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Rheuma: Wenn die Gelenke schmerzen

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Wird im Alltag von Rheuma gesprochen, ist meist die rheumatoide Arthritis gemeint. Tatsächlich umfasst Rheuma aber über hundert verschiedene Erkrankungen, die zu Bewegungseinschränkungen führen. Wie wird die Diagnose gestellt und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

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© Getty Images/eclipse_images

Ein Viertel aller Menschen in Deutschland leidet an Problemen des Bewegungsapparates (Muskeln, Gelenke, Knochen, Bänder), bei etwa siebzehn Millionen sind die Beschwerden chronisch. Häufig wird dann von Rheuma gesprochen, tatsächlich stecken hinter dem Begriff aber viele verschiedene Krankheitsbilder des rheumatischen Formenkreises. Unabhängig davon gilt jedoch: Je eher eine rheumatische Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Artikelinhalte im Überblick:

13 Typische Anzeichen für Rheuma

Was ist Rheuma?

Rheuma ist der Überbegriff für mehr als hundert verschiedene Erkrankungen, die nicht nur "harte" Strukturen wie Knochen, Gelenke oder Knorpel betreffen, sondern auch Muskeln, Sehnen, innere Organe, Bindegewebe oder Gefäße. Im engeren Sinne werden unter Rheuma vor allem entzündlich-rheumatische Erkrankungen verstanden – meist ist die rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) gemeint.

In Deutschland leiden etwa zwei Prozent der Erwachsenen an entzündlichem Rheuma. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Rheuma ist aber nicht nur einer Erkrankung älterer Menschen: Manche Rheumaformen, wie die juvenile idiopathische Arthritis, sind typisch für Kinder. Aktuell wird davon ausgegangen, dass etwa 20.000 Kinder und Jugendliche an rheumatischen Erkrankungen leiden (Stand: 02/2022).

Verschiedene Rheuma-Arten im Überblick

Die verschiedenen Krankheiten des rheumatischen Formenkreises – so die korrekte medizinische Bezeichnung für Rheuma – lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen:

  1. entzündlich-rheumatische Erkrankungen: rheumatoide Arthritis, Spondyloarthritiden (unter anderem Morbus Bechterew), Kollagenosen (wie Lupus erythematodes), Vaskulitiden

  2. degenerativ-rheumatische Erkrankungen (Arthrosen)

  3. chronische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates (zum Beispiel Fibromyalgie)

  4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (beispielsweise Osteoporose, Gicht)

Was sind die Symptome bei Rheuma?

Bei Rheuma können die Beschwerden sehr vielfältig sein. Alle rheumatischen Erkrankungen haben jedoch gemeinsam, dass sie bewegliche Körperteile wie Arme, Beine oder den Rücken in ihrer Funktion einschränken und Schmerzen verursachen.

Mögliche Anzeichen von Rheuma-Erkrankungen sind:

  • warme, gerötete oder geschwollene Gelenke
  • Muskel- und Gelenkschmerzen (zum Beispiel bei einem Händedruck)
  • die Gelenke sind vor allem morgens nach dem Aufstehen schwer beweglich (Morgensteifigkeit)
  • wenige Kraft in den Händen (zum Beispiel Schwierigkeiten eine Flasche zu öffnen)
  • Gelenkverformungen
  • Entstehung von festen Knoten unter der Haut

Vor allem im Frühstadium der Erkrankung sind die Symptome sehr unspezifisch. Darüber hinaus können weitere Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß auf eine Arthritis hindeuten.

In der Regel sind zu Beginn vor allem kleine Gelenke, etwa die Finger oder Zehen betroffen. Aber auch Schulter- und Kniegelenke oder die Wirbelsäule sind anfällig für Gelenkprobleme.

Typischerweise verläuft eine enzündlich-rheumatische Erkrankung zudem in sogenannten Schüben. Das bedeutet, dass es in bestimmten Phasen zu einer erhöhten Entzündungsaktivität und stärkeren Beschwerden kommt. Diese Phasen können mehrere Wochen bis Monate andauern.

Darüber hinaus haben Patient*innen, die an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leiden, aufgrund der Schwächung des Immunsystems ein höhere Risiko an Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, zu erkranken.

Rheuma: Welche Symptome möglich sind

Ursachen: Wie entsteht Rheuma?

Die Ursachen von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind sehr vielfältig und bei einzelnen Erkrankungen noch immer nicht ausreichend geklärt.

Fachleute gehen davon aus, dass bei der rheumatoiden Arthritis vor allem genetische Faktoren eine Rolle spielen, aber auch Viren oder Bakterien stehen im Verdacht, die Erkrankung auszulösen. Zudem scheinen Umwelteinflüsse und Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht die Erkrankung zu begünstigen. Einig sind sich Expert*innen hingegen, dass sich das Immunsystem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gegen das eigene Körpergewebe richtet, wodurch sich die Gelenke entzünden. Rheuma ist daher in vielen Fällen eine Autoimmunerkrankung.

Bei anderen Krankheiten kommen zum Teil weitere Ursachen infrage:

  • Arthrose lässt sich beispielsweise häufig auf altersbedingten Verschleiß oder Überbeanspruchung der Gelenke zurückführen.

