Sprunggelenksfraktur: Wenn das Sprunggelenk gebrochen ist
Eine Sprunggelenksfraktur entsteht oft durch starke Krafteinwirkung beim Sport, etwa bei einem Sturz. Erfahren Sie, welche konservativen Möglichkeiten helfen können und wann eine operative Behandlung nötig ist.
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Eine Sprunggelenksfraktur ist eine typische Sportverletzung. Neben dem Sport können aber auch Unfälle im Alltag einen Knöchelbruch verursachen. Die richtige Behandlung ist wichtig, ansonsten sind Fehlstellungen des Gelenks möglich. Diese können wiederum zu dauerhaften Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen führen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Sprunggelenksfraktur?
Fraktur ist der medizinische Begriff für einen Bruch. Bei einer Sprunggelenksfraktur ist der Innen- oder Außenknöchel am Fuß betroffen. Das Sprunggelenk ist das Verbindungsstück zwischen Unterschenkel- und Fußknochen. Es setzt sich aus Wadenbein (Fibula), Schienbein (Tibia) und Sprungbein (Talus) zusammen und wird von zahlreichen Bändern fixiert.
Das Sprunggelenk kann in zwei Abschnitte eingeteilt werden:
das obere Sprunggelenk (OSG), welches das Heben und Senken des Fußes ermöglicht, und
das untere Sprunggelenk (USG), mit dessen Hilfe der Fuß leicht seitlich gekippt und nach innen und außen geschwenkt werden kann.
Bei einer Sprunggelenksfraktur ist in der Regel das obere Sprunggelenk gebrochen, da es instabiler ist. Daher sprechen Fachleute häufig auch von einer OSG-Fraktur. Eine solche Verletzung entsteht meistens durch ein Trauma, also einen Sturz beim Sport oder einen sonstigen Unfall.
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Ursachen: Wie entsteht eine Sprunggelenksfraktur?
Auslöser für einen Sprunggelenkbruch ist meist eine Verdrehung des Gelenks (Distorsion) durch eine ungewöhnliche Krafteinwirkung. Dazu kommt es häufig beim Sport, beispielsweise bei einem abrupten Richtungswechsel oder wenn Betroffene nach dem Springen unglücklich auf dem Boden aufkommen: Der Fuß knickt um und das Sprunggelenk bricht infolgedessen. Zudem können auch Unfälle im Alltag oder im Straßenverkehr die Ursache von Sprunggelenksfrakturen sein.
Welche Arten von Sprunggelenksfrakturen gibt es?
Fachleute teilen den Sprunggelenksbruch am häufigsten nach der Klassifikation von Weber in drei Klassen ein. Als Fixpunkt dient dabei die sogenannte Syndesmose. Hierbei handelt es sich um eine Bandstruktur, die Schien- und Wadenbein verbindet und das Sprunggelenk zusammenhält. Je nach Ort des Bruchs werden unterschieden:
Klasse A: Bruch des Wadenbeins unterhalb der Syndesmosebänder; die Syndesmose ist meist nicht beschädigt und eine konservative Behandlung ausreichend
Klasse B: Bruch auf Höhe der Syndesmose; die Syndesmose kann bei dieser Verletzung mitbetroffen sein; meistens ist eine chirurgische Behandlung notwendig
Klasse C: Bruch des Sprunggelenks oberhalb der Syndesmose; die Bandstruktur ist gerissen; eine Operation ist erforderlich
Von A nach C steigt sowohl der Schaden, den das Sprunggelenk durch die Fraktur nimmt, als auch die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen. Dazu gehören etwa Nekrosen (Gewebeabsterben), Thrombosen (Blutgerinnsel) oder das falsche Zusammenheilen des Sprunggelenks nach dem Bruch.
Darüber hinaus gibt es einige komplexere Sonderformen von Sprunggelenksfrakturen: Bei der Pilon-tibiale-Fraktur ist die Gelenkfläche des Schienbeins in mehrere Bruchstücke zertrümmert. Liegt zusätzlich zu einer Fraktur des Innenknöchels ein Bruch des Wadenbeines im oberen Drittel vor, ist von einer Maisonneuve-Fraktur die Rede. Das Gelenk befindet sich in Fehlstellung und ist instabil.
Welche Symptome verursacht eine Sprunggelenksfraktur?
Zu den typischen Symptomen eines Sprunggelenkbruchs gehören:
- starke Schmerzen im Gelenk, Unterschenkel und Fuß
- Schwellung mit Hautverfärbung (Blutergüsse) am Sprunggelenk
- Bewegungseinschränkung oder -unfähigkeit
- Belastungsunfähigkeit
- evtl. Instabilität des Gelenks
- evtl. Gefühlsstörungen
Manchmal lässt sich ein Sprunggelenkbruch ertasten oder bei einem offenen Bruch sogar erkennen. Zudem können Fehlstellungen auf einen Bruch hindeuten.
Diagnose: Wie wird die Sprunggelenksfraktur festgestellt?
Wenn das Sprunggelenk nach einem Unfall oder Sturz stark schmerzt und anschwillt, sollten Betroffene dies sofort ärztlich abklären lassen. Bei Verdacht auf einen Knochenbruch ist eine*ein Ärztin*Arzt für Orthopädie oder Unfallchirurgie zuständig.
