Läuse bekämpfen: Was gegen die lästigen Parasiten hilft
Kopfläuse sind Insekten, die sich auf der Kopfhaut ansiedeln und sich vom menschlichen Blut ernähren. Die Parasiten legen ihre Eier (Nissen) an den Haaren ab. Läuse erkennt man an starkem Juckreiz, aber auch mit bloßem Auge sind sie sichtbar. Was hilft gegen die Plagegeister?
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Nahezu jedes dritte Kind in Deutschland ist bis zum 18. Lebensjahr mindestens einmal von Kopfläusen betroffen. Ein Läusebefall (Pedikulose) geht mit Symptomen wie starkem Juckreiz der Kopfhaut, Ekzemen und schlimmstenfalls Hautinfektionen einher.
Im Überblick:
- Steckbrief
- Läuse erkennen
- Symptome
- Ansteckung & Hygiene
- Läuse bekämpfen
- Maßnahmen im Haushalt
- Verlauf
- Vorbeugen
Läuse: Steckbrief der Parasiten
Anders als oftmals angenommen sind Läuse nicht mit den Zecken verwandt, welche zu den Spinnentieren zählen. Kopfläuse sind flügellose Insekten, die zu den Ektoparasiten gehören. Das bedeutet, sie leben auf einem Wirt und ernähren sich von ihm. Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) werden wie Kleider- und Filzläuse zur Familie der Pediculidae gezählt, die sich vom Blut des Menschen ernährt und ihn als Brutplatz für die Fortpflanzung nutzt.
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Eine erwachsene Kopflaus ist rund zwei bis vier Millimeter lang, also etwa so groß wie ein Leinsamen und mit bloßem Auge erkennbar. Die Kopflaus verfügt über Augen und Fühler. Ihre drei Beinpaare sind als Klammerbeine ausgebildet, mit denen sie sich an der Körperbehaarung oder Kleiderfasern festhalten kann.
Läuse brauchen ihren Wirt
Läuse gelten als kälteempfindlich, sie sind optimal an die Temperatur auf dem menschlichen Kopf angepasst. Überleben können sie nur ab einer Temperatur von 22 Grad Celsius, ihre Wohlfühltemperatur entspricht der am Haaransatz, die bei ungefähr 28 Grad Celsius liegt. Kühlere Temperaturen hingegen schwächen die Insekten, sie sterben dann nach etwa drei Tagen ab.
Mit ihren stechenden und saugenden Mundwerkzeugen injizieren Kopfläuse ein gerinnungshemmendes Speicheldrüsensekret in die Blutbahn des Wirts. Dessen Blutgerinnung wird dadurch verlangsamt, das Wirtsblut lässt sich besser aufsaugen. Da Läuse mehrmals täglich das Blut ihres Wirts als Nahrung aufnehmen müssen, können sie ohne Wirt nicht länger als zwei bis drei Tage überleben.
Lebenszyklus: Kopfläuse legen ihre Eier in den Haaren ab
Weibliche Kopfläuse legen bis zu zehn Eier (Nissen) am Tag – im Laufe eines Lebens zwischen 90 und 140 Stück. Die Nissen der Kopflaus werden mit einer wasserunlöslichen, kleberähnlichen Substanz an Haaren oder Fasern befestigt.
Während der gesamten Entwicklung häutet sich der Parasit dreimal. Weibliche Kopfläuse werden bis zu 35 Tage alt, während die männlichen bereits nach zwei bis drei Wochen sterben. Nach sieben bis zehn Tagen schlüpft aus den Eiern eine Larve. Nach weiteren sieben bis zehn Tagen ist die Kopflaus ausgewachsen.
Läuse erkennen: Was krabbelt da?
Treten Symptome wie Juckreiz und schmerzende Hautrötungen auf der Kopfhaut, im Nacken oder hinter den Ohren auf, sollte die betroffene Körperregion auf die Insekten und deren Eier abgesucht werden. Kopfläuse lassen sich in der Regel mit bloßem Auge oder einer Lupe erkennen, auch die weißen Nissen sind gut am Haaransatz sichtbar.
Besonders leicht lassen sich Kopfläuse durch sorgfältiges Auskämmen der feuchten Haare finden. Hierfür eignet sich ein sogenannter Läusekamm (Nissenkamm) aus der Apotheke, dessen Abstand zwischen den Zinken nicht größer als 0,2 Millimeter ist. Mit einem solchen Kamm lassen sich Nissen und Läuse leichter vom Haar abstreifen. Um schmerzhaftes Ziepen zu vermeiden, sollten die Haare vorher Strähne für Strähne mit einem handelsüblichen Kamm entwirrt werden.
Kopfschuppen und Nissen unterscheiden
Anders als die vom Aussehen her ähnlichen Kopfschuppen lassen sich Nissen der Kopfläuse nicht vom Haarschaft abstreifen.
Bei Unsicherheiten, ob ein Befall bei sich selbst oder dem Kind vorliegt, kann ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Dort kann die Diagnose sicher gestellt werden.
