Skorbut: Symptome eines dauerhaften Vitamin-C-Mangels
Skorbut war für Menschen auf Seefahrt viele Jahre lang ein Schreckgespenst: Zahnfleischschwund, Nasenbluten, allgemeine Immunschwäche und rote Flecken auf der Haut sind nur einige Symptome der Krankheit, die heute jedoch nur noch in Entwicklungsländern auftritt.
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Eine dauerhafte Unterversorgung mit dem etwa in Zitrusfrüchten enthaltenem Vitamin C (Ascorbinsäure) löst bei Erwachsenen Skorbut aus. Leiden Kleinkinder und Säuglinge hingegen an einem Vitamin-C-Mangel, sprechen Fachleute auch von der Möller-Barlow-Krankheit. In Deutschland ist die Mangelerkrankung eher selten, da die meisten Menschen ausreichend mit dem Nährstoff versorgt sind. Sie kann allerdings im Rahmen einer Diät oder Essstörung wie Magersucht vorkommen.
Im Überblick:
Was ist Skorbut?
Bei Skorbut handelt es sich um eine Vitaminmangelerkrankung (Avitaminose), die bei langfristigem Vitamin-C-Mangel ausbricht. Lange Zeit war sie als Seefahrerkrankheit bekannt, da die Erkrankung aufgrund der einseitigen Ernährung auf monatelangen Schiffsfahrten besonders häufig vorkam.
Aufgrund eines massiven und langanhaltenden Vitamin-C-Mangels kommt es bei Skorbut zu einem Abbau der Eiweißstrukturen des Bindegewebes. Wird dem Körper über einen längeren Zeitraum von drei bis vier Monaten keine Ascorbinsäure zugeführt, kann er kein Kollagen produzieren. Das ist ein Eiweißstoff, der dem Bindegewebe im Körper seine Festigkeit verleiht und ohne welchen beispielsweise feine Äderchen reißen und die Zähne ausfallen. In weiterer Folge kann der Mangel zu lebensbedrohlichen (inneren) Verletzungen führen. Die empfohlene Menge an Vitamin C liegt bei rund 100 Milligramm pro Tag, rund 50 Milligramm pro Tag reichen allerdings, um Skorbut zu verhindern.
Die Symptome von Skorbut
Der Begriff Skorbut kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Mundfäule, die Erkrankung ist also nach ihrem Leitsymptom benannt. Skorbut war unter Seefahrern sehr gefürchtet, denn die Folgen des Vitaminmangels konnte eine ganze Besatzung auslöschen.
Die Symptome traten meist nach ungefähr drei Monaten auf dem Schiff auf, typische Beschwerden sind etwa:
- Muskelschmerzen
- Gelenkentzündungen
- schlecht heilende Wunden
- Infektanfälligkeit
- Müdigkeit
- Schwäche
- verringerte Leistungsfähigkeit
- Fieber
- starker Durchfall
- verfaultes Zahnfleisch und Zahnfleischbluten
- Zahnfleischschwellung
- Zahnausfall
Darüber hinaus kommt es oftmals zu kleinen Einblutungen in der Haut, den sogenannten Petechien. Die Blutungen äußern sich über purpurrote Pünktchen, die an Ausschlag erinnern, aber nicht erhaben sind oder jucken. Besteht die Erkrankung länger, kann sich als Folge von Skorbut auch eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) entwickeln.
Vitamin-C-Mangel als Skorbut-Auslöser lange unbekannt
Die Existenz von Nährstoffen und Vitaminen war lange ungeklärt, deshalb wurde die "Seefahrerkrankheit" früher zunächst auf mangelnde Hygiene geschoben. Dem entgegen stand allerdings die beobachtete Regelmäßigkeit des Krankheitsverlaufs: Immer drei bis vier Monate nach dem Ablegen des Schiffes erkrankten die Matrosen an den gleichen Symptomen.
Die Erklärung für die rätselhafte Krankheit schlummerte in der Nahrung. Stark gesalzenes Fleisch (um es vor dem Verderben zu bewahren) und hartes Brot, fauliges Wasser und Alkohol – so sah seinerzeit oft über Wochen hinweg der Speiseplan auf einem Schiff aus. Aus heutiger Sicht ist sofort klar: Ein solcher Speiseplan ist sehr einseitig und führt deshalb zu einer ungesunden Mangelernährung. Es fehlen frische Produkte wie Obst und Gemüse.
Des Rätsels Lösung: Wie James Lind die Seefahrer rettete
Im Jahre 1753 erkannte Dr. James Lind, ein britischer Schiffsarzt, die Problematik und verabreicht einigen an Skorbut erkrankten Matrosen versuchsweise andere Kostformen. Die einen erhielten zusätzlich Apfelwein, die anderen Essig und wieder andere erhielten Zitronen und Orangen. Der Arzt beobachtete die Veränderungen seiner Patienten und kam zu der Erkenntnis, dass bei den Probanden, welche die Zitrusfrüchte bekamen, die roten Flecken zurückgingen und das Zahnfleisch nachwuchs.
Er setzte das Experiment fort und fand heraus, dass sich auch mit Kräutern, frischen Kartoffeln und vor allem Sauerkraut die Symptome verringerten. Somit erstellte Lind eine Liste von Nahrungsmitteln, die mit an Bord mussten. James Cook befolgte auf seiner Expedition 1776 seine Ratschläge und lagerte große Mengen von Sauerkrautfässern und Zitronen in den Bauch seines Schiffes ein. Die Männer blieben weitgehend von der Krankheit verschont.
Die Entdeckung der Ascorbinsäure: Behandlung von Skorbut
Die englischen Seeleute wussten zwar nicht, warum Zitrusfrüchte und Sauerkraut gegen die bedrohliche Krankheit halfen, aber schworen dennoch auf die heilende Wirkung dieser Lebensmittel.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es, dieses "Skorbut bekämpfende Etwas" aus den Früchten zu isolieren, die Substanz wurde mit dem Buchstaben C versehen. Als andere Bezeichnung für Vitamin C ist auch Ascorbinsäure bekannt, was übersetzt so viel wie Säure zur Vermeidung von Skorbut heißt.
Was früher als Rätsel galt, ist heute dank moderner Wissenschaft eindeutig: Skorbut entsteht durch anhaltenden Vitamin-C-Mangel. Ohne Behandlung verläuft die Avitaminose tödlich, deshalb sollte bei Symptomen schnell gehandelt und das Vitamindefizit behoben werden. Behandelt wird die Erkrankung durch die Einnahme von hochdosiertem Vitamin C und eine anschließende Anpassung der Ernährung, um eine ausreichende Zufuhr zu gewährleisten.
Gibt es Skorbut heute noch?
Die "Seefahrerkrankheit" gilt als besiegt, denn auf Schiffen gibt es heute immer reichlich frisches Obst und Gemüse sowie für den Notfall Vitamin-C-Tabletten.
Leider tritt Skorbut auch heute manchmal bei langen Hungersnöten auf oder in Regionen, wo sich Menschen ausschließlich von Reis ernähren. Dies kommt vor allem in Entwicklungsländern und Krisengebieten noch immer vor. Hier achten aber zumeist Hilfsorganisationen darauf, die unterernährten Menschen mit ausreichend Vitamin C zu versorgen, um die Entstehung eines dauerhaften Vitamin-C-Mangels und somit Skorbut zu verhindern.
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