Tetanus: Symptome und wie die Impfung schützt
Tetanus ist eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird. Schon harmlose Kratzer können Wundstarrkrampf auslösen – der Erreger gelangt in den Körper, sein Gift schädigt vor allem die Nervenbahnen. Welche Krankheitszeichen deuten auf Tetanus hin?
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Kurzübersicht: Tetanus
Definition: Bei Tetanus handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Giftstoffe (Toxine) von Bakterien hervorgerufen wird.
Impfung: Gegen Tetanus ist ein Impfstoff verfügbar. Die Grundimmunisierung erfolgt in der Regel im Kindesalter, und im Erwachsenenalter muss der Impfschutz alle zehn Jahre aufgefrischt werden.
Krankheitszeichen: Zu Beginn ist ein Spannungsgefühl um die Eintrittswunde zu verspüren, im Verlauf kommt es zu Muskelkrämpfen, die durch äußere Reize wie Licht ausgelöst werden.
Behandlung: Verabreicht werden Antikörper zur Neutralisation des Gifts, außerdem erfolgen eine Wundreinigung und Antibiotikagabe. Oft müssen Betroffene künstlich beatmet werden.
Verlauf: Unbehandelt verläuft Tetanus meist tödlich. Behandelt sterben bis zu 20 Prozent der erkrankten Personen an der Infektionskrankheit.
Im Überblick:
Was ist Tetanus?
Tetanus ist eine akute bakterielle Infektionskrankheit, die weltweit auftritt. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Gift des Bakteriums Clostridium tetani – ein äußerst widerstandsfähiger Erreger, der auch in Deutschland weit verbreitet ist. Diese Keime kommen praktisch überall in unserer Umgebung oder Umwelt vor. Hohe Konzentrationen befinden sich im Boden und in den Ausscheidungen von Tieren.
Die Infektion beim Menschen erfolgt über Tierbisse oder Verletzungen mit Fremdkörpern wie Dornen, Nägel oder Holzsplitter. Durch die verletzte Haut, unzureichende Wundversorgung und mangelnde Hygiene gelangen die Sporen der Bakterien in die Wunde. Im Rahmen dieser Wundinfektion setzen die Krankheitserreger Giftstoffe frei, die den Tetanus dann auslösen.
Tetanus: Häufigkeit der Erkrankung ist rückläufig
Durch die Impfung der Bevölkerung sind Tetanus-Erkrankungen in den Industrieländern sehr selten geworden. In Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Sterblichkeitsrate deutlich höher. Vor allem Neugeborene sind dort durch unzureichende Hygienemaßnahmen während und nach der Geburt gefährdet.
In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland weniger als 15 Erkrankungsfälle pro Jahr, vornehmlich bei älteren Erwachsenen. Vor 1970 waren es noch weit über hundert, was dank umfassender Impfung nun nicht mehr der Fall ist.
Im Jahr 2014 wurden der Weltgesundheitsorganisation weltweit rund 11.000 Fälle gemeldet, die realen Erkrankungszahlen dürften jedoch weit höher liegen. In zehn bis 20 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung trotz Intensivtherapie tödlich. Unbehandelt liegt die Mortalität bei rund 70 Prozent, bei alten Menschen und kleinen Kindern bei nahezu 100 Prozent.
Tetanus vorbeugen: Impfung alle zehn Jahre auffrischen
Die Impfung gegen Tetanus ist die sicherste und wirksamste Maßnahme, um einen Ausbruch der Krankheit zu vermeiden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Tetanus-Impfung schon Säuglingen sowie Erwachsenen ohne aktiven Impfschutz.
Der Impfstoff wird bei Babys zur Grundimmunisierung nach folgendem Impfschema verabreicht:
Die erste Impfung erfolgt im Alter von acht Wochen.
Die zweite Impfung wird nach dem vierten Lebensmonat gespritzt.
Die dritte Impfdosis der Grundimmunisierung erfolgt mindestens sechs Monate nach der zweiten.
