Mykoplasmen: Symptome und Therapie der Infektion
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftMykoplasmen können Erkrankungen der Atemwege und des Urogenitaltrakts verursachen. Welche Symptome treten auf und was hilft bei einer Infektion mit den Bakterien?
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Kurzübersicht
Was sind Mykoplasmen: Der Begriff bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Bakterien. Je nach Spezies können sie Erkrankungen der Atemwege, der Harnwege und des Genitaltrakts verursachen.
Symptome: Generell sind sie eher unspezifisch. Je nachdem, wo die Infektion sitzt, kommt es zu Schmerzen beim Wasserlassen, Ausfluss, Jucken im Genitalbereich, Schmerzen im Bereich der Nieren und beim Geschlechtsverkehr. Bei einer Mykoplasmen-Pneumonie kommt es zu hartnäckigem Husten, Halsschmerzen und leichtem Fieber.
Behandlung: Mykoplasmen trotzen üblichen Antibiotika wie Penicillin. Zum Einsatz kommen Azithromycin, Doxycyclin oder Erythromycin.
Im Überblick:
Was sind Mykoplasmen?
Mykoplasmen bezeichnen eine Gruppe von Bakterien, die Infektionen der Atemwege, der Harnwege und des Genitaltrakts verursachen können. Sie unterscheiden sich von anderen Bakterien dadurch, dass sie statt einer Zellwand nur eine dünne Membran besitzen. Sie zählen zur Klasse der Mollicutes (Weichhäuter).
Mykoplasmen besiedeln die Schleimhäute von Menschen und anderen Säugetieren wie Hunde und Katzen, aber auch Vögeln, Reptilien und Fischen. Bestimmte Mykoplasmen richten keinen Schaden an. Andere verursachen dagegen Infektionen, die mehr oder weniger starke Symptome verursachen.
Eine Infektion ist keine Seltenheit: Es wird geschätzt, dass sich 70 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung mindestens einmal im Leben mit Mykoplasmen ansteckt.
Mykoplasmen: Ansteckung und Arten
Bestimmte Mykoplasmen sind ansteckend. Folgende Spezies können beim Menschen Erkrankungen hervorrufen.
Mycoplasma hominis kommt auch bei gesunden Menschen im Magen-Darm-Trakt als Kommensale vor, also als Lebewesen, das sich von den Nahrungsrückständen seines Wirts ernährt. Gelangt Mycoplasma hominis jedoch in den Urogenitaltrakt, kann er dort bei immunschwachen Menschen Entzündungen verursachen. Der Erreger wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, aber auch durch Blut und Speichel übertragen.
Mycoplasma genitalium kann ebenfalls als ungefährlicher Kommensale vorkommen. Manchmal löst der Keim jedoch urogenitale Infektionen wie eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) bei Männern und Frauen aus. Mycoplasma genitalium zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.
Mycoplasma pneumoniae kommt nicht bei gesunden Menschen vor. Der Erreger ist ein häufiger Grund für Atemwegserkrankungen, etwa eine Lungenentzündung (Pneumonie). In zehn Prozent der Fälle geht eine Lungenentzündung auf den Keim zurück. Die Ansteckung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion, unter Umständen auch durch Schmierinfektion.
Mykoplasmen: Symptome einer Infektion
Nicht immer zeigen sich bei einer Infektion mit Mykoplasmen Symptome. Bei 40 bis 70 Prozent aller Frauen macht sich Mycoplasma genitalium nicht bemerkbar. Auch Mycoplasma hominis verursacht nur geringe Symptome, welche oft unspezifisch sind. Eine Infektion bleibt dementsprechend lange unbemerkt und unbehandelt.
Die Beschwerden hängen generell davon ab, wo die Entzündung sitzt – ob in der Harnröhre oder Scheide, ob an der Prostata oder den Nieren, ob am Eileiter oder den Eierstöcken. Mögliche Symptome bei einer Infektion mit Mycoplasma genitalium beziehungsweise hominis sind:
- gesteigerter Harndrang
- Brennen beim Wasserlassen
- Jucken im Genitalbereich
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen im Bereich der Nieren
- gelblicher Ausfluss
Bei Frauen kann eine Infektion mit einer bakteriellen Vaginose einhergehen, bei Männern tritt häufig eine Harnröhrenentzündung auf.
