PCO-Syndrom: Symptome und Behandlung der Hormonstörung
Das PCO-Syndrom ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke. Beim polyzystischen Ovarialsyndrom haben Frauen zu viele männliche Hormone im Blut. Die Folge sind Unfruchtbarkeit, verstärkte Körperbehaarung, Akne und Zyklusstörungen – auch die Sexualität leidet.
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Kurzübersicht: Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
Definition: Häufige hormonelle Störung bei Frauen, die unbehandelt zu Unfruchtbarkeit und ungewollter Kinderlosigkeit führen kann.
Symptome: Zyklusstörungen, Gewichtszunahme, männliche Körperbehaarung, Hautunreinheiten und Haarausfall.
Diagnose: Symptome und Erscheinungsbild, Blutuntersuchung sowie Ultraschall der Eierstöcke.
Therapie: Meist Kombination aus Gewichtsreduktion, mehr Bewegung, Hormonbehandlung mit Antibabypille und Insulinmedikamenten.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist das PCO-Syndrom?
Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke, die meist bei jungen Frauen auftritt. Medizinische Synonyme sind polyzystisches Ovarsyndrom oder Stein-Leventhal-Syndrom. Es ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Frauen.
Oft sind die betroffenen Eierstöcke mit vielen, nicht ausgereiften Eibläschen (Follikel) durchsetzt. Kennzeichnend ist, dass Frauen mit PCOS eine unregelmäßige Menstruation haben oder die Regel ganz ausbleibt. Außerdem leiden die Patientinnen in vielen Fällen unter verstärkter, männlicher Körperbehaarung, Akne, Haarausfall und Übergewicht.
Das PCOS kann die Lebensqualität und Sexualität entscheidend beeinträchtigen.
PCOS ist häufiger Grund für Unfruchtbarkeit
Fachleute schätzen, dass zwischen fünf und zehn Prozent der Frauen unter einem PCOS leiden. Meist tritt das PCO-Syndrom im gebärfähigen Alter zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf. In der Regel führt es zu Problemen mit der Fruchtbarkeit: Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Daher ist PCOS ein häufiger Grund für Unfruchtbarkeit und einen unerfüllten Kinderwunsch.PCOS: Mögliche Symptome
Ein PCOS macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar. Sie können in unterschiedlicher Anzahl und Stärke auftreten. Manche Frauen entwickeln nur schwache Beschwerden, während diese bei anderen extrem ausgeprägt sind.
Häufige Beschwerden bei PCOS sind:
Zyklusstörungen: Betroffene Frauen haben entweder eine seltene, unregelmäßige (Oligomenorrhoe) oder überhaupt keine Menstruation (Amenorrhoe)
männliche Körperbehaarung: Ein verstärkter Haarwuchs zeigt sich vor allem an Brust, Bauch, Oberlippe und Kinn (Bartwuchs), Schamregion, Rücken oder Oberschenkeln. Ausgelöst wird der Hirsutismus durch erhöhte Mengen an männlichen Geschlechtshormonen im Blut (Hyperandrogenämie).
Vermännlichung: Aufgrund der erhöhten Konzentration an Androgenen setzen sich verstärkt männliche Merkmale statt weiblicher durch (Virilismus). Es prägen sich männliche Geschlechtsmerkmale aus, zum Beispiel eine tiefe Stimme oder eine vergrößerte Klitoris, manchmal nimmt auch die Brustgröße ab.
Haut und Haare: Durch die hormonelle Veränderung können Haarausfall (Alopezie) und fettiges Haar sowie eine unreine, fettige Haut bis hin zur Akne begünstigt werden.
Gewichtszunahme: Oft tritt Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) auf.
Wird das PCO-Syndrom nicht erkannt und behandelt, können Unfruchtbarkeit und ein unerfüllter Kinderwunsch folgen. Daraus und aufgrund des männlichen Erscheinungsbildes entwickeln sich oftmals zusätzlich psychische Beeinträchtigungen.
Ursachen des PCO-Syndroms
Die genauen Ursachen des PCOS sind noch weitgehend unbekannt. Bei der Entstehung sind wohl mehrere Faktoren beteiligt, die den Energiestoffwechsel und Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen.
Mögliche Auslöser:
Genetik: Vermutlich sind die Gene an der Entstehung beteiligt, denn das PCOS tritt in manchen Familien gehäuft auf.
Hormone: Das PCOS unterdrückt ein Hormon, welches die unreifen Eizellen in den Bläschen normalerweise zur Reifung anregt. Sie bleiben unreif und der Eisprung findet nicht statt. Außerdem können die Eierstöcke das männliche Hormon Testosteron, das auch der weibliche Körper bildet, nicht mehr ausreichend in Östrogen umwandeln. Dadurch wird der Körper geradezu mit männlichen Hormonen überschwemmt.
Insulinresistenz: Die Körperzellen reagieren weniger empfindlich auf das Blutzuckerhormon Insulin – es entsteht eine Insulinresistenz, die als Vorstufe für Typ-2-Diabetes gilt (Prädiabetes). Die Bauchspeicheldrüse schüttet immer mehr Insulin aus, um diese Unempfindlichkeit auszugleichen. Insulin fördert auch die Produktion männlicher Hormone und Speicherung von Energie aus Nahrungsmitteln in den Fettdepots.
