Lungenödem: Was tun gegen Wasser in der Lunge?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDas Lungenödem, auch als Wasserlunge bezeichnet, ist eine übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge. Neben Herzkrankheiten gibt es weitere Ursachen, die zu Wasser in der Lunge führen. Mit Medikamenten und Sauerstoff lässt sich das Lungenödem behandeln – man sollte jedoch schnell handeln.
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Kurzübersicht
Was ist ein Lungenödem? Sammelt sich Flüssigkeit in den feinen Lungenbläschen, sprechen Fachleute von einem Lungenödem (Wasserlunge).
Behandlung: Gegen Wasser in der Lunge gibt es verschiedene Therapieoptionen. Zunächst den Oberkörper der betroffenen Person hochlagern und Sauerstoff verabreichen. Liegt eine Grunderkrankung des Herzens vor, wird diese medikamentös behandelt. Ansonsten gibt es verschiedene Wirkstoffe, die bei einem Lungenödem hilfreich sind.
Symptome: Husten, Luftnot, rasselnde Atemgeräusche, Zyanose der Lippen oder Schmerzen im Brustkorb sind häufig.
Ursachen: Häufiger Grund sind Herzkrankheiten, doch auch in der Höhe kann sich Wasser in der Lunge sammeln. Dann ist von einem Höhenlungenödem die Rede, das gefährlich werden kann.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist ein Lungenödem?
Bei einem Lungenödem sammelt sich Flüssigkeit in den Lungenbläschen (Alveolen). Das sind unzählige kleine Aussackungen in der Lunge, in denen der Gasaustausch stattfindet: Sauerstoff wird aus der eingeatmeten Luft aufgenommen, Kohlendioxid in die Luft abgegeben und anschließend ausgeatmet. Sammelt sich Flüssigkeit bei einem Lungenödem in den Alveolen an, kann deren normale Funktion gestört werden.
Mechanismen, die zu einem Lungenödem führen können, sind oft einerseits ein erhöhter Druck in den Gefäßen und andererseits eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße. Ein Lungenödem kann plötzlich (akut) auftreten – dann ist es ein medizinischer Notfall, der am besten in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt werden sollte.
Fachleute unterscheiden zwei Arten der Wasserlunge:
Kardiales Lungenödem: Ein erhöhter Druck entsteht häufig durch eine Herzschwäche beziehungsweise Herzinsuffizienz. In diesen Fällen wird die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge kardiales oder kardiogenes Lungenödem genannt. Das linke Herz, das sauerstoffreiches Blut aus den Lungen aufnimmt und in den Körper pumpt, kann oft nicht mehr richtig arbeiten. Das Blut staut sich bis in die Lungen zurück und erhöht dort den Druck. Flüssigkeit tritt aus den Kapillaren, den kleinsten Blutgefäßen, aus und kann bis in die Alveolen gelangen – ein Lungenödem entsteht.
Nicht-kardiales Lungenödem: Lungenödeme aufgrund durchlässiger Lungengefäße sind in der Regel nicht durch Herzkrankheiten bedingt. Die daraus resultierenden Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen werden daher häufig als nicht-kardiale (nicht-kardiogene) Lungenödeme bezeichnet. Die Durchlässigkeit der Lungengefäße bei einem nicht-kardialen Lungenödem kann zum Beispiel durch einen allergischen Schock, das Einatmen von Reizgasen oder eine Vergiftung (toxisches Lungenödem) entstehen. Auch ein akutes Nierenversagen kann durch eine erhöhte Ansammlung von Wasser im Körper zu einem Lungenödem führen, ebenso Infektionen oder der Aufenthalt in großen Höhen (Höhenkrankheit).
Behandlung des Lungenödems: Symptome rasch lindern
Häufig beginnt die Therapie des Lungenödems damit, die Symptome zu lindern (symptomatische Therapie). So ist es sinnvoll, den Oberkörper der betroffenen Person hochzulagern und die Beine hängen zu lassen. Das erleichtert die Atmung.