Aufgefrischt wird der Impfschutz bei Kindern mit fünf oder sechs Jahren und später noch mal zwischen dem neunten und 16. Lebensjahr. Bei Erwachsenen sind Auffrischungsimpfungen alle zehn Jahre fällig.
Für die Grundimmunisierung bei Kindern wird ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der auch vor
- Diphtherie,
- Keuchhusten (Pertussis),
- Kinderlähmung (Poliomyelitis oder Polio),
- Hib (Haemophilus influenzae Typ b)
- und Hepatitis B
schützt. Bei der Auffrischungsimpfung wird ebenfalls der Impfschutz für Diphtherie, Pertussis und Kinderlähmung erneuert. Im Erwachsenenalter wird hierfür bevorzugt ein Zweifachimpfstoff gegen Tetanus und Diphtherie verwendet. Einmalig wird auch eine Kombinationsimpfung empfohlen, die zusätzlich vor Keuchhusten schützt (Tdap-Impfung).
Wie viele Menschen sind gegen Tetanus geimpft?
In Deutschland sind laut RKI rund 96 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Wundstarrkrampf geimpft. Die Zahl derer, die mindestens in den vergangenen zehn Jahren eine Auffrischimpfung bekommen haben, ist in der jüngsten Vergangenheit gestiegen. Jedoch haben immer noch rund 28 Prozent der Bevölkerung in den zurückliegenden zehn Jahren keine Tetanusimpfung bekommen.
Postexpositionelle Impfung im Falle einer Verletzung
Verletzt sich jemand und es liegt kein aktueller Impfschutz vor, kann auch nachträglich noch eine Immunisierung gegen die Toxine erfolgen und die Erkrankung abgewendet werden. Hierbei handelt es sich im Gegensatz zum vorsorglich eingesetzten Präparat um eine passive Impfung: Es wird nicht das abgeschwächte Nervengift verabreicht, sondern aus dem Blut gewonnene Antikörper. Sie bieten sofortigen Schutz für die nächsten Wochen.
Kann die Tetanus-Impfung Nebenwirkungen verursachen?
Mögliche Impfnebenwirkungen sind eine Rötung oder Schwellung der Einstichstelle. Auch sind allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen denkbar. Sehr selten kommt es zu einer allergischen Reaktion oder Erkrankungen des Nervensystems infolge der Impfung. Anzeichen sind Lähmungen, anhaltende Erschöpfung sowie Empfindungsstörungen.
Tetanus: Symptome bei Wundstarrkrampf
Die Tetanusbakterien vermehren sich an der Eintrittsstelle und bilden Toxine, die sich im Körper ausbreiten. Erste Beschwerden einer Tetanus-Infektion treten in der Regel nach drei bis 21 Tagen auf, bei Neugeborenen zwischen dem dritten und zehnten Tag nach der Geburt. In manchen Fällen kann es auch Monate dauern, bis sich Krankheitszeichen zeigen.
Erste Hinweise für die Infektion sind ein Spannungsgefühl an der Eintrittswunde und im Bauch- und Nackenbereich sowie Muskelkrämpfe – zunächst im Gesicht. Dadurch erstarrt das Gesicht zu einer Art Dauerlächeln, die Betroffenen können den Mund nicht mehr richtig öffnen (Mund- oder Kiefersperre).
Die Lähmungserscheinungen breiten sich vom Gesicht ausgehend auf den ganzen Körper aus. Die Muskelstarre (Rigor) läuft vom Kopf und Nacken entlang der langen Rücken- und Bauchmuskeln. Diese Krämpfe können ein bis zwei Minuten andauern. Sie treten in der Regel in Minutenabständen auf und werden durch äußere Reize wie etwa starken Lichteinfall oder Geräusche ausgelöst.
Es gibt verschiedene Formen von Tetanus, die sich in der Schwere der Krankheit und den Beschwerden unterscheiden.
