Meningokokken: Impfung kann schützen
Meningokokken sind gramnegative Bakterien, die schwere Erkrankungen wie eine Meningitis auslösen können. Sie kommen weltweit vor und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Bei welchen Symptomen Sie aufmerksam werden sollten und wem eine Impfung empfohlen wird.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was passiert, wenn man Meningokokken hat? Die Bakterien verursachen eine ernsthafte Infektion. Der Zustand kann sich schnell verschlechtern, es sind Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung möglich.
Woran merkt man die Erkrankung? Frühsymptome sind ähnlich wie bei einer Grippe mit Fieber, Unwohlsein und Kopfschmerzen. Typisch sind außerdem Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit.
Woher bekommt man Meningokokken? Die Übertragung erfolgt per Tröpfcheninfektion durch Husten, Niesen oder engen Kontakt.
Wie sinnvoll ist eine Impfung? Die Impfkomission der STIKO empfiehlt eine Impfung vor den Serotypen B und C für Kinder. Der Schutz hält nicht lebenslang, sondern Auffrischungsimpfungen sind notwendig.
Artikelübersicht:
Was sind Meningokokken?
Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die weltweit vorkommen. Sie können sich beim Menschen im Mund-Nasen-Raum ansiedeln und zu einer schweren, manchmal sogar lebensbedrohlichen Erkrankung führen. Meist entsteht eine eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis), auch eine Sepsis (Blutvergiftung) ist möglich.
Es existieren zwölf verschiedene Meningokokken-Serogruppen (A, B, C, E, H, I, K, L, W, X, Y, Z). Die Unterscheidung erfolgt aufgrund des Aufbaus der Kapsel, die die Bakterien umgibt.
Bei einem Meningokokken-Befall gilt es zwischen invasiven und nicht-invasiven Infektionen zu unterscheiden:
invasiv: Meningokokken können im Blut, Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) oder hämorrhagischen Hautinfiltraten (blutende Ansammlungen der Erreger in der Haut) nachgewiesen werden. Invasiv ist die Infektion mit Meningokokken auch, wenn die typischen Symptome auftreten.
nicht-invasiv: Bei zirka zehn Prozent der Bevölkerung sind Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum nachweisbar, ohne dass Symptome auftreten. Die Rede ist dann auch von apathogenen, nicht-invasiven Meningokokken.
Meningokokken: Impfung zur Vorbeugung
Es existieren Impfstoffe gegen die verschiedenen Meningokokken-Serogruppen. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt seit 2006 alle Kinder im Alter von 12 Monaten gegen Meningokokken der Serogruppe C impfen zu lassen. Bei Versäumnis sollte bei Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr eine Nachholimpfung erfolgen.
Auch gegen Meningokokken B (MenB) empfiehlt die STIKO seit Januar 2024 allen Säuglingen ab zwei Monaten eine Impfung. Diese soll bis zum fünften Lebensalter nachgeholt werden. Inzwischen werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Pflichtleistungen übernommen.
Impfung für bestimmte Risikogruppen
Risikogruppen, die besonders gefährdet für eine mMeningokokkeninfektion sind, sollten sich ebenfalls mit einem Meningokokken-ACWY-Konjugatimpfstoff schützen lassen. Bei einem Konjugatimpfstoff sind die bakteriellen Antigene an ein Proteinträgermolekül gekoppelt, um die Wirkung zu verstärken.
Der Impfstoff führt einen Schutz gegen die vier Serogruppen herbei. Zudem sollte ein Impfstoff gegen den Serotyp B verabreicht werden.
Zu den gefährdeten Personengruppen zählen:
Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten
Laborpersonal, das durch die Arbeit besonders gefährdet ist, sich mit Meningokokken zu infizieren
Kontaktpersonen einer Meningokokken-infizierten Person
Menschen, die in epidemische Länder reisen und dort Kontakt zu einheimischen Personen haben. Zum Beispiel Entwicklungshelfer*innen oder medizinisches Personal.
Zudem gibt es eine Impfempfehlung für Menschen, wenn regional gehäuft Meningokokken auftreten. Im speziellen Fall wird dazu das dortige Gesundheitsamt aufrufen.
