Restless Legs Syndrom: Was hilft bei unruhigen Beinen?
Das Restless Legs Syndrom ist eine Erkrankung, bei der Betroffene an Bewegungsunruhe und Missempfindungen in den Beinen oder auch in den Armen leiden. Die Beschwerden treten überwiegend abends und nachts auf. Welche Ursachen infrage kommen und was Betroffene tun können!
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Kurzübersicht
Symptome: Bewegungsdrang der Beine (vor allem bei Inaktivität) und Missempfindungen; dadurch bedingte Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit
Diagnostik: Anamnese (Schilderung der Symptome), neurologische Untersuchungen, Ausschluss anderer Erkrankungen
Behandlung: gute Schlafhygiene, Dehnübungen, Massagen, Kälte, Medikamente (Gabapentin, Dopaminagonisten, L-Dopa)
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist das Restless Legs Syndrom?
Das Restless Legs Syndrom (RLS) bedeutet übersetzt "Syndrom der unruhigen Beine" und ist auch als Willis-Ekbom-Krankheit bekannt. Es handelt sich um eine chronische neurologische Erkrankung, die durch einen unangenehmen Bewegungsdrang gekennzeichnet ist und von unangenehmen Missempfindungen bis hin zu Schmerzen begleitet sein kann. Meist sind die Beine, seltener auch andere Körperregionen wie der Brustkörper, betroffen.
Häufigkeit des RLS
Fachleute schätzen, dass in den westlichen Industrieländern etwa 7 bis 10 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Damit ist RLS etwa so häufig wie Migräne. Meist tritt die Erkrankung im mittleren Lebensalter auf, bei Frauen etwas häufiger als bei Männern.
Symptome des Restless Legs Syndroms
Das Restless-Legs-Syndrom ist vor allem durch einen starken Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet. Es können sowohl ein als auch beide Beine unruhig sein.
Weitere typische Merkmale des RLS sind:
Missempfindungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Brennen oder Unruhegefühl in den Beinen, Armen oder anderen Körperregionen
Auftreten oder Verstärkung der Symptome während Ruhe oder Inaktivität, etwa im Liegen oder beim Sitzen
Linderung der Beschwerden durch Bewegung (Laufen, Gehen oder Strecken) – zumindest für die Dauer der Aktivität
Schlafstörungen durch vermehrte nächtliche Beinbewegung und daraus resultierende Müdigkeit und Erschöpfung am Tag
Zu Beginn der Erkrankung sind die Beschwerden meist nur gering ausgeprägt und es treten immer wieder beschwerdefreie Phasen auf. Diese nehmen jedoch im Laufe der Zeit immer mehr ab und auch die lindernde Wirkung von Bewegung lässt mit fortschreitendem RLS nach.
Vor allem die mit den unruhigen Beinen verbundenen Schlafstörungen können die Lebensqualität von Patient*innen stark beeinträchtigen und psychisch belastend sein. Zudem meiden einige Betroffene langes Sitzen, etwa im Kino, Theater oder auf Reisen, was zu sozialer Isolation führen kann.
Unterschied zu PLMD
Auch Menschen mit PLMD (Periodic Limp Movement Disorder) leiden unter unwillkürlicher nächtlicher Bewegung der Gliedmaßen. Diese tritt meist rhythmisch alle 30 Sekunden auf und kann die Schlafqualität beeinträchtigen. Im Gegensatz zum Restless Legs Syndrom sind sich die Betroffenen des Phänomens oft nicht bewusst und können sich die Ursachen für ihre ständige Müdigkeit nicht erklären.
Restless Legs Syndroms: Was sind die Ursachen für unruhige Beine?
Die Ursache für unruhige Beine bleibt oft unerkannt. Fachleute sprechen dann vom idiopathischen Restless Legs Syndrom. Sicher ist, dass sich bei einigen Betroffenen eine vererbbare Veranlagung nachweisen lässt. Leidet ein Elternteil an RLS, ist das Risiko erhöht, dass auch die Kinder daran erkranken. Zudem scheint eine Störung des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn eine Rolle zu spielen. Dieser Botenstoff ist unter anderem für die Steuerung von Bewegungen zuständig.
In manchen Fällen ist das RLS aber auch die Folge einer anderen Erkrankung oder tritt nur unter bestimmten Umständen auf. Dann ist vom sogenannten sekundären oder symptomatischen Restless Legs Syndrom die Rede. Mögliche Ursachen sind unter anderem:
- Eisenmangel
- Schwangerschaft
- Arthritis
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Vitaminmangel
- Nierenerkrankungen, bei denen Dialyse nötig ist
- diverse neurologische Erkrankungen (Myelopathien, Polyneuropathien, Parkinson-Krankheit)
Darüber hinaus kann die Einnahme von Medikamenten wie Neuroleptika oder Antidepressiva einen Bewegungsdrang in den Beinen auslösen oder verstärken.
