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Handysucht: Kann das Smartphone abhängig machen?

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Den ständigen Blick aufs Handy empfinden heutzutage viele Menschen als normal. Doch wenn man immer mehr Zeit mit dem Smartphone verbringt oder selbstauferlegte Phasen der Abstinenz schon nach Kurzem scheitern, ist es Zeit, etwas zu verändern. Welche Symptome auf eine Handysucht hinweisen, Tipps, was man tun kann und wie Handysucht bei Kindern vorgebeugt werden kann, lesen Sie hier.

handysucht nomophobie
© Getty Images/The Good Brigade

Eine klinische Diagnose für die Handysucht (Nomophobie) – wie sie zum Beispiel für Alkoholabhängigkeit etabliert wurde – existiert derzeit nicht. "Jedoch gibt es auch andere nicht-stoffliche Süchte, etwa die Spielsucht, deren Kriterien man auf die Smartphone-Nutzung übertragen kann", erklärt Uwe Wicha, Leiter der Fachklinik für Abhängigkeitskranke "Alte Flugschule".

Natürlich ist nicht jeder, der viel Zeit am Handy verbringt, gleich abhängig. "Es gibt einen bestimmungsgemäßen, genussvollen Gebrauch", sagt Wicha. Dieser zeichne sich dadurch aus, dass er den Alltag und andere Dinge, die einem normalerweise wichtig sind, nicht überlagert.

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Stufen auf dem Weg zur Handysucht

Wo hört genussvoller Gebrauch auf und fängt die Handysucht an? Der Weg führt meist über zwei weitere Stufen: Die Gewöhnung und den Missbrauch. Demnach lassen sich folgende Phasen unterscheiden:

  1. bestimmungsgemäße Anwendung
  2. Gewöhnung
  3. Missbrauch
  4. Abhängigkeit

Dass eine Gewöhnung stattgefunden hat, erkennt man laut dem Suchtexperten Wicha daran, dass man immer häufiger zum Smartphone greift. "Es entwickelt sich ein Automatismus. Man schaut sogar ohne Anlass auf das Handy."

Wenn das Gerät dann auch noch die Funktion erfüllt, unangenehme Gefühle wie Langeweile oder Ärger zu unterdrücken, sprechen Fachleute von Missbrauch. In dieser Phase erfolgt die Handynutzung auch in Situationen, in denen es eigentlich nicht angebracht oder ratsam ist. In Bezug auf die Handynutzung bedeutet das, dass beispielsweise Freunde und Freundinnen vernachlässigt werden, um mehr Zeit mit bestimmten Apps zu verbringen. Der Missbrauch hat zwar noch keinen Krankheitswert, ist jedoch bereits die letzte Vorstufe zur Abhängigkeit.

Symptome und Anzeichen für Handysucht

Um eine solche Abhängigkeit zu erkennen, bedient man sich laut Uwe Wicha sieben Kriterien, die zur Diagnose nicht-stofflicher Abhängigkeiten generell herangezogen werden. Auf die Handysucht bezogen lauten die Symptome:

  • Die Gedanken beschäftigen sich ständig mit dem Smartphone; man schaut immer wieder und auch ohne Anlass aufs Display.  

  • Man verbringt immer mehr Zeit mit der Nutzung des Handys, die Stunden der Bildschirmzeit steigen.

  • Wenn man keinen Zugriff auf das Mobiltelefon hat (zum Beispiel, weil man sich selbst einzuschränken versucht), wird man reizbar oder ruhelos, zeigt also Entzugserscheinungen.

  • Man versucht, den Konsum einzuschränken, scheitert jedoch.

  • Die Smartphone-Nutzung wird zur dominanten Aktivität; andere Dinge werden untergeordnet.

  • Man belügt sich und andere über das tatsächliche Ausmaß des Konsumverhaltens.

  • Das Smartphone erfüllt die Funktion, negative Gefühle zu unterdrücken und Problemen auszuweichen.

handysucht
Selbsttest
Test zur Handysucht: Bin ich betroffen?

Wer ständig sein Handy bei sich hat, muss nicht gleich an einer Handysucht leiden. Der Grat zur Abhängigkeit ist aber sehr schmal. Bei Menschen mit Handysucht führen schon kurze Zeitspannen ohne Smartphone zu Entzugserscheinungen wie Nervosität oder Frustration. Die Abhängigkeit kann zu einem sozialen Rückzug führen und gesundheitliche Auswirkungen wie Schlafstörungen zur Folge haben.

