Pseudokrupp: Welche Symptome treten bei einem Anfall auf?
Pseudokrupp ist eine Atemwegserkrankung, die meist kleine Kinder betrifft. Typische Symptome eines Anfalls sind Atemnot, bellender Husten und Heiserkeit. Eltern können ihrem Kind oft selbst helfen – wann muss jedoch ärztliche Hilfe gerufen werden?
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Kurzübersicht
Was ist Pseudokrupp? Atemwegserkrankung, die bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt.
Symptome: Luftnot, pfeifendes Einatmen, trockener Husten (Krupphusten)
Behandlung: Bei einem Anfall sollten Eltern Ruhe bewahren, das Kind aufrecht hinsetzen oder in den Arm nehmen und für kühle Luft sorgen. Daneben können fiebersenkende Mittel und Zäpfchen mit Kortion helfen.
Ist Krupphusten ansteckend? Der Krupphusten selbst ist nicht ansteckend, vielmehr die Infektion, die ihn verursacht hat.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Pseudokrupp?
Pseudokrupp (Krupphusten) ist eine Atemwegserkrankung, die meist bei Kindern auftritt. Die Schleimhäute im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzünden sich und schwellen an. Dadurch bekommen Kinder mit Pseudokrupp schlecht Luft. Medizinisch wird die Erkrankung als Krupp-Syndrom, falscher Krupp, stenosierende Laryngotracheitis oder Laryngitis subglottica bezeichnet. Bei einem "echten Krupp" handelt es sich um Diphtherie, eine akute Atemwegsinfektion, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae ausgelöst wird.
Schätzungsweise fünf Prozent aller Vorschulkinder erkranken jährlich an einem Kruppsyndrom. Der Pseudokrupp tritt meist im Alter von 18 Monaten bis fünf Jahren auf. Einen Gipfel der Erkrankungen gibt es im zweiten Lebensjahr. Jugendliche und Erwachsene erkranken nur sehr selten daran.
Verlauf: Wie lange krank bei Pseudokrupp?
Ein Pseudokupp heilt meist innerhalb weniger Tage wieder ab. Auch treten die Anfälle mit zunehmendem Alter der Kinder seltener auf – die Erkrankung "wächst sich aus". Nach dem dritten Lebensjahr werden die Anfälle meist leichter, nach dem sechsten hören sie in fast allen Fällen ganz auf.
Typische Symptome sind Atemnot und bellender Husten
Ein Pseudokrupp-Anfall entwickelt sich meist ohne jegliche Vorzeichen, vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Tagsüber verspüren die Kinder meist keinerlei Beschwerden, erst am Abend kommt es zur Schwellung der Atemwege.
Wichtige Anzeichen für Pseudokrupp:
- Atemnot
- hörbare, zischende Geräusche beim Einatmen (inspiratorischer Stridor)
- Keuchen
- harter, trockener, bellender Husten (Krupphusten)
- Heiserkeit
Dazu können Schnupfen, Fieber, Schwäche und ein allgemeines Krankheitsgefühl kommen. Denn dem Pseudokrupp geht oft eine Erkältung, ein grippaler Infekt oder eine andere Infektionskrankheit voraus. Viele Kinder ringen um Luft und haben das Gefühl zu ersticken, was Herzklopfen, Unruhe, Angst oder sogar Panik auslöst.
Symptome bei gefährlichem Pseudokrupp-Verlauf
Ein Pseudokrupp verläuft in unterschiedlichen Schweregraden. Manche Kinder haben nur mit milden Beschwerden zu kämpfen, während andere sehr ausgeprägte Symptome entwickeln. In schweren Fällen besteht Erstickungsgefahr.
Anzeichen für einen lebensbedrohlichen Verlauf sind:
- Blaufärbung der Lippen und Fingerspitzen wegen der mangelnden Sauerstoffversorgung (Zyanose)
- Einziehungen zwischen den Rippen aufgrund des angestrengten Atmens
- kalter Schweiß auf der Haut
- Bewusstseinseintrübung
Lebensgefährliche Kehldeckelentzündung ähnelt Pseudokrupp
Die seltene, aber gefährliche Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) äußert sich anfangs mit ähnlichen Symptomen wie der Pseudokrupp. Die Epiglottitis wird durch das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ausgelöst. Aufgrund der Hib-Impfung, die Kinder in den ersten Lebensmonaten zusammen mit anderen Impfungen bekommen, kommt die bedrohliche Erkrankung heute viel seltener vor.
Behandlung des Pseudokrupps – was tun bei einem Anfall?
Die wichtigste Maßnahme klingt einfacher, als sie für die meisten sein dürfte: Ruhe bewahren! Denn wenn das Kind japst, Angst vor dem Ersticken hat und sein Herz rast, ist es für Eltern schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber ihre Nervosität kann sich auf das Kind übertragen und die Beschwerden verstärken.
Damit das Kind besser atmen kann, helfen folgende Maßnahmen bei einem Anfall (Schweregrad I und II):
Kind beruhigen: Ängste und Panik verstärken die Symptome wie Atemnot und Krupphusten.
Körperkontakt: Das Kind auf den Arm nehmen und Körperkontakt halten. Alternativ in eine aufrechte Sitzposition bringen, damit es leichter atmen kann. Im Liegen kann das Kind schlechter Luft holen.
