Rachenkrebs: Symptome und Heilungschancen
Rachenkrebs gehört zur Gruppe der Kopf-Hals-Tumoren. Die meisten Betroffenen erkranken erst im höheren Lebensalter. Risikofaktoren sind vor allem hoher Tabak- und Alkoholkonsum. Wie können Tumoren im Rachenraum behandelt werden und wie stehen die Heilungschancen?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie beginnt Rachenkrebs? Rachenkrebs entwickelt sich häufig aus Vorstufen, die an weißlich-verfärbten Stellen im Mund zu erkennen sind. Weitere Symptome bleiben oft lange unbemerkt. Im späteren Verlauf kommt es häufig zu Halsschmerzen und Schluckstörungen.
Wohin streut Rachenkrebs? Tumoren des Rachens können sich auf die Lymphknoten ausbreiten. Krebszellen lösen sich und bilden Metastasen (Tochtergeschwülste). Zudem besteht die Gefahr, dass sie über das Blut-Lymphsystem streuen und andere Organe wie die Lunge befallen.
Ist Rachenkrebs gut heilbar? Je früher der Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Bei frühzeitiger Diagnose sind 75 bis 90 Prozent der Betroffenen nach fünf Jahren noch am Leben.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Rachenkrebs?
Bei Rachenkrebs (Pharynxkarzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Rachens (Pharynx). Er gehört zur Gruppe der Kopf-Hals-Tumoren.
Entsprechend den drei anatomischen Abschnitten des Rachens werden drei Arten von Pharynxkarzinomen unterschieden:
Oropharynxkarzinom (Mundrachenkrebs): Oropharynxkarzinome treten im sogenannten Mundrachen, dem Oropharynx, auf. Dieser reicht vom Zungengrund und dem weichen Gaumen mit den Gaumenmandeln und dem Zäpfchen bis hin zum Kehldeckel, der den Eingang zum Kehlkopf verschließt.
Hypopharynxkarzinom (Schlundrachenkrebs): Hypopharynxkarzinome betreffen den untersten Abschnitt des Rachens, den sogenannten Schlundrachen, in der Fachsprache Hypopharynx genannt.
Nasopharynxkarzinom (Nasenrachenkrebs): Nasopharynxkarzinome sind bösartige Tumoren des sogenannten Nasenrachens, des Nasopharynx. Dieser befindet sich oberhalb des Gaumensegels, hinter der Nasenhaupthöhle.
Etwa die Hälfte aller bösartigen Kopf-Hals-Tumoren befinden sich im oberen Bereich des Schluckapparates, die meisten davon im Oro- und Hypopharynx.
Häufigkeit von Rachenkrebs
In Deutschland erkranken jährlich etwa 9.350 Männer und 3.740 Frauen an Karzinomen der Mundhöhle und des Rachens. Männer sind zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich 63 Jahre, Frauen 66 Jahre alt.
Rachenkrebs: Welche Symptome sind typisch?
Ein bösartiger Tumor des Rachens verursacht in vielen Fällen zunächst keine Beschwerden, weshalb er lange unbemerkt bleibt. Erst im späteren Verlauf treten üblicherweise Symptome auf, die sich je nach Lage und Größe des Tumors unterscheiden:
Bei einem Mundrachenkarzinom kommt es oft zu Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden, insbesondere bei Tumoren im Zungengrund.
Schlundrachenkarzinome können ebenfalls Halsprobleme und Schluckbeschwerden verursachen. Zudem können Heiserkeit und Atemnot auftreten.
Nasenrachenkarzinome können zu einer behinderten Nasenatmung, Nasenbluten, Ohrenschmerzen und bleibenden Paukenergüssen führen.
Alle Hals-Kopf-Tumoren können zudem mit unspezifischen Symptomen einhergehen. Dazu gehören etwa ein unklarer Gewichtsverlust oder geschwollene Lymphknoten am Hals.
Rachenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Ein Rachentumor entsteht – wie fast alle Krebserkrankungen – durch genetische Veränderungen im Erbgut der Zellen. Dabei entarten normale Zellen zu bösartigen Tumorzellen und beginnen unkontrolliert zu wachsen. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht geklärt.
Bekannt ist aber, dass vor allem folgende Faktoren das Risiko von Rachenkrebs erhöhen:
Tabak- und Alkoholkonsum: Rauchen und regelmäßiger starker Alkoholkonsum gelten als wichtigste Risikofaktoren für Rachenkrebs. Besonders gefährlich ist die Kombination von Alkohol und Rauchen: Alkohol verstärkt die krebserregende Wirkung des Rauchens, was vermutlich auf eine Schwächung der natürlichen Schutzfunktion der Schleimhaut durch den Alkohol zurückzuführen ist.
HPV-Infektion: Infektionen mit bestimmten Typen humaner Papillomviren (HPV) werden vor allem mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht. Sie können aber auch zu Rachenkrebs führen. Besonders häufiger Erreger scheint der HPV-Typ 16 zu sein.
Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV): Dieses Virus aus der Gruppe der Herpesviren, welches das sogenannte Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst, scheint eine Rolle bei der Entstehung von Nasenrachenkrebs zu spielen.
Darüber hinaus kann der Kontakt mit krebserregenden Stoffen wie Formaldehyd die Entstehung von Nasenrachentumoren begünstigen. Die Substanz ist etwa in Konservierungs- und Desinfektionsmittel sowie Schmierstoffen enthalten.
Auch der Verzehr großer Mengen von Lebensmitteln, die Nitrosamine enthalten, scheint einen Einfluss zu haben. Wesentliche Quellen sind gepökelte Fleisch- und Wurstwaren sowie stark gesalzener Fisch.
