Wirbelsäulenerkrankung

Spinalkanalstenose: Symptome, Behandlung und OP

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Eine Spinalkanalstenose verursacht Symptome wie Schmerzen im Rücken und in den Beinen oder Probleme beim Treppensteigen oder Gehen. Häufig tritt sie im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) oder Halswirbelsäule (HWS) auf. Welche Übungen und Therapien helfen und wann ist eine OP notwendig?

Arzt untersucht Rücken eines älteren Mannes
© Getty Images/miodrag ignjatovic

Kurzübersicht: Spinalkanalstenose

Definition: Bei einer Spinalkanalstenose verengt sich der Wirbelkanal, in dem Rückenmark, Nerven und Blutgefäße verlaufen. Oft entsteht sie durch altersbedingten Verschleiß, sie kann aber auch angeboren sein.

Symptome: Typischerweise kommt es zu belastungsabhängigen Schmerzen im unteren Rücken sowie in Ober- und Unterschenkeln. Möglich sind zudem im Verlauf Gangstörungen und Taubheitsgefühle.

Was hilft: Konservative Behandlungsformen bei einer Spinalkanalstenose sind Physiotherapie, Wärme- und Elektrotherapie, Rückenschule und Schmerzmittel.

Operation: Eine OP wird nur empfohlen, wenn die konservative Therapie keine Linderung bringt und die Beschwerden sehr stark sind. Der Eingriff soll die Region entlasten, in der das Rückenmark eingequetscht wird.

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Was ist eine Spinalkanalstenose?

Eine Spinalkanalstenose entsteht, wenn sich der Wirbelkanal verengt, in dem Rückenmark, Nerven und Blutgefäße verlaufen. Vorgewölbte Bandscheiben (Bandscheibenvorfall) und knöcherne Veränderungen der Wirbelkörper und umliegenden Gelenke schränken dabei den Spinalkanal immer weiter ein. So geraten das Rückenmark und die Nerven zunehmend unter Druck.

Andere Bezeichnungen für diese Erkrankung sind

  • Wirbelkanalverengung,
  • enger Spinalkanal,
  • Spinalstenose oder
  • spinale Stenose.

Spinalkanalstenose LWS und HWS

Oft liegt die Engstelle im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS – lumbale Spinalkanalstenose). Manchmal befindet sich die verengte Stelle aber auch an der Halswirbelsäule (HWS).

Von einer Spinalkanalstenose sind meistens ältere Menschen betroffen. Denn mit steigendem Lebensalter setzt auch ein zunehmender Verschleiß der Wirbelsäule und Bandscheiben ein. Am häufigsten wird die Erkrankung deshalb bei Menschen über 65 Jahren diagnostiziert.

Spinalkanalstenose: Diese Symptome treten auf

Je mehr sich der Wirbelkanal verengt, desto stärkere Beschwerden treten auf. Wie schwer die Symptome ausfallen, liegt vor allem auch an der Körperhaltung und daran, wie stark die körperlichen Belastungen sind.

Welche Beschwerden genau auftreten, richtet sich auch danach, in welcher Region sich die Spinalkanalstenose befindet.

Allgemeine Symptome sind:

  • Rückenschmerzen, vor allem im unteren Rücken, die ins Bein ausstrahlen

  • zunehmende Instabilität der Lendenwirbelsäule (LWS)

  • Verspannungen der Muskulatur im Bereich des unteren Rückens

  • Gefühlsstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen in den Armen und Beinen

  • Taubheitsgefühle in den Extremitäten

  • Störungen der Blasen- und Darmfunktion, gestörte Sexualfunktion

Liegt die Engstelle in der Lendenwirbelsäule (LWS), spüren Patient*innen oft folgende Symptome:

  • Die Schmerzen verschlimmern sich beim Treppensteigen, Gehen, Laufen oder auch beim Stehen.

  • Die Beine fühlen sich schwer an, schmerzen oder es stellen sich Taubheitsgefühle ein.

  • Die Gehstrecke ist zunehmend reduziert.

  • Beim Gehen bücken sich Betroffene intuitiv nach vorne, weil sich der Spinalkanal dadurch weitet und der Druck auf das Rückenmark abnimmt.

  • Sitzen oder Liegen bessern die Schmerzen.

  • Radfahren verursacht meist keine Beschwerden, da der Rücken dabei leicht gebeugt ist.

Eine Spinalkanalstenose in der Halswirbelsäule (HWS) äußert sich durch folgende Beschwerden:

  • Ungeschicklichkeit der Hände: Betroffene haben Schwierigkeiten mit der Feinmotorik; sie tun sich immer schwerer, Dinge zu greifen, Knöpfe zu schließen oder einen Faden in eine Nadel einzufädeln. Auch das Schriftbild verschlechtert sich.

  • Fortgeschrittene HWS-Spinalkanalstenose: Gegenstände können nicht mehr richtig festgehalten werden und fallen aus der Hand.

