Sakroiliitis: Ursachen, Symptome und Spätfolgen
Eine Sakroiliitis ist eine Entzündung des Iliosakralgelenks, welches die Verbindung des Darmbeins (Ilium) mit dem Kreuzbein (Sacrum) darstellt. Es ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern tritt im Rahmen anderer Erkrankungen auf. Welche das sind und wie Sie die Symptome erkennen, lesen Sie hier.
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- © Getty Images/Charday Penn
Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zu Sakroiliitis
Was sind die häufigsten Symptome einer Sakroiliitis? Die typischsten Symptome sind tiefliegende Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß oder in den Hüften, die sich beim Sitzen, Stehen oder Gehen verschlimmern können.
Kann Bewegung die Sakroiliitis-Symptome lindern? Ja, gezielte Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur, Dehnung und Mobilisation können Schmerzen reduzieren und die Stabilität des Iliosakralgelenks verbessern. Besonders hilfreich sind Physiotherapie, Yoga und Aquagymnastik.
Ist Sakroiliitis heilbar? Eine vollständige Heilung gibt es nicht. Jedoch lassen sich mit einer gezielten Therapie die Symptome oft langfristig kontrollieren und die Lebensqualität verbessern.
Artikelinhalte im Überblick:
- Definition
- Ursachen
- Anzeichen und Symptome
- Diagnose und Schweregrade
- Behandlung
- Verlauf und Prognose
Was ist eine Sakroiliitis?
Sakroiliitis bezeichnet eine Entzündung der Iliosakralgelenke (ISG), die das Kreuzbein – den unteren Teil der Wirbelsäule – mit den Darmbeinen des Beckens verbindet.
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- Anatomisches Bild des Beckens, rot markiert sind die Iliosakralgelenke.
- © iStock.com/Kintarapong
Die Erkrankung kann starke Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß oder in den Beinen verursachen und die Beweglichkeit der betroffenen Region einschränken. Sie tritt häufig bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie axialer Spondyloarthritis (Morbus Bechterew) oder Autoimmunerkrankungen des Darms auf.
Ursachen für eine Sakroiliitis
Eine Sakroiliitis ist keine eigenständige Erkrankung, vielmehr tritt sie begleitend bei verschiedenen Erkrankungen auf. Oft kommt sie vor bei:
Schuppenflechte (Psoriasis)
Psoriasis-Arthritis (chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung)
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)
chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
seltenen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Morbus Behçet und reaktive Arthritis (Morbus Reiter)
Haltungsschäden spielen eine bedeutende Rolle bei der Entzündung des ISG. Diese Schäden können sowohl Folge als auch ein möglicher Risikofaktor für die Erkrankung sein.
Entzündung im Iliosakralgelenk: Symptome einer Sakroiliitis
Schmerzen im unteren Rücken oder Gesäßschmerzen können erste Anzeichen für eine Sakroiliitis sein. Allerdings kommen diese bei vielen Krankheitsbildern vor. Da es sich um einen entzündlichen Schmerz handelt, wird dieser meist als pochend oder klopfend empfunden. Diese Art von Schmerz ist typisch für rheumatische Erkrankungen. In der Regel sind beide Seiten von der Sakroiliitis betroffen.
Typische Beschwerden:
Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß, die besonders nachts und am frühen Morgen auftreten
Morgensteifigkeit, die sich durch Bewegung bessert
Schmerzen, die in ein oder beide Beine ausstrahlen können
eingeschränkte Beweglichkeit im unteren Rücken und in den Hüften
Verstärkung der Schmerzen bei längerem Stehen oder Gehen
Schmerzen beim Sitzen, die zu einer veränderten Sitzposition führen können
In fortgeschrittenen Stadien können zusätzlich folgende Symptome auftreten:
dauerhafte Schmerzen, die sich bei Belastung verstärken
Schwierigkeiten bei alltäglichen Bewegungen und Aktivitäten
Entwicklung einer Schonhaltung zur Entlastung
mögliche Haltungsschäden bei chronischem Verlauf
Diagnose und Schweregrade einer Sakroiliitis
Sind die Schmerzen sehr stark und strahlen in die Beine aus oder kommt es zu Empfindungsstörungen, ist es ratsam, direkt am selben Tag eine ärztliche Praxis aufzusuchen. Bestehen Beschwerden im ISG länger als zwölf Wochen und treten nach und nach Bewegungseinschränkungen auf, sollte ebenso ärztlicher Rat eingeholt werden.
