Teratom: Tumor mit Zähnen und Haaren
Sie kommen häufig an den Eierstöcken oder den Hoden vor: Teratome sind meist gutartige Tumore aus Stammzellen. Sie können aus Zähnen, Haaren oder Knochen bestehen. Welche Arten häufig vorkommen und mehr zur Therapie sowie bösartigen Formen, lesen Sie hier.
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Die Bezeichnung der meist gutartigen Tumorart stammt aus dem Griechischen. Das Wort "Teratos" bedeutet so viel wie "Wunderzeichen" oder "Ungeheuer" und "onkoma" steht für "Schwellung". Beide Begriffe gaben dem Teratom Ende des 17. Jahrhunderts seinen Namen. Zirka 50 Prozent aller Keimzelltumoren sind Teratome.
Im Überblick:
Was ist ein Teratom und wie entsteht es?
Ein Teratom ist angeboren und zählt zu den sogenannten Keimzelltumoren. Das heißt, das meist gutartige Geschwulst bildet sich aus Keimzellen (Stammzellen) der Eierstöcke oder Hoden. Stammzellen haben die Eigenschaft, sich zu jeder Art von Gewebe ausbilden zu können. So können im Teratom alle denkbaren Strukturen des Körpers entstehen, zum Beispiel Zähne, Knochen, Haare, Talgdrüsen, Haut, Knorpel oder Gehirnmasse.
Teratome können sich in jedem Alter und an jeder Körperstelle entwickeln, zählen generell aber zu den seltenen Erkrankungen. Am häufigsten sind gonodale Teratome, die an Hoden oder Eierstöcken vorkommen. Zu finden sind Teratome außerdem an folgenden Stellen:
- Steißbein
- Bauchregion
- Gehirn
- Brustraum
Über die genaue Entstehung der Teratome ist sich die Wissenschaft noch nicht ganz einig. Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie die Geschwülste entstehen.
Reife und unreife Teratome
Teratome lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, die gleichzeitig Auskunft darüber geben, ob eine gutartige (benigne) oder bösartige (meligne) Form vorliegt.
Reife Teratome
Reife Teratome sind in der Regel gutartig, können in Einzelfällen jedoch entarten und bösartig werden. Sie besitzen bereits ausgereiftes Gewebe der drei Keimblätter – das Ekto-, Ento- und Mesoderm. Diese bilden zu Beginn der Entwicklung drei verschiedene Zellbereiche, aus denen sich unterschiedliche Gewebearten entwickeln.
Beispiele für Gewebearten aus den verschiedenen Keimblättern:
Gewebe aus dem Ektoderm: Zentrales Nervensystem, Hypophyse
Gewebe aus dem Entoderm: Auskleidung innerer Organe, zum Beispiel der Atemwege oder des Verdauungstraktes
Gewebe aus dem Mesoderm: Herz-Kreislauf-System, Urogenitalsystem (Nieren, Harnblase und Genitalien)
So sind in reifen Teratomen häufig ausgebildete Strukturen wie Zähne, Haare oder Nervengewebe zu finden. Am bekanntesten ist hier das reife zystische Teratom des Ovars (Eierstocks).
Unreife Teratome
Unreife Teratome bestehen hauptsächlich aus noch undifferenzierten Zellen, das bedeutet, dass noch kein spezielles Gewebe entstanden ist. Ein Teil kann jedoch schon differenziert, also zu einem Gewebe entwickelt, sein. Das unreife Teratom wird nach der Größe des Anteils an undifferenziertem Gewebe eingeteilt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat hierfür vier Grade festgelegt, wobei Grad 0 einem reifen Teratom entspricht. Grad 3 beschreibt Teratome, bei denen mehr als 50 Prozent des Gewebes nicht differenziert ist und das Potential besitzt, Metastasen zu bilden. Unreife Teratome sind meist bösartig.
Krebs im Teratom
Selten ist es möglich, dass sich innerhalb eines Teratoms Krebs entwickelt. Fast jede Krebsart kann darin entstehen, da viele verschiedene Gewebearten in einem Teratom vorhanden sein können. Entartet also Hautgewebe im Teratom handelt es sich um Hautkrebs. Er kann sich theoretisch auch auf andere Teile des Körpers ausbreiten.
Verschiedene Teratomarten
Je nachdem, wo sich Teratome bilden, unterscheiden sie sich oft in der Beschaffenheit und in den auftretenden Symptomen. So löst ein Teratom an den Eierstöcken Beschwerden in der Bauchregion aus, während sich ein Geschwulst im Gehirn neurologisch äußert.
