Lymphdrüsenkrebs: Symptome, Diagnose und Behandlung
Ein malignes Lymphom, umgangssprachlich auch Lymphknoten- oder Lymphdrüsenkrebs, bezeichnet eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems. Dazu zählen das Hodgkin-Lymphom und die Non-Hodgkin-Lymphome. Welche Anzeichen deuten auf Lymphdrüsenkrebs hin und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
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Bei malignen Lymphomen handelt es sich um vergleichsweise seltene Tumoren. An einem Hodgkin-Lymphom erkrankten 2018 in Deutschland etwa 1.100 Frauen und 1.440 Männer. Die Krankheit tritt oft zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Non-Hodgkin-Lymphome betreffen hingegen vor allem Menschen höheren Alters. Im Durchschnitt sind Frauen bei der Diagnosestellung 72 Jahre und Männer 70 Jahre alt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist ein Lymphom?
Unter dem Begriff maligne Lymphome verstehen Fachleute verschiedene Krebserkrankungen des lymphatischen Systems. Das Lymphsystem ist Teil des menschlichen Immunsystems. Es besteht aus lymphatischen Organen und Lymphgefäßen. Zu den lymphatischen Organen zählen Lymphknoten, Knochenmark, Milz, Thymus, Gaumen- und Rachenmandeln sowie lymphatisches Gewebe im Magen-Darm-Trakt. Die Lymphgefäße transportieren die Lymphflüssigkeit. Zentraler Bestandteil der Lymphflüssigkeit sind Lymphzellen (Lymphozyten). Dabei handelt es sich um weiße Blutkörperchen, die im Lymphsystem heranreifen.
Wichtige Lymphzellen sind die T- und B-Lymphozyten. T-Lymphozyten erkennen und markieren körperfremde Stoffe wie beispielsweise Viren und Bakterien, damit diese unschädlich gemacht werden können. B-Lymphozyten produzieren Antikörper zur Bekämpfung von Krankheitserregern und Fremdkörpern.
Maligne Lymphome entstehen, wenn eine Lymphzelle entartet und zu einer Krebszelle wird. Diese bösartig veränderten Lymphzellen sind funktionsunfähig, vermehren sich unkontrolliert und verdrängen die gesunden Zellen. Lymphdrüsenkrebs macht sich besonders an den Lymphknoten und der Milz bemerkbar, kann sich jedoch über das gesamte Lymphsystem ausbreiten und im Krankheitsverlauf andere Organe befallen.
Ursachen: Warum entsteht Lymphdrüsenkrebs?
Weshalb sich die Lymphozyten bei Lymphdrüsenkrebs krankhaft verändern, ist bisher nicht bekannt. Als mögliche Risikofaktoren gelten:
Infektionen: Bestimmte Krankheitserreger wie das Epstein-Barr-Virus (Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers) und das Bakterium Helicobacter pylori stehen im Verdacht, das Risiko für Lymphdrüsenkrebs zu erhöhen.
Intensiver Kontakt mit Schadstoffen: Langanhaltender Tabakkonsum oder radioaktive Strahlung können die Entstehung maligner Lymphome begünstigen.
Strahlen- und Chemotherapie: Infolge der Behandlungsformen kann es zu Zellveränderungen kommen, die das Risiko erhöhen, zu einem späteren Zeitpunkt ein Lymphom zu entwickeln.
Geschwächtes Immunsystem: Menschen mit HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation erkranken häufiger an Lymphdrüsenkrebs.
Genetische Faktoren: Fachleute haben bisher keine Erbanlagen gefunden, die eindeutig mit Lymphomen in Zusammenhang stehen. Allerdings konnten Expert*innen feststellen, dass das Krebsrisiko erhöht ist, wenn in der Familie häufiger bösartige Blutkrankheiten aufgetreten sind.
Formen von Lymphomen
Innerhalb der malignen Lymphome gibt es zwei große Gruppen: das Hodgkin-Lymphom (auch Morbus Hodgkin oder Lymphogranulomatose genannt) und die Non-Hodgkin-Lymphome.
Hodgkin-Lymphom: Es handelt es sich um eine eigenständige Lymphomart, die nach dem Arzt Sir Thomas Hodgkin benannt wurde. Das Hodgkin-Lymphom gehört zu den Krebsarten mit den höchsten Heilungschancen. Bei optimaler Behandlung können über 80 Prozent der Betroffenen geheilt werden.
