Orgasmuskrankheit: Was ist das Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS)?
Permanent erregt und bis zu 250 sexuelle Höhepunkte pro Tag. Das Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS) ist eine seltene Erkrankung, die meist bei Frauen auftritt und durch dauerhafte Erregung mit unkontrollierbaren Orgasmen gekennzeichnet ist. Was sind die Ursachen und kann man PSAS behandeln?
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PSAS ist eine vergleichsweise "junge" Erkrankung, die im Jahr 2001 erstmals beschrieben wurde. Die genaue Zahl der Betroffenen ist unklar, da Erkrankte sich aus Scham häufig nicht ärztliche Hilfe suchen. Fachleute wissen bislang nur, dass die Erkrankung spontan auftreten kann, dann dauerhaft bleiben oder auch nur phasenweise vorkommt und für mehrere Tage oder Wochen verschwinden kann.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist das PSAS?
Das Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS), auch als Persistent genital arousal disorder (PAGD) bezeichnet, beschreibt eine andauernde Erregungsstörung der Genitalien. Dabei lösen Laufbewegungen beim Gehen oder Sport, leichte Vibrationen wie etwa beim Autofahren, aber auch niederfrequente, basslastige Klänge oder das bloße Geräusch eines Föns, heftige, im Tagesverlauf immer schmerzhafter werdende Orgasmen aus.
Fünf Kriterien für PSAS:
Die sexuelle Erregung der Genitalien und Klitoris hält über einen Zeitraum von mehreren Stunden oder Tagen an.
Die sexuelle Erregung kommt nicht von einem echten Verlangen nach Sex.
Die sexuelle Erregung verschwindet nicht nach einem Orgasmus, sondern erfordert in der Regel mehrere Orgasmen.
Das Gefühl der sexuellen Erregung ist aufdringlich und unerwünscht.
Die sexuelle Erregung der Genitalien und Klitoris ist mindestens mäßig schmerzhaft.
Mögliche Ursachen für die Orgasmuskrankheit
Bislang wurde PSAS überwiegend bei Frauen nachgewiesen. In einigen Fällen bekommen die Betroffenen bis zu 250 Orgasmen am Tag. Der Fall eines 37-jährigen Amerikaners zeigt, dass auch Männer davon betroffen sein können. Am Beispiel des Dale Decker aus Wisconsin erkannten Mediziner*innen, dass auch ein Unfallereignis oder eine Verletzung des Rückenmarks PSAS auslösen können. Im Fall des zweifachen Familienvaters führte ein Bandscheibenvorfall zum Entstehen der Krankheit. Seither durchlebt der Patient pro Tag bis zu 250 unbeabsichtigte, zufällig auftretende Samenergüsse.
Leitsymptome von PSAS
Körperlichen Symptomen des PSAS sind Kribbeln in der Klitoris, Schwellung der Genitalien, der auch als weibliche Ejakulation bezeichneten Lubrikation, Orgasmen bei Kontraktionen in der Scheide, Kribbeln in der Scheide, Schmerzen in der Klitoris und Schmerzen in der Scheide, beziehungsweise Schmerzen im Penis, bei fehlendem Auslöser oder ohne Stimulation. Bei vielen Betroffenen ist der Zustand der sexuellen Erregung dauerhaft. Andere leiden nur periodisch unter den Beschwerden.
Zu psychischen Auswirkungen des PSAS zählen:
- allgemeines Unwohlsein
- Schamgefühl
- Schuld
- Ekel
- Sorgen und Ängste
- Depressionen
Psychische Belastung bei PSAS schlimmer als der Schmerz
Die starken Muskelkontraktionen der Orgasmen lösen bei betroffenen Frauen und Männern Schmerzen aus, jedoch keine echte sexuelle Befriedigung. Selbst die Erregung ist meist schmerzhaft. Da ein Orgasmus bei PSAS jederzeit und überall auftreten kann, belastet die Erkrankung das Sozialleben der Betroffenen immens. Um dem Gefühl der Scham zu entgehen, bei einem Orgasmus öffentlich beobachtet zu werden, ziehen sich PSAS-Erkrankte weitgehend aus der Gemeinschaft zurück. Sexualität wird zur Qual und belastet die Partnerschaft. Dies führt in vielen Fällen zur Entstehung einer Depression bei PSAS.
Bislang keine Heilung für PSAS möglich
Erst 2001 entdeckt, ist das Wissen über die Ursachen und Auslöser des PSAS noch gering. Dementsprechend ist ein Heilmittel derzeit nicht bekannt, die Symptome können jedoch gelindert werden. Eine wesentlicher Faktor in der erfolgreichen PSAS-Behandlung ist die Sexual-, Paar- und Psychotherapie, die den Betroffenen aus ihrer Isolation hilft und für die nötige Unterstützung durch Partner*in und sozialem Umfeld sorgt.
Medikamente können einen unausgeglichenen Hormonhaushalt korrigieren, etwa durch ein Gel direkt im Bereich der Scheide appliziert oder oral eingenommen. Soweit ein physischer Auslöser, etwa ein verletzter oder geklemmter Nerv nach einem Bandscheibenvorfall, ursächlich für das Erregungssyndrom ist, sind auch chirurgisch operative Methoden zur Behandlung des PSAS denkbar.
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