Skoliose: Symptome, OP und andere Möglichkeiten zur Behandlung
Bei einer Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung der Wirbelkörper einhergeht. Leichte Formen der Erkrankung verursachen meist keine Beschwerden. Frühzeitig diagnostiziert, kann die Skoliose gut durch Physiotherapie und Korsett behandelt werden.
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Eine Skoliose ist eine Erkrankung der Wirbelsäule – diese ist seitlich verbogen, meist im Brustwirbelbereich. Zusätzlich kommt es zu Verdrehungen der Wirbel, einer sogenannten Rotation um die Längsachse der Wirbelsäule. Die wichtige Stütze des Körpers weicht also in mehrere Richtungen von ihrer normalen, gesunden Position ab. Durch die Verbiegung und Verdrehung entstehen zwischen den einzelnen Wirbeln Spannungs- und Druckkräfte.
Artikelinhalte im Überblick:
Symptome der Skoliose
Eine Skoliose entwickelt sich schleichend, vor allem im Wachstumsalter von Kindern und Jugendlichen. Skoliose kann allerdings auch schon Säuglinge betreffen. Jugendliche bemerken die Verbiegung ihrer Wirbelsäule oft nicht, solange sie keine Schmerzen verursacht. Die Fehlstellung fällt manchmal auf, wenn sich Kinder mit freiem Oberkörper bewegen, etwa beim Umziehen vor dem Sportunterricht oder beim Schwimmen.
Die Symptome hängen davon ab, wie schwer die Wirbelsäulenverbiegung ist:
Rippenbuckel: Die Wirbelsäule im Bereich der Brustwirbelsäule ist verkrümmt. So bildet sich ein Rippenbuckel, bei dem die Rippen am Rücken hervortreten. Je nach Schweregrad ist diese Verkrümmung schon mit bloßem Auge sichtbar.
Schultern: Bei einer schweren Skoliose stehen die Schultern unterschiedlich hoch, die eine hängt tiefer als die andere. Außerdem tritt ein Schulterblatt weiter heraus als das andere.
Das Becken steht schief.
Lendenwulst auf der gegenüberliegenden Seite der Verformung.
Mit der Zeit entwickeln sich weitere Beschwerden, unter anderem:
Muskelverspannungen und Muskelschmerzen
Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule
Strukturelle Veränderungen der Wirbelkörper
Eingeschränkte Beweglichkeit
Verdauungsbeschwerden durch einen verkürzten Rumpf
Gestörte Herz- und Lungenfunktion
Verminderte Atemkapazität
Ohne Behandlung schreitet die Skoliose immer weiter fort. Wichtig ist es also, die Wirbelsäulenverkrümmung frühzeitig zu erkennen und zu therapieren.
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Ursache bei Skoliose meist unbekannt
In bis zu 90 Prozent aller Fälle lässt sich keine Ursache (idiopathisch) für die Skoliose finden. Es deutet aber einiges darauf hin, dass hormonelle, nervliche oder muskuläre Störungen Auslöser einer Skoliose sein können. Auch eine erbliche Veranlagung spielt wahrscheinlich eine Rolle.
Bei rund zehn Prozent der Skoliose-Fälle sind folgende Ursachen möglich:
Angeborene Fehlbildungen bestimmter Bereiche der Wirbelsäule, zum Beispiel verformte Wirbelknochen
Veränderung der Knochenstruktur, etwa durch Strahlentherapie oder Knochenschwund (Osteoporose)
Muskelerkrankungen wie die vererbte Muskelschwäche namens Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)
Störungen der Nervenfunktion, etwa aufgrund von Rückenmarksentzündungen oder durch Muskelgruppen, die nicht mehr mit elektrischen Reizen aktiviert werden
Wie häufig ist Skoliose?
Eine Skoliose entwickelt sich am häufigsten in der Wachstumsphase bei Kindern und Jugendlichen. Sie sind in der Regel zehn bis zwölf Jahre alt, wenn Ärzt*innen die krumme Wirbelsäule entdecken. Mädchen sind viermal häufiger betroffen als Jungen. Schätzungsweise drei bis fünf Prozent der Bevölkerung leider unter einer Deformation der Wirbelsäule jeglichen Schweregrades. Leichte Skoliosen kommen deutlich häufiger vor als schwere Verkrümmungen, die operiert werden müssen.
Diagnose: Skoliose ist oft leicht erkennbar
Eine Skoliose können Hausärztinnen*Hausärzte und Orthopäd*innen oft schon auf den ersten Blick erkennen. Am Anfang steht das Gespräch zwischen Ärztin*Arzt und Patient*in, bei Kindern auch mit den Eltern, die die Fehlstellung bei ihrem Kind oft als erstes entdecken. Im Anamnesegespräch geht es um die Krankengeschichte und welche Symptome vorliegen.
Formen der Skoliose: Welcher Teil der Wirbelsäule ist verdreht?
Die Wirbelsäule kann nach rechts oder links geneigt sein. Eine behandlungsbedürftige Skoliose liegt vor, wenn der sogenannte Cobb-Winkel mehr als zehn Grad beträgt. Er ist ein Maß dafür, wie stark die Wirbelsäule verkrümmt ist. Der Winkel lässt sich anhand eines Röntgenbildes bestimmen.
Je nach Ort, an dem sich die Skoliose ausgebildet hat, werden vier Formen unterschieden:
Thorakale Skoliose: Brustwirbelsäulenbereich
Lumbale Skoliose: Lendenwirbelsäulenbereich
Thorakolumbale Skoliose: Übergangsbereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule
Thorakale und lumbale (doppelbogige) Skoliose: Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung der Wirbelsäule lassen sich die seitliche Verbiegung im Brust- oder Lendenwirbelbereich und die gedrehten Wirbelkörper meist gut ertasten. Liegt die Ursache der Skoliose im Rückenmark, lassen sich manchmal auf der Haut bestimmte Hinweise finden, zum Beispiel Grübchen oder eine verstärkte Behaarung.
