftes entstehen können. Neben säurebindenden Mitteln (Antazida), werden säurehemmende Medikamente (sogenannte Protonenpumpenhemmer) und Medikamente, die Tätigkeit des Magen-Darm-Trakts anregen (Prokinetika), eingesetzt.
Gute Erfolge lassen sich auch durch die Änderungen des Lebensstils erzielen. Diese sind:
- Gewichtsreduktion
- Schlafen mit erhöhtem Kopfteil
- Vermeidung großer Mahlzeiten und von Mahlzeiten direkt vor dem Schlafengehen
- Verzicht auf Alkohol, säurehaltige Speisen, Nikotin, Schokolade, Pfefferminze und Koffein
OP der Zwerchfellhernie
Um die Zwerchfellhernie zu beseitigen, wird eine Operation nötig. Dies ist bei starken Beschwerden und der Gefahr von Komplikationen notwendig. Ziel der operativen Behandlung ist, die Bruchpforte zu verkleinern, den Bruchsack zu entfernen und die durchgetretenen Organe wieder vollständig in die Bauchhöhle zu verlagern. Die Krankheitsdauer nach der Operation richtet sich nach dem Ausmaß des bestehenden Zwerchfellbruches.
Be der Operation der Zwerchfellhernie (Fundoplicatio) wird der Magenmund wieder in den Bauchraum zurückgezogen und mit einer Manschette aus Magengewebe unter dem Zwerchfell fixiert. Die Operation kann meist im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden.
In seltenen Fällen wird auch bei Symptomlosigkeit eine Operation in Erwägung gezogen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Am häufigsten wird die sogenannte transabdominale Gastropexie durchgeführt. Bei dieser Operation werden die betroffenen Magenanteile vollständig in den Bauchraum zurückgezogen und anschließend an die vordere Bauchwand genäht. Wird der Magen nach dem Zurückziehen operativ am Zwerchfell fixiert, nennt man das Fundopexie. Eine Hiatoplastik ist die operative Verengung des Schlitzes für die Speiseröhre. Dies geschieht durch eine Naht oder das Einbringen eines biologischen Netzes, welches das Zwerchfell verstärkt.
Kann man einen Zwerchfellbruch vermeiden?
Übergewicht und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren, die beseitigt werden können. Normalgewicht und Sport, insbesondere die Kräftigung von Bauch- und Rumpfmuskulatur, reduzieren die Menge des inneren Bauchfettes und verbessern die Stützfunktion der Muskulatur. Durch den korrekten Sitz der inneren Organe und die Festigkeit der anatomischen Strukturen wird ein übermäßiges Verschieben der inneren Organe verhindert.
Auch die Umstellung der Ernährung auf mehrere, kleinere Mahlzeiten und der Verzicht auf eine große Mahlzeit vor dem Schlafengehen können das Risiko senken.
Verlauf und Prognose mit und ohne OP
Wie sich ein Zwerchfellbruch entwickelt, ist sehr unterschiedlich und von der Art der Hernie und der Größe des Bruchs abhängig. Die Beschwerden können aber im Laufe des Lebens zunehmen. Bei den meisten Betroffenen lassen sich die Beschwerden eines Zwerchfellbruchs durch eine Lebensstiländerung natürlich oder durch Medikamente lindern. In 80 bis 90 Prozent der Fälle ist keine weitere Behandlung des Zwerchfellbruches nötig.
Stellt sich die Frage OP ja oder nein, ist es gut zu wissen, dass nach der Operation die Symptome in den meisten Fällen vollständig zurückgehen. Von operierten Betroffenen sind 90 Prozent nach der Operation komplett beschwerdefrei.
Ein Zwerchfellbruch ist selten gefährlich. Mit der passenden Therapie können Folgeerscheinungen meist vermieden werden. Schwere, lebensbedrohliche Komplikationen sind sehr seltene Ereignisse.
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