Prostatakrebs: Anzeichen und Behandlung
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern – und bleibt oft lange unbemerkt. Dabei sind die Heilungschancen bei einer frühen Diagnose meist sehr gut. Welche Warnzeichen aufhorchen lassen sollten und wie die Behandlung erfolgt, erfahren Sie hier.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Prostatakrebs
Was sind erste Anzeichen für Prostatakrebs? Prostatakrebs verursacht in frühen Stadien meist keine Beschwerden. Später kann es zu Problemen beim Wasserlassen und häufigerem nächtlichen Harndrang kommen. Auch Erektionsstörungen sind möglich.
Wie lange kann man mit Prostatakrebs noch leben? Das hängt davon ab, wie früh der Krebs erkannt wird und wie schnell er wächst. Viele Männer mit einem langsam wachsenden Tumor leben noch viele Jahre. Auch fortgeschrittener Krebs lässt sich oft über längere Zeit behandeln.
Wie hoch ist der PSA-Wert bei Prostatakrebs? Ein PSA-Wert über vier Nanogramm pro Milliliter kann ein Hinweis auf Prostatakrebs sein. Aber auch eine gutartige Prostatavergrößerung kann den Wert erhöhen. Deshalb dient der PSA-Wert allein nicht zur Diagnose von Prostatakrebs.
Prostatakrebs: Welche Nebenwirkungen hat die 3-Monats-Spritze? Mögliche Nebenwirkungen sind Hitzewallungen, Erektionsstörungen und Müdigkeit. Einige Männer berichten auch von Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder Osteoporose. Nicht alle erleben diese Beschwerden gleich stark.
Artikelinhalte auf einen Blick:
Was ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs entsteht durch eine unkontrollierte Teilung von Zellen der Prostata. Am häufigsten ist der hintere Teil des Organs betroffen: Rund 90 Prozent der Tumoren werden auf der dem Enddarm zugewandten Seite diagnostiziert.
Mit dem Alter steigt das Risiko an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren. Vor dem 50. Lebensjahr tritt Prostatakrebs dagegen selten auf.
Lage der Prostata
Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – ist eine kastaniengroße Drüse, die unterhalb der Harnblase liegt und die Harnröhre umschließt. Sie produziert ein Sekret, das zusammen mit dem der Samenblase einen Großteil der Samenflüssigkeit bildet. Damit spielt die Prostata eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung.
Ursachen und Risikofaktoren für Prostatakrebs
Die Ursachen von Prostatakrebs sind noch nicht eindeutig geklärt. Risikofaktoren sind neben dem Alter unter anderem:
genetische Faktoren: Schätzungsweise geht jedes zehnte Prostatakarzinom auf eine erbliche Veranlagung zurück. Männer mit erkranktem Bruder und/oder Vater haben ein zweifach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken. Mittlerweile haben Forschende bestimmte Gene identifiziert, die bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen könnten.
Umwelteinflüsse und Ernährung: In erster Linie werden eine fett- und kalorienreiche sowie ballaststoffarme Ernährung für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko verantwortlich gemacht. Insbesondere der Verzehr tierischer Fette und Übergewicht wirken sich negativ aus.
Arbeitsplatz: Ein erhöhtes Risiko für ein Prostatakarzinom scheint für Männer zu bestehen, die am Arbeitsplatz Schwermetallen ausgesetzt sind. Dazu gehört etwa Kadmium, das zum Beispiel in der Gummiindustrie verwendet wird.
männliche Geschlechtshormone: Die sogenannten Androgene werden vorrangig in den Hoden und in geringerem Ausmaß in der Nebennierenrinde gebildet. Da die Hormone das Wachstum von Prostatakarzinomen fördern, sind sie eine mögliche Ursache für Prostatakrebs.
sexuell übertragbare Krankheiten: Häufige Erreger von Geschlechtskrankheiten sind Trichomonaden. Die einzelligen Parasiten sondern Proteine ab, die wiederum Entzündungen, ein Wachstum der Prostata oder die Invasion von gutartigen oder bösartigen Zellen auslösen. Dadurch steigt das Risiko für Prostatakrebs nach der Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion.
Symptome bei Prostatakrebs
Prostatakarzinome wachsen normalerweise langsam und verursachen im frühen Stadium häufig keine Beschwerden.