Non-Hodgkin-Lymphome: Als Non-Hodgkin-Lymphome bezeichnen Fachleute alle malignen Lymphome, die kein Hodgkin-Lymphom sind. Sie können überall im Körper auftreten, sind aber häufig in Lymphknoten, der Milz, im Knochenmark oder im Verdauungstrakt lokalisiert. Zu der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome gehört auch die chronische lymphatische Leukämie (CLL) sowie das multiple Myelom (Knochenmarkkrebs). Beim multiplen Myelom vermehren sich Plasmazellen unkontrolliert und siedeln sich fälschlicherweise im Knochenmark an.
Der Begriff Non-Hodgkin-Lymphom wird in der Praxis zwar noch häufig verwendet, offiziell wird er zur Einteilung maligner Lymphome aber nicht mehr genutzt. Die Weltgesundheit WHO teilt Lymphome mittlerweile nach der zugrunde liegenden Lymphozytenart ein, also B-Zell-Lymphome und T-Zell-Lymphome. Beide Formen haben viele Unterformen. Für Fachleute ist vor allem die Unterscheidung wichtig, ob es sich um ein niedrig malignes Lymphom, das sich langsam über Jahre hinweg entwickelt, oder um ein hochmalignes, schnell wachsendes Lymphom handelt.
Symptome: Wie macht sich ein malignes Lymphom bemerkbar?
Die ersten Anzeichen eines Lymphdrüsenkrebses sind meist geschwollene Lymphknoten. Diese können in ganz unterschiedlichen Körperregionen auftreten, besonders häufig lassen sie sich jedoch an Hals und Nacken, im Schlüsselbeinbereich, in den Achselhöhlen, am Unterarm und in den Leisten feststellen. Diese Lymphknotenschwellungen sind meist schmerzlos. Die Schwellung fühlt sich im Allgemeinen fest an und kann deutlich sichtbar sein.
Außerdem treten bei Lymphdrüsenkrebs häufig folgende unspezifische Symptome auf:
- Fieber (ohne weitere Erkältungssymptome)
- Allgemeine Schwäche
- Leistungsminderung
- Nachtschweiß
- Unerklärlicher Gewichtsverlust
Je nach betroffenem Organ oder Gewebe können weitere Symptome dazukommen, wie Verdauungsbeschwerden, Atembeschwerden, Kopf- oder Knochenschmerzen. Mögliche Anzeichen sind außerdem eine hohe Infektanfälligkeit, Juckreiz am ganzen Körper, Hautrötungen, Blässe und punktartige Blutungen (Petechien). Leber und Milz können bei Lymphdrüsenkrebs vergrößert sein. Beim Hodgkin-Lymphom schmerzen bei einigen Betroffenen die Lymphknoten nach Alkoholkonsum (Alkoholschmerz).
Die Symptome zeigen sich in unterschiedlicher Stärke und treten nicht bei allen Betroffenen auf. Sie können auch im Zusammenhang mit anderen, völlig harmlosen Erkrankungen stehen.
Wie wird Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert?
Bei Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs sollte zunächst die Hausarztpraxis aufgesucht werden, von der Betroffene an eine*einen Fachärztin*Facharzt der Onkologie (Bereich der Medizin, der sich auf Tumorerkrankungen spezialisiert) überwiesen werden können. Nach einer ausführlichen Befragung zu den Beschwerden und der Krankengeschichte (Anamnese) folgt eine körperliche Untersuchung, bei der Lymphknoten und Bauch abgetastet und die Mandeln begutachtet werden. Anschließend können weitere Untersuchungen durchgeführt werden:
Blutuntersuchung: Bei Lymphdrüsenkrebs kommt es zu typischen Veränderungen der Blutwerte, etwa Blutarmut (Anämie), ein Mangel an Blutplättchen und ein Mangel an funktionierenden Abwehrzellen.
Feingewebliche Untersuchung einer Gewebeprobe: Um eine definitive Diagnose stellen zu können, entnehmen Mediziner*innen betroffenes Gewebe (zum Beispiel einen Lymphknoten) und lassen die Probe im Labor analysieren. Dabei lässt sich auch feststellen, ob es sich um ein Hodgkin- oder ein Non-Hodgkin-Lymphom handelt.