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Therapie des Lungenödems ist die Gabe von Sauerstoff. Dieser kann zum Beispiel über Gesichtsmasken oder eine Nasensonde verabreicht werden. Die Nasensonde ist ein flexibler Plastikschlauch mit zwei Öffnungen, sodass der Sauerstoff über beide Nasenlöcher ins Lungengewebe gelangen kann. Manchmal ist es notwendig, eine Beatmungsmaschine zur Therapie des Lungenödems einzusetzen. Auch die Einführung einer Röhre (Tubus) in die Luftröhre kann erforderlich werden, um die Person zu beatmen.
Medikamentöse Behandlung
Je nach Zustand der Person und der Ursache für das Lungenödem können verschiedene Medikamente eingesetzt werden.
"Vorlastsenker" wie Nitroglyzerin oder Diuretika: Nitroglyzerin weitet die Gefäße, sodass der Druck in den Lungengefäßen und im Herzen sinkt. Diuretika erhöhen die Ausscheidung von Wasser über die Nieren und führen ebenfalls dazu, dass der Druck in Herz und Lunge abnimmt.
"Nachlastsenker" weiten die Gefäße im Körper und senken so die Belastung für das Herz. Dazu gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Enalapril oder Captopril.
Zur Behandlung einer Grunderkrankung wie Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Bluthochdruck stehen Medikamente wie Betablocker oder Gerinnungshemmer zur Verfügung.
Haben eingeatmete Rauchgase zum Wasser in der Lunge geführt, bietet sich zur Therapie des Lungenödems die Gabe von Glukokortikoiden an. Diese Medikamente wirken den Entzündungen entgegen.
Beruhigende Medikamente wie Morphin sollen Angst und Kurzatmigkeit lindern. Allerdings sind Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Bei Menschen mit zu niedrigem Blutdruck oder zu flacher beziehungsweise langsamer Atmung (Atemdepression) dürfen sie nicht zur Therapie des Lungenödems eingesetzt werden.
Therapie bei Höhenlungenödem
Treten bei Bergwanderungen in Höhen über 2.400 Meter Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Husten, Atemnot oder Flüssigkeitsansammlungen in relativ leichter Form auf, sollten sich Betroffene 600 bis 900 Meter herab begeben. Das kann die Beschwerden lindern. Sind die Symptome stärker ausgeprägt und liegt der Verdacht auf ein Höhenlungenödem vor, benötigen die Betroffenen oft Hilfe, um aus den hohen Lagen nach unten zu gelangen, und auch medizinische Betreuung. Höhenlungenödeme können lebensbedrohlich sein und sollten daher nicht unterschätzt werden.
Was man mit Lungenödem selbst tun kann
Personen mit einer Flüssigkeitseinlagerung in der Lunge aufgrund von Herzerkrankungen (kardiales Lungenödem) wird empfohlen, sich regelmäßig zu wiegen. So können sie Gewichtszunahmen, die möglicherweise durch Ödeme entstehen, erkennen und ärztlichen Rat einholen.
Oft wird eine salzarme Ernährung empfohlen. Daran sollten sich Betroffene halten und sich von Ernährungsexpert*innen beraten lassen. Außerdem ist es ratsam, die verschriebenen Medikamente wie verordnet einzunehmen und sich an die ärztlichen Empfehlungen bezüglich Ernährung, Gewicht und körperlicher Aktivität zu halten.
Symptome des Lungenödems: Wasser in der Lunge erkennen
Wesentliche Symptome des Lungenödems sind Husten und Luftnot. Der Husten kann von schaumigem Auswurf (Sputum) begleitet sein, dem möglicherweise auch Blut beigemengt ist.
Weitere Symptome des Lungenödems können zum Beispiel
- schnelle und/oder flache Atmung
- Luftnot bis hin zur Erstickungsangst,
- von außen wahrnehmbare Atemgeräusche,
- blasse Haut,
- Blaufärbung der Lippen (Zyanose),
- Angst,
- Schweißausbrüche,
- Schmerzen im Brustkorb sowie
- Herzrhythmusstörungen wie schneller und unregelmäßiger Herzschlag sein.
