Alterskrankheit

Polymyalgia rheumatica (PMR): Symptome und Therapie des Vielmuskelschmerzes

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Wenn Schultern oder Nacken schmerzen und steif sind, kann Polymyalgia rheumatica dahinterstecken. Dabei handelt es sich um eine entzündliche rheumatische Erkrankung, die vor allem bei Menschen über 50 Jahren auftritt. Welche Symptome typisch sind und wie die Behandlung erfolgt!

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© Getty Images/vorDa

Kurzübersicht

Definition: Polymyalgia rheumatica, manchmal auch kurz Polymyalgie genannt, ist eine entzündliche Rheuma-Erkrankung. Sie betrifft vor allem ältere Menschen ab 50 Jahren.

Symptome: Muskelsteifheit und symmetrische Schmerzen in verschiedenen Bereichen des Körpers, vor allem in den Schultern, Oberarmen oder Oberschenkeln.

Diagnose: Bestimmung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) und des C-reaktiven Proteins (CRP), bildgebende Verfahren zum Ausschluss anderer Erkrankungen

Behandlung: Polymyalgia rheumatica wird vor allem medikamentös mit Kortison behandelt.

Lebenserwartung: Bei entsprechender Therapie haben Menschen mit PMR keine erhöhte Sterblichkeit gegenüber der Normalbevölkerung.

Artikelinhalte im Überblick:

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Polymyalgia rheumatica: Was ist das?

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die sich durch starke, symmetrische Muskelschmerzen und Steifigkeit vor allem in den frühen Morgenstunden auszeichnet. Der Begriff "Polymalgia" bedeutet übersetzt so viel wie "Vielmuskelschmerz".

Wie häufig ist PMR?

Nach der rheumatoiden Arthritis ist die Polymyalgia rheumatica die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung im höheren Lebensalter. Sie tritt überwiegend bei Menschen über 50 Jahre auf. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 3 von 100.000 Einwohner*innen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Symptome der Polymyalgia rheumatica

Typisch für die Polymyalgia rheumatica sind meist plötzlich einsetzende, starke, symmetrische Schmerzen im Bereich der Schultern oder der Oberarme, seltener im Beckengürtel oder in den Oberschenkeln.

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Die Schmerzen sind mit Steifigkeit und manchmal mit Muskelschwäche verbunden. Sie treten vor allem nachts und in den frühen Morgenstunden auf und verstärken sich bei Bewegung. Die Beschwerden können so stark sein, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, sich anzuziehen oder die Zähne zu putzen. Sind eher Becken und Beine betroffen, fällt das Aufstehen oder Treppensteigen schwer.

Zusätzlich sind folgende Symptome bei PMR möglich:

Manche der Betroffenen leiden zusätzlich an Symptomen der Riesenzellarteriitis (früher: Arteriitis temporalis). Charakteristisch dafür sind stechenden Kopfschmerzen im Schläfenbereiche und Sehstörungen. Unbehandelt kann diese Erkrankung in wenigen Tagen bis Wochen zur Erblindung führen.

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Ursachen der Polymyalgia rheumatica

Die Ursachen der Polymyalgia rheumatica sind bisher unbekannt. Man weiß jedoch, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Proteine richtet.

Die Schmerzen entstehen durch eine Kombination von Entzündungen der Gelenke (Arthritis), Sehnen (Tenosynovitis) sowie Bandansätze (Enthesitis).

Fachleute gehen davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

  • infektiöse Auslöser
  • Autoimmunprozesse
  • Umwelteinflüsse
  • genetische Veranlagung

Die Erkrankung tritt in einzelnen Familien gehäuft auf. Zu den klassischen Erbkrankheiten zählt die Polymyalgia rheumatica allerdings nicht.

Polymyalgia rheumatica: So erfolgt die Diagnose

Die ärztliche Diagnose des Vielmuskelschmerzes stützt sich auf eine ausführliche Befragung. Sind die Patent*innen über 50 Jahre alt und berichten über Gelenkschmerzen in beiden Schultern oder Hüften und eine ausgeprägte Morgensteifigkeit, lässt dies auf eine PMR schließen.

Meist werden die Betroffenen dann an eine*n Rheumatolog*in überwiesen, die*der in der Regel folgende Blut- und Urinuntersuchungen veranlasst:

  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), da dieser Laborwert bei Polymyalgia rheumatica meist erhöht ist

  • C-reaktives Protein (CRP), ein Entzündungsmarker im Blut

  • Hämoglobinkonzentration, zum Nachweis einer Blutarmut (Anämie)

  • Rheumafaktoren, sowie weitere Marker von rheumatoiden Erkankungen, um diese auszuschließen

Zusätzlich werden manchmal bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder PET-CT eingesetzt, um Entzündungen genauer zu lokalisieren.

