Knötchenflechte: Ursachen und Behandlung von Lichen ruber planus
Die Knötchenflechte ist eine stark juckende Hautkrankheit, die auch die Mundschleimhaut betreffen kann. Wie man Lichen ruber planus erkennt und welche Möglichkeiten zur Behandlung zur Verfügung stehen.
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Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Knötchenflechte?
Die Knötchenflechte ist eine nicht ansteckende Hautkrankheit. Typisch für den wiederkehrenden Hautausschlag ist, dass sich zunächst kleine, rote Papeln bilden, die im Verlauf der Krankheit zu schuppigen Hautflecken zusammenwachsen. Betroffene leiden unter einem starken Juckreiz. Eine Infektion mit Hepatitis B und C begünstigen die Entstehung der Knötchen. Kinder leiden dagegen nur selten unter der Hautkrankheit.
In den meisten Fällen heilt die Lichen ruber planus nach bis zwei Jahren vollständig ab. Knötchenflechte kann auch chronisch werden, dann ist die Hautkrankheit schwerer zu behandeln. In der Folge können Narben entstehen und die Lebensqualität sinken.
Lichen ruber planus im Mund
Rund die Hälfte der Betroffenen hat auch Entzündungen der Mundschleimhaut. Es bilden sich in der Regel Geschwüre, die eine blau-weiße Farbe haben und im Mund in einer Linie (Wickham-Streifung) angeordnet sind. Lichen ruber planus im Mund kann schmerzhaft sein und sich zu wunden Stellen entwickeln, andere Betroffene bemerken dagegen nichts von den Entzündungsherden. Betroffene haben eine etwas höheres Risiko für Mundkrebs im Vergleich zu Menschen ohne Knötchenflechte. Während die Hautentzündungen meistens im Laufe der Zeit wieder verschwinden, bleiben die Geschwüre im Mund meistens lebenslang bestehen.
Ursachen der Knötchenflechte
Die Ursachen für Lichen ruber planus sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, das Immunsystem richtet sich fälschlicherweise gegen körpereigene Hautzellen in der Oberhaut. In der Folge entstehen chronische Entzündungsreaktionen, die zu Verdickungen der betroffenen Hautareale führen. Auch Haarfollikel können von der Entzündung betroffen sein und dauerhaft verloren gehen.
Daneben gibt es verschiedene Medikamente, auf die das Immunsystem übermäßig reagiert und wodurch es zur Bildung von Knötchenflechte kommt. Mögliche Auslöser sind:
- Betablocker
- nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
- ACE-Hemmer
- Sulfonylharnstoff
- Medikamente gegen Malaria
- Penicillamin (Morbus Wilson)
- Diuretika wie Thiazide
Entzündungen der Mundschleimhaut können in seltenen Fällen auch durch allergische Reaktionen auf bestimmte Inhaltsstoffe von Zahnpasta, Zahnprothese oder Füllungen ausgelöst werden. Sind Betroffene neben der Allergie auch an einem Lichen ruber planus erkrankt, verstärkt die Allergie die Symptome der Hautkrankheit im Mund – an den Stellen, an denen die Schleimhaut Kontakt zu den allergieauslösenden Stoffen hat.
Symptome von Lichen ruber planus
Die Krankheit Lichen ruber planus zeigt sich an sehr charakteristischen Symptomen. Die kleinen Knötchen sind rot bis violett gefärbt, haben eine klare Kontur und sind am Anfang einzeln auf der Haut verteilt. Sie treten symmetrisch auf, sind also immer an beiden Beinen, Handgelenken, auch am Oberkörper oder im Genitalbereich kann Knötchenflechte entstehen. Während das Gesicht normalerweise nicht betroffen ist, können am Kopf kahle Stellen auftreten, wenn die Entzündung zum Untergang von Haarfollikeln geführt hat.
Neben dem sichtbaren Hautausschlag leiden Betroffene meistens unter Juckreiz, der sehr stark ausgeprägt sein kann. An aufgekratzten Hautstellen können sich leicht neue Knötchen bilden.
Auch die Fingernägel können von Lichen ruber planus befallen sein. Die Symptome variieren von einem verfärbten Nagelbett über eine Längsriffelung bis hin zur zunehmenden Ausdünnung der Nägel. In stark ausgeprägten Fällen verlieren Betroffene die gesamte Nagelplatte und das Nagelbett verwächst narbig.
