Reisekrankheit: Was hilft am besten gegen Reiseübelkeit?
Die einen überfällt sie plötzlich, die anderen fürchten sie schon Reiseantritt: Bei der Reisekrankheit können Symptome wie Übelkeit und Erbrechen die Fahrt in den Urlaub oder die Segeltour verderben. Was gegen die Beschwerden hilft.
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Kurzübersicht: Reisekrankheit (Kinetose)
Definition: Reisekrankheit, Seekrankheit, Flugkrankheit oder Reiseübelkeit – hinter diesen Synonymen stecken eine Reihe von Symptomen, die auf Reisen auftreten.
Ursachen: Bewegungsreize ans Gehirn stimmen nicht mit den visuellen Signalen überein; in der Folge wird das Brechzentrum aktiviert.
Vorkommen: Bei vielen Menschen macht sich die Reisekrankheit auf kurvenreichen Autofahrten, bei starkem Wellengang auf einem Schiff oder bei Langstreckenflügen bemerkbar.
Symptome: Mögliche Beschwerden sind Unwohlsein, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und Blässe.
Therapie: Medikamente gegen Brechreiz einnehmen, erhältlich als Pflaster, Kaugummi, Tabletten oder Zäpfchen, auch ätherische Öle wie Pfefferminze, Lutschbonbons mit Ingwer oder kühle Getränke können helfen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist Reisekrankheit?
- Medikamente
- Weitere Möglichkeiten zur Behandlung
- Risikofaktoren und Auslöser
- Wer ist betroffen?
- Symptome
- Vorbeugen
Was ist die Reisekrankheit?
Die Reisekrankheit (Kinetose) entsteht, wenn die Bewegungen, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und andere Sensoren (zum Beispiel an den Fußsohlen und Gelenken) registrieren, nicht mit den von den Augen empfangenen visuellen Signalen übereinstimmen. Somit erhält das Gehirn widersprüchliche Informationen und deutet sie als Gefahr. Es werden Stresshormone und Histamine ausgeschüttet, körperliche Abwehrmechanismen in Gang gesetzt und das Brechzentrum im Gehirn aktiviert.
Welche Medikamente helfen gegen Reisekrankheit?
Zur Behandlung der Reisekrankheit gibt es verschiedene Medikamente. Die darin enthaltenen Wirkstoffe unterdrücken das Brechzentrum (Antiemetika wie Scopolamin) und dämpfen die Ausschüttung von Botenstoffen (Antihistaminika wie Dimenhydrinat). In der Folge können Übelkeit und Erbrechen wieder abklingen. Die Wirkstoffe gibt es als
- Pflaster,
- Kaugummi,
- Tabletten
- oder Zäpfchen.
Sie entfalten ihre Wirkung zeitverzögert, sodass die Medikamente mehrere Stunden vor Reiseantritt, teilweise am Tag zuvor eingenommen werden.
Betroffene sollten bei der Einnahme von Medikamenten gegen Reisekrankheit beachten, dass manche Wirkstoffe Nebenwirkungen haben: Sie können zum Beispiel die Reaktionsfähigkeit herabsetzen und schläfrig machen. Auch sind nicht alle Medikamente gegen Reiseübelkeit für Kinder geeignet. Deshalb sollte mit dem*der Hausarzt*Hausärztin oder Apotheker*in vor der Reise besprochen werden, was unter welchen Bedingungen von wem eingenommen werden kann.
Was kann man noch bei Reisekrankheit tun?
Die Reisekrankheit ist unangenehm, aber in der Regel harmlos. Wer keine Medikamente einnehmen möchte, kann andere Maßnahmen ausprobieren – egal ob im Auto, auf dem Schiff oder im Flugzeug.
Ätherischen Öle, Lutschbonbons und kühle Getränken helfen gegen Übelkeit und Brechreiz. Bekannte Mittel gegen Übelkeit sind zum Beispiel Ingwer, Zitrone oder Pfefferminze. Tee aus Fenchel, Anis und/oder Kümmel beruhigen den Magen.
Das hilft im Auto
Tritt Reiseübelkeit im Auto auf, sollte man zunächst eine Pause abseits der Strecke einlegen und dabei den Innenraum des Autos lüften, denn stickige Luft fördert Übelkeit und Erbrechen. Bewegung an der frischen Luft kann manchmal schon ausreichen, die Reiseübelkeit zu lindern. Unterstützend kann kühles Wasser mit Zitrone getrunken oder ein feucht-kühles Tuch in den Nacken oder auf die Stirn gelegt werden. Auch Kaugummi kauen hilft gegen die Reisekrankheit.
Im Flugzeug ablenken
Bei den ersten Anzeichen von Reiseübelkeit den Kopf möglichst nicht bewegen, sondern fest in die Kopfstütze drücken. Dabei ruhig und gleichmäßig atmen und nach vorn statt aus dem Seitenfenster schauen.
Im Flugzeug treten die Beschwerden häufig in Verbindung mit Flugangst auf. Wer bei Turbulenzen unter Schwindel leidet, sollte nicht lesen, sich ablenken (Musik hören, Film schauen), ruhig atmen und regelmäßig in kleinen Schlucken trinken.
