Mandelentzündung: Symptome und was tun bei Tonsillitis?
Eine Mandelentzündung (Tonsillitis) wird meist durch Streptokokken ausgelöst. Typische Symptome sind heftige Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Wie ansteckend ist die Mandelentzündung und was hilft neben Antibiotika noch?
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Kurzübersicht: Mandelentzündung
Definition: Entzündung der Mandeln im Rachen (Tonsillen). Die Rachenmandeln und Gaumenmandeln im Rachenring sind Teil des Immunsystems.
Symptome: Starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, geschwollene und gerötete Mandeln – oft mit weißen Flecken, Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl sowie geschwollene Lymphknoten am Hals
Diagnose: Anamnese sowie Rachenabstrich zur Erregerbestimmung
Ursachen: Häufig bakterielle Infektionen (z.B. Streptokokken), auch Viren können die Entzündung auslösen.
Behandlung: Schmerzlinderung und Fiebersenkung durch Medikamente sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bettruhe; Antibiotikum bei bakterieller Infektion
Hausmittel: Gurgeln mit Salzwasser, Tee und Brühe trinken, Halswickel sowie Lutschtabletten zur Linderung der Halsschmerzen
Artikelinhalte im Überblick:
Ist eine Mandelentzündung ansteckend?
Eine Mandelentzündung (Tonsillitis oder Angina tonsillaris) ist sehr ansteckend, vor allem eine eitrige Entzündung. Sie wird leicht durch eine Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen übertragen. Deshalb sollten Erkrankte möglichst wenig Kontakt mit anderen Menschen haben.
Wird eine Tonsillitis mit Antibiotika behandelt, klingen die Beschwerden jedoch meist schnell ab und Patient*innen sind nicht mehr ansteckend. Deshalb dürfen erkrankte Personen frühestens einen Tag nach Beginn der Antibiotika-Behandlung in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten und Schule oder an den Arbeitsplatz zurückkehren.
Mandelentzündung: Typisches Symptom sind Halsschmerzen
Das charakteristischste Anzeichen einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen. Betroffene haben vor allem beim Schlucken Beschwerden. Die Mandeln sind vergrößert und häufig sehr druckempfindlich. Auch die Lymphknoten seitlich des Unterkiefers und unterhalb des Ohrs sind vergrößert und von außen ertastbar.
Eine akute Mandelentzündung beginnt plötzlich und wird in der Regel von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet. Die Stimme klingt meist "teigig" oder "kloßig". Bei geöffnetem Mund sind gerötete und geschwollene Mandeln sichtbar. Sie sind "stippig", haben also einen fleckigen Belag mit Eiter. Durch die massive Vermehrung der Bakterien auf den Mandeln kommt es zu Mundgeruch.
Verschleppte Mandelentzündung – mögliche Symptome
Bleibt die akute Tonsillitis unbehandelt, kann sie als verschleppte Mandelentzündung bestehen bleiben. Die verschleppte Form kann verschiedene Symptome hervorrufen. Möglich sind
- ein erneuter Fieberanstieg wenige Tage nach einer akuten Tonsillitis,
- einseitige Schluckbeschwerden,
- stechende Ohrschmerzen und
- eine behinderte Mundöffnung.
Das Gaumenzäpfchen ist geschwollen und wölbt sich zur Seite.
Anzeichen der chronischen Mandelentzündung
Aus einer verschleppten Mandelentzündung kann sich eine chronische Tonsillitis entwickeln. Dabei tritt die Entzündung immer wieder auf oder bleibt in leichter Form dauerhaft bestehen. Im Gegensatz zur akuten Mandelentzündung zeigen sich bei der chronischen Tonsillitis keine oder nur leichte Beschwerden. Fieber und Unwohlsein kommen in der Regel nicht vor.
Betroffene leiden meist an wechselnden und überwiegend geringen Beschwerden wie einem kratzenden Hals, unangenehmem Mundgeruch, einem seltsamen Geschmack im Mund, dauerhaft vergrößerten Lymphknoten am Hals, leichten Schluckbeschwerden und Halsschmerzen wechselnder Stärke.
Behandlung: Was tun bei Mandelentzündung?
Eine akute Mandelentzündung heilt normalerweise nach einigen Tagen ab. Es empfehlen sich lediglich Medikamente, um die Schmerzen zu lindern. Dazu zählen Lutschtabletten mit oder ohne leicht betäubender Wirkung (Lokalanästhetika), fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente mit Ibuprofen oder Naproxen.
Zudem sollten sich Patient*innen körperlich schonen, am besten Bettruhe einhalten. Es ist sinnvoll, alle Getränke und Speisen zu vermeiden, die die entzündeten Mandeln zusätzlich reizen. Manchen Menschen helfen Eis und kalte Getränke, die Beschwerden beim Schlucken durch geschwollene Mandeln und Lymphknoten zu lindern.
Antibiotika zur Behandlung einer Mandelentzündung
Kinder und Jugendliche mit eitriger Mandelentzündung bekommen in der Regel ein Antibiotikum verschrieben. Erwachsene erhalten Antibiotika nach sorgfältiger Abwägung und je nach Schwere der Erkrankung, um unnötige Verschreibungen zu verhindern. Denn in vielen Fällen verkürzen die Medikamente den Krankheitsverlauf nur geringfügig. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff ist Penicillin.
Mandelentfernung bei chronischer Tonsillitis
Die bei der Therapie einer akuten Mandelentzündung angewendeten Maßnahmen zeigen bei einer chronischen Mandelentzündung keine Wirkung. Deshalb werden die Gaumenmandeln operativ entfernt (Tonsillektomie). Eine Entfernung der Mandeln ist deshalb wichtig, weil sich die Entzündungen in andere Organe ausbreiten und dort schwere Krankheiten hervorrufen können.