Vorbeugetest (Adams-Test): Meist befindet sich die Skoliose im Bereich der Brustwirbelsäule. Hier hilft der sogenannte Vorbeugetest, bei dem sich der Patient aus dem Stand nach vorne beugt. Jetzt wird die Verkrümmung der Wirbelsäule deutlich als Rippenbuckel erkennbar: Die Rippen am Rücken treten stark hervor. Auch die Stärke eines Lendenwulstes kann der Arzt mit einem Skoliometer (Neigungsmesser) bestimmen. Werte über fünf Grad bedürfen einer radiologischen Untersuchung.
Test von Beweglichkeit und Kraft: Die*Der Ärztin*Arzt testet, wie weit Betroffene mit ihren Fingern bei gestreckten Knien zum Boden herunter kommen. Die Neigung nach vorne und zur Seite zeigt, wie beweglich die Wirbelsäule ist. Auch die Muskelkraft und die Funktion der Reflexe werden geprüft.
Röntgenuntersuchung: Eine Röntgenuntersuchung macht die gesamte Wirbelsäule, eventuelle Knicke und Verkrümmungen sichtbar. Die Röntgenaufnahme erfolgt im Stand. Um mögliche Unterschiede der Beinlängen auszugleichen, werden dünne Brettchen unter einen Fuß gelegt, bis das Becken in der Horizontalebene gerade steht. Im Röntgenbild kann das Ausmaß der Verkrümmung, der Cobb-Winkel, bestimmt werden. Sichtbar wird auch die genaue Form der Biegung.
Magnetresonanztomografie (MRT): Sie wird bei Verdacht auf Schäden im Rückenmark eingesetzt, etwa Fehlbildungen oder Tumoren.
So wird eine Skoliose behandelt
Die Skoliose-Behandlung hängt von der Ausprägung der Wirbelsäulenverkrümmung, den Ursachen, Beschwerden, dem Alter und dem körperlichen Gesundheitszustand ab. Ziel der Therapie ist es, die Beschwerden zu lindern, die bestehende Krümmung zu korrigieren, diese Rückbildung auch zu erhalten und das Fortschreiten der Skoliose zu bremsen. In vielen Fällen genügen nicht-operative (konservative) Maßnahmen, nur in schweren Fällen muss operiert werden.
Physiotherapie bei leichter Skoliose
Eine beginnende, leichte Skoliose lässt sich meist gut mittels Krankengymnastik (Physiotherapie) behandeln. Sie stärkt die Muskulatur, verbessert die Körperhaltung, fördert das Körpergefühl und schult das Gleichgewicht. Die Physiotherapie ist in jedem Stadium der Erkrankung fester Bestandteil der Therapie.
Korsett in der Wachstumsphase
Bei einer mittelschweren Skoliose hilft das Tragen eines festen Korsetts (Orthese), welches die Wirbelsäule stabilisiert. Allerdings müssen es Kinder bis zum Abschluss des Wachstums nahezu rund um die Uhr (mehr als 22 Stunden täglich) tragen, was auch unangenehm sein kann. Denn beim Herumtoben und Spielen ist das Korsett hinderlich und einschränkend. Erst nach Abschluss der Wachstumsphase in der Pubertät verkürzt sich die Tragedauer. Wer das Korsett nicht konsequent trägt, gefährdet den Behandlungserfolg. Erwachsenen bringt das Korsett meist nichts, weil das Knochenwachstum schon abgeschlossen ist. Das Korsett wird immer mit einer Physiotherapie kombiniert.
Wann ist eine Operation nötig?
Manchmal bringen die Physiotherapie und das Korsett keinen ausreichenden Erfolg, außerdem brauchen Patient*innen für die Therapie viel Geduld. In einigen Fällen ist die Krümmung von Beginn an sehr stark ausgeprägt oder sie verschlechtert sich zunehmend. Werden innere Organe wie Herz oder Lunge in Mitleidenschaft gezogen, ist eine Operation notwendig. Skoliose bei Kindern operieren Ärztinnen*Ärzte in der Regel erst nach dem zwölften Lebensjahr.
Eine Operation soll die Wirbelsäulenverkrümmung korrigieren und dann die neue Form stabilisieren. Bei der Spondylodese wird ein Teil der Wirbelsäule dauerhaft versteift. Es gibt Kliniken, die auf Skoliose-Therapien spezialisiert sind, und viel Erfahrung mit diesem Krankheitsbild haben. Nach dem chirurgischen Eingriff folgt meist eine Rehabilitation, in der Patient*innen Physiotherapie erhalten.
Verlauf und Heilungschancen bei Skoliose
Eine Skoliose lässt sich bis zu einem gewissen Grad zurückbilden oder deren Fortschreiten bremsen. Vor allem bei Säuglingen und Kindern ist die Prognose gut, wenn Ärztinnen*Ärzte die Wirbelsäulenverkrümmung rechtzeitig entdecken und behandeln: Je jünger Betroffene sind, desto größer ist die Möglichkeit der Korrektur.
Auch Betroffene selbst können den Verlauf einer Skoliose positiv beeinflussen. Je motivierter und konsequenter sie ihre Therapie absolvieren, etwa ein Korsett tragen oder physiotherapeutische Übungen durchführen, desto besser verläuft die Wirbelsäulenerkrankung. Auch die Beschwerden nehmen dadurch in der Regel deutlich ab.
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