Betroffene werden in der Regel zunächst gebeten, den Unfallhergang und Beschwerden zu schildern. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Knöchel vorsichtig abgetastet wird. Zudem wird die Stabilität der Bänder geprüft und untersucht, ob mögliche Gefäß- oder Nervenverletzungen vorliegen.
Röntgenbilder des Sprunggelenks und gegebenenfalls des gesamten Unterschenkels bringen schließlich Klarheit, ob es sich tatsächlich um einen Knochenbruch handelt. Bei fraglichen Befunden oder zur Vorbereitung auf eine Operation kann zudem eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden. Eine Kernspintomografie (MRT) kommt zur Abklärung von Bandverletzungen sowie zur Beurteilung von Weichteilen und Knorpeln infrage.
Therapie: Wie wird eine Sprunggelenksfraktur behandelt?
Die Behandlung eines Sprunggelenkbruchs richtet sich nach der Art und Schwere der Verletzung. In manchen Fällen kann die Anatomie des Sprunggelenks durch konservative Maßnahmen wieder vollständig hergestellt werden. Bei schweren Brüchen oder wenn sich Knochen verschoben haben, ist hingegen eine operative Behandlung (meist in Kombination mit Physiotherapie) notwendig.
Konservative Versorgung eines Sprunggelenkbruchs
Sind die Knochen nicht verschoben und stehen die Heilungschancen gut, reicht es aus, das Sprunggelenk zu schonen. Als Standardbehandlung wird ein Gips angelegt, um das Gelenk für etwa sechs Wochen ruhigzustellen. So lange benötigen die Knochen, um wieder zusammenwachsen zu können.
Mittlerweile werden statt Gipsverbänden allerdings öfter Schienen oder abnehmbare Orthesen verwendet. Sie haben den Vorteil, dass das Gelenk frühzeitiger wieder bewegt werden kann, was zu einer beschleunigten Heilung beiträgt.
Operation bei einer Sprunggelenksfraktur
Bei instabilen oder stark verschobenen Brüchen ist eine chirurgische Behandlung erforderlich. In der Regel wird eine Operation erst durchgeführt, nachdem Schwellungen am Sprunggelenk abgeklungen sind.
Bei der operativen Behandlung wird das Gelenk wieder in die richtige Position gebracht (reponiert) und das Wadenbein mit Schrauben und einer Platte stabilisiert. Gegebenenfalls wird die Syndesmose mit einer Schraube oder einer Kordel mit Plättchen fixiert. Je nach Verletzung werden auch Zugschrauben, Platten und Ähnliches in das Schienbein eingebracht. Ziel der Operation ist es, das Gelenk möglichst in Normalstellung zu bringen, bis das Operationsgebiet verheilt ist. Das Material wird in der Regel entfernt, sobald die Knochen stabil zusammengewachsen sind.
Nach der Operation müssen Betroffene meist für mehrere Wochen eine Schiene oder einen Vakuum-Stiefel tragen. Diese sind jedoch abnehmbar, sodass frühzeitig mit leichten Bewegungsübungen unter physiotherapeutischer Anleitung begonnen werden kann. Nach der Wundheilung wird zunächst eine Teilbelastung empfohlen. Eine Vollbelastung erfolgt nach ärztlicher Anweisung.
Sprunggelenksfraktur: Verlauf und Prognose
Die Prognose einer Sprunggelenksfraktur hängt von der Schwere der Verletzung ab. Bei einem unkomplizierten Bruch sind die Heilungsaussichten gut. Oft kann nach drei bis sechs Monaten wieder mit dem Sport begonnen werden. Bei einem komplizierten Knöchelbruch dauert die Regeneration unter Umständen länger.
Nach dem Bruch beziehungsweise der Operation sollte der Knöchel einige Zeit geschont werden, um den Heilungsprozess nicht zu stören. Allerdings ist es auch nicht sinnvoll, ihn vollständig ruhigzustellen. Stattdessen wird eine langsame Steigerung der Belastung empfohlen. Daher beginnt nach einer Operation einer Sprunggelenksfraktur idealerweise noch im Krankenhaus die Physiotherapie.
In den meisten Fällen wird bei Frakturen des Sprunggelenks die volle Belastbarkeit zurückerlangt. Als Langzeitfolge kann sich jedoch eine Arthrose (Gelenkverschleiß) entwickeln. Zudem bleibt das Sprunggelenk bei manchen Patient*innen instabil, was das Risiko für ein erneutes Umknicken erhöht.
Wie lässt sich eine Sprunggelenksfraktur vorbeugen?
Sprunggelenksbrüchen kann nur bedingt vorgebeugt werden, da sie meist durch Sportverletzungen entstehen. Um das Risiko von Brüchen zu minimieren, wird Sporttreibenden allerdings empfohlen,
- feste Schuhe, die über die Knöchel reichen, zu tragen, da diesem dem Sprunggelenk mehr Schutz bieten und
- vorbeugend Koordination und Reflexe zu trainieren.
Menschen, die schon durch frühere Verletzungen vorbelastet sind, können die Sprunggelenke mittels Bandagen oder Tape-Verbänden unterstützen.
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