Mögliche Symptome sind zudem eher unspezifisch. Zu den Anzeichen gehören:
- Schwierigkeiten zu urinieren (Harnverhalt)
- Schmerzen beim Wasserlassen
- schwacher Harnstrahl
- häufiges und nächtliches Wasserlassen
- Blutbeimengungen im Urin
- Beeinträchtigung der Darmentleerung
- starke Schmerzen im unteren Rücken, in der Hüfte oder im Becken
- schmerzhafter Samenerguss (Ejakulation)
- Erektionsstörungen
Die meisten dieser Symptome werden zwar häufig von einer gutartigen Prostatavergrößerung verursacht. Trotzdem sollten derartige Beschwerden ärztlich abgeklärt werden.
Außerdem neigt Prostatakrebs dazu, bereits früh zu streuen und Metastasen vor allem in Knochen der Lendenwirbelsäule und des Beckens zu bilden.
Diagnose: Wie erkennt man Prostatakrebs?
Bei Anzeichen für Prostatakrebs kann die hausärztliche Praxis eine erste Anlaufstelle sein. Gegebenenfalls erfolgt eine Überweisung an eine*n Urologin*Urologen.
Im ersten Schritt zur Diagnose von Prostatakrebs erfolgt die Anamnese: Zunächst werden die vorhandenen Beschwerden, mögliche relevante Vorerkrankungen oder eine familiäre Vorbelastung abgefragt.
Um abzuklären, was die Symptome verursacht, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
Tastuntersuchung: Die digital-rektale Tastuntersuchung ist ein einfaches Verfahren, bei dem die*der Ärztin*Arzt über den Enddarm mit einem Finger die Prostata betastet. Da Prostatakrebs häufig im Teil der Prostata entsteht, der dem Enddarm zugekehrt ist, können beim Tasten bereits kleine Veränderungen erfühlt werden. Als alleinige Diagnosemethode ist die Tastuntersuchung allerdings nicht geeignet.
Blutuntersuchung: Bei einer Blutuntersuchung wird die Konzentration des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) bestimmt, das als Tumormarker dient. Ein erhöhter Wert im Blut kann auf Prostatakrebs hinweisen, doch auch ein normaler PSA-Wert schließt Prostatakrebs nicht sicher aus. Der PSA-Wert allein ermöglicht keine sichere Diagnose.
Ultraschall: Bei der transrektalen Ultraschalluntersuchung wird die Ultraschallsonde über den Enddarm eingeführt. Dadurch können Auffälligkeiten in der Gewebestruktur der Prostata entdeckt oder eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden, die anschließend unter dem Mikroskop untersucht wird.
MRT und CT: Zusätzliche Informationen liefern die Magnetresonanztomografie (mpMRT) und seltener die Computertomographie (CT). Mit den bildgebenden Verfahren können das Prostatavolumen, die Lokalisation von verdächtigen Strukturen und die Lymphknoten beurteilt werden.
Skelettszintigraphie: Mögliche abgesiedelte Metastasen des Tumors in den Knochen können mit einer Knochenszintigraphie nachgewiesen werden. Bei der Untersuchung wird eine schwach radioaktiv markierte Substanz gespritzt, die sich am Knochen anreichert. Dadurch lassen sich der Knochenstoffwechsel und mögliche Veränderungen erkennen.
Behandlung: Wie kann man Prostatakrebs therapieren?
Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Stadium und der Aggressivität des Tumors sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand. Welche Therapie zum Einsatz kommt, wird oft im Rahmen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung mit dem behandelnden Fachteam getroffen.
Abwarten und Beobachten
Bei langsam wachsenden, wenig aggressiven Tumoren wird in manchen Fällen auf eine Behandlung zunächst verzictet. Medizinische Fachleute sprechen dann vom "watchful waiting". Durch das regelmäßige Überwachen des Tumors sollen eine belastende Diagnostik sowie Therapien mit starken Nebenwirkungen vermieden werden, die dem Betroffenen keinen Vorteil bringen.
Ein solches Vorgehen kommt insbesondere bei älteren Betroffenen über 70 Jahren mit einer Lebenserwartung von unter zehn Jahren infrage.
