Magengeschwür: Anzeichen und Behandlung des Ulcus ventriculi
Die Ursachen für ein Magengeschwür sind vielfältig: Von übermäßigem Alkoholgenuss über das Bakterium Helicobacter pylori bis hin zu Stress. Unbehandelt greift der Ulcus ventriculi tiefe Schichten des Magens an und verursacht Beschwerden wie Schmerzen, Sodbrennen oder Übelkeit. Was gegen ein Magengeschwür hilft.
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Das Magengeschwür (Ulcus ventriculi) gehört zu den häufigsten Magenkrankheiten in Deutschland. Anfangs verläuft ein Magengeschwür oft ohne Symptome und bleibt deshalb unbemerkt. Eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) greift die Schleimhaut an und zerstört sie schrittweise. Daraus entsteht dann das Ulcus ventriculi.
Artikelinhalte im Überblick:
- Magengeschwür: Anzeichen
- H. pylori und andere Ursachen
- Diagnose des Ulcus ventriculi
- Magengeschwür: Behandlung
- Verlauf des Magengeschwürs
- Tipps: Magengeschwür vorbeugen
Anzeichen: Wie äußert sich ein Magengeschwür?
Vor allem zu Beginn verspüren viele Patienten keine Beschwerden und nehmen das Ulcus ventriculi nicht wahr. Ein Magengeschwür kann sich unter anderem durch folgende Symptome bemerkbar machen:
Appetitlosigkeit, Abneigung gegenüber bestimmten Speisen
Druckgefühl in der Magengegend, Magenkrämpfe
Sodbrennen, saures Aufstoßen
Völlegefühl, vor allem nach dem Essen
Oft werden Alkohol oder gebratene, stark gewürzte Speisen nicht vertragen. Diese Lebensmittel kurbeln die Säureproduktion des Magens an und verstärken die Schmerzen noch.
Helicobacter pylori: Häufig Ursache für Magengeschwür
Lange Zeit gingen Ärzte*Ärztinnen davon aus, dass die Ursachen eines Magengeschwürs ein Zuviel an Stress, Kaffee, Rauchen und Fastfood wären. Mitte der 1980er Jahre entdeckten zwei Wissenschaftler das Bakterium Helicobacter pylori als häufigen Verursacher des Ulcus ventriculi.
Im Magen-Darm-Trakt der meisten Menschen mit Ulcus ventriculi lässt sich H. pylori nachweisen. Es verursacht eine Entzündung der Magenschleimhaut, die ohne Behandlung immer weiter fortschreitet. Außerdem produziert der Körper vermehrt Magensäure, was die Entwicklung des Magengeschwürs förder.
Risikofaktoren für ein Magengeschwür:
Alkohol
Entzündungshemmende Schmerzmittel: Wer langfristig Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac einnimmt, besitzt ein erhöhtes Risiko.
genetische Faktoren
Rauchen (Nikotin)
psychische Belastungen und Stress verstärken die Produktion der Magensäure
Operationen, Unfälle oder schwere Verbrennungen können ein "Stressulkus" nach sich ziehen.
Magengeschwür per Magenspiegelung diagnostizieren
Zunächst befragt der*die Arzt*Ärztin im Rahmen der Anamnese die Krankengeschichte und mögliche Beschwerden. Auch der Lebensstil spielt eine wichtige Rolle. Die Antworten helfen dem Arzt bei der Einschätzung, ob ein Magengeschwür den Symptomen zugrunde liegen könnte.
Hat sich der Verdacht erhärtet, folgt eine Magenspiegelung (Gastroskopie). Ein*e Facharzt*ärztin Innere Medizin (Internist*in) oder für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologe*Gastroenterologin). Mittels Gastroskopie lässt sich ein Magengeschwür nachweisen und dessen Ausmaß sichtbar machen. Gleichzeitig kann eine Gewebeprobe (Biopsie) der Magenschleimhaut entnommen werden. So lässt sich feststellen, ob das Bakterium Helicobacter pylori der Verursacher ist. Die Biopsie zeigt auch, ob die Magenschleimhaut verändert ist und Magenkrebs (Magenkarzinom) vorliegt.
Behandlung: Welche Antibiotika bei Magengeschwür?
Gegen das Bakterium Helicobacter pylori können Antibiotika und Protonpumpeninhibitoren eingesetzt werden (Eradikationstherapie). Dafür werden meistens mehrere Antibiotika (Clarithromycin, Metronidazol, Levofloxacin, Tetracyclin und Amoxicillin) kombiniert, um die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen. Die Antibiotikatherapie dauert in der Regel sieben bis zehn Tage.
Ob die Antibiotikabehandlung erfolgreich war und alle Bakterien abgetötet wurden, kontrollieren Ärzte*Ärztinnen anhand eines speziellen Atemtests, dem 13C-Harnstoff-Atemtest. Dazu wird Harnstoff eingenommen, dessen Bausteine speziell markiert wurden. Später lassen sich diese von normalem Harnstoff mit Hilfe bestimmter Messgeräte unterscheiden. Helicobacter pylori setzt den Harnstoff im Rahmen seines Stoffwechsels in das Gas Kohlendioxid um. Dieses lässt sich in der Atemluft nachweisen.
Mit Medikamenten die Magensäureproduktion drosseln
Neuere Medikamente setzen direkt an der Produktion der Magensäure an und vermindern sie. Sie sind heute beim Magengeschwür die Arzneien erster Wahl.