Läuse: Symptome eines Kopflausbefalls
Ein Lausbefall äußert sich oft durch starken Juckreiz (Pruritus) und punktförmige Schwellungen, vorwiegend hinter den Ohren, im Nacken und am Hinterkopf. Der Juckreiz ist oftmals nachts am stärksten, da Läuse als nachtaktiv gelten. Deshalb kann ein Befall auch zu Schlafstörungen führen.
Der Juckreiz hat zwei Ursachen:
Kopfläuse injizieren einen gerinnungshemmenden Speichel, der Juckreiz auslöst.
Die Ausscheidungen der Läuse können zum Jucken auf der Haut führen.
Durch Kratzen als Reaktion auf den Juckreiz kann es zu Ekzemen und bakteriellen Infektionen kommen.
Ansteckung und Ursachen für den Befall: Mangelnde Hygiene?
Läuse können bei allen Menschen vorkommen und sind kein Anzeichen für Unsauberkeit oder mangelnde Hygiene. Kopfläuse können weder fliegen noch springen. Sie werden in der Regel durch engen Körperkontakt (von Haar zu Haar) übertragen, zum Beispiel in Kindergarten und Schulen. Kinder, die beim Spielen oft automatisch Körperkontakt haben, tragen somit ein erhöhtes Risiko.
Gemeinsam benutzte Kämme, Haarbürsten oder Mützen und Schals sind ebenfalls ein möglicher Übertragungsweg. Da Kopfläuse ohne Wirt nach spätestens zwei Tagen absterben, ist das Übertragungsrisiko über Kopfbedeckungen oder Spielsachen aber relativ gering.
Läuse kommen saisonal verstärkt vor. Die Laus tritt im Sommer und in südlichen Ländern gehäuft auf, weil sie die Wärme liebt, erklärt der Apotheker Hans-Peter Schüz. "Die Kopfläuse sitzen in Sesseln, Sofas, Betten und Kissen." Kinder seien bevorzugte Laus-Opfer: Wenn die Kleinen beim Spielen die Köpfe zusammensteckten, wanderten die Kopfläuse von einem Kind zum anderen. Schnell seien ganze Schulklassen befallen.
Bei einem Befall durch Kopfläuse sollten immer auch Familienmitglieder behandelt sowie Schule, Kindergarten und weitere enge Kontaktpersonen informiert werden.
Läuse bekämpfen: Was hilft bei Kopfläusen?
Mit einem normalen Shampoo lässt sich Läusen nicht beikommen. Es gibt jedoch spezielle Mittel, die Kopfläuse bekämpfen:
Chemisch: Arzneimittel mit dem Wirkstoff Pyrethrum wirken neurotoxisch.
Physikalisch: Silikonöl (Dimeticon) tötet Kopfläuse, indem es deren Atemwege verstopft.
Mechanisch: Auskämmen der Läuse und Nissen mit einem Läusekamm
Läusemittel sind zum Beispiel in Form von Sprays, Shampoos, Spülungen und Reinigungslotionen erhältlich. Die Kopfhaare müssen mit einem entsprechenden Kopflausmittel oft mehrmals gewaschen und eingerieben werden. Dabei ist unbedingt auf die genaue Einwirkzeit zu achten.
Chemische Läusemittel mit Pyrethrum
Traditionell werden gegen Kopfläuse chemische Mittel verwendet wie Pyrethrumextrakt (gewonnen aus getrockneten Chrysanthemen) oder synthetische Pyrethroide. Sie können allerdings Nebenwirkungen haben wie:
- Hautirritationen
- Allergien
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Präparate überdosiert oder zu häufig angewendet werden. Es wird vermutet, dass der massenhafte Einsatz solcher Medikamente – ähnlich wie bei den Antibiotika – zu Resistenzen vieler Kopflausstämme gegenüber den Wirkstoffen führt. Repräsentative wissenschaftliche Untersuchungen gibt es für Deutschland laut Robert-Koch-Institut (RKI) aber noch nicht.
Physikalische Mittel mit Dimeticon für Kinder geeignet
Eine nebenwirkungsfreie Alternative zu chemischen Läusemitteln bieten Silikonpräparate, die die Kopfläuse nicht vergiften, sondern ihre Atemwege (Tracheen) verstopfen und sie so abtöten. Die Parasiten versorgen sich durch winzige Öffnungen mit Sauerstoff, die sich an den Körperseiten befinden und deren Durchmesser so klein ist, dass nur Flüssigkeiten mit extrem niedriger Oberflächenspannung eindringen können. Silikonöle (Dimeticone) sind in der Lage, in diese Atemöffnungen einzudringen. Auch in die Atemöffnungen der Läuseeier kann Dimeticon gelangen.
Die Mittel sind für Kinder geeignet und dürfen teilweise auch in der Schwangerschaft angewendet werden.