  • Bei Osteoporose führen vor allem hormonelle Veränderungen nach den Wechseljahren zu einem Verlust der Knochendichte. Daher sind vor allem Frauen betroffen.

  • Gichterkrankungen entstehen durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut (Hyperurikämie), wodurch sich Ablagerungen von Harnsäurekristallen bilden, die schmerzhafte schubartige Gelenkentzündungen auslösen.

Wie lässt sich Rheuma feststellen?

Erste*r Ansprechpartner*in bei rheumatischen Beschwerden ist die*der Hausärztin*Hausarzt. Sie*er wird Betroffene zunächst ausführlich befragen (Anamnese).

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Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die*der Ärztin*Arzt zunächst die Gelenke auf Schwellungen, Rötungen und Erwärmung abtastet und feststellt, inwieweit die Beweglichkeit eingeschränkt ist. Insbesondere der beidseitige Befall von Grund- und Mittelgelenken der Finger und Zehen sowie der Querdruckschmerz beim seitlichen Zusammendrücken der Gelenke sind typische Hinweise auf eine Arthritis.

Um eine rheumatoide Arthritis von anderen Gelenkerkrankungen unterscheiden zu können, sind jedoch noch weitere Untersuchungen (Labor und Bildgebung) notwendig. Dazu werden Betroffene in der Regel an Fachleute der Rheumatologie überwiesen.

Laboruntersuchungen bei Rheuma: Das sagen die Blutwerte

Die Werte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und CRP (C-reaktives Protein) werden bei Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis standardmäßig untersucht. Beide Werte sind bei Menschen mit entzündlichen Gelenkerkrankungen erhöht. Darüber hinaus bestimmt die*der Ärztin*Arzt häufig noch zwei spezifischere Blutwerte:

  • IgM-Rheumafaktor (Abkürzung im Laborbericht: RF) ist bei 65 bis 80 Prozent der Patient*innen mit Rheuma positiv.

  • Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide/Proteine (Abkürzung: ACPA): Dieser Wert ist ein sehr spezifischer Hinweis auf rheumatoide Arthritis.

Die Bestimmung des Wertes für Harnsäure im Blut dient dem Ausschluss von Gicht. Weitere Antikörper können bei der Blutuntersuchung im Labor analysiert werden, um spezielle rheumatische Krankheitsbilder wie Morbus Bechterew oder eine rheumatische Erkrankungen des Weichteilgewebes oder der Blutgefäße (Vaskulitis) zu diagnostizieren.

Zur Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen kann der*die Mediziner*in auch eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit veranlassen. Das Gelenk wird dabei unter sterilen Bedingungen punktiert und die Flüssigkeit im Labor untersucht.

Bildgebende Verfahren bei Rheuma

Darüber hinaus können ebenfalls bildgebende Verfahren bei der Diagnose von Rheuma zum Einsatz kommen. Mit einer Röntgenuntersuchung lassen sich bereits vorhandene Gelenkzerstörungen erkennen. Szintigraphie, Ultraschalluntersuchungen und Kernspintomographie (MRT) dienen der Feststellung von Gelenkergüssen, Veränderung an Sehnen und Schleimhäuten sowie struktureller Gelenk- und Knochenveränderungen.

Behandlung bei rheumatoider Arthritis

Die Behandlung einer entzündlichen Gelenkerkrankung beruht auf mehreren Säulen. Mit der Gabe verschiedener Medikamente sollen zum einen Schmerzen und Entzündungen gelindert, zum anderen sollen der Entzündungsprozess und die Gelenkzerstörung aufgehalten werden. Begleitende Therapien wie Physiotherapie und Schmerztherapie sind geeignet, um die Beweglichkeit bestmöglich zu erhalten und helfen den Betroffenen, besser mit der Erkrankung umzugehen.

Medikamentöse Therapie bei Rheuma

Mit Medikamenten kann Rheuma heute meist gut behandelt werden. Dabei kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:

  • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Die Schmerzmittel wirken entzündungshemmend und teilweise auch fiebersenkend.

  • Kortison: Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, können sehr effektiv die entzündlichen Reaktionen bereits innerhalb von Tagen reduzieren und auf diese Weise die Symptome schnell lindern. Daher werden sie häufig vor allem zu Beginn der medikamentösen Therapie zusätzlich zu langwirksamen Antirheumatika angewendet.

  • Basistherapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD): Die Basistherapie mit langwirksamen, krankheitsmodifizierenden Antirheumatika hat das Ziel, nicht nur Gelenkschmerzen zu lindern, sondern auch die Zerstörung des Gelenks zu stoppen. Die Wirkstoffe unterdrücken an verschiedenen Stellen die Reaktionen des Immunsystems und werden deshalb bei Erkrankungen eingesetzt, denen Störungen der körpereigenen Abwehr zugrunde liegen.

  • Biologicals: Biologics oder Biologika, sind biotechnologisch hergestellte Eiweiße, die körpereigenen Antikörpern sehr ähnlich sind. Die Substanzen sind in der Lage, verschiedene Regulationsmechanismen des Körpers gezielt zu beeinflussen.