Symptome von Meningokokkenerkrankungen
Bei vielen Menschen ruft eine Infektion mit Meningokokken ein starkes Krankheitsgefühl hervor. Häufige Symptome sind:
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Schüttelfrost
- Schwindel
- roter Ausschlag
- Nackensteifigkeit
- Übelkeit, Erbrechen
- Lichtempfindlichkeit
Bereits nach ein paar Stunden kann der Zustand lebensbedrohlich werden. Es entstehen unter anderem große Hauteinblutungen (Petechien). Kommt es zu einem septischen Verlauf, sind Blutdruckabfall und Organversagen mögliche Folgen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sehen die Symptome der Meningokokkeninfektion oft anders aus. Neben Fieber und Erbrechen können ebenso Schläfrigkeit und Krämpfe auftreten. Auch eine verhärtete Fontanelle (Spalte zwischen Schädelplatten bei Säuglingen) ist möglich.
Ansteckung mit Meningokokken
Außerhalb des Körpers sterben die Bakterien relativ schnell ab. Meistens werden Meningokokken durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Sprechen, Husten oder Niesen gelangen sie dann durch kleine Tröpfchen in die Luft und bei nahem Kontakt in den Nasen-Rachen-Raum des Gegenübers. Bei Berührung des Sekrets und anschließendem Kontakt mit dem eigenen Gesicht kann es ebenfalls zu einer Ansteckung kommen.
Die Inkubationszeit, also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht, beträgt in etwa drei bis vier Tage. Allerdings ist auch ein Zeitraum zwischen zwei und zehn Tagen möglich.
Meningokokken: Wie lange ansteckend?
Infizierte Menschen können bereits sieben Tage vor Ausbruch der Symptome ansteckend sein. Hat eine Antibiotika-Therapie begonnen, besteht nach zirka 24 Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr.
Folgen einer Meningokokkeninfektion
Eine Meningokokkenerkrankung führt in den meisten Fällen zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung). Bei über zwei Drittel der Fälle in Deutschland kommt es zu einer Sepsis. Davon wiederum verlaufen 10 bis 15 Prozent als eine schwere Form eines septischen Schocks, dem Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. Dieses ist gekennzeichnet durch Einblutungen in die Nebennieren und verläuft sehr oft tödlich.
Eine invasive Infektion mit Meningokokken kann selten auch zu folgenden Erkrankungen führen:
- Pneumonie (Lungenentzündung)
- Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
- Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut)
- Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- Arthritis (Gelenkentzündung)
- Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
Diagnose bei Verdacht auf Meningokokken
Leiden Personen an den typischen Symptomen, sollten sie umgehend ein Krankenhaus aufsuchen. Für eine genaue Diagnose entnehmen Ärzt*innen Blut und Liquor (Rückenmarksflüssigkeit), die im Labor auf vorhandene Erreger untersucht werden.
Ein Rachenabstrich ist dann sinnvoll, wenn bereits mit einer Therapie begonnen wurde, aber der genaue Erreger ermittelt werden muss.
Therapie einer Meningokokkenerkrankung
Sobald eine invasive Infektion mit Meningokokken nachweisbar ist, erfolgt sofort eine Therapie mit Antibiotika. Empfohlen werden Cephalosporine der Gruppe drei, insofern die Patient*innen keine Allergie gegen Penicillin haben.
Je nachdem wie sich das Krankheitsbild äußert, sind weitere Behandlungsmaßnahmen nötig. Bei einer Sepsis erfolgt auf jeden Fall eine Beobachtung und weitere Therapie auf der Intensivstation.
Enge Kontaktpersonen (insbesondere Haushaltskontakte) erhalten eine Chemoprophylaxe mit Antibiotika. Zusätzlich sollte, wenn möglich eine Impfung gegen Meningokokken erfolgen. Denn Untersuchungen zeigen, dass diese Personen trotz Antibiotikatherapie im folgenden Jahr ein erhöhtes Risiko haben, sich mit den Bakterien zu infizieren.
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