Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Anzeichen und Behandlung
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone, sodass der Stoffwechsel überaktiv ist. Welche Ursachen gibt es und welche Symptome deuten auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin?
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Kurzübersicht: Schilddrüsenüberfunktion
Definition: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse vermehrt Schilddrüsenhormone und gibt diese ins Blut ab.
Symptome: Anzeichen sind unter anderem vermehrtes Schwitzen, Gewichtsabnahme, Nervosität, Schlafstörungen, Bluthochdruck, hoher Puls, Herzrhythmusstörungen sowie bei Frauen Veränderungen und Störungen des Menstruationszyklus.
Ursachen: Die Hauptursachen einer Schilddrüsenüberfunktion sind die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow sowie eine Schilddrüsenautonomie (autonomes Adenom).
Diagnose: Um eine Schilddrüsenüberfunktion festzustellen, wird das Blut auf die Menge an Schilddrüsenhormonen hin untersucht. Außerdem erfolgt ein Ultraschall des Organs.
Behandlung: Mögliche Behandlungsmethoden sind die Gabe von Thyreostatika (Schilddrüsenblockern), Radiojodtherapie und eine operative Entfernung der Schilddrüse.
Im Überblick:
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu große Mengen an Schilddrüsenhormonen und schüttet diese ins Blut aus. Infolge kommt es zu einer Vielzahl von Beschwerden und Stoffwechselproblemen.
Die Schilddrüse liegt im unteren Bereich des Halses, knapp unterhalb des Kehlkopfs. Sie produziert verschiedene Hormone wie
- Tetrajodthyronin (T4 oder Thyroxin) und
- Trijodthyronin (T3).
Das Organ ist an vielen lebenswichtigen Stoffwechselprozessen sowie am Zellwachstum beteiligt.
Frauen leiden häufiger an Hyperthyreose
Die Hyperthyreose zählt zu den häufigsten Schilddrüsenkrankheiten – nach dem Kropf (Struma), bei dem das schmetterlingsförmige Organ krankhaft vergrößert ist. Eine Schilddrüsenüberfunktion betrifft zehnmal mehr Frauen als Männer. Insgesamt kommt die Erkrankung bei rund einem Prozent aller Menschen vor. Meist entsteht die Schilddrüsenüberfunktion im mittleren Erwachsenenalter.
Schilddrüsenüberfunktion: Symptome einer Hyperthyreose
Eine Schilddrüsenüberfunktion geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher, wobei nicht zwangsläufig alle Beschwerden auftreten müssen. Die Schilddrüse ist bei vielen Betroffenen sichtbar geschwollen (Kropf, Struma), muss es aber nicht unbedingt sein. Bei Morbus Basedow als Ursache der Überfunktion sind die hervortretenden Augäpfel (Exophthalmus) charakteristisch.
Die wichtigsten Symptome, die sich meist auf die erhöhte Stoffwechselaktivität zurückführen lassen, sind:
- Nervosität, innere Unruhe, Aggressivität, Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- beschleunigter Puls
- Herzrhythmusstörungen wie Herzklopfen, Herzrasen oder Vorhofflimmern
- erhöhter Blutdruck
- verstärktes Schwitzen, erhöhte Körpertemperatur, Wärmempfindlichkeit
Dazu können folgende Symptome der Schilddrüsenüberfunktion kommen:
- Gewichtsverlust trotz vermehrten Appetits
- Leistungsabfall mit Schwäche und Müdigkeit
- Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Muskelzittern (Tremor)
- Durchfall, manchmal Erbrechen
- feuchte, warme, samtartige Haut
- brüchige Fingernägel und Haare
- Haarausfall
Bei Frauen kann die Schilddrüsenüberfunktion zudem zu Störungen des Menstruationszyklus führen.
Lebensgefahr durch eine thyreotoxische Krise
Eine unentdeckte, nicht ausreichend behandelte Schilddrüsenüberfunktion, das Absetzen der Schilddrüsenmedikamente oder eine übermäßige Jodzufuhr (jodhaltige Medikamente) kann schwerwiegende Folgen haben: eine thyreotoxische Krise. Dabei entgleist der Stoffwechsel innerhalb kurzer Zeit lebensbedrohlich. Die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion sind extrem ausgeprägt. Es kommt zu Herzrasen, Bewusstseinsstörungen, hohem Fieber und Zittern. Die thyreotoxische Krise ist ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Ursachen: Häufige Auslöser einer Hyperthyreose
Die Schilddrüsenüberfunktion ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, dessen Ursache eine andere Grunderkrankung ist. Fast immer sind Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie ("heißer Knoten") verantwortlich.
Morbus Basedow: Bei Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrzellen die Schilddrüse angreifen. Die Folge ist eine chronische Entzündung, durch welche die Hormonproduktion angeregt wird.
Schilddrüsenautonomie: Wie viel Hormone von der Schilddrüse gebildet werden sollen, wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) vorgegeben. Reagieren viele Zellen der Schilddrüse nicht mehr auf die Steuerungsvorgaben der Hirnanhangsdrüse, gerät die Hormonproduktion außer Kontrolle. Fachleute sprechen dann von einer Schilddrüsenautonomie, funktionellen Autonomie der Schilddrüse oder auch einem autonomen Adenom. Die autonomen Zellen bilden dabei oft einen oder mehrere überaktive Knoten. In anderen Fällen ist auch die gesamte Schilddrüse betroffen.