Die Sakroiliitis wird mithilfe von bildgebenden Untersuchungen wie Röntgenbild oder Magnetresonanztomographie (MRT) beurteilt. Dabei können Ärzt*innen sie nach verschiedenen Schweregraden einteilen, welche nach den modifizierten New-York-Kriterien von 1984 festgelegt wurden:
Grad 0: normales, gesundes Iliosakralgelenk
Grad 1: erste, unspezifische Veränderungen
Grad 2: kleine, deutliche Veränderungen am Gelenk wie minimale Abnutzungen (Erosionen) oder Verdichtungen des Knochens. Die Gelenkspaltweite bleibt jedoch unverändert.
Grad 3: ausgeprägte Zerstörung des Knorpels und der Knochen, es kommt zu knöchernen Verwachsungen und der Gelenkspalt kann sich sowohl verbreitern als auch verengen. Erste Anzeichen einer Gelenkversteifung (Ankylose) treten auf.
Grad 4: komplette Gelenkversteifung
Ein Entzündungsmarker im Blut (HLA B27) kann ebenso zur Diagnose bestimmt werden und kann auf Morbus Bechterew oder eine ähnliche Krankheit hinweisen.
Behandlung der Sakroiliitis
Eine Sakroiliitis wird durch gezielte Bewegungstherapie behandelt. Dabei kommen zwei Ansätze zum Einsatz: Die allgemeine Physiotherapie, die Muskeln stärkt und die Beweglichkeit verbessert sowie die manuelle Therapie. Dabei lösen Therapeut*innen mit speziellen Handgriffen Blockaden und fördern die Gelenkbeweglichkeit.
Zum anderen ist die Schmerzlinderung Bestandteil der Behandlung. Verschiedene Medikamente kommen im Akutfall zum Einsatz:
- nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac
- Injektionen in das ISG mit lokalen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika) und Glukokortikoiden wie Kortison
Die medikamentöse Behandlung sollte nur so lang erfolgen, bis die Schmerzen besser sind. Greifen keine Therapieoptionen, ist die letzte Möglichkeit, das Gelenk operativ zu versteifen (Arthrodese). Dabei werden die beteiligten Knochen über dem Gelenkspalt dauerhaft miteinander verbunden, was die Beweglichkeit des Gelenks aufhebt.
Welche Rolle spielt die Ernährung?
Eine entzündungshemmende Ernährung kann die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen – besonders bei Sakroiliitis in Verbindung mit Morbus Bechterew.
Eine gute Basis bietet eine mediterrane Ernährung, die reich an pflanzlichen Ölen, Fisch und Gemüse ist. Die Wirksamkeit kann individuell variieren, sodass Patient*innen idealerweise eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.
Tabelle: Tipps für eine entzündungshemmende Ernährung
Empfohlen (entzündungshemmend) | Reduzieren (entzündungsfördernd) |
Omega-3-Fettsäuren: Rapsöl, Walnussöl, Leinöl, fetter Fisch (Hering, Makrele, Thunfisch) | Arachidonsäure: Wenig Fleisch (max. 2-3 Portionen fettarmes Fleisch pro Woche), max. 1-2 Eier pro Woche |
Antioxidantien: Obst, Gemüse, Salate, Nüsse, Samen | Verarbeitete Lebensmittel: Fertiggerichte, stark verarbeitete Wurstwaren |
Probiotika: Joghurt, Kefir, Quark | Zucker & Weißmehl: Süßigkeiten, Limonaden, Weißbrot |
Verlauf und Prognose einer Sakroiliitis
Die chronisch-entzündliche Erkrankung ist bislang nicht heilbar. Durch gezielte Maßnahmen lässt sich der Verlauf jedoch positiv beeinflussen. Ohne Therapie sind zunehmende Bewegungseinschränkungen möglich und in schweren Fällen eine Versteifung der Gelenke.
Allerdings lässt sich das Risiko für eine Schwerbehinderung durch konsequente Physiotherapie und regelmäßige Bewegung in vielen Fällen deutlich reduzieren.
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