Magenkrebs: Symptome sind anfangs unauffällig
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDer Magen wird innen von Schleimhaut ausgekleidet – aus diesen Zellen kann sich Magenkrebs entwickeln. Häufige Ursache ist ein Magengeschwür, oft ausgelöst durch Helicobacter pylori. Welche Symptome auf ein Karzinom hinweisen können und wie es behandelt wird.
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Kurzübersicht: Magenkrebs
Definition: Magenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Magenschleimhaut. Medizinisch wird sie auch als Magenkarzinom bezeichnet.
Symptome: Anfänglich oft unspezifisch, etwa Magenschmerzen, Übelkeit, anhaltende Appetitlosigkeit. Später sind ungewollter Gewichtsverlust, Schluckbeschwerden und Teerstuhl (dunkel gefärbter Stuhl durch Blutungen im Magen) möglich.
Ursachen: Risikofaktoren umfassen chronische Magenentzündungen und Magengeschwüre durch Infektionen mit Helicobacter pylori, eine genetische Veranlagung, Rauchen oder hoher Alkoholkonsum.
Diagnose: Körperliche Untersuchung, Magenspiegelung (Gastroskopie), Blutwerte und bei Bedarf bildgebende Untersuchungen des Bauchraumes.
Behandlung: Zur Therapie stehen eine chirurgische Entfernung des Tumors, Chemotherapie, Strahlentherapie sowie zielgerichtete Therapien zur Verfügung. Im fortgeschrittenen Stadium ist Magenkrebs schwierig zu behandeln.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Magenkrebs?
Bildet sich im Magen ein bösartiger Tumor, sprechen Fachleute von Magenkrebs (Magenkarzinom). Häufigster Typ des Magenkrebses ist das Adenokarzinom, das vom Drüsengewebe der Schleimhaut ausgeht. Deutlich seltener sind die vom lymphatischen Gewebe ausgehenden MALT-Lymphome sowie Tumoren der Weichteile, etwa gastrointestinale Stromatumoren (GIST).
Als frühes Magenkarzinom (early gastric cancer) werden Adenokarzinome des Magens bezeichnet, die auf die Schleimhaut (Mukosa) und die darunter liegende Schicht, die Submukosa, beschränkt sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob Lymphknoten befallen sind oder nicht.
Jährlich erkranken etwa 17.000 Frauen und Männer in Deutschland neu an Magenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt bei Frauen 75 Jahre. Männer erhalten die Diagnose Magenkrebs im Schnitt mit 71 Jahren.
Symptome, die auf Magenkrebs hindeuten können
Häufig verursacht Magenkrebs vor allem am Anfang nur wenige und eher uncharakteristische Beschwerden. Bei einem frühen Magenkarzinom können Verdauungsstörungen (Dyspepsie) als Symptom auftreten. Hierzu zählen
brennende, krampfartige oder dumpfe Schmerzen im Oberbauch,
häufiges Aufstoßen,
Sodbrennen und Völlegefühl sowie
ein "empfindlicher Magen" mit ausgeprägter Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel.
Auch eine neu auftretende Unverträglichkeit, zum Beispiel gegenüber Kaffee, Obst oder Alkohol, kann Anzeichen eines Magenkarzinoms sein. Da diese Symptome unspezifisch sind, werden sie oft für eine Lebensmittelunverträglichkeit gehalten.
Im fortgeschrittenen Stadium kann Magenkrebs Symptome verursachen, wie
- Erbrechen,
- Appetitlosigkeit,
- Schluckbeschwerden,
- Gewichtsverlust,
- Bauchschmerzen,
- Erschöpfung,
- Leistungsminderung und
- Blutarmut (Anämie).
Auch Bluterbrechen und Teerstühle (schwarzer Stuhlgang) können auftreten.
Diagnose von Magentumoren
Für die Diagnose erfragt der*die Arzt*Ärztin die Krankengeschichte und aktuell auftretende Symptome. Ergibt sich der Verdacht auf ein Magenkarzinom, wird eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt. Dabei wird ein biegsamer, etwa 1,2 Meter langer und einen Zentimeter dicker Schlauch (Endoskop) durch den Mund und die Speiseröhre in den Magen und Anfang des Dünndarms (Zwölffingerdarm) geschoben. An der Spitze des Schlauchs befindet sich eine Kamera, mit deren Hilfe die Schleimhaut im Inneren der Organe sichtbar gemacht wird.
