Serotonin-Syndrom: Symptome, Behandlung und Verlauf
Das Serotonin-Syndrom kann durch verschiedene Medikamente ausgelöst werden, die zu einer hohen Konzentration des Botenstoffs Serotonin im Körper führen. Eine schnelle Behandlung ist erforderlich, da der Zustand lebensbedrohlich sein kann. Alles zu Symptomen, Diagnose und Behandlung des Serotonin-Syndroms.
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Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist das Serotonin-Syndrom?
- Serotonin und serotonerge Medikamente
- Symptome des Serotonin-Syndroms
- Dauer und Verlauf
- Ursachen des Serotonin-Syndroms
- Diagnose
- Therapie
Was ist das Serotonin-Syndrom?
Das Serotonin-Syndrom (toxisches Serotonin-Syndrom, Serotoninkrankheit, Serotoninvergiftung) beschreibt einen Zustand, bei dem ein erhöhter Serotoninspiegel im zentralen Nervensystem (ZNS) vorliegt. Das Syndrom kann lebensgefährlich sein und bedarf sofort ärztlicher Hilfe. Auslöser des Überschusses an Serotonin ist meist eine Medikamentenüberdosierung oder Drogenkonsum. Auch, wenn ein neues Medikament zusätzlich zur Einnahme eines Serotonin-steigernden Medikaments verwendet wird, kann ein Serotonin-Syndrom entstehen. Es kann dann entweder eine übermäßige Aktivität an Serotonin (serotonerge Aktivität) oder eine Hemmung des Serotoninabbaus vorliegen.
Da die Symptome sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können, ist die Diagnose des Serotonin-Syndroms meist schwierig. Infolgedessen bleiben viele Fälle unentdeckt. Die steigende Fallzahl ist auf eine vermehrte Verschreibung serotonerger Medikamente zurückzuführen.
Serotonin und serotonerge Medikamente
Serotonin ist ein Botenstoff, der für die Funktion von Nervenzellen und Gehirn benötigt wird. Der größte Serotoninanteil befindet sich jedoch im Verdauungstrakt. Serotonin ist an Prozessen wie der Schmerzempfindung und Schlafsteuerung, sowie dem Sexualverhalten oder generell an Abläufen im Gedächtnis beteiligt. Zudem sind vor allem Emotionen von Serotonin abhängig. Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen sind häufig auf ein gestörtes Serotonin-Gleichgewicht zurückzuführen.
Serotonerge Medikamente wie einige Antidepressiva, Triptane oder Opioide beeinflussen den Serotoninspiegel. Es kann zunächst eine augenscheinliche Verschlechterung der Depression eintreten – was oft ein Vorbote des Serotonin-Syndroms darstellt.
Symptome des Serotonin-Syndroms
Die Anzeichen eines Serotonin-Syndroms können stark variieren und sind von Person zu Person verschieden. In der Regel treten sie nach Einnahme des Medikaments sechs bis 24 Stunden später auf. In seltenen Fällen werden Symptome bereits in den ersten Stunden deutlich.
Zu bekannten Symptomen des Serotonin-Syndroms zählen:
- Unruhe
- Nervosität
- Halluzinationen
- Gesteigerte Stimmung
- Verwirrtheit
- Herzklopfen
- Zittern
- Schwitzen
- Fieber
- Hyperreflexie (übertriebene Reflexe)
- Unwillkürliche Muskelzuckungen
- Muskelkrämpfe
- Erweiterte Pupillen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Grippeähnliche Symptome
Die Beschwerden können anfangs in leichter Form auftreten, dann aber stärker werden und bis hin zu Koma und Tod führen.
Verlauf und Dauer des Serotonin-Syndroms
Nach Absetzen des verursachenden Medikaments, halten die Symptome des Serotonin-Syndroms in etwa noch 24 Stunden an. Währenddessen ist meist eine intensivmedizinische Überwachung (bei 40 Prozent der Fälle) notwendig, da der Zustand lebensbedrohlich sein kann. Der Verlauf ist im Normalfall gut, wenn die Symptome innerhalb von ein bis zwei Tagen komplett abklingen.
Serotonin-Syndrom: Ursachen
Der erhöhte Serotoninspiegel im ZNS kann auf unterschiedliche Arten entstehen, nämlich durch:
die Einnahme von Medikamenten, die die Menge an Serotonin im Körper erhöhen, wie Antidepressiva
die Kombination aus Medikamenten, die eine Wiederaufnahme von Serotonin hemmen, zum Beispiel SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) oder SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren) wie Venlaflaxin
die Hemmung des Serotonin-Abbaus zum Beispiel durch MAO-Hemmer
eine gesteigerte Serotonin-Produktion durch Nahrungsergänzungsmittel wie L-Tryptophan (Aminosäure, aus der Serotonin hergestellt wird)
eine erhöhte Freisetzung von Serotonin oder Aktivierung der 5-HAT-Rezeptoren durch Drogen wie Amphetamine, Kokain oder LSD
Diagnose des Serotonin-Syndroms
Anhand der Symptomatik und einer Anamnese, in der der*die Patient*in unter anderem nach der Einnahme von Medikamenten befragt wird, lässt sich die Diagnose des Serotonin-Syndroms stellen. Da viele Erkrankungen ähnliche Anzeichen wie das Serotonin-Syndrom haben können, ist die Diagnose nicht immer eindeutig. Zu den Differenzialdiagnosen zählen unter anderem:
- Malignes neuroleptisches Syndrom (Komplikation bei der Einnahme von Antipsychotika oder dem plötzlichen Absetzen von Dopamin-Antagonisten)
- Maligne Hyperthermie (lebensbedrohliche Funktionsstörung der Skelettmuskulatur)
- Infektionen
- Stoffwechselerkrankungen
- Missbrauch und Entzug
Eventuell können Blutuntersuchungen weitere Aufschlüsse geben.
Serotonin-Syndrom: Behandlung
In erster Linie ist es wichtig, das Medikament, das ein Serotonin-Syndrom ausgelöst hat, abzusetzen. Fallen die Symptome schwerwiegender aus, muss eine Therapie im Krankenhaus erfolgen. Dort wird dem Körper über die Venen Flüssigkeit zugeführt und eventuell ein Serotonin-blockierendes Arzneimittel verabreicht.
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