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Biologika (Biologicals): Anwendung bei Psoriasis

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Biologika (auch Biologicals oder Biologics) sind gentechnisch hergestellte Arzneimittel, die körpereigenen Substanzen ähneln und verschiedene Regulationsmechanismen des Körpers gezielt beeinflussen. Wie und welche Biologika bei Schuppenflechte helfen können, lesen Sie hier.

Spritze mit Biologika aufziehen
© Getty Images/Guido Mieth

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist ein Biologikum? Biologika sind Medikamente, die aus lebenden Organismen hergestellt werden und gezielt in körperliche Prozesse eingreifen, um Krankheiten zu behandeln oder Symptome zu lindern.

Bei welchen Krankheiten werden Biologika eingesetzt? Sie werden vor allem bei Autoimmunerkrankungen und chronisch-entzündlichen Krankheiten wie Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Rheuma, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie bei Krebs angewendet.

Was passiert beim Einsatz von Biologika im Körper? Die Wirkstoffe beeinflussen gezielt spezifische Bestandteile des Immunsystems, um Entzündungsreaktionen zu verringern oder das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

Artikelinhalte im Überblick:

Wie sieht Schuppenflechte aus? Bilder der Psoriasis

Was sind Biologika?

Biologika sind moderne Medikamente, die aus großen Eiweißmolekülen bestehen. Sie werden durch biotechnologische Herstellungsprozesse aus lebenden Organismen gewonnen werden (Biopharmazeutika). Dazu zählen menschliche und tierische Zellen, Mikroorganismen und Hefen.

Die Arzneistoffe zielen darauf ab, körperliche Prozesse auf molekularer Ebene zu modifizieren, um Krankheiten zu behandeln oder zu verhindern. Im Körper beeinflussen sie bestimmte Funktionen wie die Blutgerinnung oder das Immunsystem –  sie richten sich gegen Entzündungsbotenstoffe, Rezeptoren und Immunstoffe.

In der Medizin werden sie auch als biologische Arzneimittel, biotechnologisch hergestellte Arzneimittel oder einfach als Biologics bezeichnet.

Gut zu wissen: Biosimilars sind Nachahmerprodukte von Biologika, die nach dem Patentablauf des Originalpräparates entwickelt werden. Sie sind den Biologika in Struktur, Wirksamkeit und Sicherheit sehr ähnlich, aber nicht identisch. Biosimilars bieten eine kostengünstigere Alternative zu den oft teuren Biologika.

Bioidenticals sind dagegen identische Kopien von Biologika, die in derselben Produktionsstätte hergestellt werden. Damit sind die Substanzen in der Regel austauschbar.

Einsatzgebiete von Biologika

Die Arzneistoffe haben ein breites Anwendungsgebiet, weshalb bislang rund 300 Biologika in Deutschland eine Zulassung erhalten haben. Auch Antikörper, Impfstoffe, Hormone wie Insulin oder Gerinnungsfaktoren gehören zur Gruppe der Biologicals.

Neben Psoriasis werden sie auch in diesen Fällen eingesetzt:

  • rheumatoide Arthritis
  • Krebstherapie
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Diabetes mellitus

Zugelassene Biologika bei Schuppenflechte

Grundsätzlich können Biologika in der Therapie bei Patient*innen mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eingesetzt werden. Sie sind für eine langfristige Behandlung im Rahmen einer Basistherapie geeignet. Zur Behandlung der Schuppenflechte kommen unter anderem folgende Biologika infrage:

  • Adalimumab
  • Etanercept
  • Certolizumab
  • Infliximab
  • Ixekizumab
  • Secukinumab
  • Ustekinumab
  • Golimumab

Zur Behandlung von Kindern mit Schuppenflechte können laut Leitlinie die Wirkstoffe Adalimumab (für Kinder über vier Jahre) sowie Etanercept, Ustekinumab, Ixekizumab und Secukinumab (für Kinder über sechs Jahre) eingesetzt werden.

Wie werden Biologika verabreicht?

Da Eiweiße im Magen-Darm-Trakt zerstört werden, können Biologika nicht in Tablettenform verabreicht werden. Die Moleküle werden daher per Infusion direkt ins Blut oder als Spritze unter die Haut (subkutane Injektion) ins Unterhautgewebe gegeben. Dort können Biologicals unzerstört vollständig aufgenommen werden.

Die subkutane Injektion ist durch Betroffene selbstständig durchführbar. Infusionen werden hingegen in der Praxis unter Aufsicht eines*einer Arztes*Ärztin verabreicht.

Wie wirken Biologika?

Am Beispiel der sogenannten TNF-alpha-Blocker, die eine Untergruppe der Biologika sind, kann die Idee, die hinter der Entwicklung von Biologika steht, verdeutlicht werden: Im Mittelpunkt der entzündlichen Immunantwort bei Erkrankungen wie der Psoriasis stehen unter anderem die körpereigenen Botenstoffe Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha) und Interleukin 1 (IL-1).

Produziert wird TNF-alpha vorwiegend von Fresszellen (Makrophagen) des Abwehrsystems. Diese Makrophagen sind ein Bestandteil des angeborenen Immunsystems, das bei unterschiedlichsten Abwehrvorgängen eine wichtige Rolle spielt.

Die Wirkung von TNF-alpha umfasst beispielsweise:

  • Aktivierung des Arachidonsäure-Stoffwechsels

  • Aktivierung von weiteren Zellen des Abwehrsystems (beispielsweise T- und B-Lymphozyten)

  • Anlocken von Immunzellen zum erkrankten Hautareal oder Gelenk

  • Produktion von Sauerstoffradikalen in Fresszellen

  • Förderung der Herstellung von knorpel- und knochenabbauenden Enzymen

  • Hemmung gelenkeigener Reparaturmechanismen durch Verminderung der von den Knorpelzellen ausgehenden Kollagenproduktion

  • Steigerung von Fressvorgängen durch Granulozyten (eine Art der weißen Blutkörperchen) und Makrophagen

Körpereigene Botenstoffe unterliegen einem komplexen System von gegenseitiger Regulierung und Kontrolle. Auch TNF-alpha hat im menschlichen Körper mehrere Gegenspieler, beispielsweise das sogenannte TNF-bindende Protein. Dieses komplizierte Gleichgewicht ist bei der Schuppenflechte ins Ungleichgewicht geraten. Fängt man durch nachgebaute Bindungsstellen (Rezeptoren) oder Antikörper überschüssiges TNF-alpha ab, können Entzündungsvorgänge wirksam gebremst werden.

Nebenwirkungen der Biologicals

Biologicals dämpfen das Immunsystem, das heißt, dass die Anfälligkeit für Infekte wie Bronchitis und Harnwegsentzündungen steigt. Auch schwere Infekte der Lunge oder des Herzmuskels sind häufiger (einer von 100). Insgesamt treten laut Studien bei fünf von 100 Personen Nebenwirkungen auf.

Häufig kommt es auch zu Reaktionen an der Einstichstelle: Rötungen, Juckreiz, Schwellungen und Blutergüsse sind anfangs nach der Injektion von Biologika möglich, werden aber oft im Laufe der Behandlung besser. In einigen Studien zeigte sich, dass die Nebenwirkungen durch Biologika geringer sind als solche, die durch andere systemische Therapien mit Medikamenten bei Psoriasis hervorgerufen werden.

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