Lungenkrebs – Ursachen, Heilungschancen und Lebenserwartung
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftLungenkrebs ist eine der bösartigsten Krebsarten und wird in circa 85 Prozent der Fälle durch Rauchen verursacht. Lesen Sie hier alles über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen des Bronchialkarzinoms.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie hoch ist die Chance auf Heilung bei Lungenkrebs? Die Prognose ist abhängig von der Art des Bronchialkarzinoms und dem Stadium der Erkrankung, insgesamt aber eher schlecht.
Wohin streut Lungenkrebs als erstes? Über Blut- und Lymphbahnen kann Lungenkrebs sich in den ganzen Körper ausbreiten. Meist greift er zunächst von einem auf den anderen Lungenflügel über.
Wie lange hat man bei Lungenkrebs noch zu leben? Über die Hälfte der Betroffenen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Bronchialkarzinom, die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt unter 20 Prozent.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Lungenkrebs?
Lungenkrebs (Bronchialkarzinom, Lungenkarzinom) ist eine bösartige Veränderung des Gewebes in der Lunge beziehungsweise in den Bronchien. Ein Karzinom kann sich in allen Teilen der Lunge entwickeln, am häufigsten jedoch in den oberen Bereichen der Lungenflügel. Denn diese Regionen werden bei der Atmung stärker belüftet und sind daher mehr schädlichen Substanzen ausgesetzt.
Fachleute unterscheiden anhand des Aussehens der Tumorzellen unter dem Mikroskop zwei Hauptformen des Lungenkrebses:
nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC): Etwa 80 von 100 Personen mit Lungenkrebs haben diese Form. Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs entsteht entweder aus Zellen der Lungenbläschen (Adenokarzinom) oder aus der Schleimhaut von Lunge und Bronchien (Plattenepithelkarzinom). Diese Form des Krebses wächst langsamer als kleinzellige Lungentumoren.
kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC): Diese Form ist besonders bösartig, da sie sich sehr schnell im Körper ausbreitet und Metastasen bildet. Der kleinzellige Lungenkrebs wird häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, was die Heilungsaussichten erschwert.
Symptome von Lungenkrebs
Lungenkrebs entwickelt sich oft schleichend und verursacht in den frühen Stadien selten Beschwerden. Deshalb wird er häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Dennoch gibt es bestimmte Symptome, die auf ein Bronchialkarzinom hinweisen können und ärztlich abgeklärt werden sollten:
- langanhaltender Husten
- Bronchitis oder Erkältung, die trotz Medikamenten nicht abheilen
- Atembeschwerden
- Brustschmerzen
- Heiserkeit
- blutiger Auswurf
- Abgeschlagenheit
- Fieber
- Nachtschweiß
- Appetitlosigkeit
- starker Gewichtsverlust
In späteren Krankheitsstadien können Metastasen (Tochtergeschwülste) auftreten, die weitere Symptome verursachen. Besonders beim kleinzelligen Bronchialkarzinom können Metastasen im Gehirn entstehen – diese machen sich bemerkbar durch:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Seh- und Gleichgewichtsstörungen
- Krampfanfälle
- Lähmungen
Lesetipp: Mehr über Frühwarnzeichen, Symptome und Beschwerden bei Bronchialkarzinomen
Ursachen und Risikofaktoren für Lungenkrebs
Lungenkrebs wird durch verschiedene Faktoren begünstigt, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Rund 85 Prozent aller Erkrankungen sind auf das Rauchen zurückzuführen. Besonders gefährdet sind Personen, die schon in jungem Alter mit dem Rauchen begonnen haben und viele Zigaretten über einen langen Zeitraum rauchen. Wirken schädliche Stoffe über einen längeren Zeitraum auf die Schleimhäute der Lunge ein, begünstigt das die Entstehung von Tumorzellen.
Auch der passive Konsum, also das Einatmen von Tabakrauch durch Nichtraucher*innen, ist gefährlich: Fachleute schätzen, dass in Deutschland jährlich etwa 300 Menschen an Lungenkarzinomen sterben, weil sie passiv mitgeraucht haben.
Weitere Risikofaktoren sind:
berufsbedingte Risiken: Einige Schadstoffe, die am Arbeitsplatz eingeatmet werden, können Lungenkrebs verursachen. Dazu zählen unter anderem Asbest, Arsen und polyzyklische Kohlenwasserstoffe. Besonders gefährdet sind Personen, die in der Bau- oder Textilindustrie arbeiten.
Lungenerkrankungen: Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Tuberkulose, Lungenfibrose oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) haben ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.
Umwelteinflüsse: Zu den umweltbedingten Risikofaktoren gehören Feinstaub aus der Industrie oder von Dieselfahrzeugen sowie das natürlich vorkommende Edelgas Radon.
erbliche Faktoren: Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle bei der Entstehung von Lungenkrebs, allerdings in geringerem Maße.
Lungenkrebs: Untersuchungen und Diagnose
Bei Verdacht auf Lungenkrebs wird der*die Patient*in zunächst ausführlich nach Beschwerden und möglichen Risikofaktoren wie Vorerkrankungen befragt (Anamnese). Danach erfolgt eine eingehende körperliche Untersuchung, bei der vor allem Herz und Lunge abgehört werden und eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt wird.
