Narbenbruch nach Bauch-OP: Das müssen Sie wissen
Operationsnarben am Bauch können nachträglich aufbrechen. Betroffene merken davon zunächst nichts, denn der sogenannte Narbenbruch verursacht erst einmal keine Schmerzen. Lesen Sie hier, was die Ursachen für den Narbenbruch sind, woran sie ihn erkennen und ob die Narbenhernie behandelt werden muss.
- © Getty Images/Boris Zhitkov
Narbenbrüche sind selten gefährlich. Sie bilden sich aber nicht von allein zurück. In den meisten Fällen müssen sie operiert werden.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist ein Narbenbruch?
Unter einem Narbenbruch, auch Narbenhernie genannt, versteht man das Aufbrechen einer Operationsnarbe in der Bauchdecke. Dabei entsteht keine offene Wunde, die Haut an der Bruchstelle bleibt verschlossen. Allerdings kommt es in den darunter liegenden Schichten der Bauchwand zu einer sogenannten Bruchlücke oder Bruchpforte. An dieser Stelle können die Organe oder Gewebe der Bauchhöhle nach außen treten und eine Vorwölbung bilden. Diese wird auch als Bruchsack bezeichnet.
Ein Narbenbruch passiert ausschließlich in Folge einer vorangegangenen Operation im Bauchraum, bei der alle Schichten der Bauchwand durchtrennt werden mussten. Normalerweise ist die Bauchwand sehr fest und hält die Organe auch bei großem Druck im Bauchraum. Durch die Operation verliert sie allerdings an Stabilität und es dauert mehrere Jahre, bis sie wieder eine ausreichende Festigkeit erlangt. Kommt es in dieser Zeit zu einem erhöhten Bauchinnendruck, kann die Narbe aufbrechen.
Narbenbruch: Wer ist betroffen?
Ein Narbenbruch gehört zu den häufigsten Komplikationen, die nach einer Operation im Bauchbereich auftreten können. So sind etwa 5 bis 15 Prozent der Patient*innen, die eine Bauchoperation hatten, davon betroffen. Dabei kommt es am häufigsten im ersten Jahr nach der Operation zu einem Bruch. Vereinzelt kann aber auch noch nach fünf Jahren ein Narbenbruch entstehen.
Ursachen und Risikofaktoren eines Narbenbruchs
Ursache für eine Narbenhernie ist immer eine vorangegangene Operation im Bauchbereich, bei der die Bauchwand durchtrennt werden musste. Die meisten Operationsnarben verheilen im Anschluss gut. Dennoch kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis das Gewebe um den Bauchschnitt wieder eine ausreichende Festigkeit und Elastizität hat. In dieser Zeit besteht die Gefahr, dass das Narbengewebe dem Druck im Bauchraum nicht standhält und es zu einem Narbenbruch kommt.
Zusätzlich gibt es verschiedene Risikofaktoren, die einen Narbenbruch begünstigen können. Dazu zählen:
- Blutungen nach der Operation
- Entzündungen im Bereich der Naht
- Wundheilungsstörungen
- Bindegewebsschwäche
- Schwache Bauchmuskulatur
- Hohes Alter
- Schlechter Allgemein- und Ernährungszustand
- Erkrankungen, die die Wundheilung stören wie Diabetes mellitus
- Spezielle Erkrankungen wie Krebs oder Niereninsuffizienz
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Rauchen
Symptome: So lässt sich ein Narbenbruch erkennen
Eine Hernie tritt bei den meisten Betroffenen zunächst unbemerkt auf. Häufig wird sie durch erhöhten Druck im Bauchinnenraum ausgelöst, zum Beispiel durch
- schweres Heben,
- starkes Pressen beim Stuhlgang oder
- beim Husten.
Schmerzen entstehen dabei in der Regel nicht. Meist macht sich der Bruch aber durch eine leichte Vorwölbung im Bereich der Narbe bemerkbar, dem Bruchsack. Zu Beginn ist dieser oft nur im Stehen sichtbar und verschwindet im Liegen. Auch lässt sich die Vorwölbung mit der Hand gut in die Bauchhöhle zurückdrücken.
Mit der Zeit kann die Hernie allerdings größer werden und Probleme wie Schmerzen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit verursachen. In seltenen Fällen kann es auch zu einer akuten Einklemmung der Organe, besonders des Darms kommen. Dies äußert sich durch plötzliche starke Bauchschmerzen, Übelkeit sowie Erbrechen und muss sofort behandelt werden. Geschieht das nicht, kann es zu einem Darmverschluss kommen oder Teile des Gewebes sterben ab.
