Nabelbruch beim Baby und wann OP notwendig ist
Mit einem Nabelbruch kommen drei bis zehn Prozent der neugeborenen Babys zur Welt. Die Wölbung am Bauchnabel tritt plötzlich auf oder wächst langsam. Meistens ist die Nabelhernie harmlos – doch wann ist eine Nabelbruch-OP notwendig?
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Der Nabelbruch, auch als Nabelhernie bezeichnet, ist eine Lücke in der stabilisierenden Bauchwand im Bereich des Nabels. Durch diese Lücke wölbt sich das Bauchfell, die innerste Schicht der Bauchwand, nach außen. So drückt es gegen die Haut im Nabelbereich und zeigt sich als Beule, die unterschiedlich groß ausgeprägt sein kann.
Artikelinhalte im Überblick:
- Wie entsteht ein Nabelbruch?
- Nabelbruch: Symptome
- Diagnose
- Behandlung und Nabelbruch-OP
- Wann wird es gefährlich?
- Nabelhernie vorbeugen
Wie entsteht ein Nabelbruch?
Bei neugeborenen Babys ist die angeborene Nabelhernie recht häufig, bei Frühgeborenen unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Nabelbruch sogar bei 75 Prozent.
Angeborener Nabelbruch beim Baby
Während der Schwangerschaft ist das Baby über die Nabelschnur und Blutgefäße mit dem Muttermund verbunden. Diese verlaufen an der Stelle des Nabels durch eine Lücke in der Bauchwand. Nach der Geburt verschließt sich diese Öffnung normalerweise von selbst, wenn die Nabelschnur abgefallen ist. Das kann bis zu fünf Jahre dauern und ist in den meisten Fällen harmlos. Bildet sich die Hernie jedoch nicht vollständig zurück, können sich darunterliegende Darmschlingen in die Öffnung drücken, sich nach außen wölben und dabei einklemmen. Ist die Bruchpforte bei älteren Kindern noch nicht verschlossen, kann eine Operation nötig sein.
Risikofaktoren für einen Nabelbruch beim Baby:
- Frühgeburt
- genetisch bedingte Häufung in der Familie
- Chromosomenanomalien wie Trisomie 21, Trisomie 13 und Trisomie 8
Erworbener Nabelbruch bei Erwachsenen
Auch als Erwachsener kann man einen Nabelbruch erwerben. Ursache sind immer Schwachstellen in der Bauchwand. Frauen zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr sind davon besonders häufig betroffen. Schwangerschaften – eventuell gepaart mit einer Bindegewebsschwäche – bedeuten eine außergewöhnlich starke Belastung. Wenn anatomisch bedingte Schwachstellen der Bauchwand dem Druck des Bauchinneren nicht mehr standhalten können und ein Riss entsteht, drückt sich Gewebe durch die Bruchpforte nach außen.
Weitere Risikofaktoren bei Erwachsenen:
- Operationsnarben
- Übergewicht
- schwere körperliche Anstrengung
- Bindegewebsschwäche
- Krankheiten, die zur vermehrten Wassereinlagerung im Bauchraum führen, beispielsweise Bauchwassersucht (Aszites)
- Rauchen beeinträchtigt den Stoffwechsel von Kollagen und schwächt die Stabilität des Bindegewebes
Nabelhernie: Typische Symptome
Normalerweise fühlt sich die ausgebeulte Stelle am Nabel weich an und lässt sich leicht mit den Fingern zurückdrücken. Bei einem Baby mit Nabelbruch fällt als Symptom meist auf, dass die Beule sich vergrößert, wenn das Baby schreit oder beim Stuhlgang presst.
Schmerzen und Verfärbung sind Warnsignale
Normalerweise verursacht ein Nabelbruch keine Schmerzen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Gewebeteile aus der Bauchhöhle im Bruchsack eingeklemmt werden. Treten bei einer Nabelhernie Symptome wie Schmerzen auf oder verfärbt sich der Bruchsack bläulich, kann dies ein Hinweis auf eingeklemmte Gewebeteile sein. Insbesondere, wenn eine Darmschlinge durch den Bruchsack abgeschnürt wird, besteht die Gefahr, dass der betroffene Darmteil abstirbt. Eine solche Komplikation durch einen Nabelbruch ist ein Notfall, der möglichst rasch behandelt werden muss.
Diagnose: Wie erkennt man einen Nabelbruch?
Bei manchen betroffenen Babys ist die Lücke in der Bauchwand nur durch Abtasten spürbar. In anderen Fällen stülpt sich eine rundliche Beule sichtbar nach außen, die wie eine Murmel oder sogar tomatengroß werden kann. Wenn Säuglinge sich anstrengen, zum Beispiel beim Schreien, Niesen oder Pressen (Stuhlgang), kann die Wölbung deutlich größer werden.
Meistens ist eine Nabelhernie bei Erwachsenen von außen gut zu erkennen, zum Beispiel, wenn der Betroffene auf dem Rücken liegt. Reicht eine Tastuntersuchung nicht aus oder ist nicht eindeutig, kann eine Ultraschalluntersuchung zur Diagnose beitragen. Dabei kann ein Arzt zudem feststellen, welche Art von Gewebe sich in die Lücke der Bauchwand geschoben hat und ob eventuell sogar eine Darmschlinge eingeklemmt ist.