Bei sehr schweren Lungenödemen sind unter Umständen Atemgeräusche wie Rasseln zu hören. Der Blutdruck kann, abhängig von der Ursache, zu hoch oder zu niedrig sein. Ist ein anhaltendes (chronisches) Lungenödem bereits bekannt, sind plötzliche Verschlechterungen der Beschwerden wichtige Gründe, so schnell wie möglich ärztliche Hilfe zu konsultieren.
Symptome des akuten Lungenödems
Bei einem akuten Lungenödem setzen die Beschwerden plötzlich ein. Zu den möglichen, plötzlich auftretenden Symptomen des Lungenödems gehören:
- extreme Kurzatmigkeit oder Schwierigkeiten beim Atmen
- Erstickungsgefühl, Angst, Unruhe
- Husten mit schaumigem, zum Teil blutigem Auswurf
- Schweißausbrüche, blasse Haut
- Brustkorbschmerzen und schneller, unregelmäßiger Herzschlag
In diesen Fällen sollten Betroffenen möglichst schnell eine*n Ärzt*in aufsuchen, am besten in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Lungenödeme können schwerwiegende Folgen haben, wenn sie nicht behandelt werden.
Lungenödem durch Herzmuskelschwäche
Symptome beim Lungenödem, die sich langsam entwickeln, sind oft durch eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) bedingt. Schleichend an Intensität zunehmende Symptome des Lungenödems sind beispielsweise:
- Luftnot bei körperlicher Belastung, wobei diese erst bei schwerer, später auch bei leichter Belastung oder in Ruhesituationen auftreten kann
- Gewichtszunahme durch Flüssigkeitseinlagerungen im Körper, vor allem in den Beinen
- Schwierigkeiten beim Atmen im Liegen
- Nächtliches Erwachen aufgrund von Atemnot, die sich durch Aufsetzen bessert
- Appetitverlust, Müdigkeit
Warum kommt es zu Wassereinlagerungen in der Lunge?
Einem Lungenödem können verschiedene Auslöser zugrunde liegen. Die häufigste Ursache des Lungenödems ist eine Herzerkrankung. Verschiedene Erkrankungen können dazu führen, dass das Herz nicht mehr voll funktionsfähig ist und ausreichend Blut in den Körper beziehungsweise aus der Lunge pumpt. Dies kann zu einem kardialen oder kardiogenen Lungenödem führen. Dabei steigt durch den Blutrückstau der Druck in den Blutgefäßen der Lunge an, was schließlich dazu führt, dass Flüssigkeit aus den Blutgefäßen austritt und zunächst in das Bindegewebe der Lunge gelangt. Es dringt später bis in die Alveolen vor und beeinträchtigt dort den Gasaustausch. Zu den Herzkrankheiten, die Ursache des Lungenödems sein können, zählen zum Beispiel:
- koronare Herzkrankheit (KHK), die mit Durchblutungsstörungen der für die Versorgung des Herzens verantwortlichen Gefäße (Herzkranzgefäße) einhergeht
- chronische Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzklappenerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
Nicht-kardiales Lungenödem kann viele Ursachen haben
Neben Herzerkrankungen kommen weitere Auslöser als Ursache des Lungenödems in Frage. Ein nicht-kardiales Lungenödem kann beispielsweise verursacht werden durch:
- infektiöse Lungenentzündung
- Entzündungen der Lunge, die durch das "Verschlucken" (Aspiration) von Mageninhalt bedingt sind
- Einatmen giftiger Stoffe wie Rauchgase
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Nebenwirkungen von Medikamenten oder Drogen
Nierenerkrankungen
Manche Mediziner*innen fassen die nicht-kardialen Lungenödeme unter dem Begriff des akuten respiratorischen Distress-Syndroms des Erwachsenen (ARDS) zusammen. Andere verstehen unter ARDS das plötzliche Auftreten eines Lungenödems zusammen mit einem massiven Einstrom von Entzündungszellen in die Lungen. Auslöser dafür können zum Beispiel schwere Verletzungen, eine Blutvergiftung oder eine Lungenentzündung (Pneumonie) sein.
