Splenomegalie: Milzvergrößerung und ihre Ursachen
Mit einer Splenomegalie ist eine stark vergrößerte Milz gemeint, die als Begleitsymptom bei verschiedenen Krankheiten auftreten kann. Wird die Grunderkrankung behandelt, verkleinert sich die Milz meistens wieder.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Ist eine Splenomegalie gefährlich? Eine Splenomegalie ist normalerweise nicht gefährlich, kann aber ein Symptom für eine ernst zu nehmende Erkrankung sein, die behandelt werden sollte.
Bei welchen Krankheiten ist die Milz vergrößert? Eine Milzvergrößerung kann im Zusammenhang mit vielen verschiedenen Erkrankungen auftreten, unter anderem mit dem Pfeiffersches Drüsenfieber, einer Leberzirrhose, Leukämie oder Lymphomen.
Was tun gegen Splenomegalie? Der wichtigste Schritt ist die ärztliche Untersuchung. Denn eine vergrößerte Milz weist meistens auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung hin.
Wie lange dauert es, bis die Milz wieder kleiner wird? Eine genaue Zeitangabe ist kaum möglich. Die Prognose ist davon abhängig, welche Grunderkrankung vorliegt und wie gut sich diese behandeln lässt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Splenomegalie?
Splenomegalie ist der medizinische Fachbegriff für eine stark vergrößerte Milz. Es handelt sich um keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom einer anderen Grunderkrankung.
Die Milz gehört zum lymphatischen System, liegt im linken Oberbauch und grenzt an den Magen. Zu den Aufgaben des Organs zählen unter anderem die Produktion von Immunzellen (Lymphozyten), die Filterung des Blutes und die Speicherung von Blutzellen.
Splenomegalie: Symptome einer vergrößerten Milz
Die Symptome einer Splenomegalie können variieren, abhängig von der Ursache. Die Milzvergrößerung kann keine Probleme bereiten. Dann wird sie eher zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt.
Häufig zeigt sich die vergrößerte Milz aber durch Schmerzen oder Druck im linken oberen Bauch. Dies kann als ein dumpfer oder drückender Schmerz empfunden werden, der sich unterhalb der linken Rippen befindet.
Zu den weiteren Symptomen zählen:
- Fieber
- geschwollene Lymphknoten
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Übelkeit
- Gewichtsverlust
- blasse Gesichtsfarbe
- erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
- Blutungsneigung und vermehrt blaue Flecken
Aufgrund der vergrößerten Milz kann es auch zu einem Druckgefühl oder Völlegefühl im Magen kommen. Betroffene merken das vor allem nach dem Essen größerer Mahlzeiten.
Ursachen der Splenomegalie
Eine Splenomegalie kann durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden. Vor allem bei einigen Infektionskrankheiten kann es zu einer vorübergehenden Vergrößerung der Milz kommen. Dazu zählen:
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- Röteln
- Windpocken
- Tuberkulose
- Typhus
- Hepatitis
- Malaria
- Leishmaniose
- Toxoplasmose
- Syphilis
Stauungsstörungen und Lebererkrankungen
Bestimmte Lebererkrankungen oder Störung des Blutabflusses in der Pfortader können die Milz beeinträchtigen und zu einer Vergrößerung führen. Dazu zählen unter anderem:
- Fettleber
- chronische Hepatitis
- Leberzirrhose
- Budd-Chiari-Syndrom
- Pfortaderthrombose
Blutkrankheiten
Bei bestimmten erblichen Blutkrankheiten ist die Form der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verändert. Da die Milz geschädigte Blutzellen abbaut, hat sie in Folge dieser Krankheiten eine erhöhte Menge an abnorm geformten roten Blutkörperchen zu verarbeiten und vergrößert sich. Dazu gehören:
- Thalassämie
- Kugelzellenanämie (Sphärozytose)
- Sichelzellanämie
Bösartige Erkrankungen und Krebs
Die Milz spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Immunzellen, den Lymphozyten. Aus diesem Grund ist eine Splenomegalie ein häufiges Begleitsymptom bei Erkrankungen, bei denen sich weiße Blutkörperchen oder Lymphozyten unkontrolliert vermehren, wie:
- Leukämie
- Lymphdrüsenkrebs (Lymphom)
- Myelofibrose
Tumore, die primär in der Milz entstehen, sind sehr selten. Bei einigen Krebsarten wie Darmkrebs oder Brustkrebs kann es aber zur Bildung von Metastasen in der Milz kommen und eine Vergrößerung begünstigen. Diese Art von Splenomegalie tritt jedoch in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium einer Krebserkrankung auf.