Von diagnostischer Bedeutung ist auch der Therapieversuch mit Kortison. Ein gutes Ansprechen auf Kortison ist ein Hinweis auf das Vorliegen einer Polymyalgia rheumatica. Die Beschwerden bessern sich dann meist nach kurzer Zeit.

Differentialdiagnosen: Krankheiten mit ähnlichen Beschwerden

Eine Herausforderung bei der Diagnose ist die Abgrenzung zu Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen. Dazu gehören:

  • Riesenzellarteriitis (RZA): Die Erkrankung ist der Polymyalgia rheumatica sehr ähnlich und tritt häufig sogar gleichzeitig auf. Fachleute sind sich nicht einig, ob es sich überhaupt um zwei verschiedene Krankheiten handelt oder ob beide Folgen desselben Krankheitsprozesses sind. Die RZA äußert sich durch Kopf- und Kieferschmerzen sowie Sehstörungen und kann unbehandelt zur Erblindung führen.

  • Rheumatoide Arthritis: Hier sind insbesondere die Gelenke der Finger und Zehen betroffen. Vor allem bei älteren Menschen können die Symptome denen eines Vielmuskelschmerzes ähneln.

  • Gicht oder Pseudogicht (Chondrokalzinose): Diese können ebenfalls zu Beschwerden im Knie- oder Schultergelenk führen, verursachen aber weniger Steifheit und verlaufen typischerweise in Schüben und treten eher in einzelnen Gelenken auf.

  • Fibromyalgie: Das im Volksmund auch als Weichteilrheuma bekannte Schmerzsyndrom äußert sich durch diffuse Schmerzen in Gelenken und Muskeln, die den Beschwerden der PMR ähnlich sind. Im Gegensatz zur PMR sind aber die Entzündungswerte im Blut bei der Fibromyalgie nicht erhöht.

Bei Personen unter 50 Jahren müssen bei erhöhten Entzündungswerten zudem andere Ursachen wie eine Lyme-Borreliose oder eine bösartige Tumorerkrankung in Betracht gezogen werden.

Therapie: Wie wird die Polymyalgia rheumatica behandelt?

Die Polymyalgia rheumatica wird in der Regel mit Kortison behandelt. Eine Besserung der Beschwerden tritt oft innerhalb weniger Stunden ein.

Die erforderliche Kortisondosis hängt davon ab, ob es sich um eine isolierte Polymyalgia rheumatica handelt oder ob zusätzlich eine Riesenzellarteriitis vorliegt. Letztere muss mit höheren Dosen behandelt werden, da die Entzündung der augenversorgenden Arterien sonst zur Erblindung führen kann.

Bessern sich die Beschwerden, wird die Medikation langsam auf niedrigere Dosen umgestellt. In der Regel können die Medikamente nach etwa einem Jahr abgesetzt werden. In manchen Fällen müssen sie jedoch über mehrere Jahre in niedriger Dosierung eingenommen werden.

Gut zu wissen:

Eine langfristige Kortisontherapie kann das Risiko für die Entwicklung einer Osteoporose erhöhen. Daher kann nach ärztlicher Absprache eine zusätzliche Zufuhr von Calcium und Vitamin D notwendig sein. Außerdem sollte eine Knochendichtemessung durchgeführt werden, um eine verminderte Knochendichte rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Alternativen zu Kortison sind langwirksame Immunsuppressiva wie Methotrexat. Je nach Intensität der Entzündung muss die Therapie über ein bis zwei Jahre konsequent, dann aber in niedriger Dosierung durchgeführt werden. Da nach beschwerdefreien Phasen (Remission) auch wieder Krankheitsphasen mit aktiver Entzündung möglich sind, ist es wichtig, die Entzündungsmarker im Blut regelmäßig zu kontrollieren.

Polymyalgia rheumatica: Lebenserwartung und Prognose

Bei adäquater Behandlung gilt die Langzeitprognose als gut. Sie Sterblichkeit ist nicht höher im Vergleich zur Normalbevölkerung. Etwa 50 bis 70 Prozent der Patient*innen sind nach abgeschlossener Therapie beschwerdefrei. Bei den übrigen können die Beschwerden jedoch nach kurzer Zeit wieder auftreten (Rezidiv). Bei einer kurzen Kortisontherapie ist das Rezidivrisiko etwas höher.

Beim Auftreten von Kopfschmerzen, Sehstörungen oder anderen Symptomen der Riesenzellarteriitis sollte so schnell wie möglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, da die Erkrankung in kurzer Zeit zur Erblindung führen kann.

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