Fehlbildung bei Babys

Klumpfuß: Ursachen und Behandlung

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Meist ist ein Klumpfuß angeboren: Der Fuß des Neugeborenen ist stark nach innen gedreht. Unbehandelt führt das zu großen Problemen. Wird die Fehlstellung jedoch in den ersten Lebenswochen durch Verbände, Schienen oder eine Operation korrigiert, können Betroffene später ganz normal leben.

Baby mit Klumpfuß
© iStock.com/Petardj

Artikelinhalte im Überblick:

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Wie kommt es zu einem Klumpfuß?

Wie ein Klumpfuß (Pes equinovarus) entsteht, wird unter Medizinern immer noch diskutiert. Einerseits gibt es Gendefekte, die zu einer Fehlbildung des Skeletts führen und sich auch auf den Fuß auswirken können. Deshalb treten Klumpfüße in manchen Familien gehäuft auf. Andererseits verdächtigen die Ärzte Probleme mit den Muskeln als Ursache – bei manchen Babys wachsen im Mutterleib die Muskeln der Beine nicht adäquat.

Ursachen dafür können sein:

  • Zu wenig Fruchtwasser: Ist über einen langen Zeitraum zu wenig Fruchtwasser in der Gebärmutter vorhanden, haben die Beine nicht genug Platz, sich gerade zu entwickeln.

  • Sauerstoffmangel: Auch Sauerstoffmangel kann zu verformten Gliedmaßen führen.

  • Ungünstige Lage: Liegt der Fötus sehr ungünstig in der Gebärmutter, kann es passieren, dass die Beine nicht gut wachsen können.

Oft setzt sich ein Klumpfuß aus mehreren Fehlstellungen wie Sichelfuß, Spitzfuß und Hohlfuß zusammen. Muskeln, Knochen und Sehnen wachsen nicht gleichmäßig. Dadurch leidet die Funktionalität des Fußes.

Doch auch bei gesunden Kindern und Erwachsenen kann es noch zu einem Klumpfuß kommen: Früher wurde er häufig von der Kinderlähmung ausgelöst. Heute kommt diese Krankheit dank der Impfung in Europa und Amerika nicht mehr vor. Verletzungen, Schädigungen der Nerven und neurologische Erkrankungen können jedoch ebenfalls zu einem Klumpfuß führen. Allerdings machen erworbene Fehlstellungen nur einen kleinen Teil der Klumpfüße aus.

Wie erkennt man einen Klumpfuß?

In schweren Fällen sehen auch Laien sofort das Problem: Die Füßchen des Neugeborenen zeigen deutlich nach innen, die Gelenke wirken wie abgeknickt. Oft ist nur ein Fuß betroffen, manchmal auch beide. Rund eines von 1.000 Kindern wird mit einem Klumpfuß geboren. Jungen leiden etwa doppelt so häufig unter dieser Fehlstellung wie Mädchen. Durch die Drehung des Fußes weist die äußere Seite nach unten. Im Extremfall laufen Betroffene sogar auf dem Fußrücken. Die Fehlstellung geht meist mit Fehlbildungen sowohl im Gelenk (vor allem im Sprunggelenk) als auch in den Knochen, Sehnen und Bändern einher. Auch die Unterschenkelmuskulatur ist in der Regel bei einem Klumpfuß deformiert. Häufig ist beim Klumpfuß die Achillessehne verkürzt.

Diagnose bei Fehlstellung des Fußes

Normalerweise fällt ein Klumpfuß bei der U1-Untersuchung direkt nach der Geburt auf. Der Arzt prüft, wie weit sich der Fuß in die verschiedenen Richtungen bewegen und drehen lässt. Dabei kontrolliert er auch das Knie- und Hüftgelenk sowie die Durchblutung. Er achtet auf die Ausbildung der Wade und Muskeln. Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen einem Baby, dessen Fuß organische Fehlbildungen aufweist, und einem, das seinen Fuß ohne solche Fehlbildungen nach innen dreht.

Eine Röntgenaufnahme ist nur notwendig, wenn der Fuß sehr stark beeinträchtigt erscheint. Dann kann der Arzt anhand der Röntgenaufnahme sehen, ob ein Fersenhochstand vorliegt. Das ist meist jedoch erst bei älteren Kindern der Fall. Sie laufen dann nur auf den Zehenspitzen. Beim Verdacht auf zusammengewachsene Fußknochen (Coalitio talare) ist eine Kernspintomografie erforderlich. Bei einem Erwachsenen kann auch eine dynamische Fußdruckmessung sinnvoll sein (Pedografie), bei der gemessen wird, an welcher Stelle Druck auf dem Fuß lastet.