Speicherkrankheiten
Bei einigen Krankheiten können sich unverdaute Stoffe in den Zellen ansammeln und zu einer Vielzahl von Problemen, wie Organvergrößerungen, führen. Zu den Speicherkrankheiten, die eine Vergrößerung der Milz verursachen, zählen:
- Morbus Gaucher
- Morbus Tay-Sachs
- Morbus Niemann-Pick
- Morbus Fabry
Erkrankungen des Immunsystems
Manche Immunsystemerkrankungen sind mit einer Splenomegalie verbunden, da die Milz eine entscheidende Rolle im Immunsystem spielt. Dazu gehören:
Hypersplenismus: Komplikationen in Folge einer vergrößerten Milz
Als Komplikation einer Splenomegalie kann ein sogenannter Hypersplenismus auftreten. Dabei handelt es sich um eine übermäßige Aktivität der Milz, bei der sie gesunde Blutzellen in einem hohen Maß abbaut. Dadurch entsteht eine verminderte Anzahl an Blutzellen im Blutkreislauf. Zu den Folgen gehören Anämie (Blutarmut) aufgrund eines Mangels an roten Blutkörperchen, erhöhte Anfälligkeit für Infektionen aufgrund fehlender weißer Blutkörperchen und erhöhte Blutungsneigung wegen zu wenig Blutplättchen.
Die Symptome von Hypersplenismus können Müdigkeit, Schwäche, vermehrte Infektionen, Blässe, Blutung und Blutergüsse sein.
Eine weitere Komplikation ist die Milzruptur. Die Vergrößerung der Milz kann das Organ überdehnen und die Kapsel, die es umgibt, schwächen. Dies macht die Milz anfälliger für Risse, selbst bei minimaler oder keiner Gewalteinwirkung.
Diagnose: So wird eine vergrößerte Milz untersucht
Kommt es zu Beschwerden wie Druckgefühl im linken Oberbauch, Völlegefühl, frühes Sättigungsempfinden oder plötzlichen starken Schmerzen ohne Anzeichen einer Erkrankung, sollten Patient*innen die hausärztliche Praxis aufsuchen.
Bei Verdacht auf eine vergrößerte Milz kann der*die Arzt*Ärztin diese in der Regel unterhalb des linken Rippenbogens ertasten. Zusätzlich lässt sich die Milzvergrößerung sehr einfach mit einer Ultraschalluntersuchung feststellen. Gegebenenfalls können im Rahmen der Untersuchung auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig sein. Zudem werden bei Verdacht auf Splenomegalie Blutwerte untersucht, weil Betroffene häufig weniger rote und weiße Blutkörperchen oder Blutplättchen haben.
Wird eine zugrunde liegende Krebserkrankung vermutet, kann es notwendig sein, das Milzgewebe zu untersuchen. Für eine genaue Diagnose wird dann mithilfe einer Biopsie eine Gewebeprobe der Milz entnommen.
Behandlung der Splenomegalie
Da eine Splenomegalie oft eine Folge anderer Erkrankungen wie Infektionen, Lebererkrankungen, Blutkrankheiten oder Immunstörungenist, konzentriert sich die Therapie zunächst darauf, diese zu behandeln. Kann die Grunderkrankung erfolgreich behandelt werden, bildet sich die Milzvergrößerung in der Regel wieder zurück.
Treten zusätzlich Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit oder erhöhte Anfälligkeit für Infektionen auf, können diese mit Medikamenten zur Schmerzlinderung oder zur Stärkung des Immunsystems gelindert werden.
Hypersplenismus wird zunächst mit Bluttransfusionen behandelt, um den Anteil der Blutzellen zu erhöhen. Wird durch die Therapie die Überfunktion nicht beseitigt, kann eine Milzentfernung (Splenektomie) infrage kommen. Dies ist möglich, weil die Milz kein lebenswichtiges Organ ist und andere Organe ihre Abwehrfunktion im Immunsystem übernehmen können. Betroffene sollten jedoch im Anschluss an die Operation das Immunsystem durch Impfungen schützen.
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