Auf dem Schiff viel schlafen
Statt in der engen, stickigen Kabine zu sitzen, ist ein Aufenthalt an Deck, am besten in der Mitte des Schiffs, ratsam. Dabei kann man den Horizont fixieren und viel frische Luft einatmen.
Auch mit viel Schlaf kann man die Seekrankheit überwinden, denn beim Schlafen ist der Gleichgewichtssinn inaktiv. Vermeiden sollten Seekranke Alkohol, schwer verdauliche Speisen, Kaffee und Nikotin während der Reise.
Risikofaktoren und Auslöser der Reiseübelkeit
Die Reisekrankheit kann immer dann auftreten, wenn das Gehirn einen Konflikt zwischen den aufgenommenen Sinneswahrnehmungen und den Signalen des Gleichgewichtsorgans erkennt.
Beim Autofahren ist das Risiko vor allem auf Strecken mit vielen Kurven oder bei wiederholtem abrupten Bremsen und Wiederanfahren im Stau sehr hoch. Typischerweise ist der*die Fahrer*in nicht von der Reiseübelkeit betroffen: Ihnen werden schon vorab Signale an die lenkenden Hände gesendet, wo es demnächst hingehen soll, Innenohr und Augen können sich darauf einstellen.
Bei Flugreisen sorgen vor allem auftretende Turbulenzen für gestörte Sinneswahrnehmungen.
Im Bus erhöhen kurvenreiche Strecken, ein hinterer Sitzplatz und bei einer Zugfahrt zusätzlich die Neigetechnik im ICE das Risiko für Übelkeit und Erbrechen.
Zudem wird einem auf Reisen eher schlecht, wenn man nicht in Fahrtrichtung schaut, sondern liest oder den Blick auf Smartphone oder Tablet richtet.
Reisekrank ganz ohne Reise
Reisekrankheit ist nicht immer mit einer Reise verbunden: Sie trifft empfindliche Menschen mitunter auch bei einem 3D-Film, bei Computerspielen, beim Nutzen von Virtual-Reality-(VR-)-Brillen, im Flugsimulator oder in Fahrgeschäften wie Karussell und Achterbahn.Wer ist von Reisekrankheit betroffen?
Die Reisekrankheit tritt nicht bei jedem Menschen auf. Ganz kleine Kinder bis zwei Jahren sind selten betroffen, denn bei ihnen ist das Gleichgewichtsorgan noch nicht voll entwickelt. Auch ältere Menschen leiden weniger unter Übelkeit und Erbrechen auf Reisen. Bei ihnen gehen Fachleute davon aus, dass der Alterungsprozess die Wahrnehmungsfähigkeit im Gehirn und Funktion des Gleichgewichtsorgans herabgesetzt hat.
Besonders häufig leiden Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren unter Reiseübelkeit. Bei einigen Kindern ist offenbar das Gleichgewichtsorgan so empfindlich, dass vor allem die Fliehkräfte in Kurven zu Übelkeit führen können.
Symptome bei Reisekrankheit
Die Symptome können sich bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark bemerkbar machen:
- sich steigerndes Unwohlsein
- Schwindel und Benommenheit
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Blässe
- Schweißausbrüche
- Frösteln
In schweren Fällen reichen die Symptome bis zu Schläfrigkeit und Apathie und sogar depressiven Zuständen und Todesangst.
Die Dauer der Symptome richtet sich meist nach der Länge der Reise: In der Regel verschwinden die Symptome schnell wieder, wenn die Bewegung vorbei ist. Auf Seereisen tritt meist nach zwei bis drei Tagen ein Gewöhnungseffekt auf: Der Körper hat sich dann an die ungewohnten Eindrücke angepasst, Sinnesorgane, Gleichgewichtssystem und Gehirn arbeiten wieder im gleichen Takt.
Vorbeugung: Die besten Tipps gegen Reisekrankheit
Mit einigen Maßnahmen kann man dafür sorgen, dass die Reiseübelkeit seltener oder nicht so heftig während der Reise auftritt:
Die Reise möglichst ausgeruht und stressfrei beginnen.
Auf Alkohol, Nikotin und Kaffee während der Reise verzichten.
Während der Fahrt keine kohlensäurehaltigen Getränke trinken.
Ausreichend Fahrpausen mit viel frischer Luft einplanen.
Wer anfällig für Reiseübelkeit ist, sollte möglichst selbst Auto fahren.
Auch der Sitzplatz ist entscheidend. Im Auto ist der Beifahrersitz der beste Platz, im Bus vorne und im Flugzeug und Zug ist ein Gangplatz optimal – hier kann man öfter aufstehen und ein paar Schritte gehen.
Unterwegs am besten immer in Fahrtrichtung schauen.
Im Flugzeug sitzt man bei Neigung zu Übelkeit am besten in der mittleren Reihe auf Höhe der Tragflächen.
Wenn es die Möglichkeit gibt, im Schiff besser eine Außenkabine mit Fenster buchen. Seekranke halten sich auf dem Schiff oder der Fähre besser mittig auf und bei kurzen Überfahrten an Deck an der frischen Luft.
Im Bus sitzt man bei Neigung zu Reiseübelkeit am besten vorne.
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