Auch durch eine medikamentöse Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion kann eine Überfunktion ausgelöst werden. Weitere, seltenere Ursachen können sein:
- angeborene Schilddrüsenüberfunktion
- Anfangsphase einer Schilddrüsenentzündung
- auch bei einer Hashimoto-Thyreoiditis kann es kurzzeitig zu einer Überfunktion kommen
Schilddrüsenüberfunktion: Wie erfolgt die Diagnose?
Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion werden in einem ausführlichen Anamnesegespräch zunächst die genauen Symptome sowie die Krankheitsgeschichte erfragt. Es folgt eine Tastuntersuchung der Schilddrüse. So können eine Vergrößerung oder eventuell vorhandene Knoten festgestellt werden. Lässt sich die Schilddrüse ertasten, weist das auf einen Kropf hin, der ein häufiges Zeichen der Hyperthyreose ist.
Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut
Wichtig ist, die Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut zu bestimmen (Blutuntersuchung). Gemessen werden die Mengen an freiem Thyroxin und Trijodthyronin (fT4 und fT3). Zudem bestimmt das Labor die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons TSH (Thyreotropin, thyreotropes Hormon). TSH wird von der Hirnanhangdrüse produziert. Sind die Werte niedrig, stellt die Schilddrüse ein Übermaß an Schilddrüsenhormonen her.
Bei einem niedrigen TSH-Wert und gleichzeitig erhöhten Werten an T3 und T4 ist die Diagnose Schilddrüsenüberfunktion fast gesichert. Lassen sich Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe (TSH-Rezeptor-Autoantikörper, TRAK) nachweisen, ist Morbus Basedow die Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion.
Bildgebende Verfahren
Mittels Ultraschall lässt sich das Gewebe der Schilddrüse gut auf Veränderungen hin untersuchen. Dabei werden auch Knoten sichtbar. Die Szintigrafie ist eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Schilddrüsenfunktion überprüfen. Sie zeigt etwa, ob ein Knoten vermehrt Hormone bildet, also ein "heißer Knoten" vorliegt.
Therapie: Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion behandelt?
Ob eine Behandlung erforderlich ist, hängt vom Schweregrad der Überfunktion ab. Wenn eine Therapie notwendig ist, gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, die Hyperthyreose zu behandeln.
Medikamente: Sogenannte Thyreostatika vermindern die Bildung von Schilddrüsenhormonen beziehungsweise ihre Freisetzung ins Blut.
Radiojodtherapie: Bei der Radiojodtherapie wird radioaktives Jod eingenommen, welches sich in die Schilddrüse einlagert und dort hyperaktive Zellen ausschaltet. Diese Therapie ist vor allem bei einer Schilddrüsenautonomie als Ursache der Überfunktion sinnvoll. Für Kinder und Schwangere ist die Radiojodtherapie ungeeignet. Eine Nebenwirkung der Radiojodtherapie kann die Schilddrüsenunterfunktion sein. Da Patient*innen nach der Behandlung für kurze Zeit radioaktiv sind, erfolgt nach der Einnahme des Jods eine Isolation in spezialisierten Strahlenschutzimmern.
Operation: Eine Operation der Schilddrüse ist ratsam, wenn die Hyperthyreose schwer verläuft und Medikamente sowie Radiojodtherapie keinen ausreichenden Erfolg gebracht haben.
Welche Behandlung geeignet ist, entscheiden behandelnde Ärzt*innen. Für diese Entscheidung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, etwa die Ursachen sowie das Alter und der Gesundheitszustand der Patient*innen.
Verlauf und Heilungschancen bei Schilddrüsenüberfunktion
Wichtig ist es, die Schilddrüsenüberfunktion rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Deshalb sollte bei entsprechenden Symptomen stets ärztliche Hilfe eingeholt werden.
Ist Morbus Basedow die Ursache, bildet sich die Schilddrüsenüberfunktion oftmals unter der Einnahme von Thyreostatika wieder zurück. Dennoch kann es trotz Therapie auch Jahre später zu einem Rückfall kommen. Regelmäßige Kontrollen der Schilddrüse und Schilddrüsenwerte sind deshalb wichtig.
Nach einer Radiojodtherapie und Operation entwickelt sich oft eine Unterfunktion der Schilddrüse. Betroffene müssen gegen die dann entstandene Schilddrüsenunterfunktion Medikamente einnehmen, weil der Körper keine ausreichenden Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Die Einnahme der Hormone verursacht in der Regel keine Nebenwirkungen.
Lässt sich einer Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen?
Einer Schilddrüsenüberfunktion kann nicht gezielt vorgebeugt werden. Einer Schilddrüsenvergrößerung jedoch beugt eine ausreichende Jodversorgung vor. Denn ein ernährungsbedingter Jodmangel verursacht einen Kropf – die Schilddrüse wächst, um diesen Mangel auszugleichen.
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