Pilzvergiftung: Symptome, Verlauf und wie handeln?
Eine Pilzvergiftung ist immer ein akuter medizinischer Notfall. Je nach Art des Pilzgifts ist die Vergiftung lebensbedrohlich – und muss schnellstmöglich behandelt werden. Was sind die Symptome einer Pilzvergiftung?
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Kurzübersicht
Definition: Eine Pilzvergiftung entsteht, wenn giftige Pilze gegessen werden.
Symptome: Die Beschwerden unterscheiden sich je nach Pilzgift. Möglich sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Behandlung: Es handelt sich um einen Notfall, der sofortige ärztliche Hilfe erfordert. Die genaue Behandlung richtet sich nach Art der Vergiftung.
Vorbeugen: Nur Pilze sammeln beziehungsweise essen, die man sicher bestimmen kann. Pilze in luftigen Behältern transportieren und vor dem Essen ausreichend garen.
Im Überblick:
Was ist eine Pilzvergiftung?
Eine Pilzvergiftung wird durch den Verzehr von Giftpilzen hervorgerufen. Für die Vergiftungssymptome sorgen verschiedene Pilztoxine. Häufig kommt es aufgrund von Verwechslungen oder ungenügenden Kenntnissen von Personen, die Pilze sammeln, zur versehentlichen Zubereitung und Aufnahme von gesundheitsschädigenden Pilzen.
Seltener treten Pilzvergiftungen durch das bewusste Essen (vermeintlich) psychoaktiver Pilze auf.
Formen der Pilzvergiftung
Je nachdem, wie schnell die Vergiftungssymptome einsetzen, werden Pilzvergiftungen mit kurzer Latenzzeit (15 Minuten bis sechs Stunden) und Vergiftungen mit langer Latenzzeit (über sechs Stunden bis mehrere Tage) unterschieden.
Pilze: Lebensmittelvergiftung und Unverträglichkeiten
Neben der echten Pilzvergiftung treten bei einigen Menschen auch Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen beim Verzehr von eigentlich unbedenklichen Speisepilzen auf.
Durch unsachgemäßer Lagerung und Zubereitung von Pilzen kann es zudem durch Bakterienbefall zur Bildung von Giftstoffen (Toxinen) kommen, die zu Symptomen einer klassischen Lebensmittelvergiftung führen.
Symptome einer Pilzvergiftung
Die genauen Symptome sowie die Latenzzeit sind abhängig von der Pilzart und -menge, die gegessen wurde. Oft kommt es innerhalb von 15 Minuten bis vier Stunden zu ersten Vergiftungserscheinungen. Dazu gehört:
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Krämpfe im Magen-Darm-Bereich
- Übelkeit
- Durchfall
- Schwindel
Unter Umständen kommt es nach dem Verzehr der Giftpilze auch zu einem plötzlichen Hautausschlag beziehungsweise einer Rötung der Haut.
Mitunter zeigen sich die Anzeichen der Pilzvergiftung erst nach mehreren Stunden und Tagen. Zum Beispiel:
- Kopfschmerzen
- Brechdurchfall
- Krampfanfälle
- Muskelschmerzen
- Schweißausbrüche
- Hitzeempfinden
- Bewusstseinsstörungen (etwa Halluzinationen)
- Tränen- und Speichelfluss
Pilzvergiftung: Schnelle Behandlung rettet Leben
Die Therapie richtet sich nach der Art der Pilzvergiftung. Ziel der Behandlung ist es, die Giftstoffe im Körper zu eliminieren, die Symptome zu lindern und schwere Folgeschäden zu vermeiden.
Generell gilt:
Vergiftungen mit einer langen Latenzzeit sind weitaus gefährlicher, da das Gift in diesem Fall viel Zeit hatte, sich im Körper zu verbreiten und Organe wie Leber und Nieren anzugreifen. Diese Fälle müssen in der Regel intensivmedizinisch behandelt werden.
Bei Vergiftungen mit einer kurzen Latenzzeit ist die Vergiftung meist nicht organschädigend und daher nicht lebensbedrohlich. Die unangenehmen Beschwerden können jedoch mehrere Tage anhalten.