Feuchte, kalte Luft: Sie hilft beim Einatmen. Dazu das Kind in warme Kleidung hüllen und an das geöffnete Fenster, den geöffneten Kühlschrank stellen oder gemeinsam nach draußen gehen.
Schleimhäute befeuchten: Dem Kind kleine Schlucke einer kühlen Flüssigkeit zu trinken geben, am besten Wasser oder Tee (keine Milch).
Nach dem Pseudokrupp-Anfall am besten die Fenster öffnen und für frische Luft sorgen.
Pseudokrupp-Behandlung im Krankenhaus
Manche Kinder haben schwere Pseudokrupp-Anfälle mit heftiger Atemnot (Schweregrade III und IV). Sie müssen unbedingt in einem Krankenhaus behandelt werden. Im Zweifel sollte nicht gezögert und ein*e Notarzt*Notärztin gerufen werden.
Eingesetzt werden folgende Medikamente:
Kortison: Das entzündungshemmende Medikament sorgt dafür, dass die Schleimhäute abschwellen und die Atemnot abnimmt. Meist wird Kortison als Zäpfchen angewendet.
Inhalation von Adrenalin: Das Medikament lässt die Schleimhäute abschwellen.
Sauerstoffgabe: Damit soll die Sauerstoffversorgung des Körpers verbessert werden.
Antibiotika helfen bei einem Pseudokrupp nicht, denn die Verursacher sind meist Viren – Antibiotika wirken jedoch nur gegen Bakterien.
Ursachen für Pseudokrupp
Pseudokrupp kann verschiedene Ursachen haben. Oft entwickelt sich die Atemwegserkrankung auf dem Boden von Infektionskrankheiten, die durch Viren ausgelöst werden. Die häufigsten sind:
- Erkältung (grippaler Infekt durch Parainfluenza-Viren)
- Grippe (Influenza)
- Infektion mit RS-Virus (respiratorische Synzytial-Viren)
- Masern
Eine wichtige Rolle beim Pseudokrupp spielt die Tatsache, dass die Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern enger sind als bei älteren Kindern und Erwachsenen. Schwillt die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes an, entsteht schnell ein Engpass in der Luftröhre, der das Atmen erschwert und zu Luftnot führt.
Andere Pseudokrupp-Ursachen
Seltenere Ursachen sind
- Bakterien wie Staphylokokken oder Haemophilus influenzae Typ b (Hib),
- allergische Reaktionen auf Hausstaubmilben oder Katzenhaare
- oder Schadstoffe wie Tabakrauch.
Diagnose bei Verdacht auf Pseudokrupp
Der*die Kinderarzt*ärztin befragt im Anamnesegespräch zunächst die Eltern. Die vorherrschenden Symptome geben erste Hinweise auf die Diagnose Pseudokrupp.
Um die richtige Behandlung einzuleiten, ist es wichtig, den Schweregrad des Pseudokrupps zu ermitteln.
Schweregrad | Symptome |
Grad I | bellender Husten, Heiserkeit, leise und pfeifende Atemgeräusche bei Aufregung |
Grad II | Atemgeräusche in Ruhe, beginnende Luftnot, leichte Einziehungen in der Nähe der Rippenbögen aufgrund der Atemnot und des angestrengten Einatmens |
Grad III | Luftnot in Ruhe, ausgeprägte Einziehung des Brustkorbs, Blässe, beschleunigter Puls (Tachykardie) mit über 160 Schlägen pro Minute |
Grad IV | hochgradige Atemnot, zunehmende Atemstörung, Blaufärbung von Lippen und Fingern (Zyanose), Erstickungsgefahr, verlangsamter Herzschlag (Bradykardie) von unter 60 Schlägen pro Minute, Bewusstseinseintrübungen |
Weitere Untersuchungen sind nur notwendig, wenn sich die Symptome nicht eindeutig zuordnen lassen, der Verdacht auf eine andere Ursache besteht oder der Pseudokrupp einen verlängerten Verlauf nimmt. Wichtigste Differenzialdiagnose ist die Kehldeckelentzündung, die sicher ausgeschlossen werden muss.
Pseudokrupp vorbeugen und Risiko senken
Gegen Pseudokrupp gibt es keine Impfung, nur gegen Diphtherie (echter Krupp) gibt es bisher eine Schutzimpfung. Folgende Tipps können vorbeugend helfen:
Ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen: Eltern können beispielsweise feuchte Tücher aufhängen oder im Winter Schalen mit Wasser auf die Heizkörper stellen. Besonders wichtig sind diese Maßnahmen im Kinderzimmer.
Einem Pseudokrupp geht oft eine Erkältung voraus. Damit der grippale Infekt möglichst schnell abklingt, können Kinder zum Beispiel mit Kamille oder Kochsalz inhalieren. Das befeuchtet die Atemwege und löst festsitzenden Schleim. Außerdem sollte das Kind ausreichend Flüssigkeit trinken.
Eltern sollten nur vor der Haustür rauchen, nicht in den Wohnräumen. Denn Passivrauchen gilt als Risikofaktor für Pseudokrupp.
Ein Pseudokrupp ist manchmal auf eine Allergie gegen Hausstaub oder Tierhaare zurückzuführen. Hier hilft nur das Meiden des Allergieauslösers, die sogenannte Allergenkarenz.
Manche Kinder haben häufiger Pseudokrupp-Anfälle. In solchen Fällen kann der*die Kinderarzt*Kinderärztin vorsorglich Kortison-Zäpfchen verschreiben.
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