Erhärtet sich hierbei die Vermutung, dass ein Lungenkarzinom vorliegt, werden weitere Untersuchungen angeordnet:
Laboruntersuchungen: Blut und Auswurf werden im Labor untersucht. Tumormarker im Blut können Hinweise auf das Vorhandensein eines Bronchialkarzinoms geben, im abgehusteten Schleim (Sputum) lassen sich möglicherweise abnorme Zellen nachweisen, die auf einen Tumor hinweisen.
Bronchoskopie: Bei dieser Untersuchung wird ein biegsames Rohr über Nase und Luftröhre bis in die Bronchien eingeführt. Über ein optisches Gerät am Ende des Endoskops können die Schleimhäute betrachtet, Sekret und Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden.
Feinnadelbiopsie: Wenn der verdächtige Bereich für eine Bronchoskopie nicht zugänglich ist, wird eine Feinnadelbiopsie durchgeführt. Dabei wird eine lange, dünne Nadel durch die Brust bis in den verdächtigen Bereich vorgeschoben und Gewebe entnommen. Dies geschieht meist unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle.
bildgebende Verfahren: Mit Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Knochenszintigraphie und/oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) wird die Ausdehnung des Tumors erfasst und nach eventuell vorhandenen Metastasen gesucht.
Stadien von Lungenkrebs
Der Behandlungsplan ist abhängig vom Stadium des Tumors. Die Einteilung der Stadien erfolgt nach dem sogenannten TNM-System. Dabei steht
- "T" für die Größe des Tumors,
- "N" für Anzahl und Lokalisation der befallenen Lymphknoten und
- "M" für Fernmetastasen in anderen Organen.
Unterschieden werden T1-4, N0-3 und M0-1. So bedeutet T1 N0 M0 beispielsweise: kleiner Tumor, keine Lymphknoten befallen und keine Fernmetastasen vorhanden.
Lungenkarzinom behandeln
Die Therapie von Bronchialkarzinomen hängt stark von der Art und dem Stadium der Erkrankung ab. Oft wird eine Kombination verschiedener Therapien angewendet, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Zusätzlich ist es wichtig, begleitende Symptome wie Atemnot, Husten und Schmerzen zu lindern und eine oft vorliegende chronische Bronchitis zu behandeln.
Therapie des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms
Erste Wahl bei der Behandlung des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms ist eine operative Entfernung des Tumors. Leider ist eine solche Operation nur bei circa 25 Prozent der Betroffenen möglich – bei allen anderen ist der Tumor oft schon zu groß. Außerdem ist der Eingriff nur durchführbar, wenn der Allgemeinzustand der Patient*innen gut ist und die restliche Lunge die Atemfunktion übernehmen kann.
Ist eine Operation nicht möglich oder wächst der Tumor in lebenswichtige Organe hinein, wird eine Strahlentherapie und/oder Chemotherapie durchgeführt. Diese Therapien können auch nach einer Operation erfolgen, um verbleibende Tumorzellen zu zerstören oder zumindest deren Wachstum hemmen.
Behandlung des kleinzelligen Bronchialkarzinoms
Das kleinzellige Bronchialkarzinom wächst sehr schnell und bildet früh Metastasen, weshalb es selten operiert werden kann. Hier stehen die Chemotherapie und Bestrahlung im Vordergrund. Manchmal wird auch der Schädel bestrahlt, um die Bildung von Metastasen im Gehirn zu verhindern. Fachleute sind sich jedoch nicht einig, um eine solche vorbeugende Bestrahlung mit ihren schwerwiegenden Nebenwirkungen immer sinnvoll ist.
Ergänzend wird in einigen Fällen eine Immuntherapie durchgeführt: Sie unterstützt das körpereigene Abwehrsystem dabei, die Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Eine Immuntherapie kann den Lungenkrebs zwar nicht heilen, aber die Lebensqualität und Überlebenschance der Patient*innen verbessern.
Lungenkrebs: Verlauf bis zum Tod
Insgesamt hat Lungenkrebs eine eher schlechte Prognose, da diese Krebsart früh auf andere Organe übergreifen kann und meist spät diagnostiziert wird. Vor allem das kleinzellige Lungenkarzinom wächst sehr schnell und breitet sich rasch über Blut- und Lymphbahnen in andere Bereiche des Körpers aus.
Über die Hälfte der Patient*innen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Bronchialkarzinom. Bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung durch Operation, Chemo- und/oder Strahlentherapie können einige Patient*innen jedoch langfristig überleben.
Betroffene ohne Aussicht auf vollständige Heilung müssen oft lernen, mit Symptomen wie Schmerzen, Atembeschwerden, Erschöpfung und Angst umzugehen. In enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzt*innen lassen diese sich jedoch lindern.
Wie lässt sich Lungenkrebs verhindern?
Die effektivste Methode zur Vorbeugung von Bronchialkarzinomen ist der Verzicht auf das Rauchen. Auch Passivrauchen in verqualmten Räumen sollte unbedingt vermieden werden. Selbst nach vielen Jahren des Rauchens lohnt es sich, damit aufzuhören: Dies senkt das Risiko für Lungenkrebs erheblich und verbessert die Prognose, falls bereits eine Erkrankung vorliegt.
Wer am Arbeitsplatz mit krebserregenden Stoffen in Kontakt kommt, sollte die Sicherheitsvorkehrungen genau einhalten. Atemschutzgeräte und Filter können die Gefahr verringern. Auch eine gesunde, vitaminreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse scheint eine schützende Wirkung gegen Lungenkrebs zu haben: Die in diesen Lebensmitteln enthaltenen Antioxidantien können Schäden an den Zellen verhindern und damit das Krebsrisiko senken.