Begleitende Therapie bei Rheuma

Zahlreiche begleitende Therapiemaßnahmen können die Rheumabehandlung mit Medikamenten unterstützen. Krankheitsbedingte Symptome können so gelindert werden oder dabei helfen, mit der Krankheit im Alltag besser zurechtzukommen. Dazu gehören etwa:

  • Physiotherapie, Krankengymnastik und manuelle Therapie
  • Ergotherapie
  • Psychotherapie (unter anderem Schmerz-, Krankheitsbewältigung sowie Entspannungsübungen)

Viele Menschen mit Rheuma haben auch mit ergänzenden Behandlungsmöglichkeiten, etwa Hydro- oder Bewegungstherapien, gute Erfahrungen gemacht. Ebenso zeigen einige Studien positive Effekte bei der Anwendung von Heilpflanzen wie Brennnesselkraut oder Birkenblätter beispielsweise in Form von Bädern oder Umschlägen. Darüber hinaus helfen einigen Betroffenen alternative Behandlungsansätze wie Akupunktur, Akupressur, Schröpfen. Vor der Anwendung ist jedoch eine Rücksprache mit dem*der behandelnden Rheumatolog*in empfehlenswert.

Operationen bei Rheuma

Bei Rheuma stellt eine Operation nach wie vor eine wichtige Therapieoption dar. Sie tritt jedoch durch Fortschritte in der Medikamentenentwicklung zunehmend in den Hintergrund.

Ziel von Operationen ist meist die Rückkehr zu schmerzfreien Bewegungsabläufen:

  • Bei der Synovektomie werden entzündetes Gewebe, die Gelenkinnenhaut oder kleinere Anteile von Gelenken herausoperiert. Dadurch sollen Schmerzen gelindert werden.

  • Als Arthrodese wird eine Operation bezeichnet, mit deren Hilfe die Position von Bändern und Sehnen wieder angepasst und Gelenke stabilisiert werden können.

  • Mithilfe von Endoprothesen (künstliche Gelenken) kann die Beweglichkeit und Funktion von teilweise oder kompletten geschädigten Gelenken wiederhergestellt werden. Durch Fortschritte bei der Herstellung von Endoprothesen ist dies inzwischen bei nahezu allen Gelenken möglich, am häufigsten werden große Gelenke wie Hüfte und Knie ersetzt, aber auch ein Ersatz des Daumensattelgelenks ist möglich.

Ernährung bei Rheuma

Bei Gelenkentzündungen kann auch die Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. So empfiehlt sich bei Gicht oder rheumatoider Arthritis beispielsweise:

  • weniger Fleisch
  • zweimal wöchentlich Fisch (wie Hering, Lachs oder Makrele) oder andere Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (zum Beispiel Leinsamen, Walnüsse und Rapsöl)
  • viel Gemüse und Obst
  • viele Vollkornprodukte

Allerdings sollte beachtet werden, dass eine spezielle Ernährung bei Rheuma keine medikamentöse, physiotherapeutische oder sogar chirurgische Behandlung ersetzen kann.

Verlauf und Prognose von Rheuma

Eine rheumatoide Arthritis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie innerhalb weniger Wochen oder Monate fast alle Gelenke befallen. Bei anderen Betroffenen beschränkt sich die Erkrankung hingegen auf wenige Gelenke. Schätzungsweise 10 bis 30 Prozent der Patient*innen haben einen eher milden Verlauf, wohingegen sich die Beschwerden bei 70 Prozent im Laufe der Jahre immer mehr verschlimmern und Gelenke so weit zerstört werden, bis diese schließlich vollständig versteifen. Darüber hinaus können auch andere Organe wie Herz oder Lunge betroffen sein. Werden sie nicht optimal behandelt, kann die durchschnittliche Lebenserwertung daher um 3 bis 13 Jahre niedriger gegenüber der Normalbevölkerung sein.

Kommt es jedoch zu einer frühzeitig einsetzenden Behandlung, zeigt sich in der Regel eine positive Prognose. Mithilfe einer modernen Rheumatherapie kann die erhöhte Sterblichkeit deutlich vermindert und an die normale Sterblichkeit der Bevölkerung angleichen werden.

So können Sie Rheuma frühzeitig vorbeugen

An Rheuma zu erkranken, lässt sich nicht vollständig verhindern. Auf einige Risikofaktoren kann jedoch Einfluss genommen werden:

  • Machen Sie regelmäßig Sport, um die Gelenke beweglich zu halten. Geeignete Sportarten bei Rheuma sind beispielsweise Schwimmen, Yoga oder Radfahren.
  • Verzichten Sie auf Rauchen.
  • Vermeiden Sie Übergewicht.
  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.

Darüber hinaus ist es wichtig, bei ersten Anzeichen eine*einen Ärztin*Arzt aufzusuchen. Durch eine frühzeitige Therapie können drohende Knochen- und Gelenkschäden, sowie eine Beeinträchtigung anderer Organe rechtzeitig vermieden werden.

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