Protonenpumpenhemmer (PPI): Sie drosseln die Aktivität eines bestimmten Enzyms in der Magenschleimhaut, das für die Magensäureproduktion zuständig ist. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Pantoprazol und Omeprazol. In niedrigen Dosierungen sind Protonenpumpenhemmer heute auch rezeptfrei in der Apotheke oder im Internetversandhandel erhältlich. Dennoch sollten sie nicht auf eigene Faust, sondern nur nach ärztlicher Empfehlung angewendet werden.
H2-Antihistaminika (H2-Rezeptor-Blocker): Die Medikamente blockieren die Andockstellen des Botenstoffs Histamin. Dieser ist an der Produktion und Freisetzung der Magensäure beteiligt. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Cimetidin und Ranitidin. H2-Antihistaminika lassen sich auch mit Protonenpumpenhemmern kombinieren.
Antazida neutralisieren die Magensäure
Schon lange sind Medikamente auf dem Markt, die Magensäure binden und neutralisieren, sogenannte Antazida wie der Wirkstoff Sucralfat. In der Magengeschwür-Behandlung haben sie aufgrund der neueren Medikamente an Bedeutung verloren und kommen nur noch selten zum Einsatz.
Hausmittel bei Magengeschwür
Magenschmerzen sollten nicht mit Schmerzmitteln behandelt werden, denn sie verschlimmern ein vorhandenes Magengeschwür vielleicht. Besser sind pflanzliche Mittel wie eine Rollkur mit Kamillentee (Tee trinken, hinlegen, einwirken lassen, dann langsam herumrollen), um die Magenschmerzen zu lindern. Auch Fenchel und Anis wirken beruhigend und schmerzlindernd auf den Magen.
Durch den Lebensstil lassen sich viele Beschwerden verhindern:
Auf Alkoholkonsum achten, nur mäßig Alkohol trinken und nicht an allen Tagen der Woche.
Kaffee nur in Maßen trinken, er reizt den Magen.
Nicht rauchen
Magenfreundlich essen: Speisen wählen, die gut verträglich sind und den Magen nicht belasten. Auf fettreiche Speisen besser verzichten.
Stress vermeiden: Wer häufig unter Stress leidet, versucht es mit Entspannungstechniken. Wirksam im Kampf gegen Stress sind Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Magengeschwür: Bei Komplikationen schnell zum Arzt
Prinzipiell kann ein Ulcus ventriculi auch ohne Behandlung abheilen, es dauert dann aber zwei bis drei Monate. Die Behandlung mit Säureblockern und Antibiotika verkürzt die Heilungsdauer erheblich. Die Dauer der Heilung hängt von der Größe und Tiefe des Ulcus und vom Lebensstil ab.
Komplikationen durch das Ulcus
Ohne ausreichende Behandlung kann das Ulcus ventriculi Blutungen verursachen. Bei einer leichten Blutung ist Blut im Stuhl nachweisbar. Ist die Blutung ausgeprägt, erbrechen Patienten Mageninhalt, der optisch wie Kaffeesatz aussieht. Der Stuhl kann dann die Farbe von Teer annehmen (schwarzer Stuhlgang). Es besteht Verblutungsgefahr!
Das Ulcus entwickelt sich oft am Magenausgang (Pylorus) beim Übergang in den Darm. An dieser Stelle kann die Schleimhaut anschwellen und den Magenausgang verengen. Mediziner bezeichnen diese Verengung als Pylorusstenose. Außerdem kann ein unbehandeltes Geschwür durchbrechen (Magendurchbruch). Dann gelangt Mageninhalt in den Bauchraum. Bei einem Magendurchbruch fühlt sich der Bauch bretthart an und die Patienten leiden unter sehr starken Oberbauchschmerzen . Ein durchbrochenes Ulcus ist immer ein Fall für den Notarzt!
Breitet sich das Geschwür vom Magen auf benachbarte Organe aus, etwa die Bauchspeicheldrüse, Milz oder Leber, kann es mit diesen Organen "verkleben". Auch hierbei handelt es sich um einen Notfall
Magengeschwür vorbeugen – die besten Tipps
Wer einen empfindlichen Magen hat, verzichtet besser auf Nikotin, Alkohol, sehr scharfe Speisen und bestimmte Medikamente. Wer langfristig Schmerzmittel aufgrund einer Krankheit einnehmen muss, achtet darauf, dass sie nicht die Magenschleimhaut angreifen.
Tipps bei Magenproblemen:
Lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt essen, statt eine große Mahlzeit, die den Magen belastet.
Essen nicht hastig in der Mittagspause herunter schlingen, besser für das Essen Zeit nehmen und die Mahlzeit genießen.
Schonkost ist kein Muss, aber jede*r Betroffene sollte probieren, welche Lebensmittel ihr*ihm gut bekommen. Fettreiche, gebratene, stark gewürzte und blähende (Hülsenfrüchte) Nahrungsmittel besser nur in Maßen genießen.
Viel Obst und Gemüse essen. Letzteres am besten schonend zubereiten, etwa durch Dünsten.
Öfter Fisch als Fleisch wählen. Wer gern Fleisch isst, greift besser zu fettarmen Sorten, zum Beispiel Geflügel (Hähnchen, Pute).
Ausreichend bewegen, denn körperliche Aktivität bringt die Verdauung in Schwung.
Häufiger zwischendurch entspannen, denn Stress schadet dem Magen.
Weitere Informationen finden Betroffene bei der Deutschen ReizdarmSelbsthilfe.
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