  • Unsicherer Gang: Breitbeiniges Gehen und ein Gefühl, als wäre Zement in den Beinen.

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Behandlung der Spinalkanalstenose

Die Verschleißerkrankung lässt sich prinzipiell konservativ (ohne Operation) oder operativ behandeln. Ziel der Therapie ist es immer, die Schmerzen zu lindern, die Gehfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen.

Die wichtigsten nicht-operativen Maßnahmen sind:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac.

  • Infiltration: Bei der Infiltrationstherapie werden betäubende und schmerzlindernde Medikamente direkt in den Rückenmarkskanal eingebracht.

  • Physiotherapie: Spezielle Übungen trainieren die Muskeln im Rücken und Bauch und entlasten die Wirbelsäule; gut sind Stufenbettlagerung (Beine liegen im 90-Grad-Winkel auf einem Kissen), Aufhängen im Schlingentisch oder sich flach mit dem Rücken auf den Boden legen.

  • Physikalische Therapie: Massagen, Wärmebehandlungen, Wasser- und Bäderanwendungen (Hydro- und Balneotherapie) lösen Muskelspannungen.

  • Orthopädische Hilfen: Stock oder Gehstützen für den Unterarm sowie Mieder oder Korsetts verhindern, dass ein zu starkes Hohlkreuz eingenommen wird.

Eine konservative Behandlung ohne Operation, bei der meist mehrere Therapien kombiniert werden, hilft vielen Betroffenen und bessert die Beschwerden.

Was kann man selbst gegen Spinalkanalstenose machen?

Betroffenen wird beispielsweise empfohlen

  • auf körperliche Belastung im Beruf zu achten,
  • sportliche Aktivitäten zu optimieren,
  • Körpergewicht zu reduzieren,
  • an einer Rückenschule teilzunehmen sowie
  • empfohlene Übungen regelmäßig zu praktizieren.

Spinalkanalstenose: Wann eine OP nötig ist

Bei einer Spinalkanalstenose ist eine Operation nur notwendig, wenn konservative Behandlungsformen keine Linderung verschaffen und die Beschwerden sehr stark sind.

Auch bei neurologischen Symptomen, und wenn die Nerven durch den eingeengten Wirbelkanal Schaden nehmen, ist eine OP ratsam. Das gilt auch für den Fall, dass sich die Verengung weiter ausbreitet und eine immer größere Strecke erfasst.

Wie verläuft die Operation einer Spinalkanalstenose?

Eine Operation soll die Engstelle beheben, den Druck auf das Rückenmark, die Nervenwurzeln und Blutgefäße nehmen (Dekompression) und die Wirbelsäule wieder stabilisieren – manchmal auch mit Implantaten als Hilfsmittel.

Zum Einsatz kommen verschiedene Operationsmethoden, zum Beispiel:

  • Laminektomie/Hemilaminektomie: Die Technik eignet sich, wenn die verengte Strecke nur kurz ist. Ärzt*innen erweitern den Rückenmarkskanal operativ, indem sie bei wenigen Wirbeln den Wirbelbogen und Dornfortsatz beidseitig (Laminektomie) oder einseitig (Hemilaminektomie) entfernen.

  • Fensterung: Es werden nur Teile des Zwischenwirbelbandes und des Wirbelgelenks (Facettengelenk) entfernt, während der mittlere Teil des Wirbelbogens und der Dornfortsatz bestehen bleiben.

  • Implantation von Stangen und Schrauben, um Wirbel zu versteifen und der Wirbelsäule mehr Halt zu verleihen.

Viele Kliniken bieten die Spinalkanalstenose-OP heute als minimal-invasiven ("Schlüssellochchirurgie") oder mikrochirurgischen Eingriff an, bei dem noch kleinere Schnitte vorgenommen werden.

Bei vielen Erkrankten führt eine OP zunächst zu einer guten Linderung der Schmerzen. Der Eingriff kann aber mit Komplikationen verbunden sein. Vorteile und Risiken müssen gemeinsam mit dem*der Arzt*Ärztin abgewogen werden. Hier spielen auch das Alter und mögliche Begleiterkrankungen eine Rolle.

Welche Ursachen hat eine Spinalkanalstenose?

Die Krankheit entsteht meist im Laufe des Lebens durch altersbedingten Verschleiß. Fachleute sprechen dann auch von einer erworbenen Spinalkanalstenose. Selten kommt sie bei jüngeren Menschen infolge einer angeborenen Einengung des Spinalkanals vor.

Erworbene Spinalkanalstenose hat verschiedene Gründe

Eine Stenose tritt gehäuft in der Lendenwirbelsäule auf. Altersbedingte degenerative Veränderungen führen bei Betroffenen zu einem Verschleiß der Bandscheiben. Sie federn normalerweise Stöße und Erschütterungen ab, die auf die Wirbelsäule einwirken, etwa beim Sport oder Gehen.