Hat das Restless Legs Syndrom auch psychische Ursachen?
Ob das Restless Legs Syndrom auch psychische Ursachen haben kann, ist nicht ausreichend geklärt. Es konnte ein Zusammenhang mit Angststörungen und Depressionen festgestellt werden. Ob diese jedoch Ursache oder eher Folge sind, ist nicht bekannt. Chronische Schlafstörungen und Bewegungsdrang können jedoch die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Diagnose: Wie wird das Restless Legs Syndrom festgestellt?
Die Diagnose des Restless Legs Syndroms wird vor allem anhand der geschilderten Symptome gestellt. Meist ist dafür ein ausführliches ärztliches Gespräch ausreichend. Für die Diagnosestellung müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
starker Bewegungsdrang der Beine
Verstärkung während Ruhe/Inaktivität
Linderung der Beschwerden durch Bewegung
Auftreten oder Verschlimmerung am Abend beziehungsweise nachts
Ausschluss anderer Erkrankungen (etwa Muskelkrämpfe, Beinödeme, Arthritis, Myalgie), die einem RLS ähneln und von Fachleuten als RLS-Mimics bezeichnet werden
Hilfreich kann auch eine Polysomnographie sein. Bei dieser Untersuchung, die meist in einem Schlaflabor durchgeführt wird, werden verschiedene Körperfunktionen während des Schlafs aufgezeichnet. Neurologische Untersuchungen helfen, andere Erkrankungen wie Nervenschädigungen als Ursache auszuschließen. Auch wenn Patient*innen auf eine Behandlung mit dopaminhaltigen Medikamente ansprechen, deutet dies auf das Restless Legs Syndrom hin.
Behandlung des Restless Legs Syndroms
Die Behandlung des Restless Legs Syndrom richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Symptome. Bei einer sekundären RLS wird in der Regel zunächst versucht, die Grunderkrankung zu behandeln. Wird ein Eisenmangel festgestellt, erhalten Betroffene beispielsweise Präparate, um das Defizit auszugleichen.
Medikamente bei RLS
Beim idiopathischen Restless Legs Syndrom kommt eine medikamentöse Behandlung infrage, vor allem dann, wenn Betroffene stark unter den Beschwerden leiden. Als Mittel der Wahl gelten sogenannte dopaminerge Medikamente, zu denen L-Dopa und Dopaminagonisten zählen. Diese werden auch zur Behandlung des Parkinson-Syndroms eingesetzt. Die beiden Erkrankungen haben aber nichts miteinander zu tun.
Alternativ kann auch eine Behandlung mit Gabapentin erfolgen. Allerdings handelt es sich hier laut Leitlinie um einen Off-Label-Use. Der Wirkstoff wurde ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt. Bei Schmerzen in den Beinen werden zudem manchmal Opioide als Schmerzmittel verschrieben.
Augmentation
Eine medikamentöse Therapie eignet sich nicht für alle Betroffenen. Bei manchen führen sie sogar zu einer Verschlechterung der Symptome (Augmentation). Auch eine Erhöhung der Dosis ist dann nicht sinnvoll. Es wird empfohlen, Rücksprache mit dem*der Arzt*Ärztin zu halten, um die medikamentöse Strategie zu ändern und mögliche Nebenwirkungen zu besprechen.
Restless Legs Syndrom: Hausmittel und Selbsthilfe
Daneben gibt es auch einige Maßnahmen, die Betroffene selbst tun können, um Beschwerden zu lindern, beispielsweise:
Einhaltung guter Schlafhygiene mit regelmäßigen Bettgehzeiten
moderate körperliche Aktivität
Vermeiden von RLS-verstärkenden Faktoren wie Alkohol, Koffein und Nikotin
In Akutfällen helfen Betroffenen häufig auch leichte Dehnübungen oder Massagen. Als Hausmittel können kühlende Bäder oder Umschläge wohltuend sein.
Verlauf des Restless Legs Syndrom
Das Restless Legs Syndrom verläuft bei Betroffenen sehr unterschiedlich. Beim sekundären RLS können Beschwerden auch wieder komplett verschwinden, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wurde.
Ist keine Ursache bekannt, gestaltet sich das etwas schwieriger. Dennoch kann auch hier durch entsprechende Maßnahmen meist eine deutliche Linderung der Symptome erzielt werden. Manche Betroffene müssen allerdings lebenslang Medikamente einnehmen. Als hilfreich empfinden viele Betroffene Selbsthilfegruppen, in denen sie sich untereinander über ihre Erkrankung austauschen können.
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