Auch wenn sich die Mandeln häufig entzünden, sollten sie entfernt werden. Bei Kindern raten Fachleute heute nach 5 bis 6 Mandelentzündungen zur Operation, bei Jugendlichen bei 3 bis 4 Entzündungen pro Jahr. Bei Kindern unter 6 Jahren ist oft eine Teilentfernung der Gaumenmandeln (Tonsillotomie) ausreichend.
Eine Tonsillektomie ist allerdings frühestens ab dem fünften Lebensjahr empfehlenswert, da die Gaumenmandeln eine wichtige Funktion bei der Ausbildung des Immunsystems haben. Der Eingriff verläuft meist komplikationslos. Bis etwa 14 Tage danach kann es zu Nachblutungen kommen, vereinzelt ist das Geschmacksempfinden kurzzeitig gestört.
Welche Hausmittel bei einer Mandelentzündung?
Gegen die Halsschmerzen bei einer Mandelentzündung können folgende Hausmittel helfen:
Gurgellösung: Gurgeln mit Salzwasser oder einer Lösung aus Thymian- oder Salbeitee
Wickel: wärmende Halswickel mit antibakteriell wirksamen Zwiebeln, Quark oder Kartoffelbrei
warme Getränke: langsam eine Tasse heiße Milch oder einen Halstee mit einem Teelöffel Honig trinken
Trinken: generell ausreichend trinken, um die Schleimhäute feucht zu halten
Fußbad: ansteigende Fußbäder, bei denen die Wassertemperatur langsam durch kontinuierliche Zugabe von heißem Wasser erhöht wird
Lutschbonbons sind ebenfalls hilfreich, damit die Schleimhäute im Hals gut befeuchtet werden. Betroffene sollten das Sprechen vermeiden und ihre Stimme möglichst schonen. Raucher*innen sollten während der Infektion nicht rauchen.
Ursachen für eine Mandelentzündung
Sowohl für die akute als auch chronische Mandelentzündung ist meist eine Infektion mit Streptokokken verantwortlich, seltener wird die Tonsillitis durch Viren ausgelöst. Streptokokken befinden sich natürlicherweise auf der Haut, auf Schleimhäuten und im Darm. Ist das Immunsystem geschwächt, können die Erreger sich ausbreiten und Infektionen verursachen.
Neben der Mandelentzündung lösen Streptokokken zahlreiche andere Infektionskrankheiten aus, beispielsweise Scharlach. Außerdem sind sie eine häufige Folgeerscheinung bei Infektionskrankheiten wie Pfeifferschem Drüsenfieber. In seltenen Fällen können auch andere Bakterien, etwa Pneumokokken oder Staphylokokken, Ursache für eine Tonsillitis sein.
Wenn vorangegangene akute Mandelentzündungen nicht vollständig ausheilen, können sie immer wieder aufflammen. Dadurch steigt das Risiko für eine chronische Mandelentzündung. Denn das Mandelgewebe vernarbt zunehmend und die Entzündung kann nicht mehr vollständig abheilen.
Diagnose bei Verdacht auf entzündete Mandeln
Eine durch Streptokokken ausgelöste Mandelentzündung ist keine harmlose Erkrankung, denn die Bakterien können weitere Organe wie die Ohren, die Lunge oder sogar die Hirnhaut befallen. Eine Tonsillitis gehört deshalb zur Diagnose und Therapie unbedingt in die Hände von Ärzt*innen.
Aufgrund der typischen Symptome kann eine Mandelentzündung recht schnell diagnostiziert werden. Nach einem Gespräch über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) folgt eine Untersuchung des Mund- und Rachenraums. Mandeln und Lymphknoten werden von außen abgetastet.
Zusätzlich kann ein Streptokokken-Schnelltest genutzt werden.
Bei einer chronischen Mandelentzündung sind zudem Vernarbungen im Gewebe der Mandeln deutlich sichtbar.
Weitere Untersuchungen bei Mandelentzündung
Auch der Bereich der Ohren- und Nebenhöhlen wird in der Regel ärztlich untersucht, um auszuschließen, dass gleichzeitig eine Mittelohrentzündung vorliegt oder die Nasennebenhöhlen ebenfalls betroffen sind.
In unklaren Fällen oder zum Ausschluss anderer Krankheiten können weitere Tests wie Blutuntersuchungen durchgeführt oder Gewebe der Rachenmandeln entnommen werden. Dies geschieht in der Regel aber erst, wenn die Mandelentzündung nach einigen Tagen nicht abgeheilt ist.
Typischer Verlauf und mögliche Komplikationen
Eine akute Mandelentzündung heilt mit der richtigen Behandlung in der Regel nach ein bis zwei Wochen komplikationslos ab. Wird mit Antibiotika behandelt, so müssen die verschriebenen Medikamente bis zum Ende eingenommen werden. Dies ist wichtig, damit alle krankmachenden Erreger abgetötet werden.
Andernfalls können Krankheitserreger im Körper verbleiben, andere Organe befallen und Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) verursachen. Zudem können die Bakterien eine Antibiotikaresistenz entwickeln.
Mögliche Folgen der chronischen Mandelentzündung
Zu den möglichen Komplikationen einer unbehandelten oder verschleppten eitrigen Mandelentzündung gehören wiederkehrende Entzündungen (rezidivierende Tonsillitis) oder eine chronische Tonsillitis. Dies kann zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen, wie
rheumatischem Fieber,
Nierenentzündung (Glomerulonephritis),
Herzentzündungen (Endo-, Myo-, Perikarditis) oder
Entzündungen der Gelenke (Gelenkrheumatismus).
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