Generalisierter Tetanus
Diese Form kommt in Mitteleuropa am häufigsten vor. Durch das Gift Tetanospasmin werden Muskelkrämpfe ausgelöst, die die gesamte Skelettmuskulatur betreffen (generalisiert). Die Krämpfe treten zunächst im Nackenbereich, im Gesicht und am Rücken auf. Als Folge kommt es zu einer sogenannten Kieferklemme (Trismus), das heißt, der Mund kann nicht mehr vollständig geöffnet werden. Außerdem treten Schluckbeschwerden auf. Im Gesicht entsteht eine verzerrte Mimik (Teufelsgrinsen). Der Rücken wird durch die Krämpfe bogenförmig nach hinten überstreckt. Die Betroffenen haben starke Schmerzen, jedoch kein oder nur leichtes Fieber. In manchen Fällen kommt es durch die Spasmen im Bereich des Rückens zu Wirbelfrakturen, also Brüchen der Wirbelsäule.
Innerhalb der folgenden 24 Stunden bildet sich der Wundstarrkrampf vollständig aus. Ganze Muskelgruppen können sich dann plötzlich verkrampfen. Da auch die Muskulatur der Atemwege betroffen ist, kann es zu
- Atemnot,
- Sekretstau
- und einer Lungenentzündung
kommen. Das Toxin beeinträchtigt auch das sogenannte autonome Nervensystem, welches wichtige Körperfunktionen wie beispielsweise die Herzfrequenz und den Blutdruck steuert. Als Folge treten ein beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Bluthochdruck (Hypertonie) und Schweißausbrüche auf. Ebenfalls kann es vorkommen, dass vermehrt Speichel und Bronchialsekret gebildet werden.
Lokaler Tetanus
Bleiben die Symptome des Wundstarrkrampfs auf den Bereich des Körpers begrenzt, in dem sich die infizierte Wunde befindet, sprechen Fachleute von einem lokalen Tetanus. Dieser kann sich jedoch zu einem generalisierten Tetanus weiterentwickeln.
Ein lokaler Wundstarrkrampf im Bereich des Kopfs wird zephaler Tetanus genannt. Er ist gekennzeichnet durch eine besonders kurze Inkubationszeit von ein bis zwei Tagen und zeigt sich etwa in einer Kieferklemme und dem Teufelsgrinsen. Hinzu kommt eine Lähmung des Gesichtsnervs, die auf diejenige Gesichtshälfte beschränkt ist, in der sich die Wunde befindet.
Neonataler Tetanus
Weltweit am häufigsten tritt die Erkrankung nach der Entbindung auf und zwar fast ausschließlich in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung und mangelnder Geburtshygiene oder aber wenn die Mutter nicht ausreichend gegen Tetanus immunisiert ist. Dabei infizieren sich Neugeborene über die Nabelschnur oder den Nabel. Bei mit Tetanus infizierten Neugeborenen treten ebenfalls Muskelkrämpfe auf, sie wirken steif, können kaum schlucken oder saugen.
Ansteckung mit Tetanus
Tetanus wird durch das Tetanusbakterium Clostridium tetani hervorgerufen. Es findet sich überall in der Umwelt, vor allem im Erdboden. Die Erreger sind enorm widerstandfähig, weil sie unter ungünstigen Lebensbedingungen spezielle Sporen bilden. Diese Sporen sind sehr resistent gegenüber Hitze oder Desinfektionsmitteln.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Durch äußere Verletzungen gelangen die Sporen oder der Erreger selbst in den Körper. Unter Luftabschluss werden die Bakterien aktiviert, vermehren sich und produzieren die Nervengifte:
- Tetanospasmin
- Tetanolysin
Tetanospasmin verursacht die typischen Krampfanfällen: Es wandert an Nerven entlang und gelangt bis ins Rückenmark und in den Hirnstamm. Im Zentralnervensystem beeinträchtigt das Gift die korrekte Übermittlung von Nervenimpulsen in den Nervenbahnen, sodass es zu Krämpfen kommt.