Bei auffälligem Befund können mit einer kleinen Zange Gewebeproben (Biopsie) aus der Schleimhaut entnommen werden. Die Untersuchung verursacht keine Schmerzen. Allerdings kann es durch das Einführen des Endoskops zu einem unangenehmen Würgereiz kommen. Bei Bedarf kann deshalb vorher ein Beruhigungsmittel verabreicht werden.
Weitere Untersuchungen zur Diagnose von Magenkrebs
Wurde ein bösartiger Tumor der Magenschleimhaut festgestellt, bestimmen Ärzt*innen mithilfe bildgebender Verfahren das Stadium der Erkrankung:
Bei der Computertomographie (CT) lässt sich mithilfe eines Kontrastmittels die Ausdehnung des Tumors bestimmen. So zeigt sich, ob er bereits über die Schleimhaut und das darunter liegende Gewebe in die Magenmuskulatur eingewachsen ist oder Lymphknoten, größere Blutgefäße und umliegende Organe befallen hat.
Für den endoskopischen Ultraschall wird die Sonographie mit einer Magenspiegelung kombiniert. Vor allem die örtliche Ausdehnung des Tumors innerhalb der verschiedenen Schichten der Magenwand lässt sich damit gut überprüfen.
Röntgen und eventuell eine Spiegelung der Lunge (Bronchoskopie) dienen dem Aufspüren von Tochtergeschwülsten (Metastasen).
Eine Bauchspiegelung erfolgt in der Regel beim Verdacht, dass das Bauchfell betroffen sein könnte.
Außerdem wird eine Blutuntersuchung veranlasst. Dabei werden im Blut Tumormarker wie CEA (Carcinoembryonales Antigen) sowie CA 72-4 und CA 19-9 (cancer antigen) gemessen.
Krankheitsstadien bei Magenkrebs
Die Stadieneinteilung erfolgt mithilfe der sogenannten TNM-Klassifikation nach Größe und Ausbreitungsgrad des Tumors: T = Tumor, N = Befall von regionalen Lymphknoten, M = Metastasen in anderen Organen.
Tabelle: Einteilung der Stadien nach TNM-Klassifikation
Klassifikation | Merkmale |
T1 | Befall der Magenschleimhaut (Mukosa) und der darunter liegenden Submukosa |
T2 | Befall der unter der Schleimhaut liegenden Muskelschicht |
T3 | Befall der Tunica serosa, der äußersten Gewebsschicht |
T4 | Befall umliegender Strukturen |
N1 | 1-2 Lymphknoten befallen |
N2 | 3-6 Lymphknoten befallen |
N3a | 7-15 Lymphknoten befallen |
N3b | >15 Lymphknoten befallen |
M0 | Keine Fernmetastasen |
M1 | Befall anderer Organe |
Was die Entstehung eines Magenkarzinoms begünstigt
Nach aktuellem Forschungsstand sind eine Reihe an Ursachen und Risikofaktoren für Magenkrebs bekannt.
Die wichtigste Ursache ist eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis), woraus sich häufig zunächst ein Magengeschwür bildet. Hält die Entzündung an, kann sie bewirken, dass sich die Schleimhautzellen verändern und schließlich zu Krebszellen entarten. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Erreger Helicobacter pylori. Personen, die eine Infektion aufweisen, haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.
Weitere Auslöser:
Reflux: Das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux) kann die Entstehung von Krebserkrankungen im Übergangsbereich zwischen Speiseröhre und Magen fördern.
Ernährung: Eine obst- und gemüsearme Ernährungsweise erhöht das Erkrankungsrisiko. Grund ist vermutlich die antioxidative Wirkung der im Obst und Gemüse enthaltenen Vitamine und Pflanzenstoffe, etwa Vitamin C, E und Beta-Carotin. Ebenfalls als Risikofaktor für Magenkrebs gelten salzreiche Speisen sowie Fleisch, insbesondere gepökelte Fleischprodukte. Denn beim Pökeln von Fleischwaren werden Nitrat- und Nitritsalze verwendet, die sowohl beim Erwärmen als auch im Magen krebserregende Nitrosamine bilden.