Wie wird ein Narbenbruch diagnostiziert?
Bei Verdacht auf einen Narbenbruch ist die hausärztliche Praxis die erste Anlaufstelle. Die Narbenhernie lässt sich durch die sichtbaren Symptome an der Narbe sowie durch Abtasten meist sehr schnell feststellen. Außerdem wird untersucht, ob sich der Bruchsack in den Bauch zurückdrücken lässt. Weitere Untersuchungen sind in der Regel nicht notwendig, um eine Narbenhernie zu diagnostizieren. Bestätigt sich der Verdacht, werden Betroffene in eine chirurgische Fachpraxis überwiesen.
Behandlung eines Narbenbruchs
Da sich ein Narbenbruch nicht von allein wieder schließt, muss er in der Regel operiert werden. Auch bei kleinen Narbenbrüchen wird heutzutage eine Operation empfohlen, weil die Hernie mit der Zeit oft größer werden kann und das Risiko besteht, dass sich eine Darmschlinge in die Bruchpforte einklemmt.
Kommt es zeitnah nach einer Bauchoperation zu einem Narbenbruch, wird dieser nicht sofort operiert. Empfohlen wird der Eingriff frühstens drei bis sechs Monate nach der Voroperation, damit sich das Bauchgewebe erholen kann. Bei starken Beschwerden oder Komplikationen wird hingegen gleich operiert. Ziel der Operation ist es, die Bruchpforte dauerhaft zu verschließen. Folgende Verfahren gibt es dafür:
Offene Operation: Bei dieser Methode wird die alte Narbe von außen wieder geöffnet und der Bruchsack zurück in die Bauchhöhle verlagert. Im Anschluss wird zur Verstärkung der Bauchdecke ein nicht auflösbares Kunststoffnetz eingesetzt und der Hautschnitt mit einer Naht verschlossen.
Minimalinvasive (laparoskopischen) Operation: Bei diesem Operationsverfahren werden kleine Schnitte seitlich am Bauch gesetzt. Durch diese Öffnungen wird ein Netz in den Bauch eingeführt und über der Bruchpforte befestigt.
Durch das Einsetzen des Kunststoffnetzes wird die Bauchdecke stabilisiert. Das verringert das Risiko, dass die Narbe erneut aufbricht und wieder eine Narbenhernie entsteht. Gegebenenfalls können durch das Netz aber Missempfindungen im Bauchraum auftreten.
Sehr große Narbenbrüche sind oft schwerer zu behandeln als kleine Hernien. Für sie werden häufig aufwendigere Eingriffe notwendig. Für Betroffene kann es sinnvoll sein, sich hierzu in einer speziellen Hernien-Klinik beraten zu lassen. Das gilt auch für Frauen mit Kinderwunsch, deren Bauchwand für die Schwangerschaft elastisch bleiben muss.
Narbenbruch vorbeugen: Das ist zu beachten
Ein Narbenbruch lässt sich bereits bei der ursprünglichen Bauchoperation vorbeugen. So wird empfohlen, bei großen Bauchschnitten und Risikofaktoren wie Übergewicht Kunststoffnetze zur Stabilisierung einzusetzen.
Darüber hinaus können auch Patient*innen einiges dafür tun, um einen Narbenbruch zu vermeiden. Sinnvolle Maßnahmen sind unter anderem:
Hygienisches Wundmanagement: Betroffene sollten sich ärztlich beraten lassen, wie die Wunde im Anschluss an die Operation optimal versorgt wird.
Schonende Bewegungstechniken: Bestimmte Techniken helfen beim Aufstehen und Hinlegen, die Bauchmuskulatur zu entlasten. Generell sollte darauf geachtet werden, die Bauchmuskulatur in den ersten Monaten nicht zu stark zu belasten. Schweres Heben sollte zum Beispiel unbedingt vermieden werden.
Verstopfungen vorbeugen: Eine ballaststoffreiche Ernährung und viel Trinken fördern einen regelmäßigen Stuhlgang.
Abnehmen: Gewichtsreduktion verringert den Bauchinnendruck.
Betroffene mit Diabetes mellitus sollten zudem darauf achten, dass dieser gut eingestellt ist. Das senkt das Risiko für Wundheilungsstörungen. Auch ein Rauchstopp wirkt sich positiv auf die Wundheilung aus.
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