Tetanus: Diagnose anhand der Krankheitssymptome
Ein direkter Nachweis des Krankheitserregers ist nur sehr schwer möglich. Die Diagnose von Wundstarrkrampf erfolgt deshalb anhand der typischen klinischen Symptome. Wenn Betroffene unter Muskelkrämpfen leiden und die letzte Tetanus-Impfung sehr lange zurückliegt, ist das Vorliegen einer Tetanus-Infektion sehr wahrscheinlich. Im Gegensatz dazu ist eine Erkrankung äußerst unwahrscheinlich, wenn die Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung gegen Tetanus vorliegen.
Ergänzend kann die Diagnose durch einen Test an Mäusen abgesichert werden. Die Tiere erhalten dazu eine Injektion mit dem Blutserum der betroffenen Person. Allerdings ist dieses Verfahren alleine nicht ausreichend verlässlich.
Daneben kann eine Elektromyographie (EMG) zur Diagnostik erfolgen. Dabei werden die elektrischen Ströme in den Muskeln gemessen und aufgezeichnet. Dies erlaubt eine Aussage darüber, ob die Muskeln daueraktiv sind.
Therapie: Wie wird Wundstarrkrampf behandelt?
Die Behandlung von Tetanus basiert auf drei Grundpfeilern:
Reinigung und Behandlung der Wundränder
Neutralisierung des Gifts
Symptombehandlung
Das Auffinden der verletzten Körperstelle ist in der Mehrzahl der Fälle problemlos möglich. Damit die Keime keinen weiteren Giftstoff produzieren können, muss die Wunde gründlich gesäubert und desinfiziert werden, verletztes oder abgestorbenes Gewebe wird chirurgisch entfernt.
Neutralisieren des Gifts und Immunisierung
Das Tetanospasmin kann mithilfe eines körpereigenen Wirkstoffs (hTIG = humanes Tetanus-Immunglobulin) neutralisiert werden, solange es noch nicht das Zentralnervensystem erreicht hat. Der Wirkstoff wird injiziert.
Darüber hinaus erfolgt eine Immunisierung, also eine Gabe von inaktivem Tetanospasmin, was mit einer Impfung vergleichbar ist. Die Immunisierung ist notwendig, da Menschen durch Tetanus keinen Schutz für die Zukunft aufbauen.
Um die Vermehrung der Erreger an der Wundstelle zu unterbinden, werden zusätzlich Antibiotika (Metronidazol) verabreicht.
Symptombehandlung bei Wundstarrkrampf
Die Krankheitssymptome werden durch eine Vielzahl von Maßnahmen bekämpft, so verabreichen Ärzt*innen etwa krampflösende Substanzen. Zur Behandlung der erhöhten Herzfrequenz und des Bluthochdrucks werden ebenfalls Medikamente gegeben.
Aufgrund der Stärke der Krämpfe, der Vielzahl der Symptome und der Atemwegsproblematik ist es meist erforderlich, die Person künstlich zu beatmen.
Außerdem werden Betroffene in einem abgedunkelten und schallgeschützten Raum, in der Regel auf der Intensivstation, untergebracht.
Wie verläuft eine Tetanus-Infektion?
Trotz der Intensivtherapie verlaufen bis zu 20 Prozent aller Erkrankungen von Tetanus tödlich. In Gebieten mit unzureichenden Therapiemöglichkeiten ist die Sterblichkeit erheblich höher.
Die Behandlung von Wundstarrkrampf ist nur mithilfe der Intensivtherapie erfolgreich. Etwa 50 Prozent der Erkrankten müssen länger als drei Wochen beatmet werden. Im Verlauf der Behandlung kann Fieber auftreten.
Die Störungen bei der Übertragung der Nervenimpulse können in schweren Fällen zur Auflösung von Muskelgewebe und zu eingeschränkter Nierenfunktion führen. Die starken Krämpfe haben oft Knochenbrüche, vor allem an den Wirbelkörpern, zur Folge.
Abhängig von der in den Körper gelangten Bakterienmenge und des von ihnen produzierten Tetanospasmins hält die Giftwirkung vier bis zwölf Wochen an. Anschließend klagen Betroffene oft noch über Schmerzen an der Wundstelle.
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