Auch finden sich Hinweise, dass Mykoplasmen eine Blasenentzündung, Gebärmutterentzündung oder Prostataentzündung hervorrufen können.
Betrifft die Infektion die Fortpflanzungsorgane und bleibt sie unbehandelt, kann sie gelegentlich bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen.
Zudem stellt eine Infektion mit Mykoplasmen sowohl ein Risiko während einer Schwangerschaft als auch für das Neugeborene dar. Als Folge kann ein zu niedriges Geburtsgewicht auftreten oder es kommt zu einer Frühgeburt. Ebenso oft kommt es zu Atemwegs- und Hirnhautinfektionen des Neugeborenen.
Mycoplasma pneunomiae: Symptome
Eine Mykoplasmen-Pneumonie beginnt schleichend. Die Symptome sind insgesamt eher gering ausgeprägt. Typische Beschwerden sind:
- hartnäckiger Husten, oft über Wochen
- Halsschmerzen
- leichtes Fieber
- Abgeschlagenheit
Mykoplasmen: Behandlung einer Infektion
Bei einer Infektion mit Mykoplasmen erfolgt die Therapie unabhängig von der Art in der Regel durch die Gabe von Antibiotika. Entscheidend ist hierbei das richtige Arzneimittel. Übliche Antibiotika wie Penicillin sind wirkungslos gegen Mykoplasmen. Eingesetzt werden müssen Antibiotika wie Azithromycin, Erythromycin oder Doxycyclin.
Um eine erneute Infektion mit Mykoplasmen zu vermeiden, sollten mögliche Sexualpartner*innen immer mitbehandelt werden.
Mykoplasmen: Diagnose
Da die Symptome einer Infektion mit Mycoplasma genitalium beziehungsweise hominis eher unspezifisch sind, wird das Bakterium häufig nicht erkannt. Bei typischen Symptomen einer Urethritis, wird oft zuerst untersucht, ob Gonorrhoe (Tripper) oder eine Infektion mit Chlamydien vorliegt. Dafür werden Proben aus der Harnröhre genommen und/oder eine Untersuchung des Urins durchgeführt. Auch Bluttests sind möglich.
Sind die Befunde negativ und bleiben die Beschwerden bestehen, empfiehlt sich eine Untersuchung auf Mycoplasma genitalium/hominis. Um die Diagnose sicher stellen zu können, ist in der Regel ein molekularbiologischer PCR-Test erforderlich, der den Erreger spezifisch nachweist. Dazu werden Abstriche der betroffenen Schleimhäute zur Laboruntersuchung entnommen sowie Urinproben.
Besteht eine Schwangerschaft, empfiehlt sich eine Untersuchung des Fruchtwassers. Beim Mann kann neben der Kontrolle von Urin und Harnröhre zusätzlich das Ejakulat oder das Prostatasekret überprüft werden, um die Diagnose zu stellen.
Untersuchungen bei Mycoplasma pneumoniae
Die geringen Symptome sowie der langwierige Verlauf einer Infektion mit Mycoplasma pneumoniae erschweren die Diagnose häufig. Um den Erreger festzustellen, muss ein Nasen-Rachen-Abstrich erfolgen, welcher anschließend im Labor untersucht wird. Hat die Erkrankung einen milden Verlauf, ist dies allerdings meist nicht erforderlich.
Mykoplasmen: Prognose
Mit einer Antibiotika-Therapie heilt eine Infektion mit Mykoplasmen normalerweise vollständig aus – ohne, dass es zu Komplikationen kommt. Die Prognose ist daher generell gut.
Mykoplasmen-Pneumonie: Behandlung oft langwierig
Wird eine Mykoplasmen-Pneumonie nicht behandelt, kann sie sich über mehrere Wochen erstrecken. Mit Beginn der Therapie kommt es meist innerhalb einer Woche zu einer deutlichen Besserung der Symptome.
Eine Infektion mit Mycoplasma pneumonia ist in der Regel weniger ernst als die durch Pneumokokken oder Streptokokken hervorgerufene Lungenentzündung. Oft hat sie nur milde Symptome und kann dann auch ohne die Gabe von Antibiotika ausheilen.
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