Metabolisches Syndrom: Forschende wiesen einen Zusammenhang zwischen dem PCOS und dem metabolischen Syndrom nach. Darunter versteht man das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Insulinresistenz, erhöhten Blutfettwerten und Bluthochdruck. Alle Faktoren zusammen beeinflussen die Funktion der Eierstöcke.
Übergewicht: Die Mehrzahl der Frauen mit einem polyzystischen Ovarialsyndrom leidet unter Übergewicht. Dennoch gibt es auch Frauen mit einem PCOS, die schlank sind und keine Insulinresistenz aufweisen.
Diagnose: Wie lässt sich das PCO-Syndrom feststellen?
Am Anfang der Diagnostik steht ein ausführliches Anamnesegespräch zu den Beschwerden und der Krankheitsgeschichte. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung verschafft sich der*die Arzt*Ärztin ein Bild von der Ausprägung und den Stellen der Körperbehaarung. Auch der Zustand von Haut und Haaren kann Hinweise auf PCOS geben.
Wichtig ist eine Blutprobe, die im Labor analysiert wird. Darin wird die Konzentration verschiedener Hormone bestimmt:
- männliche Sexualhormone (Testosteron und Androstendion)
- LH (luteinisierendes Hormon)
- FSH (follikelstimulierendes Hormon)
Auch die Höhe von Blutzucker und Blutfetten wird dabei erhoben.
Ultraschall der Eierstöcke macht Zysten sichtbar
Frauen mit PCOS haben oft viele flüssigkeitsgefüllte Bläschen an den Außenrändern der Eierstöcke. Diese werden mit einer Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke sichtbar gemacht. Außerdem kann die Anzahl und Größe der Eierstockzysten bestimmt werden. Die Eizellen sammeln sich an, weil der Eisprung nicht oder nur unregelmäßig stattfindet. Oft sind auch die Eierstöcke vergrößert.
PCOS-Diagnose nach Rotterdam-Kriterien
Nach den sogenannten Rotterdam-Kriterien aus dem Jahr 2003 liegt ein PCOS vor, wenn zwei der drei folgenden Punkte erfüllt sind:
Zyklusstörungen aufgrund seltener oder fehlender Eisprünge
Erhöhte Mengen männlicher Sexualhormone im Blut, Anzeichen einer Vermännlichung, starke Akne
Viele Follikel an den Eierstöcken
Therapie des polyzystischen Ovarsyndroms
Die Behandlung von PCOS hängt von den Symptomen und deren Ausprägung ab. Entscheidend für die Therapiewahl ist außerdem die Frage des Kinderwunsches.
Therapeutische Maßnahmen:
Ernährung: Liegt Übergewicht oder Adipositas vor, gilt es, das Körpergewicht zu reduzieren. Mithilfe einer fachkundigen Ernährungsberatung kann auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung umgestellt werden. Sie enthält idealerweise viele pflanzliche Lebensmittel, Vollkornprodukte, wenig Fett (pflanzlich statt tierisch) und Zucker sowie tierische Produkte wie Fleisch und Wurst.
Bewegung: Sport regt den Stoffwechsel an, senkt den Blutzucker, die Blutfettwerte, den Blutdruck und hilft beim Abnehmen. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Joggen. Auch Kraftsport in Maßen ist gesund: Es erhöht die Muskelmasse, die wiederum mehr Energie verbraucht.
Hormone: Auch eine Behandlung mit Hormonen kann helfen. Für Patientinnen ohne Kinderwunsch eignen sich hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille mit einer Gestagen-Östrogen-Kombination. Die Gestagene sollten eine antiandrogene Wirkung besitzen, also die Wirkung der männlichen Hormone dämpfen. Auch das Hautbild, der Haarausfall und der männliche Haarwuchs verbessern sich. Erste Erfolge zeigen sich oft schon nach einigen Monaten.
Medikamente bei Insulinresistenz: Liegt zusätzlich Diabetes mellitus vor, verringern Diabetes-Medikamente, vor allem der Wirkstoff Metformin, die Insulinresistenz und verbessern die Blutzuckerwerte. Auch sinkt die Produktion männlicher Hormone und der Fettstoffwechsel verändert sich. Allerdings ist Metformin in Deutschland nur für Typ-2-Diabetes, nicht aber für Zyklusstörungen zugelassen.
PCOS-Behandlung bei Frauen mit Kinderwunsch
Frauen mit Kinderwunsch helfen Medikamente, die den Eisprung auslösen. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Clomifen. Allerdings steigt durch die Einnahme das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften. Falls die Behandlung mit Clomifen nicht erfolgreich ist, sind sogenannte Gonadotropine eine Möglichkeit. Zu beachten ist, dass auch hier eine Schwangerschaft mit Mehrlingen eintreten kann.
PCO-Syndrom erhöht Risiko für andere Krankheiten
Ein unbehandeltes PCO-Syndrom kann weitreichende Folgen für die Gesundheit haben. Möglicherweise entwickeln sich
- Diabetes mellitus,
- Schilddrüsenerkrankungen,
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- Blutgerinnsel in den Gefäßen (Thrombosen) oder
- das metabolische Syndrom.
Schwangere Frauen müssen sich engmaschig überwachen und behandeln lassen, denn sie haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Auch bei Mehrlingsschwangerschaften sind häufige Kontrollen sehr wichtig. Zudem dürfen Schwangere kein Metformin einnehmen, sie müssen in der Regel auf Insulin umsteigen.
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