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Knötchenflechte: Ärztliche Diagnose
In schweren Fällen mit deutlichen Symptomen kann die*der Hautärztin*Hautarzt die Diagnose Lichen ruber planus bereits mit Blickdiagnose stellen. Für eine bessere Sicht ist das Auflichtmikroskop (Dermatoskop) geeignet. Bei Bedarf können weitere körperliche Untersuchungen durchgeführt werden, zum Beispiel wird die Mundschleimhaut inspiziert und die Fingernägel eingehend auf Veränderungen untersucht.
Weisen die Haut und Mundschleimhaut dagegen keine deutlichen oder eindeutigen Anzeichen für eine Knötchenflechte auf, kann eine histologische Untersuchung von Gewebe erfolgen. Dazu wird eine Biopsie der mutmaßlich betroffenen Hautstellen genommen und feingeweblich unter dem Mikroskop untersucht. Dies ist auch bei dem Verdacht auf Lupus erythematodes oder eine Candidose im Mund (Mundsoor) angezeigt, da sie ähnliche Symptome wie die Knötchenflechte verursachen.
Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Hepatitisviren, veranlasst die*der Ärztin*Arzt bestimmte Lebertests oder Bluttests, um diese gegebenenfalls zu bestätigen und behandeln zu können.
Behandlung: Was hilft gegen Knötchenflechte?
Je nach Schwere und Ausprägung der Knötchenflechte wird die Behandlung geplant. In beschwerdefreien Phasen zwischen akuten Ausbrüchen kann die Behandlung pausieren. Wer keine Beschwerden wie Juckreiz hat, muss in der Regel nicht behandelt werden, sondern kann warten, bis die Knötchen von selbst abklingen. Wenn Medikamente die Ursache für Lichen ruber planus sind, werden diese nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt oder durch andere ersetzt.
Präparate mit Kortison: In Form von Salben oder Cremes können Glukokortikoide auf die von der Knötchenflechte betroffenen Hautareale aufgetragen werden. In schweren Fällen kann man die Arzneimittel abends auftragen und über Nacht unter einem Verband einwirken lassen. Alternativ zu Kortison kann Tacrolimus in Hautfalten angewendet werden.
Vitamin-A-Säure (Tretinoin): Als Alternative zu Glukokortikoiden kann dieser Wirkstoff lokal auf die Haut aufgetragen werden.
Lichttherapie: Um das Abheilen der Knötchen zu beschleunigen, kann die Kortison-Behandlung mit einer Lichttherapie kombiniert werden. Bei der PUVA-Therapie wird die Haut erst mit dem Naturstoff Psoralen sensibilisiert und anschließend mit UV-A-Strahlen behandelt. Diese Form der Behandlung muss meistens über mehrere Wochen bis Monate durchgeführt werden.
Systemische Therapie: In schweren Fällen oder wenn auch Nägel und Haare von der Knötchenflechte betroffen sind, können Betroffene zusätzlich Tabletten einnehmen. Sie wirken auf den ganzen Körper und enthalten meist Wirkstoffe wie Acitretin oder Ciclosporin.
Lichen ruber planus im Mund behandeln
Wer unter starkem Brennen auf der Mundschleimhaut leidet, kann Gele oder Mundspülungen mit Lidocain verwenden, das örtlich betäubend wirkt. Dabei auf die ärztliche Empfehlung zur Anwendung achten. Sind die Entzündungen nur wenig ausgeprägt, können sie mit Vitamin-A-Säure behandelt werden. Auch Salben mit antientzündlichem Tacrolimus (Calcineurin-Inhibitor), Mundspülungen oder Haftpasten und Lutschpastillen mit Kortison oder Cyclosporin sowie Dapson, das antibiotisch wirkt, sind Therapieoptionen.
Betroffene sollten auf Alkohol, Nikotin, scharfes Essen und sehr saure Lebensmittel verzichten, da diese Stoffe die entzündete Mundschleimhaut reizen können. Beim Nachweis allergischer Reaktionen auf Inhaltsstoffe von Kosmetika oder Produkten zur Mundhygiene sollten diese vermieden werden.
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