Behandlungsmaßnahmen gegen Pilzvergiftung
Besteht nach dem Verzehr einer Pilzmahlzeit der Verdacht auf eine Pilzvergiftung, sollten die Betroffenen schnell ärztlich behandelt werden. Von eigenen Therapieversuchen mit Hausmitteln ist dringend abzusehen, da sich der Verlauf der Pilzvergiftung auf diese Weise verschlimmern kann.
Besteht Gewissheit über die verursachenden Gifte, wird die Therapie gezielt darauf ausgerichtet. Folgende Maßnahmen können zum Einsatz kommen:
Magen auspumpen: Treten die Symptome sehr rasch nach dem Verzehr der Pilze auf, ist vermutlich noch ein Teil der Mahlzeit im Magen. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, den Magen durch Erbrechen oder Auspumpen zu leeren, um die weitere Aufnahme der Giftstoffe ins Blut zu verhindern.
Kohletabletten: Medizinische Kohle bindet Giftstoffe im Körper und entzieht sie so dem Nahrungskreislauf. Bei vielen Arten von Vergiftungen können daher wiederholt 20 bis 60 Gramm medizinische Kohle verabreicht werden.
Gegengift: Gegen einige giftige Pilze stehen Gegengifte zur Verfügung. Beispielweise kann gegen eine Vergiftung mit Muscarin, das etwa in Risspilzen enthalten ist, Atropin (das Gift der Tollkirsche) verabreicht werden.
Kreislauf stabilisieren: Grundsätzlich ist es wichtig, den Kreislauf der betroffenen Person zu stabilisieren, Blutdruck sowie Pulsfrequenz zu kontrollieren und gegebenenfalls entsprechende Medikamente zu verordnen.
Elektrolythaushalt ausgleichen: Bei starkem Erbrechen und wässrigen Durchfällen gilt es, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt auszugleichen. Dies geschieht, wenn nötig, über eine Infusion.
- Beobachtung: Auch wenn keine lebensbedrohliche Pilzvergiftung vorliegt, bleiben Betroffene meist zur Beobachtung einige Tage im Krankenhaus.
Organtransplantation nach schwerer Pilzvergiftung
Liegt eine Vergiftung vor, die zu Leber- oder Nierenschäden führt, konzentriert sich die Therapie auf den Schutz und die Entlastung des betroffenen Organs. Zu den Therapiemaßnahmen zählt etwa eine Hämodialyse. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers gereinigt.
In sehr schweren Fällen kann eine Transplantation der Leber und/oder Nieren notwendig sein.
Ursachen: Pilzvergiftung durch Knollenblätterpilz
Häufig kommt es zu einer Pilzvergiftung, wenn ein genießbarer Speisepilz mit seinem giftigen Doppelgänger verwechselt wird.
In Europa sind etwa 150 Giftpilze bekannt, von denen jedoch nur wenige eine lebensbedrohliche Pilzvergiftung verursachen können. Viele der Pilze enthalten Giftstoffe, die im rohen Zustand gesundheitsgefährdend sind, durch Erhitzen (mindestens 15 Minuten kochen) jedoch zerstört werden. Die richtige Zubereitung ist daher von großer Wichtigkeit.
Einige Pilzgifte haben eine sehr stabile Struktur, die auch durch langes Erhitzen nicht zerstört wird, sodass es leicht zu einer Pilzvergiftung kommen kann.
Knollenblätterpilz kann tödlich sein
Über 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen sind auf den Knollenblätterpilz zurückzuführen. Er sieht dem genießbaren Wiesenchampignon sehr ähnlich und wird daher häufig mit ihm verwechselt. Er enthält Amatoxine. Die Gifte dringen tief in die Körperzellen ein und schädigen die Leber. Erste Symptome zeigen sich meist nach acht bis zwölf Stunden. Unbehandelt kann die Vergiftung tödlich sein.
Wird die Vergiftung rechtzeitig erkannt und therapiert, können Folgeschäden in vielen Fällen vermieden werden. Folgende Pilze beziehungsweise Toxine können unter anderem ursächlich für die Vergiftungserscheinungen sein:
Risspilze und Trichterlinge: In den Pilzen steckt der Giftstoff Muscarin. Die Vergiftungssymptome beginnen meist bereits kurz nach dem Verzehr der Pilze. Bei sehr großen Mengen kann eine unbehandelte Muscarinvergiftung zum Tod durch Kreislaufversagen führen.