Ab dem Alter von 20 Jahren verlieren die Bandscheiben Flüssigkeit, büßen ihre Elastizität ein, trocknen nach und nach aus und schrumpfen. Für die Wirbelkörper bedeutet die abnehmende Höhe der Bandscheiben eine stärkere Belastung und es kommt zu bestimmten Abbauprozessen. Dadurch verengt sich der Wirbelkanal.

Weitere Ursachen sind:

  • Arthrose der kleinen Wirbelgelenke: Es bilden sich neue Knochenauswüchse, die in den Wirbelkanal hineinragen und ihn verengen.

  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis): Die Wirbelkörper verschieben sich gegeneinander und können so den Spinalkanal verengen.

  • Operationen und Verletzungen an der Wirbelsäule; meist engt wucherndes Narbengewebe den Spinalkanal ein.

Die erworbene Spinalkanalstenose an der HWS geht auf folgende Faktoren zurück:

  • Verschleiß der Bandscheiben im Bereich der Halswirbelsäule, was zu einer Instabilität der HWS führt.

  • An den Endplatten der Wirbelkörper bilden sich knöcherne Auswüchse, die als "Brücke" für die Bandscheiben dienen und die Wirbelsäule wieder stabilisieren sollen; diese Knochensporne engen den Wirbelkanal ein und drücken auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln.

Angeborene Ursachen für Verengung des Wirbelkanals

Folgende angeborenen Krankheiten kommen für die Enge im Spinalkanal seltener infrage:

  • angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule, wie ein ausgeprägtes Hohlkreuz

  • vererbte Erkrankungen der Knochen, zum Beispiel Morbus Paget: Der Körper baut Knochen um und bildet neue Knochenauswüchse

  • Chondrodystrophie: Bei dieser erblich bedingten Krankheit ist die Umwandlung von Knorpel zu Knochengewebe während der Embryonalentwicklung gestört; das Längenwachstum der Knochen ist beeinträchtigt und Betroffene leiden unter Kleinwuchs.

Nicht immer lässt sich eine Ursache für den zu engen Wirbelkanal ausmachen. Es handelt sich dann um eine idiopathische Spinalkanalstenose.

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Spinalkanalstenose: So erfolgt die Diagnose

Betroffene können sich an eine orthopädische Praxis wenden. In einem ausführlichen Gespräch erkundigt sich der*die Arzt*Ärztin zunächst nach den Beschwerden und der Krankengeschichte (Anamnese).

Dann folgen Fragen nach der genauen Art der Symptome, der Beweglichkeit und ob es bereits Wirbelsäulenerkrankungen oder Verletzungen in der Vergangenheit gab. Diese und andere Fragen geben erste Hinweise auf eine Spinalkanalstenose. Es folgen Untersuchungen, um die Diagnose zu sichern.

Spinalkanalstenose-Test: Gangbild, Gelenkfunktionen, Schmerzen

Zunächst wird das Gangbild des Betroffenen überprüft. Eine Tastuntersuchung der Wirbelsäule hilft, Auffälligkeiten und lokale Druckschmerzpunkte zu erspüren.

Ärzt*innen setzen zudem spezielle Funktions- und Schmerztests ein:

  • Provokationstest: Indem der Rumpf der Betroffenen vorsichtig nach hinten gebeugt wird, lässt sich feststellen, wo und wann Schmerzen entstehen.

  • Vorbeugetest: Im Anschluss an den Provokationstest beugt der*die Patient*in den Rumpf nach vorne und stützt sich mit den Händen ab, um zu prüfen, ob sich die Schmerzen bessern.

  • Beweglichkeit der Hüftgelenke: Die Hüftbeweglichkeit wird überprüft und verschiedene Anteile des Hüftgelenks einem Provokationstest unterzogen.

  • Neurologische Untersuchung: Der Zustand und die Funktion des Nervensystems werden überprüft.

Diagnose mit bildgebenden Verfahren

Bildgebende Verfahren zeigen, ob und wie weit der Spinalkanal eingeengt ist. Dazu gehören unter anderem:

  • Röntgenuntersuchung der Lendenwirbelsäule, Halswirbelsäule und des Beckens
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie)

Hilfreich können außerdem folgende Untersuchungsmethoden sein:

  • Elektromyographie (EMG)
  • Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit (NLG)
  • Myelographie: Röntgenaufnahme des Wirbelkanals mithilfe von Kontrastmittel
  • Myelo-CT: Computertomographie des Spinalkanals mittels Kontrastmittel
  • Funktionsmyelographie: Funktionsuntersuchung der Wirbelsäule
  • Doppler-Ultraschall (Doppler-Sonographie)
Wichtig ist es, bei der Diagnose andere Krankheiten wie eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, Schaufensterkrankheit, Raucherbein), Osteoporose oder Verletzungen als Ursachen der Beschwerden auszuschließen.
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