Verwechslung: Wenn es kein Nabelbruch ist
Eine Vorwölbung im Nabelbereich muss nicht immer ein Hinweis auf einen Nabelbruch sein. Manchmal handelt es sich zum Beispiel auch um ein Lipom, eine gutartige Fettgewebsgeschwulst. Nach einer Schwangerschaft kann auch eine Rektusdiastase optisch einem Nabelbruch ähneln: Durch den Druck der Gebärmutter während der Schwangerschaft entsteht eine Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln und bildet eine Art „Wulst“, der besonders im Bereich des Nabels ausgeprägt sein kann.
Wann ist eine Nabelbruch-OP notwendig?
Ein Nabelbruch bereitet meist keine Schmerzen, oft verschwindet er von selbst wieder. In einigen Fällen müssen Ärzte eine Nabelhernie jedoch operieren.
Nabelhernie bei Babys und Kindern behandeln
Beim Baby verschwinden angeborene Nabelbrüche in 90 Prozent der Fälle von selbst. Wichtig ist, dass ein Kinderarzt die betroffenen Kinder regelmäßig untersucht und eventuelle Veränderungen feststellt. So sollte sich der ausgewölbte Bereich weich nach innen verschieben lassen und keine Schmerzen verursachen. Von Bandagen oder Pflastern, die Druck auf den Nabel ausüben sollen, raten Mediziner heute ab. Nabelhernien, die sich bis zur Einschulung des Kindes nicht zurückgebildet haben, sollte man laut Universitätsklinik Tübingen mit einer Nabelbruch-OP verschließen.
Behandlung bei Erwachsenen
Tritt der erworbene Nabelbruch während einer Schwangerschaft auf und ist nicht sehr groß, bildet sich die Lücke in der Bauchwand häufig wieder zurück, spontan nach der Geburt und in Kombination mit einer Rückbildungsgymnastik, die die Muskulatur stärkt.
Andere erworbene Nabelbrüche heilen in der Regel nicht von selbst. Sind beispielsweise Operationsnarben oder schwaches Bindegewebe sowie Übergewicht die Auslöser für die Hernie, ist das Risiko von Komplikationen wie das Einklemmen von Darmschlingen bei Erwachsenen relativ hoch. Daher raten Mediziner Erwachsenen dann meist vorbeugend zu einer Nabelbruch-OP.
Nabelbruch-Operation
Nicht immer muss man bei einer Nabelbruch-Operation im Krankenhaus bleiben. Gerade bei Kindern ist die Operation ein kleiner Eingriff, bei dem die jungen Patienten meist noch am selben Tag wieder nach Hause gehen können und auch der Nabel in seiner Form erhalten bleibt. Bei Erwachsenen kommen ebenfalls je nach Größe des Bruchsackes und dem Gesundheitszustand des Betroffenen ambulante Therapien sowie minimalinvasive Techniken wie die Schlüsselloch-Methode in Frage. Bei dieser Methode nimmt der Chirurg nur sehr kleine Schnitte vor und macht das Innere des Bauchraums mit einer kleinen Kamera sichtbar, um die Bruchpforte zu schließen.
Bei Nabelbrüchen, die größer als einen Zentimeter sind, sowie bei einer wiederholten Hernie ist es ratsam, die Bauchwand zusätzlich mit einem Kunststoffnetz zu stabilisieren. So kann das Risiko für einen Rückfall verringert werden.
Wann ist ein Nabelbruch gefährlich?
Gefährlich wird eine Nabelhernie immer dann, wenn Teile des Darms durch die Lücke austreten und eingeklemmt werden. So kann es passieren, dass der Darmabschnitt nicht mehr durchblutet wird und das Gewebe abstirbt – ein lebensbedrohlicher Notfall.
Wenn Schmerzen auftreten oder sich der Bereich um den Nabel beziehungsweise die Nabelhaut bläulich verfärbt, ist dies immer ein Warnsignal und der Betroffene sollte sofort einen Arzt aufsuchen.
Wie kann man einem Nabelbruch vorbeugen?
Vorbeugen kann man einer Nabelhernie nur bedingt. Doch es ist möglich, einige der Risikofaktoren zu reduzieren.
Nabelbrüche beim Baby vermeiden
Da angeborene Nabelhernien genetisch bedingt beziehungsweise bei Frühgeburten zudem entwicklungsbedingt sind, ist ein Vorbeugen schwierig. Bei Säuglingen empfiehlt es sich, auf einen weichen Stuhlgang zu achten und langes Schreien möglichst zu vermeiden. Auch starkes Husten kann den Innendruck auf die Bauchwand erhöhen.
Risiko reduzieren bei Erwachsenen
Generell ist es wichtig, auf Normalgewicht zu achten, um unnötigen Druck auf die Bauchwand zu vermeiden. Vor allem Personen mit einer Bindegewebsschwäche entlasten ihr Gewebe, wenn sie ihr Gewicht reduzieren. Menschen mit bekanntem Risiko für eine Nabelhernie sollten außerdem möglichst keine sehr schweren Lasten heben oder tragen. Auch auf Sportarten wie Gewichtheben und Kraftsport sollten sie verzichten. Besser ist ein regelmäßiges und aufbauendes gezieltes Gymnastiktraining, um die Bauchmuskeln und somit die Bauchdecke zu stärken. Frauen mit einer gut ausgeprägten Bauchmuskulatur sind auch bei einer Schwangerschaft weniger gefährdet, einen Nabelbruch zu bekommen.
Wer auf eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung achtet, also vor allem Vollkornprodukte, Gemüse und Obst verzehrt sowie ausreichend Wasser trinkt, regt die Verdauung an und hält seinen Stuhlgang weich. So verhindert man Verstopfungen und ein damit verbundenes starkes Pressen auf der Toilette.
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