Fliegenpilz- und Pantherpilz-Vergiftung: Zur Gruppe des Pantherina-Typs gehören vor allem der Fliegenpilz und dessen Verwandter, der Pantherpilz. Ihre Giftstoffe erinnern zunächst an einen Alkoholrausch. Typisch sind etwa Schwindel, Bewusstseinsstörungen und Gleichgewichtsprobleme. Wird eine zu große Menge der Giftstoffe eingenommen, kann ein Koma oder sogar der Tod durch Atemlähmung eintreten.
Frühjahrslorchel: Der verantwortliche Giftstoff heißt Gyromitrin. Sechs bis maximal 25 Stunden kommt es zu verschiedenen Beschwerden. Der Tod kann aufgrund von Kreislaufkollaps und Atemstillstand wenige Tage nach der Einnahme der Pilze eintreten.
Orellanustyp: Die Substanz Orellanin scheint vor allem in verschiedenen Rauhkopf-Arten zu stecken. Meist kommt es erst nach zwei bis 16 Tagen zu (unspezifischen) Symptomen. Unbehandelt verläuft die Vergiftung häufig tödlich.
Diagnose einer Pilzvergiftung
Besteht der Verdacht auf eine Pilzvergiftung, sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Die Diagnose einer Pilzvergiftung stützt sich zunächst auf die vorliegenden Symptome und die Aussagen der betroffenen Person und der Angehörigen.
Pilzreste zur Analyse des Giftes
Besonders wichtig ist es, im Verdachtsfall möglichst rasch in Erfahrung zu bringen, welche Pilze die Vergiftung ausgelöst haben könnten. Sind noch Reste der Pilzmahlzeit oder der angefallenen Pilzabfälle verfügbar, sollten diese unbedingt dem*der Arzt*Ärztin zur Analyse übergeben werden. Auch Erbrochenes kann hierfür verwendet werden.
Von großer Bedeutung für das weitere Diagnoseverfahren und die Therapie ist die Zeitspanne zwischen dem Verzehr der Pilze und dem Auftreten der ersten Beschwerden.
Kurze Latenzzeiten deuten meistens darauf hin, dass das Gift noch keine Organe angegriffen hat. Da jedoch gerade bei Mischpilzgerichten die Möglichkeit besteht, dass zusätzlich Pilze mit organschädigenden Giften aufgenommen wurden, werden in jedem Fall eine Blutuntersuchung durchgeführt und die Leber- und Nierenfunktion genau beobachtet. Gleiches gilt bei Vergiftungen mit langer Latenzzeit, egal ob bereits Symptome vorliegen oder nicht.
Wie lässt sich einer Pilzvergiftung vorbeugen?
Sammler*innen sollten die wichtigsten giftigen Pilze und deren essbare Doppelgänger genau kennen und zweifelsfrei bestimmen können. So muss der tödlich wirkende Knollenblätterpilz eindeutig vom Champignon unterschieden werden können. Auch andere Speisepilze wie
- Perlpilze,
- Pfifferlinge oder
- Maronenröhrlinge
haben giftige Verwandte, die man unbedingt kennen sollte. Pilzbücher oder Apps reichen zur Bestimmung meist nicht aus. Daher sollte man den Fund idealerweise durch einen*eine Pilzsachverständige*n bestätigen lassen beziehungsweise an geführten Pilzwanderungen teilnehmen.
Richtige Lagerung und Zubereitung
Außerdem sollten folgende Punkte beachtet werden, um einer Vergiftung vorzubeugen:
Schimmlige, alte und madige Exemplare bleiben im Wald.
Das Sammelgefäß sollte luftig sein, da Pilze schnell verderben.
Pilze rasch zubereiten. Eine eventuelle Lagerung muss stets kühl und trocken erfolgen.
Vor dem Verzehr die Pilze mindestens 15 Minuten erhitzen.
Reste einer Pilzmahlzeit kühl lagern und spätestens nach einem Tag verzehren (das Gericht zuvor nochmal gut erhitzen).
Kommt nach der Mahlzeit der Verdacht auf, dass doch gesundheitsschädigende oder giftige Pilze verzehrt worden sein könnten, gilt es, Ruhe zu bewahren und möglichst rasch ein Krankenhaus aufzusuchen oder die Giftnotrufzentrale zu verständigen.
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