Teratom am Steißbein (sacrococcygeale Teratome)
Steißbeinteratome (sacrococcygeale Teratome) werden oft bereits im Mutterleib mittels Ultraschalluntersuchung entdeckt. Sie sind die häufigste Tumorart bei Neugeborenen. 1 von 40.000 Babys ist davon betroffen, Mädchen häufiger als Jungen. Steißbeinteratome wachsen oberhalb der Gesäßfalte nach außen oder innen. Wenn es nach innen wächst, sind Fehlbildungen im Bereich der Nieren oder der Harnblase möglich sowie eine Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems. Regelmäßige Ultraschalluntersuchungen sind wichtig, um das Tumorwachstum zu beobachten. Größere Teratome bedingen meist einen Kaiserschnitt, damit ein Einreißen verhindert wird.
Ovarielle Teratome
Bei ungefähr 10 bis 20 Prozent aller gutartigen Eierstocktumoren handelt es sich um ovarielle Teratome. Bei Kindern und Jugendlichen ist es die häufigste Tumorart an den Eierstöcken (Ovarien). Ein reifes Teratom an den Eierstöcken wird auch als Dermoidzyste bezeichnet. Die ovariellen Teratome machen sich selten bemerkbar. Manchmal treten Blutungen oder Schmerzen sowie unregelmäßiger Stuhlgang auf. Auch eine Vorwölbung des Unterbauchs ist möglich. Akute Bauchschmerzen kommen vor, wenn es zu einer Drehung des Eileiters kommt. Dies ist ein Notfall und bedarf umgehend ärztlicher Hilfe.
In der Regel wird sofort operiert, um die Blutzufuhr im Eileiter und Eierstock wieder herzustellen. Ovarielle Teratome werden ansonsten meist zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung oder einem operativen Eingriff im Bauch entdeckt. Sie müssen entfernt und im Anschluss genauer analysiert werden. Handelt es sich um einen bösartigen Eierstocktumor, stehen weitere Behandlungen unter anderem in Form einer Chemotherapie an.
Testikuläre Teratome
Testikuläre Teratome sind Hodentumore, welche meist bei Kindern vorkommen. Sie zählen zu den zweithäufigsten Hodentumoren. Auch Erwachsene können an der Art von Teratom leiden, dabei handelt es sich oft um bösartige Formen. Erst mit der Pubertät werden viele Hodenteratome bösartig. Erkannt werden diese Teratome durch Verhärtungen am Hoden, die meist schmerzfrei sind. Eine Drehung des Hodens ist durch das Teratom möglich. Hierbei handelt es sich um einen Notfall.
Mediastinale Teratome
Diese Art von Teratomen kommt im Brustraum und unabhängig vom Alter vor. Mediastinale Teratome führen in der Regel zu keinen Symptomen und werden unabhängig davon, ob sie gut- oder bösartig sind, entfernt. Zirka 80 Prozent sind gutartig. Häufig bleiben mediastinale Teratome unbemerkt. Erst sobald sie auf Nachbarorgane drücken, können Beschwerden entstehen. Möglich sind dann:
Diagnostiziert werden mediastinale Teratome meistens durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT).
Therapie bei Teratomen
Teratome bleiben oft lange Zeit unbemerkt. Symptome zeigen sich erst, wenn eine gewisse Größe erreicht ist. Diese ist wiederum abhängig von der Lage: Im Gehirn machen sich wenige Zentimeter schon früher bemerkbar als beispielsweise an den Eierstöcken. Eine operative Entfernung ist in jedem Fall ratsam. Dann kann die Beschaffenheit genau bestimmt werden. Handelt es sich um ein bösartiges Teratom, können sich Folgebehandlungen wie eine Chemotherapie anschließen.
Wie lautet die Prognose bei einem Teratom?
Bei vollständiger Entfernung des Teratoms ist die Prognose in der Regel gut. Allerdings kann es zu einem erneuten Auftreten kommen. Möglich ist auch, dass gutartige Teratome entarten. Bei bösartigen Teratomen kommt es darauf an, ob sie schon gestreut haben oder nicht. Zudem ist das Stadium des Teratoms ausschlaggebend. Grundsätzlich gilt: Je früher ein Teratom entdeckt und entfernt wird, desto besser.
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