Paukenerguss: Wenn sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell sammelt
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDer Paukenerguss ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern, kommt aber auch bei Erwachsenen vor. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr an. Das verursacht meistens keine Schmerzen, schränkt jedoch das Hörvermögen ein und kann daher die Sprachentwicklung bei Kindern stören.
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Ein Paukenerguss ist häufig die Folge einer chronischen Mittelohrentzündung, dabei sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr, wodurch das Hören oftmals über einen längeren Zeitraum hinweg beeinträchtigt ist. Der Paukenerguss gehört zu den häufigsten Kinderkrankheiten, Erwachsene sind eher selten betroffen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist ein Paukenerguss?
Normalerweise ist das Mittelohr – auch Paukenhöhle genannt – ein mit Luft gefüllter Hohlraum, der durch das Trommelfell nach außen hin abgeschlossen ist. Er ist durch die Ohrtrompete (Tuba auditiva) mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden und wird dadurch belüftet. Ist die Ohrtrompete verengt oder blockiert, führt das zu einer Belüftungsstörung und einem Unterdruck im Mittelohr. Hält dieser Unterdruck länger an, bildet sich ein Sekret in der Paukenhöhle. Da diese nicht-eitrige Flüssigkeit nicht abfließen kann, sammelt sie sich im Mittelohr an, ein Paukenerguss entsteht.
Ein Paukenerguss wird auch als Seromukotympanon bezeichnet, wobei Fachleute noch einmal genauer unterscheiden:
- Serotympanon: Eher dünnflüssiger Paukenerguss
- Mukotympanon: Dickflüssiger Paukenerguss
Über 50 Prozent der Kinder sind bereits im ersten Lebensjahr von einem Paukenerguss betroffen, bis zum Schuleintritt sind es 80 Prozent. In seltenen Fällen tritt ein Paukenerguss auch bei Erwachsenen auf.
Paukenerguss: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache für einen Paukenerguss ist eine verengte oder blockierte Ohrtrompete. Da Kinder eine kurze, eher waagerecht verlaufende Ohrtrompete haben, sind diese besonders häufig davon betroffen, als Auslöser genügt oft schon eine einfache Erkältung.
Weitere mögliche Gründe für eine verengte oder verstopfte Ohrtrompete sind:
- Infektionen der oberen Atemwege
- Entzündungen des Mittelohrs (Otitis media)
- vergrößerte Gaumen- oder Rachenmandeln
- Allergien
- verkrümmte Nasenscheidewand
- Fehlbildungen im Schädel-Gesichts-Bereich (wie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte )
- Tumore
Symptome: So äußert sich ein Paukenerguss
Da es sich beim Paukenerguss nicht um eine Entzündung handelt, treten Ohrenschmerzen nur selten auf. Allerdings klagen Betroffene oft über:
- Schwindel
- Ohrgeräusche wie Tinnitus
- Druckgefühl im Ohr
Die Flüssigkeit im Mittelohr behindert zudem die Schallweiterleitung und führt daher zu einem reduzierten Hörvermögen. Dieses zeigt sich oft durch auffallend lautes Sprechen. Bleibt der Paukenerguss länger unbehandelt, kann die Hörminderung bei Kindern zu Störungen bei der Sprach- und Hörentwicklung führen und im Schulalter Probleme beim Schriftspracherwerb begünstigen.
Diagnose: So wird ein Paukenerguss festgestellt
In der HNO-ärztlichen Praxis werden zunächst das Ausmaß und die Dauer der Hörminderung sowie weitere Symptome erfragt. Im nächsten Schritt wird das Ohr mit einem Mikroskop untersucht – dabei lässt sich oft schon erkennen, dass sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell angesammelt hat und/oder dieses durch den Unterdruck eingezogen ist. Ist das Ergebnis dieser Untersuchung unklar, kann ein Hörtest Aufschluss über den Grad der Hörminderung geben. Mithilfe eines sogenannten Tympanogramms wird geprüft, ob das Trommelfell sich richtig bewegt.
Um die Ursache für den Paukenerguss zu finden, können weitere Untersuchungen nötig sein:
Inspektion von Mundhöhle und Nasen-Rachen-Raum
Allergietests
bildgebende Verfahren (wie Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT), um Tumore auszuschließen
Wie wird ein Paukenerguss behandelt?
Viele Paukenergüsse heilen von selbst aus – die Spontanheilungsrate nimmt jedoch ab, je länger der Paukenerguss besteht. Bei Kindern ohne zusätzliche Risikofaktoren wie einer Gaumenspalte oder Sprachentwicklungsstörungen sollte daher zunächst ein Zeitraum von drei Monaten abgewartet werden. Parallel kann die Belüftung der Ohren mithilfe verschiedener Maßnahmen gefördert werden:
Nasentropfen
Valsalva-Manöver (tief einatmen, Nase zuhalten und zirka zehn Sekunden lang bei geschlossenem Mund gegen den Widerstand ausatmen)
Politzer-Ballon (ein spezieller Ballon, der über ein Nasenloch aufgeblasen wird)
Operation bei Paukenerguss
Bleibt der Paukenerguss trotzdem über mehr als drei Monate bestehen oder kehrt immer wieder zurück, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Dabei wird das Trommelfell mit einem kleinen Schnitt eröffnet (Parazentese) und die im Mittelohr befindliche Flüssigkeit abgesaugt, was zu einer sofortigen Verbesserung des Hörvermögens führt.
Manchmal wird im Anschluss ein sogenanntes „Paukenröhrchen“ ins Trommelfell eingesetzt: Dieses dünne Röhrchen aus Metall oder Kunststoff hält das Trommelfell offen und stellt die Belüftung des Mittelohres sicher. Es kann für bis zu einem Jahr im Trommelfell bleiben und fällt in der Regel von selbst wieder heraus.
Das Trommelfell verheilt danach ohne bleibendes Loch. Sind die Rachenmandeln vergrößert und der Grund für die Blockade der Ohrtrompete, werden diese meist in der gleichen Operation entfernt.
Paukenerguss: Verlauf und Prognose
In 80 Prozent der Fälle heilt ein Paukenerguss von selbst aus, die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt jedoch, je länger er besteht. Nach einem operativen Eingriff sind die Betroffenen meist schnell beschwerdefrei, haben jedoch ein erhöhtes Risiko für eine bakterielle Entzündung im Mittelohr. Solange sich das Paukenröhrchen im Ohr befindet, wird sein Sitz in regelmäßigen Abständen in der HNO-ärztlichen Praxis kontrolliert. Während der gesamten Zeit sollte längeres Tauchen vermieden werden, damit kein Wasser ins Mittelohr eindringen kann. Wird das Röhrchen nicht von alleine abgestoßen, sollte es in einem weiteren kleinen Eingriff entfernt werden.
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