Lungenödem durch dünne Bergluft
Eine weitere mögliche Ursache des Lungenödems ist der Aufenthalt oder schnelle Aufstieg in große Höhen über 2.400 Metern. Das Höhenlungenödem gehört zu den häufigsten durch dünne Bergluft verursachten Erkrankungen. Heidelberger Forschende haben mögliche Ursachen des Lungenödems in großen Höhen entdeckt. Sie konnten bei 34 Bergsteiger*innen unterschiedliche Konzentrationen bestimmter Substanzen im Blut in großen Höhen und im Flachland nachweisen. So waren die Blutwerte von Stickstoffmonoxid, das die Gefäße weit stellt, in den hohen Lagen deutlich niedriger als im Flachland. Umgekehrt ließen sich für die Substanz Endothelin-1, die Gefäße eng stellt, höhere Konzentrationen in den Bergen feststellen. So könnte es in hohen Lagen zu einer Engstellung der Gefäße kommen, wodurch sich der Druck erhöht und ein Lungenödem entsteht.
Diagnose des Lungenödems
Der erste Schritt zur Diagnose des Lungenödems ist die ausführliche Anamnese der Betroffenen. Dabei erkundigt sich der*die Arzt*Ärztin nach den Beschwerden, wann sie aufgetreten sind oder wie lange sie schon bestehen. Weiterhin ist von Interesse, ob Vorerkrankungen bestehen oder ob regelmäßig Medikamente eingenommen werden. Danach folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Unter anderem werden dabei Lunge und Herz mit dem Stethoskop abgehört, der Puls gemessen und nach weiteren Flüssigkeitseinlagerungen, zum Beispiel in den Beinen gesucht.
Methoden zur Diagnose des Lungenödems:
Die Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Röntgenthorax) kann das Lungenödem beziehungsweise typische Zeichen, die mit einem Lungenödem einhergehen, abbilden.
Blutanalysen können dazu dienen, den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt des Bluts festzustellen.
Ein Elektrokardiogramm (EKG) kann verschiedene Krankheiten des Herzens anzeigen, wie Herzrhythmusstörungen oder einen Herzinfarkt.
Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) ermöglicht es, das Organ genauer anzuschauen und zu analysieren, um so Probleme zu erkennen.
Herzkatheteruntersuchungen können notwendig werden, um die Ursachen von Lungenödemen herauszufinden. Der Rechtsherzkatheter dient oft dazu, den Druck in den Lungengefäßen zu messen. Ein Linksherzkatheter ermöglicht die Untersuchung des linken Herzens und der Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen.
Wie lässt sich Wasser in der Lunge vermeiden?
Herzkrankheiten sind die häufigsten Ursachen von Wasser in der Lunge. Daher ist es wichtig, zum Vorbeugen des Lungenödems Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Fettstoffwechselstörungen oder Übergewicht zu kontrollieren. Dazu gehört ein gesunder Lebensstil:
ausreichend Bewegung: Empfohlen werden etwa 30 Minuten körperliche Aktivität am Tag wie Spaziergänge oder Radfahren. Ist man Bewegung jedoch nicht (mehr) gewöhnt, sollte langsam begonnen und die Belastung schrittweise erhöht werden.
ausgewogene Ernährung: Sie schließt viel Obst und Gemüse ein, zudem sollte sie möglichst fettreduziert sein und Salz nur in Maßen enthalten sein. Fisch liefert gesunde Omega-Fettsäuren und sollte nach Möglichkeit ebenfalls auf dem Speiseplan stehen.
Übergewicht abbauen: Normalgewichtig zu werden oder zu bleiben, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und damit für ein Lungenödem deutlich senken.
Nicht Rauchen: Mit dem Rauchen aufzuhören, schont Herz, Lunge und Gefäße.
Bestehen bereits Krankheiten wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen, dient es dem Vorbeugen des Lungenödems, die empfohlene medikamentöse Therapie und angeratene Lebensstiländerungen einzuhalten.
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