Eine offizielle Diagnose für Handysucht gibt es bisher nicht. Mithilfe dieses Tests können Sie aber eine Einschätzung erhalten, ob Sie unter Anzeichen einer Handysucht leiden.

Wichtig: Dieser Test kann nur als grobe Einschätzung dienen, ob eine Handysucht vorliegen könnte und ersetzt nicht den ärztlichen Besuch.

    Wie kommt es zur Handysucht?

    Im Gegensatz zu Substanzen wie Drogen und Alkohol ist das Smartphone immer und überall verfügbar und seine Nutzung wird gesellschaftlich toleriert. Hinzu kommt, dass das moderne Mobiltelefon viele Funktionen beinhaltet, die das Belohnungssystem im Gehirn anregen, beispielsweise Apps wie Spiele oder die Kommunikation über Social Media oder Messengerdienste. Social-Media-Apps sind psychologisch so angelegt, dass sie das Belohnungssystem herausfordern. Es gibt bereits auch eine anerkannte Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung.

    Suchtexperte Wicha erklärt: "Wenn man etwas postet, entwickelt man eine Erwartungshaltung. Es baut sich Spannung auf." Es komme zum ständigen Wechsel aus Anspannung und Entspannung, den Menschen als angenehmen Reiz empfinden – Glückshormone werden ausgeschüttet. "Diesen Zustand wollen wir immer wieder."

    Tipps: Handysucht bekämpfen: So klappt es

    Der beste Zeitpunkt, um gegen eine übermäßige Smartphone-Nutzung vorzugehen, ist laut Wicha die Gewöhnungsphase. "Hier kann man noch willentlich gegensteuern." Er rät, sich nicht durch einen einmaligen längeren Verzicht zu beschränken (nach dem Prinzip "Handy-Fasten"), sondern die alltäglichen Gewohnheiten langfristig zu verändern. Nur so kann das Verhalten dauerhaft geändert werden.

    Diese Tipps können dabei helfen:

    • Nachrichten- und Social-Media-Kanäle nur zu festgelegten Zeiten checken.

    • Manche Funktionen vom Smartphone entkoppeln, um nicht in Versuchung geführt zu werden: Armbanduhr nutzen statt die Uhrzeit am Handydisplay abzulesen, Wecker zulegen, Bücher nicht über das Mobiltelefon lesen.

    • Die Regel etablieren, dass anwesende Menschen immer Vorrang haben, was die eigene Aufmerksamkeit angeht. Das Handy sollte nicht die oberste Priorität haben.

    • Sich auf die Dinge konzentrieren, die man gerade tut und das Handy nicht nebenbei, beispielsweise beim Essen, nutzen. Wenn man sich ihm dann widmet, sollte man dies bewusst und mit voller Aufmerksamkeit tun.

    Handysucht bei Kindern vorbeugen

    Schon Erwachsene haben Probleme, nicht ständig aufs Handy zu gucken. Kindern und Jugendlichen fällt die Selbstgeißelung meist noch schwerer. In ihren jungen Jahren haben sie noch kein Bewusstsein entwickeln können für maßvolle Smartphone-Nutzung. Hinzu kommt der Druck, womöglich aus der sozialen Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn man nicht innerhalb kurzer Zeit auf Nachrichten von Freunden und Freundinnen antwortet.

    Fachleute raten jedoch von strengen Verboten ab. Vielmehr zahle es sich aus, das Kind zur Selbstregulation zu erziehen und zu erklären, warum ein Zuviel nicht gut ist. Dabei spiele die Vorbildfunktion der Eltern eine tragende Rolle. Umso wichtiger also, dass diese ihr eigenes Verhalten reflektieren und selbst lernen, maßvoll und achtsam mit ihrem Smartphone umzugehen, die "Always-on-Mentalität" zu überwinden und das Handy auch regelmäßig aus der Hand zu legen.

    Tipps für Eltern:

    • Nutzungsfreie Zeiten festlegen (zum Beispiel abends ab 20 Uhr oder beim Essen)
    • Altersgerechte Nutzungszeit gemeinsam vereinbaren.
    • Im Blick haben, wozu die Kinder das Smartphone nutzen.
    • Alternativen anbieten, vor allem zum Stressabbau.
    • Bewusstsein für das Suchtpotential haben und erklären, warum zu viel Nutzung nicht gesund ist.
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