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Therapie bei einem Klumpfuß

Um den Fuß möglichst gut und behutsam in die richtige Stellung zu bekommen, muss er so früh wie möglich behandelt werden. Ärzte empfehlen das Anlegen einer sogenannten Gipsredression in den ersten Lebenstagen. Dabei wird der Fuß mithilfe eines gepolsterten Gipses in die richtige Richtung bewegt. Fast jede Woche wird der Gips neu angemessen, um den Fuß ein weiteres Stück an eine normale Stellung zu gewöhnen. Meist hat der Fuß dieses Ziel nach drei bis acht verschiedenen Gipsen erreicht.

Behandlung eines Klumpfußes nach Ponseti

Durchgesetzt hat sich heute die Behandlung nach Ponseti, die in drei Schritten erfolgt:

  • Redression (ungefähr: Zurückschieben)
  • Tenotomie (kleine Operation)
  • Denis-Brown-Schienung

Zuerst wird der Fuß innerhalb der ersten Lebenswochen durch die Gipsredression in eine normale Lage gebracht. Sobald das Gelenk eine Außenrotation (Bewegungsfähigkeit) von etwa 70 Grad erreicht hat, folgt die Tenotomie: Dabei schneidet der Arzt unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung die Achillessehne durch. Dadurch wird in der Regel das Gelenk wieder voll beweglich gemacht. Anschließend wird der Fuß mit einem Gipsverband für etwa drei Wochen in der gewünschten Lage festgehalten. So wächst die Achillessehne innerhalb weniger Wochen wieder vollständig und passend zusammen.

In der dritten Behandlungsphase wird dem Kind eine Denis-Browne-Schiene angelegt. Dabei sind zwei Schuhe auf einer Metallschiene befestigt und können jeweils im gewünschten Winkel fixiert werden. Der gesunde Fuß wird in der Regel auf 40 Grad Außenrotation festgestellt, der Klumpfuß auf 70 Grad. Die ersten drei Monate muss das Baby diese Schuhe die ganze Zeit tragen. Anschließend muss es bis zum vierten oder fünften Lebensjahr die Denis-Brown-Schiene 14 bis 16 Stunden am Tag anziehen, also nachts und während des Mittagschlafs. Sie soll verhindern, dass sich der Fuß in seine ursprüngliche Position zurückdreht (Rezidiv).

Verlauf und Prognose bei einem Klumpfuß

Wird ein Klumpfuß direkt nach der Geburt behandelt und führen die Eltern die Behandlung konsequent durch, sind die Heilungschancen sehr gut. Allerdings empfinden viele Kleinkinder die Schiene als störend, wenn sie älter werden, weil sie in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Da sie gleichzeitig den Sinn noch nicht verstehen, müssen die Eltern hier eine große Herausforderung meistern. Begleitende Physiotherapie, die auch regelmäßig von den Eltern zu Hause durchgeführt wird, unterstützt den Behandlungserfolg.

Trotzdem kann es in manchen Fällen zu einem Rezidiv (Rückfall) kommen. Wenn dann eine Operation nötig ist, bestehen die allgemeinen Operationsrisiken wie Wundheilungsstörungen, Wundinfekte oder Gefäßverletzungen.

Kinder, deren Klumpfuß erfolgreich behandelt wurde, haben später häufig unterschiedlich große Füße und benötigen dementsprechend unterschiedliche Schuhe. Häufig ist bei ihnen auch eine Wade dünner als die andere. Das Ziel jeder Behandlung ist es, Betroffenen normales Laufen sowie Sport zu ermöglichen. In den meisten Fällen gelingt das.

Einem Klumpfuß vorbeugen

Wirklich vorbeugen können Eltern einem Klumpfuß nicht. Allerdings sollten Schwangere alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, um eventuelle Defizite sofort zu erkennen. Auch eine gesunde Lebensweise empfiehlt sich: Insbesondere sorgen eine abwechslungsreiche Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und ein Verzicht auf Alkohol und Tabak dafür, dass sich das Baby im Bauch gut entwickeln kann. Wer als Erwachsener neurologische Probleme feststellt, insbesondere in den Beinen, sollte sich um eine gute und frühzeitige Behandlung kümmern, um einen Klumpfuß zu vermeiden.

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