Nebenhodenentzündung erkennen, behandeln und vorbeugen
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftEine Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis) verursacht eine schmerzhafte Schwellung des Hodensacks. Was ist die Ursache, wie ist die Dauer, ist eine Nebehodenentzündung ansteckend und wie wird sie behandelt?
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Im Überblick:
- Was sind Nebenhoden?
- Häufigkeit und Vorkommen
- Ursachen für eine Nebenhodenentzündung
- Symptome und Beschwerden
- Diagnose und Therapie
- Dauer
- Komplikationen
- Nebenhodenentzündung vorbeugen
Was sind die Nebenhoden?
Die Nebenhoden (Epididymis) sind Teil der männlichen Geschlechtsorgane. Sie sind paarig angeordnet, liegen auf dem hinteren Teil der Hoden auf und sind dort mit diesen verwachsen. Die unteren Enden der Nebenhoden gehen in die Samenleiter über. In den Nebenhoden reifen und lagern die von den Hoden produzierten Spermien, bis sie bei einem Samenerguss durch die Harnröhre austreten.
Bei einem Harnwegsinfekt oder einer Prostataentzündung können Bakterien in die Nebenoden gelangen und dort eine Entzündung verursachen. Betroffene Männer erkennen das an einem stark schmerzenden Hodensack, der zudem geschwollen und gerötet ist. Meistens ist nur eine Seite des Hodens entzündet.
Häufigkeit und Vorkommen
Die Nebenhodenentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen des männlichen Genitalbereichs. Häufig tritt sie bei Männern auf, wenn sie sexuell aktiv werden beziehungsweise sind. In diesem Fall können sexuell übertragbare Keime die Entzündung verursachen. Aber auch Männer ab 60 Jahren können öfter unter einer Nebenhodenentzündung leiden. Häufigster Grund hierfür ist eine immer wiederkehrende Harnwegsinfektion und eine gestörte Blasenentleerung. Haben Kinder Probleme mit einem plötzlich schmerzenden Hoden, dann handelt es sich eher um einen verdrehten Hoden (Hodentorsion), der sofort behandelt werden muss.
Ursachen für eine Nebenhodenentzündung
In den meisten Fällen wird eine Nebenhodenentzündung durch Bakterien ausgelöst, wie
- E.-coli (Escherichia coli),
- Proteus mirabilis,
- Klebsiellen,
- Pseudomonas aeruginosa oder
- Staphylokokken.
Diese Bakterien gelangen vor allem bei einem Harnwegsinfekt oder einer Prostataentzündung über die Harnwege und Samenleiter in den Nebenhoden. Männer mit einer vergrößerten Prostata oder verengten Harnwegen, können zudem meistens ihre Blase nicht komplett entleeren. In der verbleibenden Harnmenge siedeln sich so leichter Bakterien an, die immer wieder zu einer Entzündung der ableitenden Harnwege als auch der Nebenhoden führt.
Ungeschützter Sex als Auslöser für eine Nebenhodenentzündung
Bakterien wie Chlamydien und Gonokokken können ebenfalls eine Nebenhodenentzündung verursachen. Diese werden bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) verlaufen allerdings 80 Prozent der Chlamydieninfektionen bei Frauen und 50 Prozent bei Männern ohne Symptome. Das heißt, sie bleiben unentdeckt und werden nicht behandelt. Bei Männern können Chlamydien dann über die Prostata in den Nebenhoden wandern und dort eine Entzündung auslösen. Bei Frauen kann eine unbehandelte Infektion sogar zu Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten führen.
Gonokokken sind hingegen Auslöser für Tripper (Gonorrhoe) – die dritthäufigste Geschlechtskrankheit weltweit. Eine aufsteigende Gonorrhoe kann bei Männern unter anderem eine Prostata- oder Nebenhodenentzündung verursachen. Auch diese Erkrankung kann bei Männern und Frauen symptomlos verlaufen. Kondome bleiben somit der wichtigste Schutz, um sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen – aber auch, um unentdeckte Infektionen nicht weiterzugeben.
Zu den weiteren Risikofaktoren gehören Dauerkatheter oder Verletzungen wie eine Hodenprellung.
Symptome und Beschwerden: so zeigt sich eine Nebenhodenentzündung
Männer mit einer akuten Nebenhodenentzündung leiden unter starken Hodenschmerzen, die bis in die Leistengegend ausstrahlen können. Weitere Symptome sind:
- Ein geschwollener Hodensack
- Druckempfindliche Nebenhoden
- Gerötete und warme Hoden
- Ausfluss aus der Harnröhre, vor allem bei einer Infektion mit Chlamydien oder Gonokokken
- Teilweise kann auch Fieber auftreten
- Gegebenenfalls Brennen beim Wasserlassen
Erektionsprobleme sind hingegen kein Symptom, das auf eine Nebenhodenentzündung hindeutet.