Darüber hinaus wird auch eine genetische Veranlagung vermutet, da Karzinome innerhalb einer Familie gehäuft auftreten.
Krebsvorstufen (Präkanzerosen)
Rachenkrebs entwickelt sich häufig aus Vorstufen, sogenannten Präkanzerosen. Dazu zählen:
Leukoplakie: weißes, nicht abwischbares Areal in der Schleimhaut
Hyperplasie: übermäßige Vermehrung von Schleimhautzellen
Dysplasie: übermäßige Vermehrung sowie ein verändertes Aussehen von Schleimhautzellen
Präkanzerosen gehen nicht zwingend, jedoch oft in Krebs über. Sie sollten deshalb nach der Diagnose entweder behandelt oder regelmäßig kontrolliert werden.
Wie wird Rachenkrebs diagnostiziert?
Zunächst werden die Krankengeschichte und aktuellen Beschwerden erfasst. Dabei fragen Ärzt*innen insbesondere nach Lebensgewohnheiten wie Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie dem Beruf des*der Patienten*in.
Es folgt eine Untersuchung des Mund- und Rachenraumes sowie des Kopf- und Halsbereiches auf einen Tumor oder eventuell vergrößerte Lymphknoten. Bei Verdacht auf Rachenkrebs werden bei einer Spiegelung des Mund- und Rachenraumes Gewebeproben entnommen und im Labor auf Krebszellen untersucht (Biopsie).
Ausbreitungsdiagnostik
Um die gesamte Ausdehnung eines Tumors innerhalb der Schleimhaut genau beurteilen zu können, wird in der Regel eine gründliche Spiegelung des Rachens unter Narkose (Panendoskopie) durchgeführt. Während der Spiegelung werden aus verdächtigen Bereichen Gewebeproben entnommen und anschließend mikroskopisch begutachtet.
Mithilfe bildgebender Untersuchungsverfahren können Ort und Ausmaß eines Tumors noch näher bestimmt werden. Dies ist vor allem auch für die Planung der Therapie von großer Bedeutung. Zum Einsatz können kommen:
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Röntgen des Kieferknochens
- Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) des Halses und eventuell des Brustkorbes
- Positronenemissionstomographie (PET)
Behandlung von Rachenkrebs: Welche Möglichkeiten gibt es?
Die Behandlung eines Pharynxkarzinoms richtet sich vor allem nach Art und Ort des Tumors. Zudem muss berücksichtigt werden, wie weit sich der Tumor bereits ausgedehnt hat und wie der Gesundheitszustand des*der Patient*in ist.
Operation des Tumors
Bei kleineren Tumoren ist eine Operation die erste Wahl. Dabei wird versucht, das gesamte bösartige Gewebe zu entfernen.
Ist der Tumor bereits sehr weit fortgeschritten, sind oft ausgedehnte Operationen notwendig. Bei diesen müssen unter Umständen große Teile des Rachens und des Unterkiefers sowie die Halslymphknoten entfernt werden. In der medizinischen Fachsprache nennt man diese Entfernung Neck-Dissection. Anschließend findet eine chirurgische Rekonstruktion statt.
Bestrahlung und Chemotherapie
Eine Strahlentherapie oder Chemotherapie ist vor allem dann nötig, wenn bei der Operation nicht das gesamte Tumorgewebe entfernt werden konnte. Alternativ, vor allem bei ungünstiger Prognose, kann auf die Operation verzichtet und eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie (Radiochemotherapie) durchgeführt werden. Danach ist eine Bestrahlung von innen möglich, eine sogenannte endoskopische Afterloading-Brachytherapie, bei der die Strahlenquelle mithilfe eines dünnen Schlauchs direkt an den Ort des Tumors gebracht wird.
Gut zu wissen:
Die Diagnose Rachenkrebs ist für viele Betroffene auch seelisch sehr belastend und kann mit psychischen Begleiterkrankungen wie Fatigue (anhaltende Erschöpfung) oder Depressionen einhergehen. Daher ist auch eine professionelle psychologische Betreuung bei einem Tumor im Rachenraum empfehlenswert.
Ist es nicht mehr möglich, den Krebs zu heilen, zielt die Therapie darauf ab, das Wachstum des Tumors zu bremsen und die Beschwerden zu lindern.
Prognose und Heilungschancen bei Rachenkrebs
Die Prognose von Rachenkrebs ist günstig, wenn er früh erkannt wird. Im Durchschnitt leben noch etwa 60 Prozent der Menschen mit Rachenkrebs fünf Jahre nach der Diagnose. Eine bessere Prognose haben Patient*innen, wenn ihre Krebserkrankung auf eine HPV-Infektion zurückzuführen ist. Dann liegt die Quote bei 75 Prozent. Bei anderen Ursachen liegt sie bei weniger als 50 Prozent.
Haben die Krebszellen die Lymphknoten befallen, sinkt die Überlebensrate um etwa die Hälfte. Eine langfristige Heilung ist dann oft nicht mehr möglich.
Wie lässt sich Rachenkrebs vorbeugen?
Bei der Entstehung von Rachenkrebs spielen äußere Einflussfaktoren eine wichtige Rolle. Zur Vorbeugung empfiehlt sich daher:
eine gesunde Lebensweise mit mäßigem Alkoholkonsum und Rauchverzicht
Verzicht auf ungeschützten Oralsex mit wechselnden Geschlechtspartnern
Impfung gegen krebserregende HPV-Typen
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