Unterschiedliche Silikon-Präparate
Resistenzen sind bei Silikonölen nicht bekannt. Auch sind sie frei von Nervengiften, was die physikalische Behandlungsmethode zum Mittel der Wahl in der Läuse-Behandlung macht. Jedoch sind nicht alle Silikonpräparate gleich: Es gibt 100-prozentige Silikonöle und zweiphasige Silikonöle, die aus einer Mischung bestehen: einem dünnflüssigen, leicht flüchtigen Dimeticon und einem schwer flüchtigem, schweren Dimeticon. Beide Formen wirken gegen Läuse und deren Nissen. Durch die flüchtigen Bestandteile der zweiphasigen Silikonöle sind die Präparate jedoch leicht entflammbar und müssen von Feuerquellen wie Föhn oder Zigaretten ferngehalten werden.
Nach Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) werden die Haare zweimal behandelt – einmal als Sofortmaßnahme sowie ein weiteres Mal nach acht bis zehn Tagen. Ein Übertragungsrisiko in der Zwischenzeit besteht nicht, da neue Larven erst nach acht bis zehn Tagen schlüpfen.
Schwangere, stillende Frauen und Mütter von Säuglingen sollten stets ärztlichen Rat einholen, bevor sie Läusemittel verwenden. Bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysantemenallergie sollten Kopfläuse nur durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm entfernt werden.
Empfohlen: Kombinationstherapie
Das RKI rät zur Bekämpfung von Kopfläusen die Kombination aus einer chemischen beziehungsweis physikalischen und der mechanischen Methode. Folgendes Behandlungsschema bei Kopfläusen hat sich demnach bewährt:
Tag 1: Der Lausbefall wird mit einem Läusemittel (Insektizid) behandelt und anschließend nass mit einem Nissenkamm ausgekämmt.
Tag 5: Am fünften Tag empfiehlt es sich, die Haare wieder mit dem Läusekamm nass auszukämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen.
Tag 8, 9 oder 10: Um spät geschlüpfte Larven abzutöten, sollte eine erneute Behandlung mit dem Insektizid erfolgen.
Tag 13: Am Tag 13 sollte eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden, bei der die Haare nass ausgekämmt werden.
Tag 17: Um sich rückzuversichern, dass der Läusebefall ausreichend bekämpft wurde, sollte an Tag 17 eine erneute Kontrolle durch Nasskämmen erfolgen.
Läuse: Hygienemaßnahmen im Haushalt
Da das Übertragungsrisiko über Kopfbedeckungen oder Spielsachen relativ gering ist, sind übertriebene Hygienemaßnahmen nicht nötig. Es reicht aus, Bettwäsche, Handtücher sowie gegebenenfalls Mützen und Schals, die zum Zeitpunkt des Befalls genutzt wurden, bei 60°C zu waschen sowie Haarbürsten und Kämme gründlich zu reinigen.
Weitere Hausmittel gegen Kopfläuse:
Sie können Gegenstände, die nicht bei mindestens 60°C gewaschen werden können, auch 48 Stunden in einer Tüte in den Tiefkühlschrank legen. Das tötet die Läuse ab.
Die gleiche Wirkung wird erzielt, wenn die Gegenstände in geschlossenen Müllsäcken verstaut werden. Hier sollte eine Dauer von einer Woche abgewartet werden, um sicherzugehen, dass die Läuse verhungert sind.
Von Hausmitteln wie Essigwasser-Spülungen oder heißer Föhnluft ist abzuraten. Ihre Wirksamkeit ist nicht belegt und durch den Föhn kann die Kopfhaut geschädigt werden.
Verlauf des Kopflausbefalls: Übertragen Läuse Krankheiten?
Ein Befall mit Kopfläusen löst oft einen starken Juckreiz aus, der zu häufigem Kratzen führt. In der aufgekratzten Haut können sich Bakterien ansammeln, die zu Entzündungen oder Ekzemen führen. Um einer Infektion der durch den Juckreiz ausgelösten Kratzwunden vorzubeugen, sollte man vor allem kleinen Kindern die Fingernägel sehr kurz schneiden und gegebenenfalls in der Nacht Baumwollhandschuhe anziehen.
Im Gegensatz zu Filz- und auch zu Kleiderläusen übertragen Kopfläuse in Deutschland aber in der Regel keine Krankheiten.
Vorbeugen: Lässt sich ein Läusebefall vermeiden?
Der Befall mit Kopfläusen lässt sich schwer verhindern. Tritt er an Orten wie Kindergärten oder Schulen auf, verbreiten sich Läuse relativ schnell. Um eine erneute Pedikulose zu vermeiden, sollten die Angaben zur Anwendung der Läusemittel genau befolgt werden.
Läuse gelten nach wie vor als peinlich und als unhygienisch. Deshalb ist Aufklärung wichtig: Kein Kopf ist sicher vor den Parasiten. Falls ein Lausbefall bei sich oder dem Kind bemerkt wird, ist es trotzdem wichtig, alle Kontaktpersonen darüber zu informieren. Nur so kann eine weitere Verbreitung eingedämmt werden.
Kinder, bei denen Kopfläusen festgestellt wurden, dürfen laut Infektionsschutzgesetz in der Zeit des Befalls nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen. In Deutschland besteht laut Infektionsschutzgesetz keine generelle Meldepflicht. Leitungskräfte von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen müssen allerdings das zuständige Gesundheitsamt informieren, wenn Kopflausbefall in ihren Häusern auftritt.
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