Bildgebende Verfahren: Hat sich der Verdacht auf ein malignes Lymphom bestätigt, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dadurch lässt sich erkennen, ob und wie weit sich der Lymphdrüsenkrebs im Körper ausgebreitet hat. Zur Anwendung kommen Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronenemissionstomografie (PET).
Behandlung von Lymphdrüsenkrebs
Die Therapie hängt von der Art und dem Stadium des malignen Lymphoms sowie dem Alter und dem Gesundheitszustand des*der Betroffenen ab.
Bei Patient*innen mit einem langsam wachsenden (niedrig malignen) Lymphom kommt die Strategie des vorsichtigen Abwartens ("watch and wait") infrage. Es werden regelmäßige Kontrollen durchgeführt und untersucht, ob die Erkrankung fortschreitet. Ist eine Behandlung notwendig, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die teilweise auch miteinander kombiniert werden:
Antikörpertherapie
Als Standardtherapie bei langsam fortschreitenden Lymphomen gilt eine Kombination aus Chemotherapie und der Behandlung mit Antikörpern. Antikörper sind spezielle Eiweißmoleküle, die Krebszellen erkennen, sich an sie binden und in ihrem Stoffwechsel behindern.
Eine örtliche Bestrahlung ist möglich, wenn das Lymphom langsam wächst und örtlich begrenzt ist. Auch eine Operation kann unter Umständen notwendig sein. Als alleinige Therapie sind chirurgische Eingriffe aber nicht ausreichend, da Lymphome meist den ganzen Körper betreffen – selbst wenn entartete Lymphozyten nur an wenigen Körperstellen direkt nachweisbar sind.
Stammzelltransplantation bei Lymphomen
Hat die Therapie keinen ausreichenden Erfolg oder kommt es zu einem Rückfall, kann eine Stammzelltransplantation helfen.
Bei der autologen Stammzelltransplantation werden dem*der Erkrankten Blutstammzellen entnommen. Blutstammzellen sind Zellen, aus denen sich alle Blutzellen entwickeln. Sie können aus dem Knochenmark oder Blut gewonnen werden. Anschließend erhält die*der Patient*in eine hochdosierte Chemotherapie, zum Teil kombiniert mit einer Ganzkörperbestrahlung. Diese zerstört im Idealfall alle erkrankten Zellen, schädigt allerdings auch die blutbildenden Körperzellen stark. Durch die Rückübertragung der körpereigenen Stammzellen kann sich erneut eine ausreichende Anzahl an gesunden Blutzellen bilden.
Bei der allogenen Stammzelltransplantation erhält der*die Patient*in nach der hochdosierten Chemotherapie Blutstammzellen einer*eines Spenderin*Spenders. Dabei müssen bestimmte Gewebemerkmale mit denen des Empfängers übereinstimmen, damit die Abwehrreaktionen nicht zu stark ausfallen. Eine Stammzelltransplantation ist ein belastendes Therapieverfahren. Chancen und Risiken der Behandlung müssen gut abgewogen werden.
Verlauf und Heilungschancen bei Lymphdrüsenkrebs
Verlauf und Heilungschancen sind abhängig von der Art des Lymphoms, dem Zeitpunkt der Diagnose und dem Allgemeinzustand der*des Patientin*Patienten.
Etwa 30 Prozent der Non-Hodgkin-Lymphome verlaufen rasch und haben trotz sehr intensiver Behandlungen häufig eine schlechte Prognose. Hodgkin-Lymphome sind hingegen gut therapierbar. Die Heilungschancen sind bei rechtzeitigem Therapiebeginn gut, die relative Überlebenschance nach fünf Jahren entspricht etwa 91 Prozent bei Frauen und 81 Prozent bei Männern. Auch bei langsam wachsenden Non-Hodgkin-Lymphomen bestehen gute Überlebenschancen.
Allgemein gilt, dass eine frühe Diagnose die Lebenserwartung deutlich erhöht. Wird der Lymphdrüsenkrebs früh entdeckt, können oft schonendere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen. Im Vordergrund der Nachsorge steht daher auch das rechtzeitige Erkennen von Rückfällen. Je früher die erneute Therapie beginnt, desto besser sind die Heilungschancen.
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Expertenrat Innere MedizinLymphom/ oder Abzess?14.05.2010 | 07:29 Uhr
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