Diagnose und Therapie
Erster Ansprechpartner bei Hodenschmerzen ist der Urologe. Dieser untersucht zunächst den Hodensack auf typische Entzündungsanzeichen, wie Rötungen, Schwellungen und Druckschmerzen. Zusätzlich wird der Urin im Labor analysiert, um die krankheitsauslösenden Keime zu ermitteln. Um andere Hodenerkrankungen wie Hodenkrebs auszuschließen, führt der Arzt oft auch einen Ultraschall durch. Bei Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit wird zusätzlich ein Abstrich aus der Harnröhre vorgenommen.
Behandlung der Nebenhodenentzündung
Mit einfachen Hausmitteln lässt sich eine Nebenhodenentzündung nicht behandeln. Aber Bettruhe, kühle Umschläge und den Hoden hochlagern sind die wichtigsten Empfehlungen, um die Beschwerden zu lindern. Vor allem das Hochlagern hilft vielen Männern. Dafür liegt der Betroffene auf dem Rücken und legt sich ein kleines Handtuch oder ein Mullkissen zwischen die Beine und den Hodensack. Der Nebenhoden wird dadurch entlastet und der Schmerz lässt nach.
Darüber hinaus wird die Nebenhodenentzündung mit Medikamenten behandelt – in der Regel mit Antibiotika, weil Bakterien die Auslöser für die Entzündung sind. Auch schmerzstillende und entzündungshemmende Medikament wie Diclofenac oder Ibuprofen helfen, die Beschwerden abzumildern. Bei sehr starken Schmerzen kann der Arzt auch eine lokale Betäubung des Samenstrangs empfehlen.
Sind Chlamydien oder Gonokokken der Auslöser für die Entzündung, muss zudem der Partner oder die Partnerin untersucht und behandelt werden. Sonst kommt es immer wieder zu einer erneuten Infektion und unter Umständen auch zu einer neuen Nebenhodenentzündung.
Wie lange dauert eine Nebenhodenentzündung?
Aufgrund der Antibiotikatherapie lassen die Beschwerden schnell nach. Wichtig ist das Antibiotika trotzdem wie verschrieben, weiterhin einzunehmen. Wird die Behandlung vorzeitig abgebrochen, kann die Erkrankung chronisch werden oder zu Komplikationen führen. Bis alle Beschwerden abgeklungen und die Nebenhodenentzündung vollkommen ausgeheilt ist, kann es bis zu sechs Wochen dauern.
Mögliche Komplikationen
Wird die Nebenhodenentzündung nicht behandelt oder die Behandlung vorzeitig abgebrochen, kann sich daraus eine chronische Entzündung entwickeln. Diese kann dann auch auf den zweiten Nebenhoden übergehen, die Samenleiter verschließen und zu Unfruchtbarkeit führen. In selten Fällen muss der betroffene Nebenhoden sogar operativ entfernt werden, weil die Erkrankung nicht ausheilt oder die Therapie nicht anspricht. Männer, die unter Schmerzen im Hodensack leiden, sollten deshalb immer zum Arzt gehen. Falsche Scheu oder Scham können in diesem Fall zu dauerhaften Schäden führen.
So beugen Männer eine Nebenhodenentzündung vor
Wer Probleme oder Schmerzen beim Wasserlassen hat, sollten das umgehend bei einem Arzt abklären. Werden eine Blasen- oder eine Prostataentzündung schnell erkannt und behandelt, lässt sich dadurch auch oft eine Nebenhodenentzündung vorbeugen. Als sinnvolle Prophylaxe, um einen Harnwegsinfekt vorzubeugen, helfen grundsätzlich:
- Ausreichend Trinken
- Rechtzeitig auf Toilette gehen – Harndrang nicht unterdrücken
- Blase vollständig entleeren
- Wasserlassen direkt nach dem Sex
Achtung, Nebenhodenentzündung kann ansteckend sein
Je nach Ursache kann eine Nebenhodenentzündung auch ansteckend sein – für den Sexualpartner. Sind Chlamydien oder Gonokokken der Auslöser, dann werden eine Chlamydieninfektion oder Tripper auch zur potenziellen Gefahr für andere Frauen und Männer. Die einzige vorbeugende Maßnahme, um sich davor zu schützen, ist Sex mit einem Kondom – vor allem für diejenigen, die wechselnde Geschlechtspartner haben.
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