Alkohol und Nikotin: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum erhöhen ebenfalls das Risiko für Magenkrebs.
genetische Vorbelastung: Untersuchungen belegen eine Häufung von Magenkrebs in manchen Familien. Verwandte ersten Grades von Patient*innen haben, wenn bestimmte erbliche Veränderungen im sogenannten E-Cadherin-Gen vorliegen, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, selbst an Magenkrebs zu erkranken. Die Krankheit tritt bei ihnen zudem deutlich früher in Erscheinung.
Behandlungsoptionen bei Magenkrebs
In fortgeschrittenen Stadien ist die Behandlung von Magenkrebs schwierig und die Überlebenschancen vergleichsweise niedriger als bei anderen Krebsarten. Etwa 33 Prozent der Patient*innen leben nach der Diagnose länger als fünf Jahre.
Die operative, teilweise Entfernung des Magens ist oft die primäre Behandlungsmethode. Um jegliches Krebsgewebe zu entfernen, ist häufig eine vollständige Magenentfernung notwendig. Meist ist danach eine relativ normale Ernährungsweise möglich – Betroffene sollten pro Tag fünf bis acht kleine Mahlzeiten statt großer Portionen essen.
Bei älteren Erkrankten kann in seltenen Fällen ein magenerhaltender Eingriff erfolgen, was allerdings die Prognose beeinträchtigt.
Bei Menschen mit aussichtsreicher Prognose wird häufig auch eine Entfernung der Lymphknoten empfohlen. Die Entscheidung hierfür hängt von Faktoren wie Tumorstadium, Alter und körperlicher Verfassung ab.
Chemotherapie und Bestrahlung
Eine auf 5-Fluorouracil basierende Chemotherapie nach einer Operation kann die Zeit ohne Krankheitssymptome verlängern und das Gesamtüberleben verbessern.
Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren kann eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie den Tumor verkleinern. Ein kleinerer Tumor lässt sich dann oft vollständig operativ entfernen.
Zielgerichtete Antikörpertherapie
Eine neuartige Behandlung für fortgeschrittenen, metastasierten Magenkrebs ist die zielgerichtete Therapie mit dem Antikörper Trastuzumab, der sich gegen HER2-Rezeptoren richtet. Diese sind bei etwa 20 Prozent der Magenkarzinome verstärkt vorhanden. Trastuzumab blockiert diese Rezeptoren, wodurch das Tumorwachstum gehemmt wird.
Diese Therapie, kombiniert mit Chemotherapie, ist für HER2-positive Tumoren mit Fernmetastasen zugelassen und verlängert das Leben im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie.
Palliative Therapie bei fortgeschrittenem Magenkrebs
Bei weit fortgeschrittenem Magenkrebs, der nicht mehr heilbar ist, zielt eine palliative Therapie darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern und Symptome wie Schmerzen, Schluckbeschwerden, Schwäche und Übelkeit zu lindern.
Ernährung spielt wichtige Rolle bei Vorbeugung
Es gibt präventive Maßnahmen, die das Risiko einer Magenkrebserkrankung reduzieren, jedoch nicht vollständig ausschließen können. Dazu zählen:
Eine Infektion mit Helicobacter pylori zu behandeln und den Erreger vollständig zu eliminieren kann grundsätzlich die Entstehung von Magenkrebs verhindern. Dies ist jedoch vor allem effektiv, wenn noch keine Krebsvorstufen in der Magenschleimhaut vorhanden sind.
Eine wichtige Rolle bei der Prävention von Magenkrebs spielt eine ausgewogene Ernährung. Insbesondere der häufige Verzehr stark gesalzener Speisen und ein geringer Konsum von frischem Gemüse und Obst sind als Risikofaktoren bekannt.
Rauchen ist ebenfalls ein bekannter Risikofaktor für Magenkrebs. Die krebsauslösenden Stoffe des Zigaretten- und Tabakrauchs gelangen über den Speichel in den Magen und erhöhen das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.
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