Operation (Prostatektomie)
Eine operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) ist eine Behandlungsmöglichkeit, wenn der Tumor noch auf die Prostata begrenzt ist und sich nicht in umliegendes Gewebe ausgebreitet hat. Voraussetzung für den Eingriff ist ein guter allgemeiner Gesundheitszustand.
Nach dem Eingriff kann es vorübergehend zu Blasenschwäche und Erektionsstörungen kommen. Gezieltes Beckenbodentraining unterstützt die Rückkehr der Kontinenz. Erektionsstörungen treten auf, wenn bei dem Eingriff wichtige Nerven verletzt werden.
Strahlentherapie
Lokal fortgeschrittene Tumoren werden häufig mit einer Strahlentherapie (Radiotherapie) behandelt. Dabei kommen hochenergetische, ionisierende Strahlen zum Einsatz, die genau auf den Tumor gerichtet werden und diesen unter größtmöglicher Schonung des umliegenden Gewebes zerstören sollen.
Die Strahlentherapie kann von außen (externe Bestrahlung) oder direkt in der Prostata (Brachytherapie) erfolgen. Dabei lassen sich Reizungen von Blase, Harnröhre oder Darm nicht immer vermeiden, Spätfolgen sind aber selten. Erektionsstörungen können auch hier auftreten, oft verzögert.
Hormontherapie
Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs wird mitunter eine Hormontherapie erwogen. Sie unterdrückt die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron, das das Wachstum vieler Prostatakrebszellen fördert.
Die Behandlung erfolgt häufig mit sogenannten GnRH-Analoga oder -Antagonisten, die regelmäßig gespritzt werden – etwa im Abstand von einem oder drei Monaten. Die Therapie kann auch die Wirksamkeit einer Strahlentherapie unterstützen.
Mögliche Nebenwirkungen sind Hitzewallungen, Brustwachstum und Libidoverlust. Wird der Krebs trotz Testosteronentzug aktiv, spricht man von einem kastrationsresistenten Tumor.
Chemotherapie
Wenn die Hormontherapie nicht mehr wirkt, kann eine Chemotherapie mit Zytostatika helfen, das Tumorwachstum zu verlangsamen und Beschwerden zu lindern. Sie wird meist gut vertragen und ambulant durchgeführt. Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Haarausfall können mit begleitenden Medikamenten gelindert werden.
Zudem stehen zielgerichtete Medikamente zur Verfügung, die in das Wachstum von Krebszellen eingreifen – etwa durch Blockade hormoneller Signalwege.
Ein metastasierter Prostatakrebs lässt sich durch Chemotherapie oder zielgerichtete Medikamente in der Regel nicht heilen. Die Behandlungen können jedoch dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung über längere Zeit zu verzögern und Beschwerden zu lindern.
Fokale Therapien
Im aktuellen Leitlinienprogramm zum Prostatakarzinom werden auch sogenannte fokale Therapien beschrieben. Ziel dieser Behandlungsform ist es, nur den betroffenen Teil der Prostata zu behandeln – und so Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Erektionsstörungen zu verringern.
Die fokale Therapie gilt jedoch derzeit als experimentell und wird nur im Rahmen klinischer Studien durchgeführt.
Prostatakrebs: Verlauf und Lebenserwartung
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Das Risiko, im Laufe des Lebens daran zu erkranken, liegt bei rund 13 Prozent. Dennoch ist das Sterberisiko mit etwa drei Prozent vergleichsweise niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach der Diagnose noch zu leben, beträgt etwa 91 Prozent.
Wird der Krebs frühzeitig entdeckt und hat sich noch nicht über die Prostata hinaus ausgebreitet, sind die Heilungschancen in der Regel gut. In solchen Fällen kann eine Operation oder Strahlentherapie das Tumorgewebe vollständig entfernen.
Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt dann bei über 90 Prozent. Entscheidend für den weiteren Verlauf sind vor allem
- der feingewebliche Aufbau des Tumors (Gleason-Score),
- seine Ausbreitung (Tumorstadium) und
- der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen.
Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen
Männer in Deutschland können ab einem Alter von 45 Jahren jährlich die Prostata untersuchen lassen. Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, ihren Versicherten die empfohlene Untersuchung zur Früherkennung zu bezahlen. Diese sind daher für den Patienten kostenlos.
Die Vorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs besteht aus einem ausführlichen Gespräch über mögliche Beschwerden und einer Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm.
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